Brandenburgs Wirtschaftsminister findet: Betriebe müssen bei Besetzung von Lehrstellen umdenken

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POTSDAM. Defizite in Mathe und Deutsch oder mangelndes Sozialverhalten bei Bewerbern sind Probleme, die Handwerksbetrieben Sorgen bereiten. Um ausreichend Ausbildungsplätze zu besetzen, müssten sie aber umdenken, meint Brandenburgs Wirtschaftsminister Christoffers.

  Bei der Besetzung von Lehrstellen müssen Handwerksbetriebe in Brandenburg aus Sicht von Wirtschaftsminister Ralf Christoffers (Linke) umdenken. Auch ältere Bewerber und solche mit schwächeren Schulnoten sollten eine Chance bekommen, sagte Christoffers in einer Antwort auf eine parlamentarische Anfrage.

Wegen der demografischen Veränderungen im Land sinkt die Zahl der Bewerber. Zum Teil mangelhafte persönliche und fachliche Kompetenzen bereiten den Betrieben zusätzliche Schwierigkeiten, geeigneten Nachwuchs zu finden. Betriebe ermöglichen teilweise auch schon Interessenten ohne Schulabschluss einen Einstieg.

Während die Zahl der Ausbildungsbetriebe und das Lehrstellenangebot rückläufig ist, bleiben immer mehr Lehrstellen unbesetzt: Gab es im Jahr 2002 in Brandenburg rund 5300 Ausbildungsbetriebe im Handwerk, waren es 2012 nur noch etwa 3300, also 2000 weniger. Die Zahl der gemeldeten Ausbildungsplätze schwankte in den vergangenen Jahren zwischen mehr als 19 000 und rund 13 000.

Wurden beispielsweise 2003 noch 114 Lehrstellen als unbesetzt gemeldet, waren es 2012 schon 914. Die tatsächliche Zahl kann allerdings noch deutlich höher liegen, denn die Betriebe sind laut Christoffers nicht verpflichtet, unbesetzte Lehrstellen zu melden.

«Zunehmend wird als Grund für die Nichtbesetzung das Problem der „mangelnden Ausbildungsreife“ der Schulabgänger genannt», führte Christoffers aus. Zudem seien Defizite bei der Leistungsbereitschaft, Disziplin und im Sozialverhalten immer wieder ein Thema. An weiteren Problemen nannte der Minister Motivationsschwankungen und fehlende Fähigkeit zur Selbsteinschätzung.

Die Probleme seien nicht in allen Branchen vergleichbar, schränkte der Sprecher der Handwerkskammer Frankfurt (Oder), Michael Thieme, ein. Besondere Probleme, geeignete Bewerber zu finden, hätten Betriebe, in denen man körperlich schwer arbeiten und früh aufstehen müsse, wie etwa Bäckereien.

Die Landesregierung bemüht sich Christoffers zufolge, gerade schwächeren Schülern den Übergang in Ausbildung und Beruf zu erleichtern. Eine zentrale Rolle spiele dabei das von der Europäischen Union geförderte Programm «Initiative Oberschule». Das Programm soll den Schulen helfen, Schülern bessere Abschlüsse zu ermöglichen, ihre Ausbildungsfähigkeit zu verbessern und ihre Persönlichkeit zu stärken.

Chancenlos sind Schüler mit Defiziten nicht: Etwa sieben Prozent der Jugendlichen, die 2012 einen Ausbildungsvertrag abschlossen, hatten keinen Hauptschulabschluss. Etwas mehr als jeder Dritte (rund 36 Prozent) hatte einen solchen; 44 Prozent verfügten über einen Realschulabschluss und rund 13 Prozent hatten die Hoch- oder Fachhochschulreife.

Einige Betriebe hätten ihre Ansprüche an die Bewerber inzwischen heruntergeschraubt, erläuterte die Leiterin der Abteilung Berufsbildung in der Handwerkskammer Frankfurt (Oder), Michaela Schmidt. Ausruhen dürften sich Bewerber aber trotzdem nicht. Gerade Lehrlinge ohne Schulabschluss würden besonders intensiv gefördert, etwa mit Nachhilfeunterricht. Für sie sei eine Ausbildung oft mit besonderen Anstrengungen verbunden. dpa

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