BERLIN. Bundesbildungsministerin Johanna Wanka (CDU) will Studienabbrechern mit einem bundesweiten Konzept neue Berufschancen im Handwerk eröffnen. «Ich möchte, dass in diesem Land wirklich jeder eine Chance hat, sich vernünftig zu bilden und einen Abschluss zu haben», sagte sie im ARD-«Morgenmagazin».
«Nun ist die Zahl der Studienabbrecher nicht gering – gerade auch in den Ingenieurwissenschaften. Und andererseits haben wir im Handwerk ganz viele Ausbildungsplätze, die nicht besetzt werden können.» Studienabbrecher sollten frühzeitig wissen, dass sie gebraucht würden. Es gebe viele Gründe für einen Studienabbruch. Oft wüssten die Studenten nicht, welche Anforderungen beispielsweise in Mathematik oder Physik gestellt würden.
Es habe mit den Beteiligten aus dem Handwerk, mit Betrieben, Hochschulen, Arbeitgebern und Gewerkschaften teils bereits Gespräche gegeben, noch weitere stünden an, sagte ein Ministeriumssprecher. «Das wird sicherlich in ein Konzept münden, das dann irgendwann auch in der Fläche Anwendung findet.»
Bereits im Mai 2013 hatte Wanka angekündigt, Studienabbrecher für eine betriebliche Ausbildung gewinnen zu wollen. Mit den Kammern strebe sie Pilotversuche an. Zuvor an Hochschulen erbrachte Leistungen könnten auf die Ausbildungszeit angerechnet werden.
Grünen-Bildungsexperte Kai Gehring forderte Wanka auf, endlich ein konkretes Konzept vorzulegen. In erster Linie aber solle sie sich gemeinsam mit den Ländern darum kümmern, Studienabbrüche deutlich zu reduzieren – «durch bessere Studienbedingungen, eine verlässliche Hochschulfinanzierung und eine BAföG-Erhöhung», verlangte er.
Insgesamt liegt die Studienabbrecherquote in der Bachelor-Studiengängen laut Berufsbildungsbericht bei 28 Prozent. An den Maschinenbau-Fakultäten bricht zum Teil jeder Zweite sein Studium vorzeitig ab.
Das Handwerk wirbt seinerseits verstärkt um Studienabbrecher und Gymnasiasten. Über die Hälfte der Kammern unterstützt laut einer Umfrage des Zentralverbandes des Deutschen Handwerks (ZDH) entsprechende Kooperationsprojekte mit Hochschulen, wie ZDH-Präsident Hans Peter Wollseifer vergangene Woche sagte. In den nächsten zehn Jahren suchten etwa 200 000 Handwerksunternehmer vor ihrem Ruhestand einen Nachfolger.
Beim Werben um Studienabbrecher reichen die Kooperationen zwischen Handwerkskammern und Hochschulen von gemeinsamen Informationsflyern und Beratung bis hin zur direkten Vermittlung von Ausbildungsplätzen. Bei einem Pilotprojekt der Handwerkskammer für Unterfranken mit der Universität Würzburg seien etwa 27 Studienabbrecher in die handwerkliche Ausbildung vermittelt worden, sie erlernen Berufe wie Schreiner, Hörgeräte-Akustiker, Feinwerkmechaniker und Elektroniker. dpa
Zum Bericht: “Klare Orientierung”: Handwerk wirbt um frustrierte Studenten