SCHRIESHEIM. Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) hat sich irritiert über den Streit um den neuen Bildungsplan geäußert. «Das ist eine ziemlich verquere Debatte, die da stattfindet», sagte er in Schriesheim am Rande einer Mittelstandskundgebung des Bundes der Selbständigen (BDS). «Solche Vorwürfe, wir wollten da irgendjemanden umerziehen, sind vollkommen abwegig.» In demokratischen Staaten gebe es keine Umerziehung. «Wer Angst hat, dass man vielleicht schon schwul wird, wenn man nur darüber redet, dem kann ich auch nicht helfen.»
Grün-Rot will die Unterrichtsziele für die Schulen überarbeiten und etwa dem Thema Homosexualität mehr Raum geben. Dagegen gibt es seit Monaten Proteste. «Wir werden da jetzt nochmal mit allen Beteiligten reden, die Dinge vielleicht nochmal so formulieren, dass sie nicht dauernd missinterpretiert werden können», kündigte Kretschmann an. «Es ist erstmal ein Arbeitspapier, das wird natürlich mit Sicherheit geändert.» Einige Formulierungen gäben möglicherweise Anlass zu Missverständnissen. «Das zeigt ja die ganze Debatte.» Im Kern gehe es darum, dass Schüler lernen müssten, sich in andere hineinzuversetzen. «Nur so entsteht Toleranz.»
Die CDU-Landtagsfraktion forderte Grün-Rot zu einem Neustart bei der Bildungsplanreform auf. CDU-Bildungsexperte Georg Wacker sagte in Stuttgart: «Wir erwarten von der Landesregierung, dass sie sich schleunigst von dem Projekt eines
grün-roten Bildungsplans 2015 verabschiedet und stattdessen den neuen
Bildungsplan auf eine breite gesellschaftliche Basis setzt.»
Kretschmann meinte dazu: Ob die Reform verschoben werden müsse, könne er nicht beurteilen. Den Zeitplan bezeichnete er allerdings als «sehr ambitioniert». dpa
Zum Bericht: Streit um “sexuelle Vielfalt” im Unterricht: Wird das Projekt verschoben?
Kretschmann letzte Sätze deuten darauf hin, dass der Bildungsplan überarbeitet werden wird; das war ja die Hauptforderung der Petition. Oder will er es wirklich nur verschieben und einfach später durchziehen, wenn keiner mehr darauf achtet?