Zurück in die Zukunft: Kultusministerin Heiligenstadt beerdigt G8 in Niedersachsen bis 2015/2016

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HANNOVER. Niedersachsen wird Trendsetter: Als bundesweit erstes Bundesland zieht es einen Schlussstrich unter das ungeliebte Turbo-Abi nach 12 Jahren. Nur noch die Überflieger in den Klassen sollen künftig eine Chance haben, auf der Schnellspur den Weg zum Abitur abzulegen.

Plant eine Abkehr von G8: Niedersachsens Kultusministerin Frauke Heiligenstadt. Foto: Martin Rulsch / Wikimedia Commons CC-by-sa 3.0/de
Plant eine Abkehr von G8: Niedersachsens Kultusministerin Frauke Heiligenstadt. Foto: Martin Rulsch / Wikimedia Commons CC-by-sa 3.0/de

Nach den Sommerferien 2015 kehrt Niedersachsen als erstes Bundesland zum Abitur nach 13 Schuljahren zurück und verabschiedet sich vom Turbo-Abi. «Ich werde in Niedersachsen ein modernes Abitur nach 13 Jahren einführen», erklärte Kultusministerin Frauke Heiligenstadt (SPD) am Mittwoch zum Abschluss des Dialogforums «Gymnasien gemeinsam stärken» in Hannover. Lehrer würden entlastet und hätten mehr Raum für Förderung, da Kernlehrpläne nicht ausgeweitet würden. Heiligenstadt: «Wir wollen nicht zurück zu den alten Lehrplänen, die vor zehn Jahren gegolten haben.»

Die Umstellung beginnt mit dem Schuljahr 2015/2016, einbezogen werden sollen die Jahrgänge 5, 6, 7 und 8. Der erste Schuljahrgang dürfte damit voraussichtlich im Schuljahr 2020/21 sein Abitur nach 13 Jahren ablegen können. Leistungsstärkeren Schülern wird bei entsprechenden Leistungen aber auch die Möglichkeit eingeräumt, abweichend von der neuen gymnasialen Regelzeit nach zwölf statt 13 Jahren das Abitur zu machen. Basis von Heiligenstadts Entschluss ist ein Expertenbericht, dessen Erkenntnisse die Ministerin vorstellte. Der G9-Mehrbedarf an Vollzeit-Lehrkräften wird bei rund 130 Pädagogen gesehen.

Die Ministerin betonte mit Blick auf die geplanten Veränderung beim niedersächsischen Abitur, es solle künftig mehr Möglichkeiten für die Berufs- und Studienorientierung geben. Konkretere Details will sie am Donnerstag bei einer Pressekonferenz in Hannover bekanntgeben.

Beifall kam von Parteien und Gewerkschaften. «Für die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft Niedersachsen ist es ein großer Erfolg, dass die rot-grüne Koalition das Turbo-Gymnasium und Deformationen der reformierten Oberstufe beseitigt, die die schwarz-gelbe Regierung eingeführt hatte», sagte der Landesvorsitzende Eberhard Brandt.

Die Verkürzung der gymnasialen Schulzeit auf acht Jahre (G8) war nach dem «PISA-Schock» als Teil der Bildungsreform 2011 an Niedersachsens Schulen eingeführt worden und wegen des Lernstresses schnell als ungeliebtes Turbo-Abi in die Kritik geraten. Heiligenstadt betonte laut Erklärung: «Das Abitur nach zwölf Jahren wurde in Niedersachsen überhastet eingeführt und hat nicht nur an den Schulen zu vielen Problemen geführt.»

Zum Kommentar: G8: Rette sich, wer kann

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