Mathe vier – Abiturienten in Mecklenburg-Vorpommern schneiden seit Jahren schlecht ab

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SCHWERIN. Viele Abiturienten in Mecklenburg-Vorpommern glänzen nicht gerade in ihren schriftlichen Abschlussprüfungen. Das geht aus der Antwort der Landesregierung auf eine Kleine Anfrage der Linken im Landtag hervor. Danach kommen Schüler, die in der Mathematik-Prüfung Aufgaben des Grundniveaus wählen, seit Jahren im Landesdurchschnitt kaum über 6 von 15 möglichen Punkten hinaus. «Das entspricht Note vier», sagte die Bildungspolitikerin der Linken, Simone Oldenburg. Leistungsstärkere Schüler, die Aufgaben mit erhöhtem Anforderungsniveau wählen, schneiden demnach besser ab, bleiben aber laut Oldenburg im Schnitt auch unter 10 Punkten. Die Politikerin zeigte sich entsetzt über dieses Leistungsniveau.

Bildungsminister Mathias Brodkorb (SPD) erklärte die schwachen Leistungen bei den Prüfungen auf grundlegendem Niveau folgendermaßen: «Je mehr Jugendliche eines Jahrgangs das Abitur machen, desto größer wird der Anteil weniger leistungsstarker Schüler unter ihnen.»

Das lässt sich bundesweit beobachten. So hat Bayern mit dem höchsten Mathe-Leistungsniveau von Gymnasiasten (Ländervergleichsstudie 2012, 9. Klasse) eine der niedrigsten Abiturientenquoten in ganz Deutschland. In Hamburg legt der größte Anteil eines Jahrgangs die Hochschulreife ab. Das Leistungsniveau dort zählt Studien zufolge zu den niedrigsten. Für Mecklenburg-Vorpommern stellte der Minister klar: «Einfachere Abitur-Klausuren wird es nicht geben.» Das Abitur sei die Voraussetzung zum Studieren und da müssten bestimmte Fähigkeiten vorhanden sein.

Vor diesem Hintergrund sei es fraglich, ob die Abiturientenquote noch weiter in die Höhe getrieben werden kann und sollte. In Mecklenburg-Vorpommern legen derzeit fast 38 Prozent eines Jahrgangs die Hochschul- oder Fachhochschulreife ab. Nach Brodkorbs Ansicht besteht die Gefahr, dass eine weitere Erhöhung auf Kosten der Qualität geht.

Oldenburg sieht die Ursache für die schwachen Abiturleistungen in Mathematik in einer Reform der gymnasialen Oberstufe (Klasse elf und zwölf) im Jahr 2008. Damals wurde in Mecklenburg-Vorpommern das System von Grund- und Leistungskursen abgeschafft, in dem die Oberschüler ihren Unterricht zum Teil nach ihren Neigungen zusammenstellen konnten.

Heute erhielten alle Elft- und Zwölftklässler unabhängig vom Leistungsniveau denselben Mathematik-Unterricht im Klassenverband. Förderunterricht für die besonders Leistungsfähigen, die später vielleicht Mathe oder Physik studieren wollen, sei nicht vorgesehen. «Übrigens auch nicht für die Leistungsschwächeren», sagte Oldenburg. Das führe dazu, dass der Lehrer keiner der beiden Gruppen wirklich gerecht werden kann. Zudem wiederholten bis zu zehn Prozent eine Klasse in der gymnasialen Oberstufe, und auch die Zahl der Schüler, die das Gymnasium ohne Abitur verlassen, sei mit mehr als zehn Prozent besorgniserregend hoch.

«Man hat damals mit der Reform einfach Stunden und damit Geld eingespart», sagte Oldenburg. Das gehe nun zulasten der Abiturienten und ihrer Leistungen. Auch in Deutsch und Englisch entspreche der Punktedurchschnitt in den schriftlichen Abschlussprüfungen nur Note drei.

Brodkorb sagte, in der Tat müsse man sich anschauen, ob die Reform von 2008 erfolgreich war. Eine Arbeitsgruppe mit Schulleitern und Vertretern von Lehrerverbänden soll die Strukturen an den Gymnasien überprüfen, kündigte er an. Iris Leithold/dpa

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