DÜSSELDORF. Kaum ein Thema über das häufiger gestritten wird: Die Rechtschreibung. Jetzt hat die FDP-Opposition im Landtag NRW die Methode „Schreiben wie Hören“ nach dem Pädagogen Reichen zur Diskussion gestellt – sie fordert eine Aussetzung der Methode. Jetzt wurden Experten dazu angehört. Ihr Fazit: Die Reichen-Methode in Reinform finde so gut wie nicht mehr statt. Auf dem Weg zu einer guten Rechtschreibung komme es entscheidend auf die Kompetenz der Lehrkräfte an, meldet die Landtagswebseite landtag.nrw.de.
Zentrale Kritik übt die FDP an der Methodik des Schweizer Reformpädagogen Jürgen Reichen, nach der Kinder möglichst unbeschwert an das Schreiben herangeführt werden sollen und sich die Schriftsprache eigenständig erarbeiten. Fehler werden von den Lehrkräften zunächst nicht verbessert. Aufgrund dieser und ähnlicher Methoden nähmen die Rechtschreibschwierigkeiten sprunghaft zu, heißt es im Antrag der FDP.
Wie die Landtagswebseite berichtet, sagte Prof. Agi Schründer-Lenzen von der Universität Potsdam, dass manche Kinder nach der Grundschulzeit tatsächlich keine verständlichen Texte verfassen können. Zu lange hätten sie gehört “Schreibe, wie Du sprichst.” In der Tat gebe es zu viele Kinder, die nicht gut genug lesen und schreiben könnten, stimmte Prof. Hans Brügelmann vom Grundschulverband zu. Allerdings sei Schreiben mehr als Rechtschreibung. Und dass sich letztere wirklich verschlechtert habe, sehe er empirisch bislang nicht ausreichend belegt. Auch hinsichtlich des Vergleichs unterschiedlicher Methoden, wie etwa der von Reichen, fehlten experimentell kontrollierte Studien.
Zentraler Bestandteil der Reichen-Methode aus den 1970er-Jahren ist eine Anlauttabelle. Diese stellt den Klang einzelner Buchstaben anhand von Bildern dar. So sollen die Kinder möglichst schnell eigene Texte verfassen können.
Dazu äußerten sich die Experten aus der Wissenschaft in der Anhörung, laut landtag.nrw.de, folgendermaßen: Anlauttabellen gebe es zuhauf, sagte Wolfgang Steinig, Professor an der Universität Siegen. Es komme darauf an, wie man damit umgehe und dass man sie nicht langfristig als zentrales Element nutze – alles andere sei methodisch dünn. Die Grundschullehrerinnen Maren Reimann aus Dortmund und Katja Hellmann aus Minden berichteten von ihrem Unterricht mit diesem Instrument. Der mit der Einschulung verbundene Wunsch der Kinder sei es, zügig Lesen und Schreiben zu lernen. Das könnten sie nur, wenn ihnen – wie mit der Anlauttabelle möglich – von Beginn an alle Buchstaben zur Verfügung stünden, erläuterte Hellmann. “Ganz klar ist aber auch, dass Kinder an Rechtschreibnormen herangeführt werden müssten”, ergänzte Reimann. Freischreiben und gezielte Rechtschreibarbeit gingen Hand in Hand. Wann die Anlauttabelle wegfallen könne, entscheide sich individuell je nach Kind. Kinder hätten in der Hinsicht einen ganz unterschiedlichen Stand, bestätigte Prof. Erika Brinkmann von der Pädagogischen Hochschule Schwäbisch Gmünd. Manche bräuchten die Tabelle bis weit ins zweite Schuljahr. Sie sprach sich zudem für modellhafte Korrekturen aus, die den Kindern parallel zu ihrer fehlerhaften die richtige Schreibweise aufzeigten. Sobald Kinder ein Verständnis des Alphabets hätten, könne man mit ihnen über Rechtschreibung sprechen.
Voller Lob war Prof. Schründer-Lenzen für die geschilderten Fälle aus der Praxis. Das sei weit entfernt von der reinen “Lesen durch Schreiben”-Lehre, sagte sie laut landtag.nrw.de. Reichen sei der Auffassung gewesen, dass Schreibenlernen ganz von selbst passiere und Kinder im ersten Schuljahr keinerlei Systematik bräuchten. “Zum Glück werden diese Statements von ihm mittlerweile in der Unterrichtspraxis auch anders wahrgenommen”, meinte die Wissenschaftlerin. Es herrsche Konsens darüber, dass alle Kinder von Anfang an die Einsicht in rechtschreibliche Prinzipien bräuchten.
Landtag.nrw.de berichtet weiter, dass auch Prof. Stefan Jeuck vom Sprachdidaktischen Zentrum an der Pädagogischen Hochschule Ludwigsburg betonte, er kenne niemanden, der rein nach “Lesen durch Schreiben” unterrichte. Der Mix unterschiedlicher Methoden und damit eine große Vielfalt von Lehransätzen sei in den Schulen die Regel. Daher mache es auch keinen Sinn, eine Methode isoliert ins Zentrum der Rechtschreibdiskussion zu stellen. Auch das Verbot einer speziellen Methode bewerteten die Sachverständigen als nicht zielführend und teils als überzogene Einmischung der Politik. nin
Zum Antrag der FDP geht es hier
Zum Kommentar Streit um “Schreiben wie Hören” – Pure Ideologie ist im Spiel
In den siebziger Jahren glaubten kluge Menschen in den Kultusministerien, man müsse den Mathematikunterricht auf eine neue Grundlage stellen, und führten die Mengenlehre ein. In den folgenden Jahren waren alle Volkshochschulkurse überfüllt mit Eltern, die verzweifelt versuchten, sich diese neue Segnung zu eigen zu machen, um ihre Kinder unterstützen zu können, bis man schließlich sogar im KM zu der Einsicht kam, dass diese Mengenlehre wohl doch nicht der Stein der Weisen war und sie heimlich, still und leise abschaffte. Ich bin zwar nicht vom Grundschul-Fach, aber die Einführung dieser tollen neuen Methode Schreiben zu lernen erinnert mich perfide an den ebenso raffinierten wie erfolglosen Versuch, den Kindern mithilfe der Mengenlehre tiefere Einsichten ins Rechnen zu vermitteln.
Manchmal drängt sich mir der Eindruck auf – und G8 war ein weiteres Beispiel dafür -, dass die Herrschaften in den Kultusministerien unsere Kinder für großangelegte Menschenversuche missbrauchen.
Gefällt mir: “großangelegte Menschenversuche”. Zu den Verantwortlichen würde ich außer den “Herrschaften in den Kultusministerien” allerdings noch die halbseidenen “Pädagogik-Wissenschaftler” zählen, die es großartig verstehen, fortschrittliche Münchhausen-Geschichten als bewiesene Realität zu verkaufen.
Da stimme ich Ihnen zu, schränke allerdings ein, dass diese “halbseidenen” Pädagogik-Wissenschaftler” nichts Schlimmes bewirken können, wenn ihnen nicht auch eine große Jüngerschar kritiklos folgen würde.
Wo keine Nachfrage vorhanden ist, gibt’s auch kein Angebot!!
Zweifellos richtig!
Eine Schande, dass eine Methode, die es seit den 1970er Jahren gibt, noch nicht wissenschaftlich untersucht wurde.
Schade, dann möge jede(r) selber lesen. Link folgt.
http://www.grundschulservice.de/Elternbrief%20Nr.%2013.htm
In dem Artikel kommt auch Prof. Brüggelmann zu Wort. Wie es jemand schafft, ohne Lehramtsbefähigung so eine steile pädagogische Karriere “hinzulegen”, steht alles im o.g. Link unter dem Pkt. XVI.
Warum gibt es den Artikel von Nina Braun eigentlich doppeltl? Einmal mit Bild der Verfasserin und einmal ohne. Was verspricht sich die Redaktion davon?
Die Grundschullehrerin Karen Reimann: ” Der mit der Einschulung verbundene Wunsch der Kinder sei es, zügig Lesen und Schreiben zu lernen.”
Und deswegen eine falsche Methode, die bestenfalls die simple Lesetechnik (Zusammenziehen der Buchstaben) recht schnell ermöglicht, sinnentnehmendes Lesen – also eigentliches Lesen – und korrektes Schreiben dafür aber enorm behindert und manchen Kindern fürs ganze Leben unmöglich macht?? Ich fasse es nicht, wie man eine solche Methode auch noch loben kann. Offenbar reden da viele mit, die vom wirklichen Lesen- und Schreibenlernen keine Ahnung haben. Dazu gehört auch Frau Reimann.
“Lesen durch Schreiben” und “Schreiben nach Gehör” sind offensichtlich nicht dasselbe. In der ganzen Diskussion geht es aber durcheinander.
Außerdem sollte doch die Rechtschreibreform das Schreiben erleichtern, warum wird davon gar nicht mehr gesprochen?
Die Rechtschreibreform war m. E. eine Schlechtschreibreform, also alles andere als gut. Soweit ich weiß, gilt sie heute in Expertenkreisen fast einhellig als politisch motivierter Sündenfall. Die Politiker werden aber den Teufel tun, sich bloßzustellen durch die Rücknahme der Rechtschreibreform.
Zu Ihrem Einwand, daß “Lesen durch Schreiben” und “Schreiben nach Gehör” nicht dasselbe seien, dieser Text:
„Das Konzept ‚Lesen Durch Schreiben’
Seit gut zehn Jahren sollen Schüler der ersten und zweiten Klasse die Worte nach Gehör zu Papier bringen, Fehler werden zunächst nicht angestrichen. Entwickelt wurde das Konzept in den 70er Jahren vom 2009 verstorbenen Schweizer Reformpädagogen Jürgen Reichen.
Eine Variante dessen ist die in Deutschland weit verbreitete sogenannte “Rechtschreibwerkstatt” vom Schulpsychologen Norbert Sommer-Stumpenholz. Danach sollen Kinder nicht mehr einzelne Buchstaben lernen, sondern zunächst nach Gehör schreiben – also gesprochene Sprache wiedergeben.“
Ich kann nicht erkennen, wo der große Unterschied zwischen “Lesen durch Schreiben” und “Schreiben nach Gehör” liegt. Beides geht vom Hören aus und schreibt diesem eine überragende Bedeutung zu, während alle Norm in der Schriftsprache bzw. Rechtschreibung als Muss zum Beiseiteschieben gilt.
Die Wurzel allen Übels scheint mir dieselbe.
Es ist schon erstaunlich, was hier angeführt und durcheinander geweorfen wird.
Wer von Ihnen wohl schon vielfach Erstklässlern im Alter von 5-7 Jahren beim Lesen- und Schreibenlernen begleitet hat.
Das Zusammenziehen zweier Laute als läppisch darzustellen, zeugt von Unkenntnis, es bleibt der Knackpunkt im Prozess, der manchen Kindern trotz aller Übung eben nicht zufällt.
Mir stellt sich inzwischen die Frage,was die Alternative sein soll, wenn LdS, Schreiben nach Gehör (das sind wohlgemerkt auch Diktate) und weiteres Hören, Sprechen und Schreiben als Fehlentwicklung gebrandmarkt werden.
Bleibt noch das monotone Vortragen auswendig gelernter Fibeltexte sowie deren Abschrift, möglichst beginnend mit Sütterlin, schließlich fordert man ja auch eine ordentliche Schreibschrift.
Oder wie stellen Sie sich den Erstunterricht im Lesen und Schreiben vor?
Palim
Sie argumentieren recht unfair. Wenn Sie einfach so tun, als seien Meinungsgegner nur Leute, die von Tuten und Blasen keine Ahnung haben oder veraltete Vorstellungen pflegen, so ist das eine unnütze Art von Meinungsaustausch.
Als pensionierte Grundschullehrerin gehöre ich zu denen, die ca. 40 Jahre lang den Kindern das Lesen und Schreiben beigebracht hat. Am liebsten unterrichtete ich die Schulanfänger wegen des spannenden Lese- und Schreiblehrgangs. Auf keinem anderen Gebiet konnte ich die Lernzuwächse und stolze Freude der Kinder über das rasant zunehmende Können so deutlich beobachten wie auf diesem Gebiet. Dass ich keine Ahnung hätte von dem, worüber ich rede, ist bei mir also schwerlich zu behaupten.
Ich möchte bestätigen, dass es relativ einfach ist, den Kindern das Zusammenziehen zweier Laute beizubringen. Wer hier den entscheidenden Knackpunkt sieht, gibt mir Rätsel auf. Ich kann auch bestätigen, dass die reine Lesetechnik eine Sache von Monaten – höchstens einem Jahr ist – ohne dass hierfür eine Nichtbeachtung der Rechtschreibung nötig ist.
Übrigens habe ich als blutjunge Lehrerin noch die Einführung der sog. Ganzsatzmethode erlebt, die damals als wesentlicher Fortschritt galt – ähnlich wie heute die Reichen-Methode. Als im Laufe der Jahre nicht mehr zu übersehen war, dass auffallend viele Kinder auf den weiterführenden Schulen gravierende Mängel im Lesen und Schreiben hatten, verschwand die Methode glücklicherweise recht schnell in der Versenkung. Allerdings blieben etliche der „fortschrittlich“ unterrichteten Kinder als Methodenopfer zurück.
Wenn ich bezüglich Methoden eins gelernt habe in meinem Berufsleben, dann ist es Misstrauen gegenüber Begriffen wie „modern“ oder „fortschrittlich“ und andererseits „altmodisch“ oder „Sütterlin“. Für mich gibt es nur gute oder schlechte Lernwege, das Alter ist egal. Wer dies zum Kriterium macht, hat es wohl bitter nötig.
Auf das, was Sie polemisch als Alternative zur Reichen-Methode nennen, erspare ich mir eine Entgegnung. Darum nur die Gegenfrage: Wollen Sie allen Ernstes behaupten, dass vor dem „Lesen durch Schreiben“ oder „Schreiben nach Gehör“ die Kinder so unterrichtet worden wären wie Sie sich das in Ihrer Unkenntnis über andere Methoden ausmalen?
“Darum nur die Gegenfrage: Wollen Sie allen Ernstes behaupten, dass vor dem „Lesen durch Schreiben“ oder „Schreiben nach Gehör“ die Kinder so unterrichtet worden wären wie Sie sich das in Ihrer Unkenntnis über andere Methoden ausmalen?”
Nein,
ich wollte den Spieß umdrehen und ebenso plakative Argumente anführen, wie sie die LdS-GegnerInnen anbringen, die alles in einen Topf werfen, wenig differenziert darstellen und von heutigem Unterricht offenbar keine Vorstellung haben.
Die Beherrschung des Lesens und des Schreibens fällt nicht vom Himmel, verschiedene Lernwege sind wichtig und Ansätze, die mit LdS in die Schulen gekommen sind, müssen nicht absolut nichtig, falsch und verkehrt sein.
Auch mit diesen Methoden oder einem Methodenmix ist das zu beobachten, was Sie berichten: “Auf keinem anderen Gebiet konnte ich die Lernzuwächse und stolze Freude der Kinder über das rasant zunehmende Können so deutlich beobachten wie auf diesem Gebiet.” Das würden vermutlich alle Lehrkräfte sofort unterschreiben, selbst wenn sie mit ganz unterschiedlichen Methoden arbeiten, denn die Mehrzahl der Kinder erlebt den Schulanfang so. Zum Glück!
Das ist aber nicht bei allen so. Dass Ihnen keine Kinder aufgefallen sind, die zwei Laute nicht zusammenschleifen konnten, lässt mich wahrhaftig rätseln. Gerade bei diesen Kindern ist es eben keine Sache von wenigen Monaten, sondern ein sehr mühsamer Prozess. Und gerade diese Kinder werden nicht richtig schreiben, es sei denn, sie malen Buchstabe für Buchstabe ab. DAS liegt aber sicher nicht an der Methode LdS, sondern an Fähigkeiten, die bei diesen Kinder nicht ausgebildet sind.
Gleiches gilt m.E. für Kinder mit LRS, wie auch für ganz andere Gebiete, häufig ist zu beobachten, dass die Wahrnehmung, z.B. Raum-Lage und Serialität, eingeschränkt ist. Das wird eben heute in der Didaktik und Methodik mit berücksichtig und muss auch einbezogen werden, wenn Kinder, die eingeschult werden, nur über einen Bruchteil der Fähigkeiten verfügen, die noch vor 20, 30 oder 40 Jahren “Standard” waren.
Vielfältige Methoden zu nutzen hat wenig damit zu tun, auf den modernen Zug aufzuspringen oder alles unkritisch zu übernehmen. Da würde ich eher diejenigen LehrerInnen ansiedeln, die buchgläubig Seite um Seite in Arbeitsheft und Fibel abarbeiten, ohne nach links und rechts zu gucken, weil man das ja schon immer so gemacht hat.
Zudem bleibe ich bei meiner These, dass die Probleme vielfältiger sind, als dass ihre Lösung in dem Verbot einer einzelnen Methode liegen könnte. Vielleicht ist es auch nur ein Vorwand, um sich um anderes nicht kümmern zu müssen und die Augen verschließen zu können.
Bleibt noch die Antwort auf die Frage schuldig, wie denn Erstlese- und Schreibunterricht aussehen soll, der alle Kinder von 5-7 Jahren individuell und inklusiv mitnimmt.
Palim
Sie sagen: “Dass Ihnen keine Kinder aufgefallen sind, die zwei Laute nicht zusammenschleifen konnten, lässt mich wahrhaftig rätseln.”
Was behaupten Sie denn da von mir? Natürlich gibt es bei jeder Methode Kinder, die hier oder anderswo Schwierigkeiten haben und natürlich sind sie mir auch aufgefallen. Sie bildeten aber die berühmte Ausnahme und erhielten mit ähnlichen Fällen aus Parallelklassen zusätzliche Förderstunden. Leider war deren Erfolg oft nur mäßig – ähnlich wie im Förderunterricht für Mathematik.
Sie sagen weiter: “Bleibt noch die Antwort auf die Frage schuldig, wie denn Erstlese- und Schreibunterricht aussehen soll, der alle Kinder von 5-7 Jahren individuell und inklusiv mitnimmt.”
Erwarten Sie, dass hier jemand statt eines Kommentars ein Buch schreibt? Außerdem gibt es keine Methode, die ausnahmslos das erfüllt, was Sie hier fordern. Es gibt nur Methoden, die dem Wunschziel, alle Kinder erfolgreich mitzunehmen, möglichst nahe kommen – zumindest näher als andere. Das wissen Sie ebenso gut wie ich oder sollten es wissen. Warum dann solch „blöde“ Fragen?
“Sie bildeten aber die berühmte Ausnahme und erhielten mit ähnlichen Fällen aus Parallelklassen zusätzliche Förderstunden. Leider war deren Erfolg oft nur mäßig – ähnlich wie im Förderunterricht für Mathematik.”
Ja. So war es früher. Heute gibt es keinerlei Förderstunden dafür. Die wurden schon vor Jahren gestrichen. Lediglich Schulen mit sehr hohen Prozentzahlen förderbedürftiger Schüler können diese beantragen, was nicht bedeutet, dass sie gewährt werden.
Dass der Erfolg von Förderung einen langen Atem braucht und meist langfristige, intensive Hilfe von Nöten wäre, sehen zwar LuL, die Schulpolitik reagiert darauf aber anders: das Zauberwort ist “integrativ” und “individuell”.
DAS meine ich ja u.a. mit dem Ansatz, dass es ganz andere Probleme in der Schule gibt, als die eine Methode LdS, die hier von einigen so sehr verteufelt wird.
Nicht jeder, der Anlauttabellen im Unterricht einsetzt, ist ein Anhänger der Methode, wie Jürgen Reichen sie propagiert hat.
Und obwohl die Ganzwortmethode abgeschafft wurde, kann es – ganz entgegen Reichen und vielen anderen – sogar sinnvoll sein, innerhalb der ersten Wochen des Unterrichts Ganzwörter wie “ist”, “und”, “mag”, “hat” oder unterschiedliche Namen einzusetzen. Dadurch wird man auch nicht zum glühenden Anhänger dieser Methode, wägt aber als gut ausgebildete Lehrkraft Nutzen und Nachteile ab.
“Erwarten Sie, dass hier jemand statt eines Kommentars ein Buch schreibt?”
Nein, ich erwarte, dass deutlich erklärt wird, was die Alternative sein soll, wenn diese einzelne Methode so schlimm ist, dass man ihre Erfolge heftig in Abrede stellt, sie zum Grundübel in der Bildung erklärt und damit auch alle weitere Probleme und Schwierigkeiten ausmacht.
Ein Buch dazu zu schreiben, wäre aber vielleicht ein interessanter Ansatz für eine Examensarbeit oder Facharbeit:
– Wie haben sich Ansätze in der Didaktik des Erstunterrichts gewandelt?
– Welche vielfältigen methodischen Möglichkeiten werden eingesetzt, worauf beruhen sie und entsprechen diese Annahmen noch den heutigen kreativen Anwendungsgebieten?
Palim
Ich sprach nicht von Ganzwort-, sondern Ganzsatzmethode. Von einem ganzen Wort auszugehen und es zu analysieren, halte ich ebenso für richtig wie Sie. Am Anfang habe ich allerdings lautreine Wörter gewählt wie “ruft” oder “malt” und nicht “ist” oder “hat”. Danach erst kamen Wörter, bei denen die Schüler merken sollten, dass Buchstaben einen verschiedenen Klang haben – vor allem Vokale – und es darum nicht allein ums Hören geht, sondern um festgelegte Schreibweisen, die alle unterschiedlich Hörende auf einen Nenner bringen.
Es geht doch – auf einen Nenner gebracht – letztlich wieder erneut um das
Fundament, daß Bildungserfolg ohne fleißige Anstrengung nun einmal nicht
zu haben ist; diese in meinen Augen unumgängliche Wahrheit werden auch
die findigsten Methodengurus nicht umstürzen können.
Man muß in der Schule endlich wieder lernen (was lange verpönt war), die
Kinder zu fordern, bevor man sie fördert, Defizite klar zu benennen und gute
Leistungen ebenso als solche zu qualifizieren. Das bedeutet ja beileibe nicht
dem Sozialdarwinismus das Wort zu reden, sondern dem Urprinzip menschlichen Fortschritts endlich auf Neue Geltung zu verschaffen; und dies heißt eben, den
jungen bzw. heranwachsenden Menschen nicht jeden Stein aus dem Wege zu
räumen, auch in Sachen der Schrifterlernung nicht.
@Palim Ich lach mich tot über diese Frage: “- Welche vielfältigen methodischen Möglichkeiten werden eingesetzt, worauf beruhen sie und entsprechen diese Annahmen noch den heutigen kreativen Anwendungsgebieten?”
“Kreativ” nennt man das heute also: “Fata schbricht mit Muta.”
Auf jeden Fall ist es kreativ und phantasiereich, die Verhunzung der Rechtschreibung mit erfundenen Zuwächsen auf anderen Gebieten zu rechtfertigen wie etwa mit der ominösen Kreativität, für die kein Mensch eine Messlatte hat.
Ich schlage vor, dass auch im Rechenunterricht mehr Wert auf Kreativität gelegt wird. Ein Kind sollte bspw. für seinen Einfallsreichtum gelobt werden, wenn es rechnet 50-17= 37. Dass es mit den Zahlen sehr phantasievoll umgeht, kann doch niemand bestreiten. Oder?
Ich bin da kein Experte wie Sie beide aber es fällt doch auf, dass Schüler noch in höheren Jahrgängen so tun, als wäre die deutsche Sprache lauttreu, was sie eben beileibe nicht ist. Spätestens dann, wenn die Einhaltung der diversen Rechtschreibregeln, die ja vielfach eben nichts mit dem Klang der Sprache zu tun haben, eingefordert wird, muss es zu Konflikten kommen. Das dann später zu korrigieren, ist schwierig und mühsam. Ich kann allerdings auch sehr gut verstehen, wenn Lehrer in Grundschulen einen “intuitiveren” Zugang suchen.
Es ist doch inzwischen gesichert, dass Schreiben nach Gehör ein fürchterlicher methodischer Irrweg gewesen ist. Die Rechtschreibeleistungen der betroffenen Schüler belegen das auf erschreckend deutliche Weise. Die klassischen Methoden, wie sie hier z.B von Ursula Prasuhn vertreten werden, scheinen die tauglichsten zu sein. Sie sind auch die wissenschaftlich am besten zu begründenden. Nichts gegen Reformversuche, aber diese müssen dann auch Versuchsdimenson behalten und dürfen nicht ungeprüft verbreitet werden. Bereits viele Jahrgänge wurden dadurch in der Schreibkompetenz nachhaltig geschädigt.
Mir scheint es manchmal als gebe es in unserem Land einen automatischen Reflex gegen alles im Schulwesen, was nicht von alternativen Lebenskünstlern und Träumern ausgedacht wurde sowie gegen alles, was aus wissenschaftlichen Prozessen und gründlicher Ausbildung hervorgeht. Die Selbstüberschätzung von intentional vorgehenden Autodidakten hat schon viele schlimme gesellschaftliche Folgen hervorgebracht.
@DMB Dresden
… um noch zu ergänzen: gerade unzählige selbsternannte Menschheitsbeglücker, die nun schon seit
längerem das Feld der Bildung zu ihrem Versuchslabor erkoren haben, haben durch ihren Drang, sogar
hier noch jeden in ihre Uniformen zu pressen, genug Schaden gestiftet.
“Es ist doch inzwischen gesichert, dass Schreiben nach Gehör ein fürchterlicher methodischer Irrweg gewesen ist.”
Wer hat das wann, wo und wodurch erwiesen?
“Die klassischen Methoden, wie sie hier z.B von Ursula Prasuhn vertreten werden, scheinen die tauglichsten zu sein. Sie sind auch die wissenschaftlich am besten zu begründenden. ”
Wer hat das wann, wo und wodurch erwiesen?
Wenn das alles so einfach und so wissenschaftlich fundiert eindeutig nachweisbar wäre, dann wäre die Welt schön einfach.
Ist es aber nicht.
Menschen sind nicht alle gleich, Schüler lernen auf unterschiedlichen Wegen und wenn früher alles hervorragend gewesen wäre, hätte es vermutlich weniger Intention gegeben, etwas zu ändern.
Mit ist unbegreiflich, warum so lange an altem festgehalten wird, statt Neuerungen sinnvoll einzusetzen. Wer LehrerInnen eine gute Ausbildung gewährt, gibt ihnen die Möglichkeit, eigenständig zu denken und zu entscheiden, die SchülerInnen im Blick zu behalten und Maßnahmen und Methoden verantwortlich abzugleichen.
Palim
“…und wenn früher alles hervorragend gewesen wäre, hätte es vermutlich weniger Intention gegeben, etwas zu ändern.”
Trugschluss! Die Intention etlicher Reformen kam von außen, von Heilspredigern mit einem gewissen Charisma wie Herrn Reichen, die es verstanden, als “Experten” aufzutreten und ihre neusten Methoden als einzig wahre und fortschrittliche zu verkaufen. Dass Sie so ganz nebenher durch das entsprechende Lehr- und Lernmaterial gut verdienten, versteht sich. Natürlich mussten sie in der Lehrerschaft auch gläubige Jünger finden, wie z. B. Sie, Palim. Ohne sie wäre es nicht gegangen.
In jedem Lehrerkollegium gibt es Leute, die immer meinen, auf den neusten Zug aufspringen zu müssen, um sich als Avantgardisten darzustellen. Und diese Leute haben in Konferenzen in der Regel den größten Mund. Sie argumentieren wie ihre Gurus und geben den Kollegen das Gefühl, neuen Methoden zustimmen zu müssen, wenn Sie nicht als ewig Gestrige dastehen wollen. Auch hier sind Sie ein gutes Beispiel dafür, wie mit Leuten umgegangen wird, die Altbewährtes nicht einfach auf dem Müllhaufen schmeißen, weil diese Wegwerfmentalität angeblich den aufgeschlossenen, flexiblen, fortbildungshungrigen, tollen Lehrer ausmacht.
So ist es!!
Aktuelles Beispiel ist der Grundschulverband, der gleich eine “neue” Schrift aus der Taufe hob (die so genannte Grundschrift), weil die lieben Kleinen mit der “altbackenen” Schreibschrift ja so überfordert sind.
Natürlich wird gleich das ganze Material mit geliefert, und wieder klingelt es in den Kassen.
Das sind die Mechanismen, die viele Lehrkräfte offensichtlich nicht durchschauen.
Wieder sachlich falsch:
Die Grundschrift lässt sich mit minimalem Material unterrichten,
das kostenlos zur Verfügung gestellt wird.
Dagegen braucht es keine zusätzlichen Schreiblernhefte für das Erlernen und Festigen einer AUSGANGSschrift (=Schreibschrift).
Sind Sie eigentlich ein Vertreter der Schulbuchwirtschaft?
Palim
Wer einen professionell-unverstellten Blick in unsere Schulen wirft, wird sich der
Erkenntnis nicht verschließen können, daß trotz aller bildungsreformatorischer
Kunststückchen der letzten Jahrzehnte unsere Schüler nicht eben mehr, sondern
vielmehr immer weniger können; Innovationen – ja, aber diese müssen sich stets
vor (!) ihrer Einführung gegenüber dem Altbewährten in ihrer Sinnhaftigkeit recht-
fertigen und dürfen nicht ganze Schülergenerationen als Versuchskaninchen miß-
brauchen und einen Scherbenhaufen der Inkompetenz hinterlassen !
@Milch der frommen Denkungsart
Ich stimme Ihnen zu, aber es scheint so, dass kein noch so überzeugendes Argument Palim zum Nachdenken über ihre Position veranlassen wird.
Alle Lehrkräfte, die seit den 80er Jahren im Schuldienst sind, werden bestätigen können, dass die Leistungen in den Kulturtechniken Rechnen, Schreiben und Lesen in den folgenden Dekaden teilweise dramatisch schlechter geworden sind. Das ist kein theoretisches “Gelabere”, sondern das ist praktisches Erfahrungswissen. Ganz besonders ist der Leistungsrückgang in der Rechtschreibung zu beobachten.
Dafür gibt es sicher nicht nur einen Grund. Es deutet jedoch viel darauf hin, dass die hier diskutierte Schreibmethode dabei eine große Rolle spielt.
Der folgende Link ist bei news4teachers bereits häufiger genannt worden. Ich starte einen erneuten Versuch, weil sich im Kapitel XIX mit der Frage nach möglichen Ursachen für die nachlassenden
Rechtschreibleistungen beschäftigt wird.
“Früher war die Rechtschreibleistung besser!” Alles dummes Geschwätz?
Im Kapitel XXI wird auf eine Studie verwiesen, nach der Studienanfänger große Lücken in der Rechtschreibung, elementaren Grammatik und der Lesekompetenz aufweisen. Die Studie ist in diesem Forum ebenfalls “heiß” diskutiert worden.
“Studie fordert bestürzende Lücken bei Studienanfängern zutage. Deutschlandradio Kultur vom 23.07.2012.”
Wir erfahren in dem Link Interessantes über H. Brüggelmann, der trotz fehlender Lehramtsbefähigungen eine sagenhafte Hochschulkarriere hinlegte und damit Generationen von Grundschullehrkräften die Methode “Lesen durch Schreiben” vermittelte.
Kritisch wird sich in dem Link auch mit der “modernen” Arbeit in der Grundschule beschäftigt, auf die Palim immer gerne verweist.
http://www.grundschulservice.de/Elternbrief%20Nr.%2013.htm
Sie verweisen auf eine Studie, die bestürzende Lücken bei Studienanfängern zutage fördert. Vielleicht interessiert Sie das Urteil schwedischer Hochschullehrer über deren Studenten. Überall scheint das gleiche Übel zu herrschen, obwohl uns doch ständig gesagt wird, dass Gesamtschulen oder Inklusion, neue Methoden oder Trends in anderen Ländern (vornehmlich den skandinavischen) gut funktionieren. Mittlerweile bin ich allergisch gegen solche Behauptungen, die unhinterfragt und unbeirrt weitergegeben werden und angeblicher Beweis sind. Hier aber der Artikel:
„Schwedische Professoren klagen über ihre dummen Studenten
Stockholm. Unter Schwedens Hochschullehrern macht sich Frust breit: Sie finden, dass schwedische Studenten einfach nicht klug genug sind.
Historikerin Hanna Enefalk und zahlreiche ihrer Kollegen von der altehrwürdigen Universität Uppsala warnten jüngst davor, dass die Schweden mit der Hochschulreife nicht einmal ihre Muttersprache beherrschten. Dabei gehe es nicht nur um die Rechtschreibung, so Enefalk. Die sei insgesamt „elendig“, aber weil es an den meisten Arbeitsplätzen ja Computer mit Korrekturprogrammen gebe, habe man das schon längst abgehakt.
„Das grammatikalische Vermögen ist so begrenzt, dass die schriftlichen Aussagen der Studenten teilweise unverständlich werden“, heißt es.
Auch die Allgemeinbildung lasse zu wünschen übrig, meldeten sich andere schwedische Hochschullehrer zu Wort. Viele schwedische Studenten wüssten nicht mal, wer Vincent van Gogh war.
Gleichzeitig forderten die schwedischen Studenten ständig Lob und gute Noten, selbst für mangelhafte Arbeiten. Lehrer, die „keinen bloßen Unterhaltungsunterricht“ veranstalteten, würden gemobbt. Etwa durch Beschwerden an den Institutsleiter, in Umfragebögen zur Unterrichtsqualität und durch anmaßende Kommentare im Unterricht selbst.
Wer schlechte Noten bekomme, fühle sich gekränkt. „Studenten sehen sich heute mehr als Kunden, die erwarten, dass die Schule liefert“, sagen etwa die Hochschullehrer aus Uppsala.“
http://www.derwesten.de/panorama/schwedische-professoren-klagen-ueber-ihre-dummen-studenten-aimp-id7915647.html#comments
Vielen Dank für den sehr interessanten Artikel.
Über die Situation an schwedischen Hochschulen war ich bisher nicht informiert.
Ihren einleitenden Sätzen stimme ich voll und ganz zu.
Zitat: “Alle Lehrkräfte, die seit den 80er Jahren im Schuldienst sind, werden bestätigen können, dass die Leistungen in den Kulturtechniken Rechnen, Schreiben und Lesen in den folgenden Dekaden teilweise dramatisch schlechter geworden sind. Das ist kein theoretisches “Gelabere”, sondern das ist praktisches Erfahrungswissen. Ganz besonders ist der Leistungsrückgang in der Rechtschreibung zu beobachten.
Dafür gibt es sicher nicht nur einen Grund. Es deutet jedoch viel darauf hin, dass die hier diskutierte Schreibmethode dabei eine große Rolle spielt. ”
So absolut verallgemeinern würde ich das auch wieder nicht. Es gibt nach wie vor Kinder, die gute Leistungen in Deutsch und Mathe liefern – aber es ist auffällig, dass die Zahl dieser Kinder zurück geht. Meine Eltern haben uns in der Woche häufiger mit zusätzlichen Diktaten und schulischen Aufgaben “gequält”, bei denen sie meinten, dass wir ein wenig Nachholbedarf hätten. Wie viele Eltern machen das heute noch?
Allerdings war unser Nachmittag auch nicht so durchstrukturiert wie bei vielen Kindern und Jugendlichen heute. Wir hatten viel Freizeit und konnten somit auch Zeit erübrigen für so unangenehme Dinge wie zusätzliches, nicht eingefordertes Üben für die Schule.
Viele Kinder sind heute im Ganztag (offen oder verpflichtend) – die machen gerade mal ihre Hausaufgaben und das war es dann mit Schule. Viele Kinder sind heute – wenn sie nicht im Ganztag sind – in diversen Vereinen (Musik, Sport, Ballett…) und haben dann keine Zeit, noch zu üben – oder den Eltern ist das ganze einfach nicht wichtig genug, dass sie ihre Sprösslinge dazu anhalten, täglich oder zumindest mehrmals die Woche etwas zusätzlich zu tun…
Außerdem habe ich noch echte Briefe geschrieben – damals hatte ich eine Brieffreundin, Briefe, die meine Mutter Korrektur gelesen hat… Wie viele Texte schreiben die Kinder außerhalb der Schule, bei denen eine Korrektur wichtig ist?
Ich glaube nicht, dass der Erfolg einer Methode allein von der Methode abhängt, sondern auch von der Unterstützung durch das Elternhaus. Dort, wo die Schule im Elternhaus keine wichtige Rolle spielt und wo das Kind keinmal zum zusätzlichen Üben angehalten wird, wird es immer mehr Probleme geben als in Familien, in denen die Schule ernst genommen und wo auch mal ohne konkrete Aufgabenstellung durch die Schule mit den Kindern geübt wird.
Entschuldigung, haben Sie sich die Zeit genommen, die ausgewiesenen Kapitel in dem Link zu lesen?
“Ich glaube nicht, dass der Erfolg einer Methode allein von der Methode abhängt, sondern auch von” … vielen anderen Faktoren.
Sag ich ja 🙂
Nein, tut mir leid – ich habe es jetzt nachholen wollen, gebe aber jetzt auf – ich bin vielleicht ein wenig zu einfältig, aber irgendwie habe ich den Faden verloren, was nun als gut und was als Unsinn in dem von Ihnen gelinikten Artikel bewertet wird. Da werden mir zu viele Zitate ohne konkrete Überschrift um die Ohren gehauen, dass ich dem ganzen nicht mehr richtig folgen konnte…
Und da ich dieses Forum erst seit kurzer Zeit verfolge, fehlen mir auch diverse Diskussions-Informationen, die hier schon gelaufen sind.
War mein Beitrag über ihrem Einwand also absolutet Humbug? Wollten Sie mir das mitteilen? (Vielleicht könnten Sie mir zumindest kurz darlegen, was genau Sie mit Ihrer Frage beabschtigten, mir zu sagen. Danke schon mal im Voraus 🙂 )
Günter Jansen, der Verfasser dieser Kapitel, war Fachleiter am Gesamtseminar Düsseldorf und jahrzehntelang in der Lehrerfortbildung tätig.
Wenn Sie mehr über ihn erfahren möchten und seine Position zu der Methode “Lesen durch Schreiben”, brauchen Sie nur seinen Namen zu googlen.
Im Kapitel XIX
“Früher war die Rechtschreibleistung besser. Alles dummes Geschwätz?”
wird mit recht beeindruckenden Zahlen aus diversen Studien zumindest die Tendenz aufgezeigt, dass sich die Rechtschreibleistung in wenigen Jahrzehnten deutlich verschlechtert hat.
Über die Ursachen gibt es keine eindeutigen Ergebnisse. Da wurde wohl auch noch nicht zielgerichtet geforscht.
Es wird aber ein Zusammenhang mit der “modernen” Arbeit in der Grundschule vermutet, zu der auch die diskutierte Schreibmethode gehört.
Das ist in groben Zügen, stark vereinfacht, eine kurze Zusammenfassung des Kapitels.
Vielleicht schaffen Sie es ja noch, das Kapitel – so lang ist es nun auch nicht – in Ruhe zu lesen.
Gerade die offenen Unterrichtsformen oder das in vielen Grundschulen übliche selbstbestimmte Lernen mag vielleicht leistungsstarken SchülerInnen entgegenkommen, nicht aber Kindern, denen das Lernen schwerfällt und die unbedingt auf die direkte Unterweisung und Rückmeldung durch die Lehrkraft angewiesen sind.
Ihren Beitrag habe ich an einigen Stellen kommentiert.
“So absolut verallgemeinern würde ich das auch wieder nicht. Es gibt nach wie vor Kinder, die gute Leistungen in Deutsch und Mathe liefern – aber es ist auffällig, dass die Zahl dieser Kinder zurück geht.”
Mit Ihrer Antwort bestätigen Sie meine Aussage. Natürlich fallen nicht ALLE SchülerInnen durch schlechte Rechtschreibleistungen auf. Das ist doch vollkommen klar.
“Meine Eltern haben uns in der Woche häufiger mit zusätzlichen Diktaten und schulischen Aufgaben “gequält”, bei denen sie meinten, dass wir ein wenig Nachholbedarf hätten. Wie viele Eltern machen das heute noch?”
Elternhäuser, die viel Wert auf die Bildung ihrer Kinder legen, werden mit denen auch heutzutage noch zusätzlich üben.
“Allerdings war unser Nachmittag auch nicht so durchstrukturiert wie bei vielen Kindern und Jugendlichen heute. Wir hatten viel Freizeit und konnten somit auch Zeit erübrigen für so unangenehme Dinge wie zusätzliches, nicht eingefordertes Üben für die Schule.”
So ging es uns damals auch. Unsere Spielwiese waren Feld, Wald und Flur. Wir konnten uns dort ohne den Einfluss von Erwachsenen nach Herzenslust austoben und unserer Fanatsie freien Lauf lassen. Kein Kindergarten der Welt hätte uns das bieten können!!
“Außerdem habe ich noch echte Briefe geschrieben – damals hatte ich eine Brieffreundin, Briefe, die meine
Mutter Korrektur gelesen hat… Wie viele Texte schreiben die Kinder außerhalb der Schule, bei denen eine Korrektur wichtig ist?”
Ich finde es großartig, dass Sie etwas Handgeschriebenes noch so schätzen gelernt haben.
“Ich glaube nicht, dass der Erfolg einer Methode allein von der Methode abhängt, sondern auch von der Unterstützung durch das Elternhaus. Dort, wo die Schule im Elternhaus keine wichtige Rolle spielt und wo das Kind keinmal zum zusätzlichen Üben angehalten wird, wird es immer mehr Probleme geben als in Familien, in denen die Schule ernst genommen und wo auch mal ohne konkrete Aufgabenstellung durch die Schule mit den Kindern geübt wird.”
Bezogen auf die Methode “Lesen durch Schreiben” können Eltern zuhause so manchens korrigieren. Gerade Kindern aus bildungsfernen Schichten wird diese Hilfe aber oft nicht zuteil, und sie sind dann die eigentlichen Verlierer.
Danke für Ihre Antwort 🙂
Zitat: “Gerade Kindern aus bildungsfernen Schichten wird diese Hilfe aber oft nicht zuteil, und sie sind dann die eigentlichen Verlierer.”
Ich befürchte, dass diese Kinder bei jeder Methode die Verlierer sein werden, da Lernen nun einmal in jedem Bereich mit Anstrengung und Übung verknüpft ist.
Aber ich muss Ihnen Recht geben, dass es unterschiedliche Methoden gibt, und dass die einen besser “funktionieren” und die anderen eben nicht so gut, dass die einen Methoden vielleicht einen förderlichen Charakter haben, die anderen einen eher hemmenden.
Ich glaube, das Problem liegt einfach darin, dass man versucht ist, stets alle Kinder “mitzunehmen” – und solange das nicht funktioniert (wahrscheinlich wird das bei gar keine Methode funktionieren), werden immer wieder Pädagogen und Psychologen vom Himmel herab steigen und den einfachen Lehrern und Schülern eine neue Methode als allein heilbringend verkaufen.
Völlig richtig, Kira-2! Ihr Kommentar entspricht genau meiner Meinung.
“dass es unterschiedliche Methoden gibt, und dass die einen besser “funktionieren” und die anderen eben nicht so gut, dass die einen Methoden vielleicht einen förderlichen Charakter haben, die anderen einen eher hemmenden.”
Das sehe ich ähnlich, würde es aber so fortsetzen, dass verschiedene Kinder, Lerntypen, Individuen verschiedene Ansätze, Anregungen oder Hilfen benötigen.
Dass das jetzige Bildungssystem jede Menge Verlierer produziert, werden wir alle beobachten. Da braucht es die Methode LdS, die ja in etlichen Regionen im übrigen auch GAR NICHT unterrichtet wird, nicht.
Schülern mit Wahrnehmungsschwächen wird das Lesen und Schreiben ohnehin schwer fallen,
häufig ist dies aber auch zusätzlich mit anderen Grundvorraussetzungen gekoppelt, die in einigen Elternhäusern unterstützt werden, in anderen eben nicht.
DA anzusetzen wäre meines Erachtens sinnvoller, hat aber keine Lobby.
Schade, offensichtlich haben auch Sie nicht die sehr aufschlussreichen Kapitel in dem Link gelesen. Sie sollten es aber schleunigst nachholen, denn dann fiele Ihnen so manches wie “Schuppen von den Augen”!
Palim wird vermutlich nie etwas von den Augen fallen. Das typische fromme Gerede, für das es vielleicht bei Talk-Shows Zuschauerbeifall gibt, hat doch nichts mit dem Machbaren und der Schulwirklichkeit zu tun.
“…würde es aber so fortsetzen, dass verschiedene Kinder, Lerntypen, Individuen verschiedene Ansätze, Anregungen oder Hilfen benötigen.” Welche Weisheit! Soll sie uns wieder das individuelle Fördern nach unterschiedlichen Methoden innerhalb einer Klasse nahe legen, so als hätten wir von diesem wohlklingenden Geschwätz noch nie etwas gehört? So reden Leute, die tollste Theorien und Methoden unterstützen, welche aber nicht hinhauen oder nach hinten losgehen.
Dann kommt zum Schluss noch der Hinweis auf einen sinnvollen Ansatz, bei dem ich noch nicht einmal verstehe, was mit ihm konkret (umsetzungstechnisch) gemeint ist.
Wie gesagt, lauter heiße Luft mit Ausnahme der erneuten Behauptung, dass LdS nicht nur sinnvoll sei, sondern zum Wohl der Schüler sogar gebraucht werde.
Dann stelle ich erneut die Frage, WELCHE Methode denn die allein seligmachende sein soll.
Wenn es LdS nicht ist, muss es ja etwas anderes geben, das Sie nutzen (würden) und von dem Sie meinen, dass es für möglichst viele SchülerInnen möglichst große Lernzuwächse bringt.
Darauf, dass nicht allein DIESE EINE Methode Ursache dafür ist, dass die SuS nicht mehr die Fähigkeiten in Testverfahren zeigen, wie sie es früher taten, habe ich inzwischen mehrfach hingewiesen.
Warum man nicht an anderen Aspekten ansetzen kann, sondern sie bei Seite schiebt und die Diskussion allein an einer Methode weiterführt, die als solche nicht in Reinkultur unterrichtet wird, ist mir nicht begreiflich zu machen. Stimmt.
Warum ich einer Meinung in einem Forum zustimmen soll, das nicht weniger wissenschaftlich belegt ist wie andere Studien, verstehe ich auch nicht.
Es wäre so, als würde ich Ihnen ein Buch eines Reformpädagogen ans Herz legen und von Ihnen verlangen, dass sie nach der Lektüre zum glühenden Anhänger desselben würden.
Ich stimme zu: Es “hat doch nichts mit dem Machbaren und der Schulwirklichkeit zu tun.”
Meiner Meinung nach werden in der Diskussion um LdS jede Menge SCHEINBARE Hinweise miteinander verknüpft, um einen Feldzug gegen die Methode zu führen.
Das ist mir zu wenig!
Wer sich sachlich und sprachwissenschaftlich mit Leselernprozess und Methoden auseinandersetzt, wird in den meisten Ansätzen sinnvolle Teilbereiche finden. Diese kann man sich zu nutze machen, wenn man seine SuS im Blick hat.
Alle über einen Kamm zu scheren, hat vermutlich nie wirklich funktioniert, ist aber in heutiger Vielfältigkeit nicht mehr umsetzbar. Achselzuckend die Bildungsverlierer in die Ecke zu setzen wäre natürlich bequemer.
Somit unterstreiche ich, was oben im Bericht steht: “Der Mix unterschiedlicher Methoden und damit eine große Vielfalt von Lehransätzen sei in den Schulen die Regel. Daher mache es auch keinen Sinn, eine Methode isoliert ins Zentrum der Rechtschreibdiskussion zu stellen. Auch das Verbot einer speziellen Methode bewerteten die Sachverständigen als nicht zielführend”
Wichtiger im Hinblick auf viele SuS, die schon früh erheblich mehr Förderung benötigen, wäre ein Blick auf Bedingungen, die außerhalb von LdS zu suchen sind.
Palim
Allen Erklärungsversuchen und wissenschaftlichen Erkenntnissen zum Trotz habe ich als langjährige, erfahrene Lehrerin in Klasse 3/4 aufgrund meiner persönlichen Beobachtungen folgende These zum Lesen und Rechtschreiben (gehört in meinen Augen zusammen):
Zu mir kommen in das 3. Schuljahr Kinder, die ganz unterschiedlich “weit” im Lesen und Rechtschreiben sind. Es gibt sehr gute Schüler die durchweg keine Probleme haben, mittelmäßige Schüler und schlechte Schüler, bei denen es uferlos zu sein scheint.
Der Anteil der Schüler mit Schwierigkeiten hat in den letzten Jahrzehnten zugenommen.
Fast alle Schüler sind Jungs. Und fast alle dieser Schüler haben zuhause so gut wie keine regelmäßige Betreuung bei den Hausaufgaben.
Die elterliche Betreuung bei den Hausaufgaben hat in den letzten Jahrzehnten – ich habe 30 Jahre Erfahrung – abgenommen (Häufige Ursache: keine Zeit der Eltern).
Erstaunlich ist auch, dass, wenn die Betreung zunimmt, die Schwierigkeiten abnehmen. Schnelle Fortschritte werden dann im Lesen erzielt.
Die Jungs sind schnell frustriert, wenn sie keine Erfolge haben und legen sich ab dem 2. Schuljahr Vermeidungstechniken zu, die Eltern geben irgendwann auf oder haben sich nie ausreichend darum aus irgendwelchen Gründen kümmern können.
Die Schule kann kaum zusätzlich betreute Übungsstunden anbieten um diese Kinder zu fördern. Eine Wochenstunde Rechtschreib- und Leseförderung ist wie ein Tropfen auf den heißen Stein.
Bei Mädchen kommen solche Schwierigkeiten auch, aber viel weniger vor. Bei den meisten Mädchen ist es eher so, dass sie durch Fleiß versuchen Schwächen aufzuarbeiten.
Ein typisches Beispiel für fleißige Kinder sind übrigens Kinder von russischen Emigranten.
In einer LRS/Legasthenie Fortbildung habe ich einmal gehört, dass bei Jungs die Gehirnreife in Bezug auf die Leserechtschreibleistungen hinterherhinkt. (Halte ich für möglich, ich denke mal, nicht bei allen, sonst gäbe es ja keine guten Schüler in diesem Bereich.)
Abgenommen hat übrigens auch die Fähigkeit unverkrampft sauber zu schreiben. In meinen Augen hängt das auch zusammen. Denn viele, die rechtschreibschwach sind, schreiben auch schnell und haben eine verkrampfte Motorik. (Früher, bei der lateinischen Schrift hat man übrigens zwangläufig viel mehr die Motorik schulen müssen – ich hatte eine Zeitlang Klasse 1/2 wo man noch die lateinische Schrift lernte. Dies ist auch die Aussage meiner 1/2 Kollegen.)
An den Diskussionen um die richtige Lese- und Schreiblernmethode ist etwas Wahres dran, aber ich halte sie für nicht ausschlaggebend, da die meisten Lehrer Mischmethoden anwenden, also Methoden, die nach ihrer Erfahrung das optimale Ergebnis bringt. Die meisten Lehrer wählen also die Methode, die den besten Erfolg nach ihren Erfahrungen hat. Wir Lehrer sind ja so ausgebildet und gepolt, dass wir immer wieder unseren Unterricht reflektieren und die Konsequenzen daraus ziehen.
Ich meine auch, dass die innere Auseinandersetzung mit der richtigen Methode, wenn sie zielführend sein soll, in den Grundschulbereich gehört, da hier vor Ort mit diesen Methoden die größte Erfahrung herrscht und dort die Experten sind.
Darüber hinaus ist nicht zu vergessen, dass die Inhalte des Deutschunterrichts in der Grundschule und vor allem in Klasse 3/4 m Laufe der letzten 30 Jahres sich in den Schwerpunkten verändert haben. Auch das könnte mitspielen, dass sich die Lese- und Rechtschreibleistungen verschlechtert haben.
Zusammenfassend evtl. Ursachen aus meiner Sicht:
– häuslich veränderte Familiensituation (wenig oder keine konsequente Betreuung)
– wenig Leistungsbereitschaft/Übungsbereitschaft vor allem bei Jungs (gesellschaftlicher Faktor)
– Schwerpunktverlagerung im Unterricht 3/4 (und wenig/keine ausgleichenden Förderstunden)
– (fallls das irgendjemand noch macht: zu wenig Beachtung der Rechtschreibung in 1/2)
Ich hoffe, dass meine Beobachtungen für den einen oder anderen Diskussionsteilnehmer hier etwas bringen.
Nachtrag (Fehler)
Ich meinte:
Denn viele, die rechtschreibschwach sind, schreiben auch schlecht und haben eine verkrampfte Motorik.
Vielleicht sollte ich noch erwähnen, dass es auch (wenige) Kinder gibt, die trotz regelmäßigen Übens nur sehr geringe Fortschritte machen oder ihren Level nur durch ständiges übermäßiges Üben erhalten können. Das sind dann die, die eine “echte” Legasthenie oder eine Leserechtschreibschwäche haben.
Um genau die muss man sich auch intensivst kümmern. Problematisch daran ist, sie unter all den anderen zu erkennen und dass es für den Lehrer bequemer ist, auch bei den anderen die LRS-Bevorzugung aufzufahren. Damit ist niemanden geholfen: Die anderen werden in ihrem Verhalten bestärkt, um die ernsthaft kranken wird sich nicht weiter gekümmert. Die LRS-Bevorzugung ist für das Land dafür ja ausreichend.
@Palim
15. Mai 2014 um 17:00:
Es gibt Langzeitstudien, welche die Rechtschreibeleistung von Schülern vergleichen und zu dem Ergebnis kommen, dass die Fehlerquote der gegenwärtigen Schulgeneration in hohem Maße angewachsen ist.
Der Bayerische Philologenverband hat im Dezember 2012 eine Grundschulumfrage veröffentlicht, in deren Ergebnis mehr Deutschunterricht in der Grundschule gefordert wird. Auch – und das ist erstaunlich – auch auf Kosten des Englischunterrichts in der Grundschule. Und zwar nicht etwa aufgrund von billiger Anglizismenangst, sondern aufgrund der Tatsache, dass der gegenwärtige Deutschunterricht an Grundschulen bedenklich erscheint. Übrigens stützen das sogar die Englischlehrer. Denn nur 10% der befragten Englischlehrer sind der Meinung, dass das Grundschulenglisch eine positive Wirkung auf den späteren gymnasialen Englischunterricht hat.
Zweitens fallen schon mit ein wenig Nachdenken die Nachteile des Schreiben durch Hören auf: Hört ein Kind die Worte: Ziege, Fliege und Tiger, wird es alle drei mit “ie” schreiben. Ähnlich beim Pronomen “wir” oder “mir” usw.
Das Kind setzt also auf einer sensuell mehrschichtigen Ebene etwas um und zwei Jahre später soll es plötzlich nur auf der kognitiven Ebene umlernen, dass “Tiger” eben nicht mit “ie” geschrieben wird. Die unsinnige “Methode” erfordert also nachträglich einen aufwändigen Korrekturprozess, den dann etliche Schüler nicht bewältigen.
@@Palim
15. Mai 2014 um 17:00:
Sie schreiben: “Wer LehrerInnen eine gute Ausbildung gewährt, gibt ihnen die Möglichkeit, eigenständig zu denken und zu entscheiden, die SchülerInnen im Blick zu behalten und Maßnahmen und Methoden verantwortlich abzugleichen.”
Das sind Worthülsen, Leerformeln und das klingt nach den bildungspolitischen Sonntagsreden von Politikern, sich mit den Sachinhalten dahinter nicht befassen müssen. Es nützt nichts, immer wieder von guter Ausbildung zu reden, wenn man nicht konkret sagt, was diese ausmacht. Und hier darf man getrost reklamieren, dass die methodische Ausbildung der Grundfschullehrer an Pädagogischen Hochschulen und Instituten sowie deren Umsetzung des Fibel-Deutschunterrichts eine höhere Sprachkompetenz hervorgebracht hat als das heute bei den intentionalen Autodidakten zu beobachten ist, die unser Bildungswesen und unsere Sprache in die unwissenschaftlichen Beliebigkeiten wie Gendermainstream, Inklusionsideologie oder Schreiben durch Hören hineinsteuern wollen.
Das Gerede von Intention und Veränderungswillen wird oft von Leuten benutzt, die einfach nur zu bequem sind, sich selbst das fachliche und methodische Rüstzeug anzuerziehen, welches für eine solide Bildung notwendig ist. Daher benutzen sie auch so gerne populistische Floskeln oder eine modesoziologische Pseudofachsprache, in deren Aneignung sich ihr autodidaktischer Aufbruchswille erschöpft. Vielen erscheint das bequemer als eine Sache und deren solide Vermittlung richtig zu erlernen.
https://www.news4teachers.de/2013/06/zu-viele-rechtschreibfehler-philologen-fordern-anderen-deutschunterricht/ [06.05. 2014]
Genauso wie Sie und A. S. vom 17. 05. um 12:24 habe ich den Eindruck, dass Palim mit “Worthülsen, Leerformeln und … bildungspolitischen Sonntagsreden operiert, aber nicht die geringste Ahnung vom Erstlese- und Schreibunterricht hat. Bestenfalls kennt er/sie noch ein wenig die Reichen-Methode bzw. deren Heilsversprechen.
Den letzten Absatz Ihres Kommentars kann ich nur dick unterstreichen.
Erschreckend und ärgerlich ist, dass solche Leute nicht merken, wie wenig sie unter den Füßen haben und offenbar noch stolz sind auf ihr Blah-Blah. Andere hätten Hemmungen, solch ein substanzloses Zeug von sich zu geben.
Meine Regel lautet inzwischen: Verbale Höhenflüge zeugen von massivem Wissens- und Könnensmangel und sollen vermutlich vor sich selbst und vor anderen über dieses Manko hinwegtäuschen.
Gute Lehrer backen kleine, aber reale Brötchen anstatt riesiger Luftgebilde.
Traurig, dass hier schon wieder von der sachlichen Ebene auf eine persönlich beleidigende gewechselt wird… Besser wäre es, mit inhaltlichen Argumenten zu diskutieren oder einfach mal Antworten zu ignorieren, als irgendjemandem etwas zu unterstellen, ohne denjenigen zu kennen…
(meine Meinung)
Danke.
Es sachlich zu gestalten, ist nicht ganz einfach,
interessant ist auch, dass man sehr schnell in eine Ecke gedrängt wird – samt Unterstellungen, man sei Autodidakt etc. und hätte keine Ahnung, sondern nur politische Worthülsen. Fragen bekommt man hingegen nicht beantwortet, sondern ihnen wird lieber ausgewichen. Schade.
Ob diejenigen, die sich hier als Experten für den Grundschulunterricht mit Fibel darstellen, so viel Ahnung davon haben, wie sie selbst meinen, sei dahingestellt. Dazu gab es Fragen und Äußerungen.
Es macht einen Unterschied, ob man Studien zitieren kann oder selbst 40 Jahre lang vor der Klasse gestanden hat.
Es macht einen Unterschied, ob man in 40 Jahren unterschiedlichste methodische Strömungen verfolgt und manche probiert hat oder musste, oder ob man nur vom Hörensagen wissen will, dass eine Methode nicht funktioniert.
Ich verstehe, wenn jemand nach 40 Jahren sagt: “Für mich und die Kinder die ich unterrichtete war die Methode, eine Fibel einzusetzen und mich überwiegend auf die synthetische Methode zu verlassen, die richtige. Sie hat 40 Jahre lang in meinem Unterricht gute Erfolge erzielt.”
Im übrigen ist es eben dann doch so, dass ich meine eigenen Erfahrungen sammle und weiter sammeln werde und andere Kinder mit anderen Voraussetzungen in meinen Klassen sitzen. Davon gehe ich aus. Auch bin ich eine eigenständige Lehrperson, der es erlaubt ist, eigene Lernwege für bestimmte Kinder zu finden.
Meine Erfahrungen sind schon jetzt so, dass ich nicht allein mit einer Fibel den Unterricht gestalten möchte.
An keiner Stelle habe ich allerdings betont, dass ich LdS für die allein seligmachende Methode halte, sondern die Methoden differenziert betrachte und inzwischen mehrfach erklärt, dass man in jeder Methode etwas Gelingendes finden kann – selbst in der Ganzwortmethode (ja Ganzsatz ist eine andere, ich meinte aber diese, weil ich mir auch von dieser Teile zu Nutze mache.)
Zur Ausbildung:
Wer der Ausbildung von Grundschullehrkräften die notwendige Gewichtung gibt, wird anerkennen (müssen), dass das Lernen in den ersten Schuljahren Experten benötigt, die sich damit speziell auseinandersetzen – nicht nur im sprachlichen Bereich.
Dazu gehört u.a. nicht, dass man ein Fibelhandbuch lesen und abarbeiten kann, sondern dass man sich mit Sprachwissenschaft, Phonetik und Phonologie auseinandergesetzt hat und um die Hintergründe der deutschen Orthographie weiß, Ausnahmen erklären kann und Zusammenhänge durchdrungen hat.
Dadurch ist man dann in der Lage, Fehleranalysen zu betreiben, die nicht allein darin bestehen, dass man feststellt, dass ein Kind ein geübtes Wort falsch wiedergegeben hat, sondern kann anhand der Struktur des Wortes und der Fehlschreibung erkennen, durch welche Gedanken des Kindes der Fehler entstanden ist und an welcher Stelle man Hilfestellungen geben kann.
DANN kann man auch Fibellehrgänge beurteilen, die ja nicht alle gelungen sind.
Davon, dass man Kinder 2 Jahre lang schreiben lässt, wie sie denken, ohne weitere Anreize oder Hilfestellungen zu geben, hat hier niemand gesprochen – außer die Kritiker der Methode.
Noch ein Nachsatz:
Fibeln nehmen übrigens im erhöhten Maß ebenfalls Ansätze unterschiedlicher Methoden auf – auch solche des Spracherfahrungsansatzes. Nun kann man überlegen, ob dies auf Grund des Marktes oder aus sprachwissenschaftlichen sowie pädagogischen Überlegungen heraus geschieht.
Den “reinen” Fibelunterricht gibt es somit ebenfalls nicht.
Schön und gut, was Sie da schreiben.
Dennoch verweise ich gerne erneut auf den Link (Grundschulservice/Elternbrief von Günter Jansen) vom 15.05. (19.06 h) und meine Erinnerung vom 17.05. (10.51 h).
Vor bietet das Kapitel XIX m.E. eine gute Diskussionsgrundlage, und vor dem Hintergrund Ihrer bisherigen Ausführungen interessiert mich dazu Ihre Einschätzung.
Mit dem Beispiel der Grundschrift vom Grundschulverband wollte ich den Beitrag von Reni bestätigen, der sich wiederum auf diese Aussage von Ihnen bezog:
“…und wenn früher alles hervorragend gewesen wäre, hätte es vermutlich weniger Intention gegeben, etwas zu ändern.” (Palim)
Reni:
“Trugschluss! Die Intention etlicher Reformen kam von außen, von Heilspredigern mit einem gewissen Charisma wie Herrn Reichen, die es verstanden, als “Experten” aufzutreten und ihre neuesten Methoden als einzig wahre und fortschrittliche zu verkaufen. Dass Sie so ganz nebenher durch das entsprechende Lehr- und Lernmaterial gut verdienten, versteht sich.”
Die Grundschrift wird vom gleichnamigen Verband nämlich als fortschrittlich verkauft. Aus meiner Sicht ist sie aber vollkommen überflüssig!!
Natürlich hat der Verband beim Start der Kampagne gleich das notwendige Material mitgeliefert. Inzwischen können sich Interessierte auch bei diversen Verlagen bedienen.
Ich habe zwar einige Schulbücher geschrieben, ein Vertreter der Schulbuchwirtschaft bin ich nun aber nicht. Wie kommen Sie eigentlich darauf?
Widerspruch, Palim: In früheren Jahrzehnten handelte es sich NICHT um eine “synthetische” Methode, sondern um das wichtige Zusammenspiel von Analyse und Synthese. Es ging also um eine synthetisch-analytische Methode.
Um eine synthetische Methode, welche die Analyse vernachlässigt, geht es hingegen beim neueren „Lesen durch Schreiben“ oder „Schreiben nach Gehör“. Diese Lernweise ist nach Meinung vieler Ursache für die auffällige Zunahme gravierender Leistungsschwächen im Schreiben (Rechtschreiben).
Aber auch im Lesen, das weit mehr ist als bloßes Verstehen der Lesetechnik, zeigt die Reichen-Methode entscheidende Nachteile. Richtiges Lesen ist flüssiges, sinnerfassendes Lesen, das ohne gleich bleibende, genormte Wortbilder kaum möglich ist – besonders nicht bei längeren Sätzen oder Texten.
@mehrnachdenken
Zustimmung! Allerdings würde ich bei der Grundschrift noch weiter gehen als Sie und diese nicht nur als “vollkommen überflüssig” bezeichnen, sondern als typische Unterforderung und damit bildungsschädliches Produkt einer boomenden Erleichterungspädagogik, zu der ich auch die Methode “Lesen durch Schreiben” zähle.
@mehrnachdenken
Dass sie ein Fan der Seite und der Äußerungen von Herrn Jansen sind, haben hier inzwischen alle verstanden, sie bewerben diese Seite ja exzessiv.
Nachdem einige offene Fragen bestehen und sie offenbar eine eigenständige Beantwortung scheuen, sondern sich lieber mit Verweisen auf diese Seite zufrieden geben, warte ich nun zunächst Ihre konkreten Antworten zu diesen ab:
Welcher Methode geben Sie den Vortritt?
Wie stellen Sie sich heute den Erstunterricht im Lesen und Schreiben vor?
Wie begegnen Sie der zunehmenden Anzahl von Kindern, die gravierende Störungen in der Wahrnehmung haben, die sie im Leselernprozess beeinträchtigen?
Wie erklären Sie die mangelnde Rechtschreibung bei Kindern, die nie mit der Methode LdS (Schreiben durch Gehör, Spracherfahrungsansatz etc.) in Kontakt getreten sind sondern an Schulen aufwachsen, in denen konsequent und nur mit einer Fibel gearbeitet wird?
Welche Schrift bevorzugen Sie – und warum?
Warum ich frage, ob Sie ein Vertreter der Schulbuchwirtschaft sind?
Sie unterstellen denen, die neue Wege gehen, sie wollten sich persönlich bereichern und ihre Materialien verkaufen, obwohl es diese kostenlos im Internet gab bzw. gibt, und man vieles erheblich kostengünstiger unterrichten kann, sind aber selbst AutorIn von Schulbüchern und vertreten – so muss ich vermuten – vehement den Unterricht mit diesen.
Palim
Sind wir hier in der Schule mit Frage – Spielchen?
Ich habe Sie lediglich um eine grobe Einschätzung vor allem des Kapitels XIX gebeten.
Mir gefällt ganz viel, was ich in diesem Link lese, weil dort sehr überzeugend dargelegt wird, wie FALSCH
viele Grundschulen arbeiten. Dass viele Grundschulen FALSCH arbeiten, habe ich über viele Jahre als Sekundarlehrkraft “ausbaden” müssen.
Ich bin also keine GS-Lehrkraft, kenne aber aus meinem näheren Umfeld GS-Lehrkräfte, die meine Meinung teilen. Deshalb traue ich mir schon zu, die Wirksamkeit von Methoden zu beurteilen.
Es gab einmal einen Rudertrainer “Adam”, der in den 60er Jahren mit dem Deutschland – Achter legendäre Erfolge erzielte. Es wird kolportiert, dass dieser Mann niemals in einem Ruderboot gesessen habe. Trotz dieser fehlenden praktischen Kompetenz wurde er dennoch ein Trainer – Genie.
Die Kritik an dem Grundschulverband betrifft vor allem das Produkt “Grundschrift”. Dass damit so nebenbei auch noch Geld verdient wird, sollte lediglich eine Randnotiz sein. Der ergänzende Kommentar von
Lena spricht mir aus der Seele.
Ja, eine Publikation von mir bezieht sich auf eine Methodenkompetenz, die ich – da liegen Sie vollkommen richtig – vehement vertrete. Sie “verfolgt” mich seit meiner Referendariatszeit, und ich meine durchaus, von der Thematik eine Menge zu verstehen.
Auch ich würde mich scheuen, werte/r Palim, auf Ihre viel zu breit gefassten und darum in einem Kommentar unmöglich zu beantwortenden Fragen, einzugehen. Da ist der Verweis auf Artikel, welche der eigenen Meinung entsprechen, eine sinnvolle Möglichkeit des Antwortens. Sie müssten sich allerdings schon die Mühe machen, empfohlene Texte zu lesen, anstatt darauf zu pochen, dass der andere Ihnen -zig Stunden widmet, um extra für Sie das noch einmal in eigene Worte zu fassen, was andere bereits gesagt haben.
Ist das nicht reichlich anspruchsvoll? Oder steht hinter Ihrer Aufforderung etwas anderes als sachliches Interesse?
Warum werden mir Fragen gestellt, die ich beantworte,
jegliche Aufforderung an die Gegenseite wird jedoch mit dem Verweis auf die Seite von Herrn Jansen abgetan oder als unsachlich dargestellt?
“Können Sie selbst keine Stellung beziehen oder wollen Sie es nicht?”
Diesen Satz muss ich mir ja auch vorwerfen lassen, warum gilt er für Sie nicht gleichermaßen?
Welche Sätze sind Ihnen denn auf der verlinkten Seite wichtig?
Suchen Sie sich die wichtigsten aus und begründen Sie, warum Sie das vertreten.
Das hat etwas mit fachlichem Austausch zu tun und weniger mit Fragespiel.
So wie es jetzt läuft, ist es absolut einseitig: Ich stelle meine Position dar, anschließend bekomme ich keine Antwort, sondern jedes Mal Verweise auf die Links – zumindest von etlichen Diskussionsteilnehmern.
Stelle ich dann Nachfragen, wird mir “sachliches Interesse” in Abrede gestellt.
Und wenn meine Fragen zu breit gefasst sind oder mir vorgeworfen wird, ich erwarte ein Buch, stelle ich die Gegenfrage: Wie soll man auf eine verlinkte Seite antworten, die aus diversen Kapiteln besteht und viele Unterseiten hat. Ist das einem Buch nicht entsprechend? “Ist das nicht reichlich anspruchsvoll? Oder steht hinter Ihrer Aufforderung etwas anderes als sachliches Interesse?”
Für mich verstecken Sie sich hinter dem Autor der Internetseite.
Was soll ich dazu antworten? Sie erwarten nicht wirklich, dass ich eine Seite mit vielen einzelnen Äußerungen als gesamtes Paket durchwinke oder ablehne, oder?
Da bedanke ich mich bei denen, die aus ihrer Praxis berichten und darlegen, warum sie bestimmte Lernwege bevorzugen und dies selbst fachlich begründen können.
Wer wissenschaftlich fundiert wissen möchte, weshalb eine Methode, die auf ‘Schreibe, wie du sprichst’ basiert, den Schriftspracherwerb erschwert und einigen Kindern nahezu unmöglich macht, findet die Antwort und Hilfsmittel für Grundschullehrkräften unter den Publikationen der Linguistin und Grundschuldidaktikerin Christa Röber.
Grob gesagt: Die Schriftsprache funktioniert eben gerade nicht so, dass man schreiben kann, wie man spricht, und dass der in einer Anlauttabelle für z.B. den Buchstaben stehende Laut (beliebt: die Laute aus den Wörtern ‘Esel’ oder ‘Ente’) eineindeutig zu allen anderen -Schreibungen führen würde (schon die -Laute in ‘Esel’ und ‘Ente’ sind unterschiedliche – und dann erst das Schwa-e in der Reduktionssilbe wie in ‘Kinder’!). Daraus folgt: Selbst ein Kind, das ohne sprachliche und artikulatorische Schwierigkeiten eingeschult wird, was längst nicht alle sind, wird solange nicht vernünftig Lesen und Schreiben lernen, wie es sich sklavisch an die Anweisung ‘schreibe, wie du spricht’ hält – der Schritt darüber hinaus gelingt denjenigen Schüler, die es lernen, indem sie unbewusst über die Anweisung des Lehrers hinaus die Systematik der Schriftsprache und deren viel komplexere Beziehung zum Lautsystem erkennen. Röber geht sogar so weit, dass sie sagt, dass man unter der Voraussetzung der aktuellen Beschulung in Deutschland gar nicht sagen kann, ob es so etwas wie legathene Kinder überhaupt gibt, denn die WHO definiert die ‘Krankheit’ als Lese-Rechtschreib-Schwäche, die gerade NICHT auf falsche Beschulung zurückzuführen ist. Vermutlich sind es jedenfalls sehr viel weniger Betroffene als derzeit für viel Geld und Stress für Eltern und Kinder neben der Grundschule Sonderunterricht / Nachhilfe erhalten oder gar zum Psychologen geschleppt werden.
Wenn für Germanisten und jeden, der sich näher mit der Laut-Buchstaben-Zuordnung des Deutschen auseinander gesetzt hat, völlig plausibel ist, dass die Methode schlecht ist, warum wird dann nicht großflächig z.B. nach dem von Röber vorgeschlagenen Alternativmodell unterrichtet, das auf der silbischen Struktur des Deutschen basiert? Abgesehen vom Unwissen über die skizzierten Zusammenhänge politischerseits: Man traut es den Lehrern nicht zu. Das Lehrbuch, das Röber nun im Selbstverlag herausbringt, wollten die klassischen Schulbuchverlage nicht – “für die Lehrer zu schwierig”. Und das, obwohl Röber und ihre Absolventen seit Jahren erfolgreich damit in Grundschulen arbeiten (zumindest an denen, an denen es den jungen Lehrern nicht von Eltern und Schulleitung madig gemacht bzw. untersagt wird).
Deprimierend. Mir graust schon davor, dass ich mir das ansehen muss, wenn meine Kinder eingeschult werden.
Es sieht auf den ersten Blick aus, wie KonLab von Zvi Penner … und im Internet ist auch zu lesen, dass die von Röber beschriebene Methode im “ABC der Tiere” nur halbherzig umgesetzt wurde – bzw. ähnlich aussieht, aber andere Schwerpunkte setzt oder andere Ziele verfolgt.
Da lohnt sich dann wohl ein genauerer Blick, um Methode und Möglichkeiten verstehen und einschätzen zu können und zu verstehen, worin der Unterschied zu anderen silbenbasierten Methoden besteht.
Vielen Dank für den Hinweis, da lese ich gerne weiter.
Und bevor der Vorwuf kommt, man würde auf den nächsten Zug aufspringen:
Lesen über Methoden ist etwas anderes als Umsetzung von Methoden
und die kritische Auseinandersetzung mit unterschiedlichsten Ansätzen schärft mir den Blick.
@Palim (vom 20.5. um 18:17) Ich versuche mal, auf Ihre oberste Frage einzugehen, ohne einen Roman zu schreiben. Sie lautet: „Welcher Methode geben Sie den Vortritt?“
Ich würde eine Schlüsselwortmethode wählen, die zunächst von wenigen lautreinen Wörtern ausgeht wie z. B. „Toni, ruft, Mut“. Der Lehrer hängt die Wortkarten innerhalb weniger Tage nacheinander auf und liest sie immer wieder deutlich vor. In diesem Fall ergeben sie als Erinnerungshilfe sogar einen kurzen Satz.
Nach der gründlichen Analyse jedes Wortes, bei der die Kinder sogar selbstständig die Lautwerte der Buchstaben entdecken, ergeben sich die ersten bekannten Buchstaben: Ii, u, o, f, M, n, r, Tt. Mit ihnen lassen sich bereits einfache Übungen im Zusammenziehen der Buchstaben durchführen, indem der Lehrer z.B. eine kurze Geschichte erzählt – vielleicht von Marsmenschen, deren Kinder kurze Namen haben, die beim Großwerden mitwachsen. Aus den bekannten Buchstaben werden nun exotische Namen erlesen wie Mi, To, Tu, If, Mo.. Dann wird’s länger: … Miro, Tonu, Ifot, … usw. Vielleicht findet sogar jemand einen ganz langen Namen?!
Auch Abzählreime oder Zaubersprüche mit einer kleinen Rahmengeschichte bieten sich an wie „fi fo fu, ri ro ru – uno nuno nu, fino funo tu!“ Es gibt bei etwas Phantasie eine Unmenge an Übungsmöglichkeiten mit diesen wenigen Buchstaben und den Schülern machen sie großen Spaß.
Sogar kleine Diktate sind schon möglich. Die Kinder legen mit Buchstabenkarten lautreine Phantasienamen oder Silbensprüche nach Gehör. In diesem Fall ist „Schreiben wie Hören“ nicht schädlich, weil nur lauttreue Gebilde verwendet werden, die nützlich sind für erste Lese- und Schreibübungen mit geringer Anzahl an bekannten Buchstaben. Real existierende lautreine Wörter für Übungszwecke gibt es zu diesem Zeitpunkt noch zu wenige. Aus den Buchstaben der 3 Schlüsselwörter lassen sich nur „rot“ und „tot“ bilden.
Mit zunehmender Anzahl der Schlüsselwörter und damit auch Buchstaben werden Phantasiegebilde immer unwichtiger. Es gibt dann genug andere Wörter, mit denen auch kleine Sätze gebildet werden können.
Lange bevor alle Buchstaben bekannt sind, müssen die Kinder jedoch schon Bekanntschaft machen mit gängigen Wörtern, die nicht lautrein sind wie „Mutter (Muta), mag (mak), Obst (Opst)“. Erstens lernen sie daraus, dass derselbe Buchstabe unterschiedlich klingt und zweitens lernen sie, dass es notwendig ist, sich Schreibweisen einzuprägen, weil das Gehör unzuverlässig ist. Derselbe Buchstabe hört sich im einfachen Anlaut oft ganz anders an als in den viel schwierigeren In- und Auslauten.
Fazit: „Lesen durch Schreiben“ wäre in Ordnung, wenn sich die Kinder nicht ihre eigene falsche Schreibweise – besonders bei häufig vorkommenden Wörtern – einprägen und dadurch sowohl im Lesen als auch richtigen Schreiben behindert würden. Falsche Wortbilder im Gedächtnis zu löschen ist so schwer, dass es in vielen Fällen kaum oder nur unzureichend gelingt und eine lebenslange Lese- und Rechtschreibschwäche die Quittung sein kann für eine fragwürdige „Kreativität“.
Mir gefällt die Schlüsselwortmethode als solche nicht, dabei arbeite ich ansonsten in Teilen recht ähnlich:
Es gibt erste Buchstaben, aus denen man schnell Silben bauen kann … und aus den Silben dann Wörter. Dabei bevorzuge ich zunächst das A – die Klasse ist in der Regel eine 1a und es gibt hier in nahezu allen Klassen nur wenige Kinder, in deren Namen kein A vorkommt, auch „Mama“ ist eines der wenigen Wörter, das sogar hier Kinder vor der Schule schreiben können – quasi als Ganzwort erlernt. Die anderen Buchstaben erinnern an das „ERNSTL“ von Quizspielen, da man mit diesen Buchstaben sehr schnell sehr viele Wörter bauen kann – und damit sehr schnell das Lesen von Wörtern mit Sinn verknüpft wird.
Danach kommt auch bei mir eine Vielzahl von Übungen und Möglichkeiten, vieles auf Grundlage von Anlauten und Silben, so dass den SuS die Laut- und Schriftebene verständlicher wird.
Bei mir spielt die Anlauttabelle eine Rolle, wenn Anlaute gesucht werden und Kinder diesen Zusammenhang verstehen. Dann können sie sie nutzen. Dass Buchstaben unterschiedlich klingen, ist inbegriffen, allein das E hat viele Varianten, das S auch. Kurzes E und I werden leicht vertauscht, gleiches o und u – wird auch ähnlich gebildet (Schreibung: Pulizei) Kinder, die dann D und T vertauschen (und andere harte und weiche Konsonanten), fallen sehr früh auf, so dass man entsprechend Hilfen anbietet oder arrangiert. Das als Beispiel für viele andere Auffälligkeiten, die gerade beim Schreiben mit Anlauttabellen und „wie man spricht“ sehr viel deutlicher zu Tage treten und schon im Anfangsstadium ein hervorragendes Diagnoseinstrument sind. Das bedeutet für mich nicht, dass man diese Kinder damit allein lässt – wobei ich mir andere Ressourcen zur Förderung wünschen würde. Es bedeutet auch nicht, dass man diese Kinder aussortiert, sondern ihre Entwicklung in dem auffälligen Bereich besonders im Blick behält. Es ist aber auch nicht so, dass ich diese Fehler generell korrigiere. Vieles bleibt zu Beginn erst einmal stehen, sofern es „frei“ geschrieben wurde (bei Abschriften – die gibt es bei mir auch – habe ich eine andere Einstellung, Vorstellung und klare Vorgaben).
Das Freie Schreiben erhält also Raum, ist aber nicht alleinige Methode. Kinder erleben den kommunikativen Charakter der Schrift und nutzen ihn für sich. Das ist für viele Kinder sehr motivierend.
Auch aus anderen Methoden sind Teile entlehnt: Ganzwörter wie „mag“ und „und“, da man sie häufig benötigt, Synthese und Analyse – klar, im kommenden 1. Schuljahr werde ich unterstützend Gebärden nutzen – das wollte ich schon lange, nun gibt es konkreten Anlass.
Neben einem Kern von Aufgaben variieren die Methoden und Möglichkeiten je nach Klasse und die Vielfalt bereichert den Unterricht und bietet den SuS verschiedene Herangehensweisen.
Meiner Meinung nach ist es nicht so, dass sich Kinder besonders schnell falsche Wortschreibungen einprägen, sondern eher der Fall, dass sie nicht in der Lage sind, das Lautsystem zu erfassen, weil sie im Bereich der Wahrnehmung notwendige Fähigkeiten, (noch) nicht ausgebildet haben. Unterricht und Fördermöglichkeiten sollten diese viel stärker in den Blick nehmen (können), da die Kinder sonst im Rechtschreiben lange Schwierigkeiten haben werden. DAS liegt nicht allein an der Methode LdS, auch nicht an der Methode “Fibellehrgang”, sondern im Umgang mit Fehlern und mit Kindern.
Der größte Stolperstein in Ihrem Kommentar ist für mich der Satz: “Meiner Meinung nach ist es nicht so, dass sich Kinder besonders schnell falsche Wortschreibungen einprägen…”.
Dummer Weise kommt es nicht auf Ihre persönliche Meinung an, sondern auf Erfahrungswissen. Und dieses besagt, dass Kinder schnell lernen und Eindrücke nachhaltig speichern. Das gehört zu ihrer Natur. Alle Menschen merken sich in jungen Jahren überproportional viel und müssen dies auch, um nach relativ wenigen Jahren fit zu sein für ihr eigenes Leben. 2 Jahre Schreiben und Lesen mit zumeist falschen Wortbildern gemäß der Reichen-Methode sind für Kinder dieses Alters eine halbe Ewigkeit und mehr als genug, um bleibende Leistungsschwächen zu begründen.
Gute Rechtschreibung und flüssiges Lesen basieren nun mal zu mindestens 95 Prozent auf der Speicherung korrekter Wortbilder im Gedächtnis. Sie sorgen dafür, dass wir Wörter wie Vase, durstig oder Tier automatisch richtig schreiben, obwohl sie anders klingen.
Kreativ und mit Freude lässt sich auch nach bewährten Methoden arbeiten, wenn der Lehrer sein Handwerk versteht. Bei „Lesen durch Schreiben“ darf er sich bequem zurückziehen und die Kinder wursteln lassen. Was dabei herauskommt, ist in der Tat sehr „kreativ“ – um nicht zu sagen chaotisch.
Richtig, entscheidend ist, was am Ende herauskommt.
Palim, in meiner GS – Zeit vor vielen Jahrzehnten lernten ausnahmslos ALLE Kinder nach ca. zwei Jahren richtig zu lesen und zu schreiben.
Ein Lese- und Schreiblergang ist heute – so glaube ich zumindest – auf zwei Jahre angelegt.
Palim, wie sieht Ihre Bilanz nach zwei Jahren aus? Können Ihre SchülerInnen dann flüssig und betont lesen und beherrschen sie dann die Grundlagen der deutschen Rechtschreibung?
@mehrnachdenken
In meiner GS-Zeit, vor vermutlich nicht ganz so vielen Jahrzenten, lernten nicht ALLE Kinder nach ca. zwei Jahren richtig lesen und schreiben. Meine Erinnerungen sind da noch sehr lebendig, ich habe schon damals sehr genau hingeschaut.
Ich weiß, dass Kinder zur FöS geschickt wurden, es gab andere, die die Klasse wiederholten und auch Kinder, die in Klasse 3 und 4 große Probleme hatten. Es gab Kinder, die Förderunterricht erhielten. Und das, obwohl die Klasse vom Rektor unterrichtet wurde, der auf ein Lehrerleben an Erfahrungen zurückblicken konnte.
Ich erinnere mich auch an etliches, was wir in Klasse 1+2 und 3+4 im Unterricht gemacht haben, vieles davon würde man heute als “utopisch” einstufen.
Sie fragen ja dann noch nach einem Vergleich zu heutigen Klassen:
Von den 15, mit denen ich gestartet bin, konnte ein Kind am Ende der 2. Klasse so wenig lesen, dass es die 2. Klasse wiederholt hat. Da es die inklusive Beschulung noch nicht gab, wäre die Alternative ein Besuch der FöS gewesen. Inzwischen hat das Kind Förderbedarf im Lernen und in der geistigen Entwicklung und besucht damit immer noch unsere Schule … und kann jetzt lesen und liegt in den Leistungen knapp unter dem GS-Niveau.
Und da Sie interssiert an Einzelschicksalen sind:
In meiner jetzigen Klasse sitzen noch 12 der ursprünglichen Erstklässler, aber 10 weitere Kinder, die hinzu gekommen sind.
3 Kinder habe ich im letzten Schuljahr – also für die 4. Klasse – von verschiedenen Nachbarschulen dazu bekommen (durch Umzug). Sie hatten alle große Probleme im Rechtschreiben, aber alle mit “normalem Fibellehrgang” gearbeitet, ein Wörterbuch hatten sie noch nie in der Hand gehabt und von der Kontrolle eigener Texte mit einer Vorlage (richtig abschreiben) offenbar keine Ahnung. Sie hatten resigniert angesichts der hohen Fehlerzahl, die ihnen immer wieder vor Augen geführt wurde (und angesichts dessen, dass eine Lehrkraft das als Zeichen für “Dummheit” offen in der Klasse dargelegt hatte). Zwei wiesen eine extreme Schreibhemmung auf, eines wollte gar nicht schreiben.
Inzwischen schreiben und lesen die 3 Kinder wieder. Die Rechtschreibung ist nach 1 Jahr nicht hervorragend, aber Fortschritte sind sichtbar. Bei zwei Kindern bin ich zufrieden mit der Entwicklung, das 3. Kind ist durch die Trennung der Eltern so belastet, dass es nur wenige Lernfortschritte zeigt – in sämtlichen Fächern.
Und da Sie ja an der weiterführenden Schule/ am Gymnasium so sehr gelitten haben: 1 Kind hat meiner Meinung nach eine ausreichende Rechtschreibung, möchte aber zum Gymnasium. Die Leistungen in allen anderen Bereichen sind überwiegend gut, im Lesen herausragend. Warum sollten die Eltern ihr Kind nicht dort anmelden? Das Abitur ist keine Rechtschreibüberprüfung!
Ebenso gibt es Untersuchungen, die besagen, ein Kind müsse ein Wort 100-mal schreiben oder lesen, bevor es sich dieses merkt. Das halte ich für ebenfalls unrealistisch.
Von 2 Jahren schreiben ohne Korrektiv hat ja niemand gesprochen – außer den Gegnern. Wer arbeitet denn wirklich so? Das Argument wird nicht besser und realitätsnaher dadurch, dass man es möglichst oft wiederholt. Der Artikel stellt ja nun gerade dar, dass eben nicht so gearbeitet wird, und ich habe mehrfach angemerkt und erläutert, dass viele SuS in der RS Probleme haben, obwohl sie nicht mit LdS unterrichtet wurden.
Sie behaupten: Beim Lesen durch schreiben könne sich die Lehrkraft zurückziehen. Es mag Lehrkräfte geben, die das womöglich sogar tun, aber es gibt ebenso welche, die einen Fibellehrgang halbherzig abarbeiten, Schwierigkeiten nicht für ihr Problem halten und die Kinder bzw. Eltern damit allein lassen bzw. Forderungen stellen, das Kind müsse „nur mehr üben“, dann wäre es in der RS nicht so schlecht. Die Fähigkeiten im RS sind auch durch Übung und Fleiß bedingt. Das sehe ich auch so. Aber gerade denen, die die Schwierigkeiten schon im Anfangsunterricht zeigen und die einem bei den Fehlschreibungen auffallen, hilft das ständige Üben in Form von Abschreiben und Diktat schreiben nur sehr wenig. Man geht dabei davon aus, dass die Kinder sich die Wörter dann schön merken, wenn sie sie oft genug geschrieben haben. Das ist aber nicht der Fall. Diese Kinder sind so eingeschränkt in ihrer Wahrnehmung, dass sie diese Fähigkeit nicht besitzen. Und sie sind dann überfordert oder durch Misserfolge so demotiviert, dass ihnen bald gar nichts mehr gelingt.
Ob man heute genauer hinschaut, ob es deutlicher zu Tage tritt oder ob es wirklich erheblich mehr SuS sind, oder dies nur so scheint, ob früher mehr Zeit im Anfangsunterricht war oder die Kinder besser auf die Schule und ihre Anforderungen (vom Leselehrgang unabhängig) vorbereitet waren?
Ging man früher damit gelassener um, da nicht jeder das Abitur erreichen sollte und Lehrkräfte sich schon in den ersten Schuljahren damit zufrieden gaben, wenn ein Kind nicht so hervorragend mitkam? Weiß man heute mehr über Lernvoraussetzungen oder macht man mit vielen Untersuchungen und Tests eher „die Pferde scheu“ oder Eltern, Lehrer und Kinder verrückt? Es wird auch damals schon ein Wechselspiel zwischen herausfordern, aber nicht überfordern gewesen sein.
Ich kann Ihnen nicht erklären, woher diese Kinder oder die vermehrte Anzahl von Kindern mit Auffälligkeiten unterschiedlichster Art kommen, aber die Methode LdS wird an den vorschulischen Voraussetzungen vermutlich keinen Anteil haben.
„Kreativ und mit Freude lässt sich auch nach bewährten Methoden arbeiten, wenn der Lehrer sein Handwerk versteht.“
Ja, genau meine Meinung. „Wursteln lassen“ ist absolut fehl und die Professionalität von Lehrkräften in den ersten zwei Schuljahren kann gar nicht hoch genug sein, sollte aber auch anerkannt werden.
“Ebenso gibt es Untersuchungen, die besagen, ein Kind müsse ein Wort 100-mal schreiben oder lesen, bevor es sich dieses merkt.”
Bitte belegen Sie diese UntersuchungEN durch Quellenangaben!!!
Ansonsten ist es erstaunlich, mit welcher Hartnäckigkeit Sie Realitätsverweigerung betreiben. Links zu Expertenartikeln mit eindeutigen Aussagen zu Rechtschreibroblemen durch LdS gibt es hier schon mehr als genug. Nur lesen muss man sie und nicht ignorieren.
Ich verfolge diese Diskussionen mit Interesse.
Mich würde einmal interessieren, welcher der Diskussionsteilnehmer Erfahrung als Lehrkraft in Klasse 1/2 hat, der hier vehement Methoden verteidigt.
Ich selbst habe 5 Jahre Erfahrung in diesem Bereich, die allerdings schon etwas länger her ist, und ich sehe mich nicht kompetent genug, Methoden, die ich nicht ausprobiert habe, richtig einschätzen zu können. Mein hauptsächlicher Erfahrungsbereich ist – wie schon oben erwähnt – Klasse 3/4.
Ich weiß nur noch, dass ich damals in der Mitte der 80iger Jahre die dort vorherrschende synthetisch – analytische Methode gut gefunden habe und die Buchstaben nach und nach, erst in Druckschrift, dann in Schreibschrift eingeführt wurden. (Die Ganzheitsmethode war gerade aus der Mode gekommen.) Das hat über ein Schuljahr gedauert und die meisten Schüler haben so das Lesen und Schreiben gelernt. Gut fand ich, dass mit einem “Steckkasten” Wörter gesteckt wurden. Es gab dennoch Unterschiede zwischen den Schülern. Der Knackpunkt war das Zusammenziehen der Buchstaben. Die Methode erinnert mich ein bisschen daran, was “mehrnachdenken” geschrieben hat. Zuerst war es der Aufbau der Silben, die man genauso schrieb, wie man sie las, allmählich wurden die schwierigeren Lauteinheiten dazugenommen.
Da ich finde, dass ein Lernen aufbauend in richtiger Grundlage und systematisch gehen sollte, könnte ich mit der Anlauttabelle nicht viel anfangen, denn diese will zu viel auf einmal. Sie entspricht zwar der Philosophie unserer Zeit: viel anbieten, raussuchen lassen, (diesen Gedanken verfolgen ja auch andere Methoden) doch ist es fraglich, ob sie wirklich allen hilft. Wenn die Buchstaben systematisch eingeführt werden, erübrigt sich in meinen Augen die Anlauttabelle.
Mit der Änderung des Blickwinkels in Richtung “Freude am Schreiben” suchte man (bei uns wurde das so ungefähr um das Jahr 2000 publik) nach einer Methode, wie man das den Schülern so früh wie möglich vermitteln konnte. Deswegen hat man die Bedeutung der Rechtschreibung dafür zurückgestellt. Dahinter steckt wohl auch der Gedanke, das es unterschiedliche Stufen in der Rechtschreibkompetenz gibt. Man sah/ sieht wohl kein Problem darin, dass die Schüler dann in 1/2 “falsch” schreiben, weil sie ja noch auf einer unteren Stufe der Rechtschreibentwicklung stehen. Wenn sie dann weiter in die Materie eingedrungen sind, dann wird sich das Problem von alleine lösen – so der Grundgedanke, der uns auf Fortbildungen vermittelt wurde.
Schüler in Klasse 3/4 schreiben gerne, wenn ihnen ein Thema gefällt und sie dazu animiert sind. Der beste Weg in meinen Augen ist, wenn sie die erlernte Rechtschreibung anwenden können, ohne dass sie daran viele Gedanken verschwenden müssen. Das wird bei den meisten gegen Ende des 4. Schuljahres immer besser. Aber nur dann, wenn man den Schülern immer wieder vermittelt, dass sie in allen Fächern richtig abschreiben (hierfür gibt es Methoden) und bei den Aufgaben auf die Rechtschreibung achten sollen. Stichwort: Richtig schreiben als Unterrichtsprinzip
“Richtig schreiben als Unterrichtsprinzip” kann ich immer wieder nur voll unterstützen!
Und weil es Sie interessiert: Mein “Hauptgeschäft” vor meiner Pensionierung bestand im Erstlese- und Schreibunterricht sowie dem Erstrechenunterricht. Die Klassen 1 und 2 waren bis zum Schluss meine Lieblingsklassen.
@Palim
Ich warte ungeduldig auf nachprüfbare Quellenangaben zu den angeblichen Untersuchungsergebnissen, dass Kinder erst durch 100-maliges Schreiben eines Wortes dieses im Gedächtnis behalten. Nur so glaube ich an deren Existenz.
Mein Eindruck wird immer stärker, dass Sie sich so manches aus den Fingern saugen, um Ihrer Meinung mehr Glaubwürdigkeit und Nachdruck zu verleihen.
Doch zu diesem Fall: „1 Kind hat meiner Meinung nach eine ausreichende Rechtschreibung, möchte aber zum Gymnasium. Die Leistungen in allen anderen Bereichen sind überwiegend gut, im Lesen herausragend. Warum sollten die Eltern ihr Kind nicht dort anmelden? Das Abitur ist keine Rechtschreibüberprüfung!“
Ihre Frage legt nahe, dass manche Lehrer dieses Kind nicht für gymnasialfähig halten, nur weil dessen Rechtschreibung zu wünschen übrig lässt. So ein Quatsch! Warum diese unterschwellige Behauptung gegen Leute, die nur vor einem weiteren Niedergang der Rechtschreibung warnen? Wie kann man den Kindern überhaupt die Gymnasialfähigkeit absprechen, wenn das Übel auf den Unterricht (z. B. LdS) zurückgeführt wird?
Außerdem ist es extrem unwahrscheinlich, dass Kinder in der Rechtschreibung mäßig und im Lesen „herausragend“ sind. Dazu ist hervorragendes Lesen viel zu sehr auf die intuitive Wiedererkennung durch korrekte Wortbilder im Kopf angewiesen. Oder ziehen Sie viele Wörter immer wieder Laut für Laut zusammen und sind doch ein Meisterleser?
@Lena
Zur Quellenangabe: Ich meine, ich habe es bei Tophinke gelesen, es kann aber auch woanders gewesen sein. Da mir das Buch zu Hause nicht mehr vorliegt, kann ich es nicht nachschlagen. Es tut mir Leid, dass ich nicht sämtliche je erlesenen Studien im Schrank bereithalten kann oder zumindest die Quellenangaben im Gedächtnis. Dass Sie mir unterstellen, ich würde mir Sachverhalte ausdenken, finde ich gelinde gesagt anmaßend. Statt die Diskussion mit derartigen Vorwürfen zu belasten, könnten Sie sich auch am fachlichen Austausch beteiligen und/oder gelingende Beispiele aus ihrem Erstunterricht beitragen.
Letztlich geht es um die Wortbildtheorie, wonach Kinder sich falsche Schreibweisen einprägen und diese behalten. Wenn das so schnell ginge und schon nach 1-3 Schreibungen verhaftet wäre, müssten sich dann nicht auch die richtigen Wortschreibungen „einbrennen“, da die Kinder in allen Büchern korrekte Wörter vorfinden? Der Widerspruch der Methoden und ihre Debatten sind übrigens schon alt, die Wortbildtheorie stammt von Bormann 1840 und Kritiker der Methode sowie alternative Vorschläge gab es auch damals schon.
Das Erlernen der Rechtschreibung ist ein Zusammenspiel der Fähigkeiten und nicht allein das Merken einer Wortstruktur als Bild. Diese Fähigkeiten sind sehr unterschiedlich ausgeprägt (Stichwort phonologische Bewusstheit) und die Öffnung des Unterrichts möchte dieser Tatsache Rechnung tragen. Diese Möglichkeit ist nicht allein der Methode LdS vorbehalten und im Unterricht mit einer Fibel auch nicht ausgeschlossen.
Für mich bleibt die Frage, worin ein Nutzen bestehen kann, Kinder mit Anlauttabellen arbeiten zu lassen oder andere Ideen von LdS oder Schreiberfahrungsansatz oder Silbenstruktur (…oder noch andere) in den Unterricht einfließen zu lassen.
Dass man Nachteile mit berücksichtigt und Grenzen setzt, finde ich wichtig, habe aber offenbar eine andere Blickrichtung, als andere in dieser Diskussion. An dieser Stelle fällt es mir schwer, Worte zu finden, die mir nicht sofort wieder im Munde umgedreht werden. Mir ist wichtig, dass eine Methode nicht generell abgelehnt und verurteilt wird, sondern dass man Positives nutzt, um Schülern Wege zu eröffnen. Dass man sich dabei nicht zurücklehnen kann, sondern die SuS wie ihre Leistungen im Blick hält, ist für mich selbstverständlich.
Zu dem genannten Kind: Es liest hervorragend und gewinnt womöglich übermorgen den schulinternen Lesewettbewerb, dennoch ist die Rechtschreibung nur mäßig, auch wenn Sie es „extrem unwahrscheinlich“ finden.
Und zu dem Hinweis, dass Sie warten: Ich weiß nicht, wie es bei anderen ist, aber bei mir ist der Zugang auf News4teachers nur eingeschränkt möglich – häufig bekomme ich keinen Zugriff auf die Seite, es erscheint, als sei sie aus dem Netz genommen. :-/
Auch ich kann News4teachers immer wieder – manchmal sogar bis zu zwei Tage – nicht aufrufen.
Was sagt die Redaktion dazu?
Ich befürchte, dazu kann die Redaktion nicht viel sagen, außer dass sie die Seite vermutlich auf dem “falschen” Server liegen hat…
Ja, genau so war es. Heute wurde die Hardware gewechselt und ab sofort sind wir wieder dauerhaft erreichbar!
Wenn man sich zu diesem Thema einmal in der Öffentlichkeit umhört, dann fragt dort der gesunde Menschenverstand außerhalb des Lehrerberufes die einfache Frage: Warum sollen Kinder in der Schule erst bewusst etwas falsch lernen, um es dann später wieder mühsam umzulernen?
Oh arme CDU-Republik. Lotterbuberei und Schlamperei
werden Tür und Tor geöffnet mit der Einführung von
GRUNDSCHRIFT neben der trottelhaften sinnlosen
„Rechtsschreibreform“ – eine Jahrhundertstümperei.
Schönschrift in Form von Gotik und Sütterlin oder Druckschrift
gehören in den Kunstunterricht; denn ohne körperlicher gefolgt von
geistiger Disziplin gibt es keine Kunst. Für das Geschmier
in den Schulheften – besonders der migrierten Schüler –
muß man sowieso einen Grundkurs in Keilschrift absolvieren.
Wann hört diese elende Politikerprofiliererei endlich auf?!
Zeitungszitat: “Das 19. Jahrhundert war das Zeitalter der Alphabetisierung des Westens. Das 21. Jahrhundert wird voraussichtlich als Zeitalter der Analphabetisierung in die Geschichte eingehen.”
Bin gerade erst auf dieses Forum gestoßen. Konnte auf die Schnelle nicht alle Kommentare lesen.
Doch die Frage des drittletzten Beitrags (DMB Dresden, 27.5.) scheint mir entscheidend:
“Warum sollen Kinder in der Schule erst bewusst etwas falsch lernen, um es dann später wieder mühsam umzulernen?” Diese Frage lässt sich aber meines Erachtens nicht nur auf die Methodik “Lesen durch Schreiben” beziehen, sondern genauso auf die allermeisten gängigen und klassischen Fibellehrgänge, in denen vordergründig vermieden wird, falsche Wortschreibungen zuzulassen.
In den ersten Kommentaren ist z.B. bemerkenswert, dass Ursula Prasuhn (15.5.), die ausdrückliche Gegnerin “neuer Methoden”, die aus der Richtung “Lesen durch Schreiben” (Arbeiten mit “Anlauttabelle”) kommen, doch selbst ganz selbstverständlich von “lautreinen” Wörtern spricht (und dafür “ruft” und “malt” nennt), die im Anfangsunterricht das Rechtschreiblernen unterstützen sollen. Was soll “lautrein” bedeuten? Was sollen Kinder anhand dieser Wörter lernen? Wird durch das Einführen solcher Wörter tatsächlich von Anfang an das angebahnt, was richtige Rechtschreibung ist? “Lautrein” unterstellt, dass diese Wörter in besonderem Maße einer grundlegenden Laut-Buchstaben-Zuordnung entsprechen – nicht anders, als das eine Anlauttabelle ihren Verwendern suggeriert: Zumindest eine bestimmte Anzahl von Wörtern kannst du richtig schreiben, allein wenn du die richtigen Buchstaben für die gehörten Laute hintereinander herschreibst.
BEIDEN Methoden wohnt das Problem inne, dass den Kindern zunächst etwas über die Rechtschreibung beigebracht wird, was sie dann später wieder vergessen/revidieren müssen. Der Unterschied ist nur, zugespitzt gesagt, dass sie in dem einen Fall die Schreibungen, die sie aufgrund dieser Auffassung produzieren, zunächst benutzen dürfen (und erst später/zu spät umlernen müssen), und dass sie in dem anderen Fall, für das Verwenden dieser Schreibungen gleich einen Fehler angekreidet bekommen (obwohl sie nur das umsetzen, was sie beigebracht bekommen haben!).
Wäre es nicht sinnvoller, von Anfang an stärker die Systematik der Rechtschreibung im Auge zu haben, die sich eben nicht nur auf Lautschreibungen gründet, sondern auch auf die Betonungsmuster der Wörter und die Grammatik, um bestimmte Fehlschreibungen bei den Kindern erst gar nicht zu provozieren?! “ruft” und “malt” müssen z.B. als besondere Schreibungen verstanden und im Unterricht behandelt werden. Denn für den kompetenten Leser sind sie anders zu lesen als die einfachen Wörter “Luft” und “alt” (“kurze” Aussprache von Vokalen in geschlossenen Silben ist der Normalfall!). Bei “ruft” und “malt” muss der Leser wissen, dass es von “rufen” und “malen” kommt. (Und der Schreiber lernt erst sinnvollerweise in einem zweiten Schritt, dass es Wörter gibt, die eine gleiche Schreibung haben, obwohl sie anders gesprochen und grammatisch anders aufgebaut sind. “ruft” und “malt” neben Wörtern wie “Luft” und “alt” erwecken sonst den Anschein, als spiele der Unterschied zwischen “kurzen” und “langen” Vokalen keine entscheidende Rolle für die richtige Rechtschreibung! – Und das muss dann später auch umgelernt werden!) Das kann im Anfangsunterricht natürlich nur angedeutet werden. Die Auswahl des Wortmaterials und Parallelisierung von Ähnlichem ist aber auch dort schon entscheidend, um eben die Kinder nicht auf falsche Fährten zu locken.
Ein anderes Beispiel sind die angeblich so “lauttreuen” Wörter “Mama” und “Papa”, die gerne und oft mit den Kindern geübt werden. Vom Ziel her betrachtet (die Vielzahl der richtig geschriebenen Wörter) sind diese Wörter aber absolute Ausnahmeschreibungen. Wörter mit entsprechender Lautstruktur schreiben sich regelgerecht mit “-ammer” und “-apper” (Hammer, schlapper, usw.). Auch hier müssen die Kinder also später wieder umlernen und sie dürfen Gelerntes nicht übertragen und anwenden. (Viele Wörter im Anfangsunterricht sind eigentlich Ausnahmeschreibungen: Ananas, Limo, Anorak, Uli, Mimi, Tiger u.v.m.)
Es sollte also darum gehen, nicht nur falsche Schreibungen nicht zuzulassen, sondern auch, falsche Schreibungen erst gar nicht zu provozieren, indem von Anfang an darauf geachtet wird, dass durch das Wortmaterial und dessen Zusammenstellung nicht falsche Rückschlüsse über die orthografischen Zusammenhänge begünstigt werden.
Die Kinder im Anfangsunterricht mit vermeintlich einfachen, orthografisch zwar korrekten, aber doch Ausnahmeschreibungen zu beschäftigen, kommt mir so vor, als ob man im Mathe-Unterricht am Anfang den Kindern beibringt, die Hälfte von 5 sei 3 (da sie ja noch keine Bruchzahlen kennen). Mathematisch ja durchaus sogar zu rechtfertigen (2,5 lässt sich zu 3 aufrunden), ist es doch intuitiv falsch und es fördert sicherlich nicht, später das Teilen ungerader Zahlen richtig zu lernen.
Sie scheinen einiges missverstanden zu haben. Die wenigen lautreinen Wörter zu Anfang werden nicht 2 Jahre lang gepflegt, sondern nur wenige Wochen, um erste Erkenntnisse im Zusammenziehen der Buchstaben zu vermitteln, zu erleichtern und an richtig geschriebenen Wörtern zu üben.
Gerade um das zu vermeiden, was Sie beanstanden, kommen dann in den sog. Fibellehrgängen schon bald andere, aber nicht mehr lautreine Wörter hinzu, an denen gelernt wird, dass Buchstaben und Buchstabenverbindungen verschiedene Lautfärbungen haben und darum bei der Schreibweise kein Verlass ist aufs Gehör. Übrigens sind “Mama” und “Papa” nicht wirklich lautrein.
Von Anfang an wird so an korrekten Wortbildern das Lesen und Schreiben trainiert und nichts muss nach 2 Jahren chaotischer Rechtschreibung und Einprägung falscher Schreibweisen umgelernt werden.
Nix da von “die Hälfte von 5 sei 3”! Um im Bild zu bleiben: Hier wird bei der Berechnung der Hälfte wenige Wochen lang wohlweislich nur mit geraden Zahlen gearbeitet, dann aber zunehmend mit ungeraden, wobei gerade korrekte Ergebnisse wichtig sind.
Ich glaube, ich habe Sie schon richtig verstanden: nach der Methode, die Sie beschreiben, werden ebenso wie beim Arbeiten mit der Anlauttabelle zunächst Wörter geschrieben, die als “lautrein” oder “lauttreu” gelten, weil sie einer vereinfachenden Laut-Buchstaben-Zuordnung folgen. Der Unterschied zwischen den Methoden ist an diesem Punkt nur der, dass in Ihrem Modell dieses Vorgehen (das damit trotzdem den Kindern den ersten entscheidenden Eindruck vermittelt, wie Rechtschreibung nach Meinung der Erwachsenen funktioniere) viel schneller wieder verlassen wird: Das Umlernen geschieht nur viel eher – ist aber immer noch ein Umlernen! (Bei Übertragen dieses ersten Wissens durch die Kinder auf unbekannte Wörter, werden sie dann auch noch kritisiert, weil es fast nie der Rechtschreibung entspricht. – Ob das der Motivation dient?) Mir geht es um Folgendes: Es ist ja sehr sinnvoll, von Anfang an mit korrekt geschriebenen Wörtern zu arbeiten. Aber dann kommt es umso mehr darauf an, ob man am Anfang mit Wörtern anfängt, die Ausnahmeschreibungen sind, also nicht den grundlegenden Rechtschreibregeln folgen (z.B. mit fehlender doppelter Darstellung eines Konsonanten, wie bei Ananas, Limo, Mama, Papa usw. oder mit fehlendem “ie” wie in Tiger) oder besonderen Ausspracheregeln beinhalten (die grammatisches Wissen benötigen, wie bei “ruft” oder “malt”), oder aber ob man solche Wörter vermeidet und sich didaktisch überlegt, mit welchen Wörtern, die einfach strukturiert sind UND grundlegenden Regeln folgen, man anfängt und wie man dann zu komplexeren Strukturen vorstößt (genauso wie man ja in der Mathematik zunächst mit ganzen Zahlen anfängt und dann komplexeres, wie Bruchzahlen, darauf aufbaut).
Sie betonen immer wieder, dass Ihnen die “Wortbilder” so wichtig sind. Meinen Sie tatsächlich, dass es zum Erreichen der Rechtschreibkompetenz reicht, sich einfach immer mehr Wortbilder einzuprägen? Das erinnert mich an überholte behaviouristische Auffassungen über den Spracherwerb, die besagten, dass Spracherwerb allein dadurch funktioniert, dass ein Baby ohne jegliches (unbewusstes) grammatisches Training und Dazulernen Sprache nur dadurch lernt, dass es immer mehr fertige Sätze und Wörter hört und diese sozusagen einfach nur stur auswendig lernt. Das kann schon deshalb so nicht funktionieren, so weiß die Sprachwissenschaft heute, weil Menschen in ihrem Leben immer wieder mit Sätzen und Wortbildungen zu tun haben, die so noch nie existiert haben, und die sie trotzdem problemlos, aufgrund ihrer grammatischen Kompetenz, verstehen können. Oder um noch einmal die Mathematik zu bemühen: Ihr Modell hört sich für mich ein wenig so an, als wenn man zwar an ein paar sehr simplen Beispielen ein wenig Plus- und Malrechnen einübt, um überhaupt ein Gefühl für Mathematik zu bekommen, dann aber sich allein darauf konzentriert, das kleine und große Einmaleins auswendig zu lernen, damit sich die korrekten Ergebnisse einprägen. Natürlich ist das auch wichtig – aber entscheidender ist doch, den Prozess des Rechnens zunächst zu verstehen, nachzuvollziehen, um ihn dann zu automatisieren; und zwar, um später dann auch schnell und intuitiv NEUES zu berechnen und Berechnungen nachvollziehen zu können. Das heißt übertragen auf die Rechtschreibung: Wortbilder sind wichtig – aber um ein Gefühl für die geschriebene Sprache zu bekommen, dafür, welche Wörter ungewöhnlich aussehen (das kann dann z.B. beim Lesen ein Hinweis darauf sein, dass es sich um einen Eigennamen oder ein nicht-integriertes Fremdwort handelt), oder dafür, wie ein unbekanntes Wort (z.B. in einem Fachaufsatz/-vortrag) wohl gelesen bzw. geschrieben wird, ist es m.E. unumgänglich, durch eine durchdachten und systematischen Umgang mit (nach Strukturunterschieden zu klassifizierenden) “Wortbildern” den Kindern beim Aufbau ihrer orthografischen Kompetenz zu helfen. Wenn das nicht geschieht, werden nicht nur die genannten Fähigkeiten nicht gefördert, sondern es besteht auch die Gefahr, dass sie der Rechtschreibunterricht frustiert, weil sie das Gefühl haben, beim Lernen der Rechtschreibung kommen nur immer mehr Ausnahmen dazu, man schreibt “mal so, mal so” – statt, dass da etwas aufeinander aufbaut.
Praktisch kann das, was ich meine, z.B. heißen: im Anfangsunterricht beschäftigt man sich zunächst mit einfachen Zwesilbern mit offener, betonter Silbe (Nase, Rabe, Rübe, Biene, Hüte). Ist deren Aufbau automatisiert, geht man über zu einfachen Zwesilbern mit geschlossener, betonter Silbe (Kante, Hefte, Wolke, Hüfte). In einem dritten Schritt können dann vorzüglich die Wörter erarbeitet werden, die nur einen Konsonanten haben, deren Vokal aber kurz/offen ist und deshalb einen weiteren Buchstaben am Ende der ersten Silbe benötigen – damit das Wort richtig gelesen werden kann (Kanne, Kette, Affe, Puppe, Hütte). (Überhaupt ist wichtig zu vermitteln, dass Rechtschreibung keine Schikane ist, sondern wichtig, damit der Leser die Wörter und Sätze richtig lesen und damit verstehen kann!)
Ich hoffe, ich konnte deutlich machen, worum es mir geht. Ich lehne mich mit meinen Überlegungen übrigens an das silbenanalytische Modell an, das von C. Röber (selbst auch Lehrerin gewesen) und auch von U. Bredel unter Einbeziehung neuerer sprachwissenschaftlicher Erkenntnisse entwickelt wurde.
Was meinen Sie dazu? Um Ihren Ansatz mit den Wortbildern noch besser zu verstehen, würde mich interessieren, welche wissenschaftlichen Ansätze nach Ihrer Einschätzung Ihrem Ansatz nahestehen.
Sie sagen: “Überhaupt ist wichtig zu vermitteln, dass Rechtschreibung keine Schikane ist, sondern wichtig, damit der Leser die Wörter und Sätze richtig lesen und damit verstehen kann!”
Dies ist der entscheidende Satz, der uns verbindet.
Viele Wege führen bekanntlich nach Rom – Hauptsache sie erreichen das Ziel. Der silbenanalytische Weg, von dem Sie sprechen, leuchtet mir ebenso ein wie andere Wege, z. B. die von mir bevorzugte Schlüsselwortmethode. Hauptsache, alle führen nach Rom und nicht in die Walachei.
Wenn ich immer wieder von Wortbildern spreche, so ist das der simplen Tatsache geschuldet, dass flüssiges, verstehendes Lesen und flüssiges, richtiges Schreiben auf einem soliden Schatz an häufig vorkommenden Ganzwörtern oder auch Silben im fotografischen Gedächtnis beruht, so dass Wörter und Sätze nicht immer wieder mühsam und fehlerhaft per Zusammenziehen der einzelnen Buchstaben entziffert werden müssen.
Die Methode „Schreiben wie Hören“ vermittelt den Kindern falsche Vorstellungen, indem sie auf rasche Scheinerfolge durch Befreiung von Rechtschreibung setzt und dabei in den Kinderköpfen für eine Weichenstellung sorgt, die nachträglich schwer korrigierbar ist.
Das allerdings erleben dann nicht mehr die Anhänger des Schreibens nach Gehör, sondern die nachfolgenden Lehrer und auch die Eltern.
Interessante Diskussion. Die handfesten Argumente gegen diese Methode scheinen mir doch sehr überzeugend. Gibt es eigentlich noch Schulen, die nach der Methode “Schreiben wie Hören” verfahren? Das würde mich wundern.
Dozenten klagen: Lehramtsstudenten können nicht schreiben:
http://www.derwesten.de/politik/keine-zwei-saetze-fehlerfrei-id10441860.html
http://www.stern.de/familie/schule/ueber-die-zunehmend-schlechte-rechtschreibung-bei-kindern-2066065.html
Die schreib- und vermutlich auch leseschwachen Studenten gehören zur ersten Schülergeneration, die mit der Methode “Schreiben nach Gehör” unterrichtet wurden.
Zu Ihrer Frage @Maren: Oh ja, diese Schulen gibt es noch zuhauf. Es ist unbegreiflich, warum diese hirnrissige Methode nicht längst untersagt wurde.
Aber so ist das immer wieder: Die alarmierende Wahrheit kann längst auf dem Tisch liegen, dennoch wird munter weitergemacht.