Frankfurter Schule ist Anwärter auf den Deutschen Schulpreis – „Wir sehen das Potenzial, nicht Defizite“

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FRANKFURT/MAIN. Knapp 300 Kinder aus über 30 Nationen besuchen die Frankfurter Römerstadtschule. Der Unterricht läuft ganz anders als an den meisten Schulen des Landes. Leiterin Heike Schley (46) erklärt das Konzept, das ihre Schule – als einzige Hessens – in die letzte Runde für den Deutschen Schulpreis brachte. «Wir sind so erfolgreich, weil wir gemeinsam nach Möglichkeiten suchen, das beste aus den Kindern herauszuholen», sagt sie. Seit 2005 leitet sie die Frankfurter Römerstadtschule. Ein Interview.

News4teachers.de: Was ist das Besondere an dieser Schule?

Schley: Dass wir in Teams arbeiten und dass diese Teams viel Handlungsspielraum haben. Wir sind so erfolgreich, weil wir gemeinsam nach Möglichkeiten suchen, das Beste aus den Kindern herauszuholen.

News4teachers.de: Wie wird dieser Handlungsspielraum genutzt?

Schley: Wir arbeiten jahrgangsübergreifend. Ein Team von vier Lehrkräften ist für eine Lerngruppe von jeweils ca. 50 Kindern im Alter zwischen 5 und 11 Jahren zuständig. Dem Team übertragen wir als Schulleitung ein großes Maß an Eigenverantwortung. Zum Beispiel erstellt es den Stundenplan selbst. So entwickeln wir die Schule demokratisch weiter.

Die Römerstadtschule ist für den Deutschen Schulpreis nominiert. (Foto: Spiegelneuronen/Flickr CC BY-NC-SA 2.0)
Die Römerstadtschule ist für den Deutschen Schulpreis nominiert. (Foto: Spiegelneuronen/Flickr CC BY-NC-SA 2.0)

News4teachers.de: Seit wann arbeiten Sie so?

Schley: In Reinform erst seit dem vergangenen Schuljahr. Zuvor haben wir das nach und nach ausgebaut. Die ersten und zweiten Klassen unterrichten wir schon seit 2010 gemeinsam. Ausgangspunkt waren unsere Erfahrungen aus dem Gemeinsamen Unterricht, wo schon lange behinderte und nichtbehinderte Kinder zusammen unterrichtet wurden.

News4teachers.de: Was ist der Vorteil dieser Art Schule?

Schley: Jedes Kind wird bei uns individuell gefördert – egal, ob schwerst mehrfachbehindert oder hochbegabt. Wir blicken auf das einzelne Kind. Und dabei sehen wir, dass in jedem Menschen Potenziale stecken.

News4teachers.de: Wieso ist diese Art Schule dann so selten?

Schley: Die Schulleitung muss den Mut haben, neue Wege zu gehen. Das Kollegium muss für die Sache brennen. Und für die Umsetzung sind ausreichend Ressourcen notwendig. Wir haben eine Förderschullehrerstelle als Sonderzuweisung, um 30 Kinder mit Anspruch auf sonderpädagogische Förderung zu unterrichten.

News4teachers.de: Ist die Römerstadtschule ein Modell für ganz Hessen oder ist dieses Konzept nur hier, in einem sozialen Brennpunkt, sinnvoll?

Schley: Wir haben viele Kinder aus benachteiligten Familien, deswegen haben wir das Konzept für diese Schule so gestaltet, wie es heute umgesetzt wird. In einem anderen Stadtteil oder an anderer Stelle müsste die Schule anders aussehen.

ZUR PERSON: Heike Schley (46) ist seit 2001 an der Römerstadtschule. Zuerst war sie stellvertretende Schulleiterin, seit 2005 ist sie Schulleiterin. Als sie zum ersten Mal Kontakt zu dieser Schule aufnahm, imponierte ihr etwas, was andere vielleicht abgeschreckt hätte: Es war Nachmittag und der Schulleiter ging ans Telefon. Ja, das ist ein engagiertes Kollegium, dachte Schley und bewarb sich.  Die Fragen stellte Sandra Trauner

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