Ganztagsgrundschule wird im Südwesten zum Standard

12

STUTTGART. Beinahe verschämt wurden Ganztagsschulen in Baden-Württemberg bislang als Modellversuch betrieben – seit fast fünfzig Jahren. Jetzt verabschiedete der Landtag ein Gesetz, das sie zur Regel macht. Die Opposition fordert indes mehr Flexibilität für Eltern und spricht von „Rosstäuscherei“.

Mit jahrelanger Verzögerung wird die Ganztagsschule nun fester Bestandteil des baden-württembergischen Bildungssystems. Nach dem massiven Ausbau der Kinderbetreuung will Grün-Rot auch bei den Ganztagsschulen aufholen. Galt Ganztagsbetrieb früher noch als Stigma für Schulen an sozialen Brennpunkten, ist er für die Regierung ein Zeichen von Qualität. Am Mittwoch verabschiedete der Landtag mit Koalitionsmehrheit ein Gesetz, mit dem die Ganztagsgrundschule zur Regelschule wird. SPD-Bildungsexperte Stefan Fulst-Blei sprach von einem «großen Tag für ein leistungsstarkes und bildungsgerechtes Baden-Württemberg».

Grundschuleingang - Baden-Württembergs Landesregierung zielt darauf ab, in einigen Jahren 70 Prozent der Grundschulen und Grundstufen der Förderschulen zu Ganztagsschulen umzuwandeln Foto: WikiTour 2005 (CC BY-SA 3.0)
Baden-Württembergs Landesregierung zielt darauf ab, in einigen Jahren 70 Prozent der Grundschulen und Grundstufen der Förderschulen zu Ganztagsschulen umzuwandeln Foto: WikiTour 2005 (CC BY-SA 3.0)

Damit endet ein Provisorium: Denn obwohl schon seit fast fünf Jahrzehnten existent wurden Ganztagsschulen im Südwesten nur als Modellversuch betrieben. Aus Sicht von Grün-Rot hatte die Ganztagsschule ihr Dasein in der Grauzone dem veralteten Familienbild der CDU mit einer Mutter, die die Kinder nach der Vormittagsschule zu Haus betreut, zu verdanken.

Trotz des Appells von Kultusminister Andreas Stoch (SPD) zu einem fraktionsübergreifenden Konsens verweigerten CDU und FDP die Zustimmung. Grund: Den Familien werde die Ganztagsschule aufgezwungen, sie hätten keine echte Wahlfreiheit. Stoch warf der Opposition vor, «krampfhaft ein Haar in der Suppe» finden zu wollen. Sie müsse sich wegen ihrer «Kleinkrämerei» eigentlich schämen. Die Grünen-Bildungsexpertin Sandra Boser erinnerte daran, dass der Nachholbedarf im Südwesten mit einem Anteil von nur knapp 19 Prozent Ganztagsschülern der Untätigkeit der schwarz-gelben Vorgängerregierung geschuldet sei.

Mit dem Gesetz will Grün-Rot den Ganztagsbetrieb bei den 2400 Grundschulen vorantreiben, die laut Stoch zu lange «im bildungspolitischen Abseits» gestanden haben. Der Forderung der Opposition nach mehr freiwilligen Angeboten für Schüler am Nachmittag hielt der Minister entgegen: «Schule ist ein Ort, wo Qualität im Mittelpunkt steht – nicht Flexibilität.» Nach dem Konzept Stochs können Schulen entweder komplett auf verpflichtenden Ganztagsbetrieb umstellen oder als «Wahlform» den Familien anbieten, ihr Kind ein Schuljahr lang für Ganztagsbetrieb anzumelden.

Die Kinder profitieren nach Überzeugung Stochs enorm von der für die Ganztagsschule typischen Rhythmisierung, das heißt dem Wechsel von Phasen der An- und Entspannung, von Aktivität und Konzentration. Die Eltern seien in der Schulkonferenz in die Entscheidung über Ganztagsbetrieb und dessen Ausgestaltung beteiligt, erläuterte der Minister. Für Mütter und Väter werde eine mögliche Betreuungslücke nach der verlässlichen Betreuung ihres Nachwuchses in der Kita geschlossen. 70 Prozent der Eltern wünschten eine Ganztagsschule.

Anzeige

Die CDU und die FDP im Landtag argumentierten, der Begriff «Wahlform» sei «Rosstäuscherei». Schüler könnten nicht vormittags den Unterricht besuchen und nachmittags entweder ein freiwilliges Angebot der Schule besuchen oder eben auch frei haben. Der CDU-Bildungsexperte Georg Wacker sagte, die mangelnde Flexibilität laufe gerade den Bedürfnissen der wachsenden Zahl in Teilzeit beschäftigter Mütter zuwider. Insbesondere bei der vollständigen Umstellung einer Grundschule auf Ganztag seien die Eltern gezwungen, die dies nicht wünschten, eine andere, möglicherweise weiter entfernte Schule zu finden.

Der FDP-Abgeordnete Timm Kern befürchtet, dass der rhythmisierte Unterricht die Vereine aus den Schulen verdrängen könnte; Übungsleiter seien vormittags für schulische Aufgaben kaum abkömmlich.

Der Schulverwaltung liegen mehr als 180 Anträge von kommunalen Schulträgern auf Ganztagsbetrieb im kommenden Schuljahr vor, über die in Kürze entschieden wird. Nach dem neuen Konzept werden die Ganztagsgrundschulen deutlich besser mit zusätzlichen Lehrerwochenstunden ausgestattet als im Modellversuch. Bei der weitestgehenden Ausgestaltung des Ganztags – acht Zeitstunden an vier Tagen in de Woche – erhalten die Schulen zwölf Lehrerwochenstunden pro Schülergruppe.

Kern und Fulst-Blei plädierten ebenso wie GEW-Landeschefin Doro Moritz dafür, dass der Ganztagsbetrieb auch an den weiterführenden vorangetrieben wird. (Julia Giertz, dpa)

zum Bericht: Südwest-CDU mahnt mehr Wahlfreiheit für Eltern bei Ganztagsschule an
zum Bericht: GEW und Städtetag gegen abrupte Einführung der Ganztagsschule

Anzeige


Info bei neuen Kommentaren
Benachrichtige mich bei

12 Kommentare
Älteste
Neuste Oft bewertet
Inline Feedbacks
View all comments
Mutter
9 Jahre zuvor

Natürlich ist das für die Familien ein Zwang zum „modernen“ Familienbild von Grün-Rot mit seiner staatlichen Ganztagsbetreuung der Kinder. Den Wunsch nach Flexiblität und Freiwilligkeit als „Kleinkrämerei“ zu bezeichnen, um Kollektivismus durchzusetzen, ist unverschämt, unehrlich und bevormundend.
Von wegen, Herr Stoch: «Schule ist ein Ort, wo Qualität im Mittelpunkt steht – nicht Flexibilität.» Qualität gab es in Baden-Württemberg, bevor Ihre Regierung ans Ruder kam.
Hoffentlich bleibt sie ein Intermezzo.

dickebank
9 Jahre zuvor

Ja nee, is klar … das moderne ror-grüne Familienbild …

Es sind die gesetzlichen Bestimmungen zur Rentenrecht, zum Scheidungsrecht und zum Unterhaltsrecht, die vor allem unter gelb-schwarz entscheidenden Einfluss auf die Lage der Familien nahmen. Es sind wirtschaftsnahe Kreise, die die weibliche Arbeitsmarktreserve heben wollen – und die sollte man nicht besseren Wiissens iim „linken“ Lager verorten wollen.

g. h.
9 Jahre zuvor
Antwortet  dickebank

Zitat aus obigem Artikel: „Aus Sicht von Grün-Rot hatte die Ganztagsschule ihr Dasein in der Grauzone dem veralteten Familienbild der CDU mit einer Mutter, die die Kinder nach der Vormittagsschule zu Haus betreut, zu verdanken.“
„Mutter“ schreibt folgerichtig: „Natürlich ist das für die Familien ein Zwang zum “modernen” Familienbild von Grün-Rot mit seiner staatlichen Ganztagsbetreuung der Kinder.“

Warum also die Unterstellung, Ihre Vorkommentatorin schreibe etwas Falsches und das auch noch wider besseren Wissens?

dickebank
9 Jahre zuvor
Antwortet  g. h.

Warum – ist doch ganz einfach, weil die CDU-Granden ja auch erklären, dass Deutschland kein Einwanderungsland ist. Warum liegt dann aber der Prozentsatz an Schülern mit ausländischen Wurzeln (heute Zuwanderungsgeschichte) in einigen Schulformen jenseits der 60%-Marke?

Warum verliert die CDU bei Landtags-/Bundestagswahlen in den kreisfreien Städten? Weil das von ihr propagierte Familienbild im gegensatz zu ihrer Wirtschafts- und Sozialpolitik steht. Die Kinder/Küche/Kirche-Folklore soll doch nur die aufgrund des Rentenrechts bevorzugten „Alten“ – vor 1948 Geborenen -an die Urnen locken.

g. h.
9 Jahre zuvor
Antwortet  dickebank

Bleiben Sie doch bitte bei der Sache!
Oder fällt Ihnen ein Zacken aus der Krone, wenn Sie meine Frage seriös im Rahmen des Artikels beantworten?
Nochmals: Hat Mutter bezüglich der unterschiedlichen Familienbilder und dem entsprechenden grün-roten Zwang zur Ganztagsschule etwas Falsches behauptet und dies auch noch wider besseren Wissens?
Mit anderen Worten: War Ihre diffamierende Unterstellung gerechtfertigt?

dickebank
9 Jahre zuvor
Antwortet  g. h.

Ja. Und es ist weder eine Unterstellung, noch diffamiere ich irgendjemanden.

Die Ganztagsschule wid von vielen aus Gründen der Kinderbetreuung gewünscht und ist deshalb eine Notwendigkeit. Eine Ganztagsschule, die keinen bindenden Charakter hat, ist wie ein „bischen schwanger“. Die einzige Erholungsmöglichkeit wohlstandsgestresster Jugendlicher vor ihren Heli-parents.

Ursula Prasuhn
9 Jahre zuvor

@dickebank
Vorweg: Natürlich ist es eine Diffamierung, wenn jemand grundlos der Lüge – also wissentlichen Falschaussage – bezichtigt wird.
Wichtiger ist mir aber, was Sie sonst noch sagen: Eine Ganztagsschule ohne bindenden Charakter beschreiben Sie als „ein bisschen schwanger“, was nicht geht. Also muss eine Zwangsschwangerschaft der Widerspenstigen her, obwohl sie Vergewaltigung bedeutet. Macht aber nichts, wenn diese als „Notwendigkeit“ dargestellt und damit der Kritik enthoben wird.
Es würde mich übrigens nicht wundern, wenn Sie ansonsten der Toleranz, der Akzeptanz, dem Recht auf Selbstbestimmung und -verwirklichung oder der Vielfalt an Lebensformen vehement das Wort redeten.
Für Eltern, die ein herkömmliches Familienleben führen (wollen), gelten anscheinend aber Ausnahmen. Jedenfalls werden diese Eltern auffallend oft als Gefahr für die Kinder dargestellt. Mal stehen sie wegen Vernachlässigung am Pranger, mal wegen zu viel Fürsorge bzw. Ehrgeiz. Hauptsache, es findet sich ein Mitleid erregendes Fehlverhalten, das eine umfangreiche institutionelle Zwangsbetreuung der Kinder rechtfertigt.
Sie geben ein gutes Beispiel ab für diese Überzeugungsarbeit, indem Sie die Ganztagsschule als „einzige Erholungsmöglichkeit wohlstandsgestresster Jugendlicher vor ihren Helikopter- Eltern“ bezeichnen.
Zum Abschluss sei ein Artikel empfohlen, der Ihnen vermutlich jedoch gegen den Strich gehen wird. Hier eine kleine Kostprobe:
„Es muss wirklich ein ständiger Affront sein für die Gleichheitsfanatiker und sozialistischen Romantiker, dass es immer noch Kinder gibt, die schulisch besser sind als andere. Wir leben in einem Land, in dem „Elite“ nahezu ein Schimpfwort ist, wo man sich bald entschuldigen muss, besser zu sein, weil andere sich dann schlechter fühlen. Deswegen sollen jetzt alle in die Einheitsschule und das dreigliedrige Schulsystem abgeschafft werden. Deswegen will man Gemeinschaftsschulen, Ganztagsschulen, Noten und Sitzenbleiben abschaffen – der Ideenreichtum bei der Nivellierung unseres Bildungssystems scheint nahezu unerschöpflich. Immer geht es dabei darum, dass die Schlechteren nicht den Anschluss verlieren, nie darum, die Guten zu bestätigen oder gar in ihren Vormarsch zu unterstützen. Damit wird eine Leistungselite im Keim erstickt. Alle sollen gleichzeitig loslaufen – neuerdings aber auch gleichzeitig ankommen.“

Quelle: http://www.theeuropean.de/birgit-kelle/7247-kritik-an-der-soziologin-jutta-allmendinger

dickebank
9 Jahre zuvor
Antwortet  Ursula Prasuhn

Geht’s noch? Wenn hier irgendwer mit Unterstellungen und Anfeindungen arbeitet, dann bin ich es auf keinen Fall. Ich habe Sie lediglich auf die Widersprüchlichkeit ihrer Aussagen hingewiesen. Ja, im Südwesten ist es eine grün-rote Koalition, die die Regierungsverantwortung hat. Aber es muss ja Gründe gegeben haben, warum die schwarz-gelbe Regierung aus der Regierungsverantwortung entlassen worden ist.

Es sind übrigens Organisationen wie die OECD, die die hohe „Arbeitslosigkeit“ von Frauen in Deutschland kritisieren. Die Bundesregierung unter Führung von Frau Merkel hat sich ebenfalls für eine bessere vereinbarkeit von Familie und Beruf ausgesprochen und würde gerne das Kooperatonsverbot kippen, um Kommunen bei der Schulentwicklung zu unterstützen. Es werden dabei mit Sicherheit nicht mehr Mittel zum Ausbau des Halbtages gemeint sein. Die Lohnentwicklung der letzten Jahrzehnte sowie die geänderte Rechtsetzung machen die Alleinverdiener-Familie zum Auslaufmodell, insofern sind gewählte Regierungen in den Ländern gut beraten, entsprechene Voraussetzungen zu schaffen. Dazu gehört eben auch die Ganztagsschule, da eine Hortbetreuung , die ja ähnlich wie die Kindergartenbetreuung für die Eltern kostenpflichtig ist, aufgrund der hohen finanziellen Belastung von den Familien abgelehnt wird. Paare mit Kindern ohne familiäre Unterstützung vor Ort sind aufgrund der fehlenden Vereinbarkeit von Familie und Beruf in vielen Situationen benachteiligt, da sie die Kinderbetreuung vor kaum lösbare Probleme stellt.

Da die Unternehmen sich größtenteils ihrer Verantwortung für ihre Mitarbeiter entziehen, ist die Betreeung der Kinder ein gesamtgesellschaftliches Problem. Das war sie übrigens – außer in der Adenauer-Zeit – schon immer. Es waren die besonderen sozialen und wirtschaftlichen Bedingungen der Wirtschaftswunderjahre, die das Modell der Alleinverdiener-Familie begünstigten. Nur Folge dieser gesellschaftlichen Bedingungen sind heute noch an Minirenten von älteren Frauen ablesbar. Wollen Sie wirklich wieder dahin, dass – wie bis in die 70er Jahre hinein – die Beschäftigung von verheirateten Frauen von der Zustimmung der Ehemänner abhängig gemacht wird? Die Berufstätigkeit von Frauen ist schon lange kein Instrument der emanzipatorischen Selbstverwirklichung mehr, sondern eine schlichte wirtschaftliche Notwendigkeit.

wer das nicht akzeptieren möchte, muss seine Kinder eben von staatlichen Ganztagsschulen abmelden und privat beschulen lassen, wenn er nicht staatliche Halbtagsschulen in seinem weiteren Wohnumfeld findet.

BTW ich erhalte vom Land NRW übrigens Gehalt dafür, dass ich Kinder ganztägig „vergewaltige“, wie Sie sich zu äußern beliebten. Die offene Ganztagsschule halte ich schlichtweg für eine Form der Diskriminierung, die die Teilnehmer am Ganztag stigmatisiert Die Mehrheit der Halbtagsschüler wird nämlich in der Freizeit auch nicht während der gesamten Woche mütterlicherseits betreuut. Häufig wird da auf Großeltern oder andere Verwandte am Ort oder „aupairs“ oder „Kinderfrauen“ zurück gegriffen. Nur die letzteren Möglichkeiten muss man sich auch erst einmal erlauben können.

Ursula Prasuhn
9 Jahre zuvor

@dickebank
Dass Sie als Betreuungskraft Kinder ganztägig vergewaltigen, ist natürlich Quatsch und würde niemand behaupten, auch ich nicht. Was ich mit „Vergewaltigung“ als Einlassung auf Ihr „bisschen schwanger“ meinte, haben Sie – denke ich mal – verstanden.
„Ich habe Sie lediglich auf die Widersprüchlichkeit ihrer Aussagen hingewiesen“, verteidigen sie sich. Die betreffende Aussage habe ich zwar nicht gemacht, finde sie aber nachvollziehbar und ungeeignet für den Vorwurf, die Schreiberin behaupte trotz besseren Wissens etwas Falsches. Oder was meinten Sie mit dem Ausdruck „besseren Wissens“?
„Aber es muss ja Gründe gegeben haben, warum die schwarz-gelbe Regierung aus der Regierungsverantwortung entlassen worden ist“, schreiben Sie weiter. Natürlich gab es die. Allen voran „Stuttgart 21“. Auch der unsympathische Ministerpräsident Mappus stieß auf große Ablehnung.
Die erfolgreiche Bildungspolitik – ausgewiesen durch nationale Vergleiche der Schülerleistungen – spielte bei der Wahl so gut wie keine Rolle und wurde völlig überlagert von den beiden genannten Wahl-Aspekten. So langsam erst geht meiner Beobachtung nach so manchem Baden-Württemberger auf, dass er der Bildungspolitik zu wenig Beachtung geschenkt hat.
Auf alles, was Sie geschrieben haben, genauer einzugehen, führt wahrscheinlich zu einem endlosen Dialog, an dem mir nicht gelegen ist. Einiges, was Sie schreiben, kann ich zwar bejahen, doch viele Schlussfolgerungen teile ich nicht, obwohl Sie diese als logisch, unabwendbar und zwingend darstellen.
Z. B. die „Vereinbarkeit von Familie und Beruf“. Für mich ist sie eine politische und wirtschaftliche Schimäre auf Kosten der Kinder, während Sie große Stücke auf sie halten und keine Alternative sehen.

gudrun
9 Jahre zuvor
Antwortet  Ursula Prasuhn

Die angebliche „Vereinbarkeit von Familie und Beruf“ sehe auch ich höchst kritisch. Der Begriif gaukelt eine Verträglichkeit vor, die es nicht gibt und geben kann. Am gekniffensten sind die zahlreichen Mütter in gängigen Vollzeitjobs, während sich die viel wenigeren „Karrierefrauen“ in der Regel Entlastung durch Hilfskräfte erkaufen können.
Das Familienleben leidet aber in jedem Fall, was bestimmt nicht gut ist für die Kinder, besonders in den ersten Lebensjahren.

http://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/menschen-wirtschaft/karriere-und-kinder-vereinbarkeit-ist-eine-luege-12827054.html

http://www.zeit.de/2014/06/vereinbarkeit-vaeter-kinder-karriere-luege/seite-3

http://www.stern.de/familie/leben/vereinbarkeit-von-beruf-und-familie-die-supereltern-luege-2087786.html

dickebank
9 Jahre zuvor
Antwortet  gudrun

Vereinbarkeit von Familie und Beruf hat doch schon immer geklappt, solange deutschland agrarisch geprägt war. Das Problem begann doch erst mit der Industrialisierung und dem Verbot der Kinderarbeit Lässt am also die Kinderarbeit wieder zu, kann man gleich mehrere Fliegen mit einer Klappe erschlagen.

Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf gelingt am ehesten, wenn man im ÖD beschäftigt ist. Für Beschäftigte in der freien Wirtschaft ist es am einfachsten das Kinderkriegen und Elternsein outzusourcen.

dickebank
9 Jahre zuvor

Mit E11 wäre ich als betreuungskraft im Ganztag schlichtweg überbezahlt und der Süden und Südwesten der republik würde noch mehr über die Geldverschwendung im bettelarmen NRW klagen.

Kommt Ihnen das nicht selbst komisch vor, dass wir hier den ganztag benötigen, damit beide Elternteile erwerbstätig sein können, während in anderen teilen der Republik das „3k-Modell“ wie auch von Ihnen propagiert wird, und diese Bundesländer dennoch Einzahler in den horizontalen Länderausgleich sind? Liegt es am Ende daran, dass die süddeutschen Automobilhersteller ihren Zulieferen, die größtenteils in NRW beheimatet sind, keine auskömmlichen Preise für deren Produkte zahlen?