GEW fordert Gleichstellung von Grundschullehrern und mehr Erzieher

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DRESDEN/SCHWERIN. Vor der Sommerpause nutzten Pädagogen in Sachsen und in Mecklenburg-Vorpommern noch einmal die Möglichkeit, auf ihre schlechten Arbeitsbedingungen hinzuweisen.

Die Mecklenburg-Vorpommerische Lehrergewerkschaft GEW hat am letzten Schultag vor dem Sommerferien bei einer Aktion vor dem Bildungsministerium in Schwerin zahlreiche Verbesserungen für Lehrer im Land gefordert. Dazu gehört die Angleichung der Bezahlung von Grundschullehrern an die von Lehrern an Regionalschulen und Gymnasien. Weitere Forderungen betreffen eine Verringerung der Unterrichtsstunden und Modelle für die Altersteilzeit.

Die GEW-Landesvorsitzende Annett Lindner kritisierte, die rund 2000 Grundschullehrer im Nordosten seien in der Entgeltgruppe 11, während die Lehrer an den weiterführenden Schulen ab 1. August alle in Gruppe 13 seien. Nach Worten einer Gewerkschaftssprecherin macht das bis zu 500 Euro Gehaltsunterschied im Monat.

«Grundschullehrer dürfen nicht schlechter bezahlt werden, nur weil sie jüngere Kinder unterrichten», sagte Lindner. Dabei müssten sie mit 27,5 Wochenstunden sogar eine halbe Stunde länger vor der Klasse stehen als die Kollegen an den weiterführenden Schulen. Lindner forderte eine verbindliche und transparente Senkung der Pflichtstundenzahl an allen Schulformen.

Lindner lobte aber auch Verbesserungen, die mit dem neuen Schuljahr am 1. August in Kraft treten. So kommen die Regionalschullehrer von Entgeltgruppe 11 in Gruppe 13, wo die Gymnasiallehrer schon seit langem sind. Zudem werden erstmals Lehrer im Nordosten verbeamtet. Außerdem soll es zahlreiche Neueinstellungen geben. Bezahlt wird das aus einem 50-Millionen-Euro-Paket der Landesregierung.

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«Dies alles sind Anlässe zur Freude», sagte die GEW-Landesvorsitzende. Einiges sei erreicht. «Aber noch längst nicht alles ist in trockenen Tüchern.» Damit die drängendsten Probleme nicht in Vergessenheit geraten, habe man sie zur Erinnerung für Minister Mathias Brodkorb (SPD) auf Badetücher gestickt. Lindner übergab die Badetücher, in einem Planschbecken stehend, an Vertreter des Bildungsministeriums. Brodkorb selbst war nicht anwesend.

Auch in Dresden war die GEW aktiv. Anlässlich der Verabschiedung sächsischer Landtagsabgeordneter vor der neuen Wahlperiode demonstrierten am Donnerstag rund 300 Eltern, Kinder und Erzieherinnen vor dem Landtag für gute Rahmenbedingungen in Kitas und Horten.

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„Schlüsselkonzert“ hieß die sächsische Aktion für bessere Rahmenbedingungen in Kitas. (Foto: Privat)

Die Kritik richtete sich vor allem gegen die schlechten sächsischen Gruppenschlüssel in der Erzieher/Kind-Relation. Ein 25 Meter langes Transparent mit metergroßen Buchstaben „Bessere Rahmenbedingungen für Kitas und Horte“ – vom gegenüberliegenden Landtag deutlich sichtbar – verdeutlichte die Forderungen im Rahmen der Initiative „Ein Schlüssel für Sachsens Zukunft – Weil Kinder Zeit brauchen“.

„Unsere Geduld geht auch einmal zu Ende. Zuzusehen dass die sächsischen Schlüssel zu den Schlusslichtern in Deutschland gehören, macht einfach keinen Spaß mehr“, sagte Olaf Bogdan, Gewerkschafter und Moderator der Veranstaltung, den Appell an die Parlamentarier.  Anschließend ließen Kinder und Erwachsene hunderte Luftballons, mit in Kartenform angebundenen Wünschen in Richtung Landtag steigen. nin/dpa

Der Protest verlief fröhlich. (Foto: Privat)
Der Protest in Dresden verlief fröhlich. (Foto: Privat)

 

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GriasDi
9 Jahre zuvor

Der Geselle fordert die gleiche Bezahlung wie der Meister. Der Bachelor fordert die selbe Bezahlung wie der Master.

ketzer
9 Jahre zuvor
Antwortet  GriasDi

…und für Minderbegabte wird dieselbe Schulform gefordert wie für Hochbegabte.
Soziale Gerechtigkeit: Einheitslehrer – Einheitsschule – Einheitsschüler – Einheits… – Ein………

PseudoPolitiker
9 Jahre zuvor

Kann die GEW auch mal den Lehrern helfen, indem sie nicht immer eine Bildungspolitik fördert und unterstützt, die die Schulen zunehmend mit Ideologie überfrachtet und von ihren Kernaufgaben abhält? Über Geldforderungen, besonders für Lehrergehälter und mehr Personal (das erforderlich ist, weil Konzepte nicht funktionieren), schleicht sie sich dann ständig wieder ins Vertrauen ein.
Diese Gewerkschaft ist eine einzige Katastrophe für das, was solide Schulbildung fürs spätere Leben der Schüler bedeutet.
Die Lehrer müssten eigentlich scharenweise aus dieser Gewerkschaft austreten. Warum tun sie es nur nicht? Ist die Besoldung nebst einiger weiterer geldwerten Vorteile, mit der die GEW lockt, das einzige, was zählt?

Reinhard
9 Jahre zuvor

aber, aber …
Wer mehr Geld für uns fordert, den müssen wir doch gut finden, oder?

dickebank
9 Jahre zuvor

Ich versteh sowieso nicht warum Beamte Mitglieder einer Einzelgewerkschaft des DGB sind. Deren Arbeitsverhältnis beruht doch auf keinem Tarifvertrag.

Aber leider tragen diese verbeamteten Mitglieder der GEW ihre schulpolitischen und gesellschaftspolitischen Forderungen auf dieser Plattform zu Markte und drängen die tarifpolitischen Interessen der Tarifbeschäftigten an den Rand. So kommt die Forderung nach Einführung einer Lehrereingruppierungsordnung z.B. nicht von der Stelle. Dieses arbeitsrechtliche Instrument (LEGO) scheint der Gewerkschaftsführung aber nicht so wichtig, da ein Großteil der Mitglieder als Beamte hiervon nicht betroffen sind.