Touristischer Besuch im Elfenbeinturm – Deutschlands älteste Universitäten

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HEIDELBERG. Bummeln statt Pauken: Deutschlands älteste Universitäten sind eine Attraktion für sich. Und im Heidelberger Karzer oder im Würzberger Antiken-Museum dürfen auch jene wieder einmal Uni-Luft schnuppern, die ihre Studienzeit längst hinter sich haben.

Romantisches Fachwerk oder sanfte Weinhänge: Deutschlands älteste Universitäten befinden sich oftmals inmitten reizvoller Landschaft oder historisch bedeutender Umgebung. Da lohnt sich der Besuch über ein verlängertes Wochenende selbst dann, wenn man nicht auf der Suche nach einem Studienplatz ist.

Heidelberg: Im Jahr 1386 eröffnet Kurfürst Ruprecht I. die Uni in Heidelberg – damit ist sie die älteste auf deutschem Boden. Heute beherbergt die Alte Universität das Rektorat sowie das Universitätsmuseum: Exponate, Porträts und Dokumente zeigen den Zeitgeist der Epochen von der Hochschulgründung bis zum Ende des 20. Jahrhunderts. Eine der beliebtesten Sehenswürdigkeiten ist der Karzer: Für Delikte wie nächtliche Ruhestörung kamen Studenten zwischen 1823 und 1914 in das Verlies – seit ihrer Gründung zählte es zu den Privilegien der Universität, selbst Recht über ihre Mitglieder zu sprechen (www.uni-heidelberg.de).

Das barocke Hauptgebäude der Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald. Die Universität wurde im Jahr 1456 gegründet und gehört damit zu den ältesten Universitäten Mitteleuropas. Foto: Markus Studtmann / Wikimedia Commons
Das barocke Hauptgebäude der Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald. Die Universität wurde im Jahr 1456 gegründet und gehört damit zu den ältesten Universitäten Mitteleuropas. Foto: Markus Studtmann / Wikimedia Commons

Köln: 2013 feierte die Universität zu Köln ihr 625-jähriges Bestehen: Während viele Universitäten im spätmittelalterlichen Deutschland ihre Entstehung der Initiative geistlicher und weltlicher Regenten verdanken, sind es in Köln die Bürger, die sie 1388 gründen. 1798 schließen die Franzosen die Hochschule; erst 1919 eröffnet sie der Rat der Stadt Köln neu. Während des Zweiten Weltkriegs wird sie zerstört. Beim Wiederaufbau 1945 gelingt es, den Campus-Charakter der in der Stadt gelegenen Universität zu bewahren. Das Beste an der Lage aber ist: Von hier aus ist es nur ein kurzer Spaziergang bis zum Dom und zur historischen Altstadt. (www.uni-koeln.de).

Erfurt: Neben Dom, Krämerbrücke und Fachwerkhäusern findet sich in Erfurt auch die Universität mit dem ältesten Gründungsprivileg Deutschlands. Sie erhielt es bereits 1379. Der Studienbetrieb beginnt aber erst 1392, schnell mausert sich die Universität dann zu einer der größten im Lande – Luther promoviert hier 1509. Der Blüte folgt ein langer Dornröschen-Schlaf: 1816 wird die Hochschule geschlossen und erst Mitte der 1990er Jahre als reine geistes- und sozialwissenschaftliche Hochschule neu gegründet. Heute bietet die Universität Campusführungen, eine «Lange Nacht der Wissenschaften» und eine Kinderuni an (www.uni-erfurt.de).

Würzburg: Die Wurzeln der Julius-Maximilians-Universität in Würzburg reichen bis ins Jahr 1402 – allerdings dauerte der Studienbetrieb nur 20 Jahre. 1582 folgt die Neugründung. Als das Königreich Bayern zum Wintersemester 1903 erstmals Frauen zum Studium zulässt, immatrikulieren sich drei Studentinnen – und 1286 Männer. Im Wintersemester 2013/14 waren an der Uni mehr als 27 300 Studierende eingeschrieben. Auch touristisch hat die Universität einiges zu bieten: Das Martin von Wagner Museum beherbergt antike und spätantike Kunstwerke des Mittelmeerraums. Und das Adolf-Würth-Zentrum für Geschichte der Psychologie zeigt historische Apparate sowie Ton- und Filmdokumente (www.uni-wuerzburg.de).

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Leipzig: An der 1409 gegründeten Uni studierten Dichter wie Goethe und Klopstock und Aufklärer wie Lessing. 1682 veröffentlicht die Universität Leipzig die erste wissenschaftliche Zeitschrift Deutschlands; weitere Zeitschriftenprojekte machen die Stadt zum Zentrum des mitteleuropäischen Buchhandels. Im Zweiten Weltkrieg wurde die Uni größtenteils zerstört, 1946 im ehemaligen Filmtheater Capitol als «Karl-Marx-Universität Leipzig» neu eröffnet. Erst 1991 bekommt sie ihren alten Namen zurück. Der neue Campus am Augustusplatz befindet sich neben Oper und Gewandhaus in bester Gesellschaft. Besucher sollten einen Abstecher zum Völkerschlachtdenkmal und in Auerbachs Keller einplanen – letzterer wird bereits in Goethes «Faust» erwähnt. (www.uni-leipzig.de).

Rostock: Die 1419 gegründete Universität erhält den Beinamen «Leuchte des Nordens». Neben den historischen Universitätsgebäuden reihen sich heute moderne Neubauten mit technischer Ausstattung. Seit 2007 gibt es an der Uni die erste interdisziplinäre Fakultät: Studierende und Wissenschaftler erforschen hier zwischen Hafentrubel und Backsteingotik den Klimawandel und die Energieversorgung der Zukunft (www.uni-rostock.de).

Greifswald: Bürgermeister Heinrich Rubenow investiert sein Privatvermögen in die Universität Greifswald und wurde 1456 ihr erster Rektor. 1634 vermacht der pommersche Herzog Bogislaw XIV. der Hochschule Ländereien und Kunstschätze, die sich teilweise noch heute im Besitz der Uni befinden. Der Croy-Teppich ist eins der bedeutendsten Stücke aus den Sammlungen der Herzogsfamilie. Nach dem Dreißigjährigen Krieg gehört die Region mehr als 150 Jahre zu Schweden. In dieser Zeit entsteht das historische Hauptgebäude in der Domstraße, das auch die Universitätsbibliothek beherbergt hat. Ein Großteil der Bücher aus dieser Zeit existiert noch. Besucher können an Führungen durch die historische Barockaula sowie das Studentengefängnis teilnehmen (www.uni-greifswald.de). Christiane Kathrin Dase

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