Weg vom „Zigeuner“: Lehrer sollen Sinti und Roma ohne Klischees vorstellen

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MANNHEIM. Schüler lernen über Sinti und Roma häufig nur Klischees, finden die Betroffenen. Das will das Land Baden-Württemberg ändern – und ihnen mehr Gewicht im Bildungsplan geben.

Sinti und Roma in einem ungarischen Dorf 1928. Foto: Bundesarchiv / Wikimedia Commons (CC BY-SA 3.0)
Sinti und Roma in einem ungarischen Dorf 1928. Foto: Bundesarchiv / Wikimedia Commons (CC BY-SA 3.0)

An den Schulen im Südwesten soll künftig ein weniger klischeehaftes Bild von Sinti und Roma vermittelt werden. Die nationale Minderheit werde im nächsten Bildungsplan des Kultusministeriums stärkere Beachtung finden, kündigte der Rat für die Angelegenheiten deutscher Sinti und Roma in Baden-Württemberg nach seiner ersten Sitzung in Mannheim an.

Lehrer sollten den Schülern ein realistisches Bild der Minderheit vermitteln, sagte der Vorsitzende des Landesverbandes Deutscher Sinti und Roma, Daniel Strauß. Über konkrete Formulierungen habe der Rat aber noch nicht gesprochen. Dem Gremium gehören auch Mitglieder der grün-roten Landesregierung an. Im November 2013 hatte das Land Baden-Württemberg einen Staatsvertrag mit dem Landesverband Deutscher Sinti und Roma geschlossen.

Strauß kritisierte, das klischeehafte Bild des «Zigeuners» sei noch weit verbreitet. Seien Sinti und Roma im Unterricht überhaupt Thema, würden sie zudem häufig nur als Opfer dargestellt. Dabei gebe es auch viele Kulturschaffende – es gäben sich allerdings nicht alle als Angehörige der Minderheit zu erkennen.

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Auch die Zukunft der Gräber von Sinti und Roma, die den Nationalsozialismus überlebten, war zentraler Diskussionspunkt der Sitzung. Der Rat einigte sich darauf, diese Gräber auf Dauer zu erhalten. Ihre Zahl wird in Baden-Württemberg auf rund 300 geschätzt, verteilt auf etwa 30 Kommunen, die Strauß in den kommenden zwölf Monaten besuchen will.

Durch den Erhalt der Gräber werde klar, dass Sinti und Roma als Bürger zu den einzelnen Kommunen gehörten, betonte der Verbandschef. Die Gräber seien für die Identität der Minderheit ein besonders wichtiger Bezugspunkt und Teil ihrer Erinnerungskultur. Strauß kündigte zudem an, es werde Mitte September zum ersten Mal eine Kulturwoche der Sinti und Roma in Baden-Württemberg geben. Dort sollten auch Prominente der Minderheit vorgestellt werden.

Der Staatsvertrag sieht vor, dass die Sinti und Roma im Südwesten ab 2014 jährlich 500.000 Euro erhalten. Zuvor waren es 208.000 Euro. Rund 12.000 alteingesessene deutsche Sinti und Roma leben nach Angaben ihres Landesverbandes in Baden-Württemberg. dpa

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3 Kommentare
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dickebank
9 Jahre zuvor

Und deshalb gibt es dann in der Schulmensa nur noch Schnitzel mit „Sinti und Roma Sauce“.

xxx
9 Jahre zuvor
Antwortet  dickebank

Berliner, Frankfurter, Hamburger, Nürnberger, Thüringer, Krefelder, …

Radler finde ich auch nicht schlecht.

xxx
9 Jahre zuvor