Beckmann mahnt: Schulen sind derzeit mit Flüchtlingskindern überfordert

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DORTMUND. „Viele Schulen können den Ansturm der Flüchtlingskinder im Moment nur schwer bewältigen“, sagt Udo Beckmann, Vorsitzender des Verbandes Bildung und Erziehung (VBE), mit Blick auf Nordrhein-Westfalen. „Sie brauchen mehr Unterstützung bei der Beschulung von schwer traumatisierten Kindern aus Kriegsgebieten.“ Im Moment würde mehr improvisiert, so Beckmann, da die Landesregierung und die Kommunen mit der Zahl der Flüchtlinge aus dem Nahen Osten überfordert seien: „Diese Überforderung darf aber nicht zu Lasten der Flüchtlingskinder, der übrigen Kinder und den betroffenen Schulen gehen.“ Unlängst hatte der Bayerische Lehrerinnen- und Lehrer-Verband (BLLV) fehlende Mittel zur Bewältigung der steigenden Flüchtlingszahlen in bayerischen Schulen kritisiert.

Fordert mehr Unterstützung für die Schulen: VBE-Vorsitzender Udo Beckmann unlängst auf dem Deutschen Schulleiterkongress. Foto: Susanne Schnabel
Fordert mehr Unterstützung für die Schulen: VBE-Vorsitzender Udo Beckmann unlängst auf dem Deutschen Schulleiterkongress. Foto: Susanne Schnabel

Viele der Kinder aus den Kriegs- und Krisengebieten des Nahen Ostens seien schwer traumatisiert, viele depressiv, einige sogar selbstmordgefährdet, meinte Beckmann nun. Dazu kommt, dass sie kein Deutsch sprächen und sich nahezu isoliert in einem völlig fremden Land wiederfänden, so der VBE-Chef: „Die Lehrkräfte sind auf diese Aufgaben nicht genügend vorbereitet. Natürlich sind Lehrerinnen und Lehrer auch immer ein Stück weit Psychologe für die ihnen anvertrauten Kinder – aber die notwendige umfängliche professionelle Hilfe können sie diesen Flüchtlingskindern nicht geben. Wir brauchen an den betroffenen Schulen daher dringend mehr Unterstützung durch Schulpsychologen, Schulsozialarbeiter und Dolmetscher, die erste Hemmschwellen abbauen und konkrete Hilfestellungen geben können.“ Die Schulen in den betroffenen Regionen könnten dem Andrang der Flüchtlingskinder kaum gerecht werden: „Die Auffangklassen sind bereits heillos überfüllt.“

Außerdem wiesen die Flüchtlingskinder eine hohe Heterogenität auf, sagt Beckmann: „Einige sprechen ein paar Brocken Deutsch, andere nicht. Einige sind Analphabeten, andere sind fürs Gymnasium geeignet. Die Kinder entstammen unterschiedlichen Kulturkreisen mit unterschiedlichen Erziehungsstilen, aber auch unterschiedlichen Laut- und Schriftsystemen. Sie weisen eine hohe Altersspreizung auf – nicht bei allen lässt sich außerdem das Alter feststellen. All diese Kinder brauchen individuelle Förderung, die sie auf ihr weiteres Leben vorbereitet und vor einer Ghettoisierung schützt.“ Der VBE fordert daher die schnelle Bereitstellung von Mitteln, um die Situation an den Schulen in NRW zu verbessern. Beckmann: „Flüchtlingskinder und Lehrkräfte müssen besser unterstützt werden. Lehrkräfte mit dem Fach ‚Deutsch als Zweitsprache‘ stehen in nicht ausreichendem Maße zur Verfügung.“ News4teachers

Zum Bericht: Bayern richtet Stabsstelle für Schulen mit Flüchtlingskindern ein

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