Delfin, Tiger oder Qualle? Ärztin identifiziert drei Erziehungsstile

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HAMBURG. In ihrer Heimat steht ihr Buch seit Monaten auf Platz 1 der Bestsellerliste, Ende Oktober erscheint „Das Delfin-Prinzip: Gute Erziehung – glückliche und starke Kinder“ auch bei uns. Die Zeitschrift „Eltern“ sprach für ihre aktuelle Ausgabe  mit der kanadischen Ärztin, Autorin und dreifachen Mutter Dr. Shimi Kang (41), deren Eltern Ende der 60er-Jahre aus einem kleinen indischen Dorf nach Nordamerika einwanderten.

Shimi Kang sagte in „Eltern“ über den von ihr bevorzugten Delfin-Erziehungsstil: „Das ist ein Bild, mit dem ich Müttern und Vätern die autoritative Erziehung nahebringen möchte. Als Delfin-Mutter und -Vater sind die Eltern eindeutige Autoritätspersonen und legen klare Regeln fest, aber sie diskutieren mit ihren Kindern und gehen auf ihre emotionalen Bedürfnisse ein. Delfin-Eltern setzen Regeln durch und tolerieren schlechtes Benehmen nicht, sie zeigen aber viel Wärme und begründen ihre Regeln.“

"Eilat - Dolphin reef". Licensed under Creative Commons Attribution-Share Alike 3.0 via Wikimedia Commons
Delfine sind ein Symbol für das Gute. (Foto:Eilat/Creative Commons  3.0 via Wikimedia Commons)

Die Autorin sagt über die sogenannten Tiger- und Quallen-Eltern: „Die sogenannten Tiger-Eltern pushen und beschützen ihre Kinder zu sehr. Das wird für das Kind irgendwann zum Problem, denn dadurch erhält es seine Motivation von außen, was ihm später mehr schaden als nützen wird. Auf Dauer führt nämlich nur Eigenmotivation zu Glück und Erfolg. Antiautoritäre Quallen-Eltern dagegen geben ihren Kindern zu viel Freiheit. Sie schauen weg, wenn sie erziehen müssten, und sie lassen potenziell schädliche Verhaltensweisen zu, weil sie ja der Freund ihres Kindes sein wollen.“

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Vor zwei Jahren hatte „Tiger-Mom“ Amy Chua in ihrem Bestseller „Die Mutter des Erfolgs“ ihre rigiden Erziehungsmethoden dargestellt – und damit eine Erziehungsdebatte in den USA losgetreten, die bis nach Deutschland schwappte.

Feste Regeln und Flexibilität spielen hingegen im „Delfin-Prinzip“ eine wichtige Rolle: „Die Regel lautet: Das Kind macht sein Bett. Aber es ist mir egal, ob das Kopfkissen an der einen oder anderen Seite liegt oder wie die Decke gefaltet ist. Oder: Die Hausaufgaben werden gemacht. Aber das Kind bestimmt selbst, ob es sie jetzt oder in einer Stunde, im Wohnzimmer, im Kinderzimmer oder auf der Veranda erledigt.“

Das heutige Lernen an westlichen Schulen hält Kang für überholt: „Informationen, Daten und Fakten sind dank des Internets im Überfluss verfügbar – wir müssen unseren Kindern also nicht länger beibringen, die richtigen Antworten zu kennen. Stattdessen sollten wir sie lehren, die richtigen Fragen zu stellen!“ nin

 

 

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Reinhard
9 Jahre zuvor

Mir gefällt das Bild mit den drei Erziehungsstilen, und was als „Delfin“ beschrieben wird, ist wohl sicher am segensreichsten.

Im letzten Absatz tritt aber einer der häufigsten Irrtümer im Zusammenhang mit Lernen zutage: die Meinung, Wissen sei unwichtig geworden. Das merke ich regelmäßig, wenn Schüler Referate halten, die aus unverstandenem Kauderwelsch und Halbwahrheiten aus dem Internet bestehen. Die glauben vorbehaltloser an Wikipedia als polnische Konservative an den Papst. Nur wer strukturiertes Wissen hat, kann richtig und falsch, unwichtig und wesentlich unterscheiden. An vorhandenen Wissensstrukturen kann neues Wissen andocken.