BLLV-Projekt: Pensionierte Lehrkräfte helfen Flüchtlingen

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MÜNCHEN/REGENSBURG. Mit dem Ziel einer besseren Integration startet der Bayerische Lehrer- und Lehrerinnenverband in Regensburg ein neues Projekt. Dabei bieten pensionierte Lehrkräfte ehrenamtlich ihre Expertise an, um erwachsene Flüchtlinge und Asylbewerber bei der Bewältigung ihres Alltags zu unterstützen. „Sie wollen beim Erlernen der deutschen Sprache helfen, aber auch beim Ausfüllen von Formularen, bei der Erledigung von Behördengängen und vielem mehr“, sagte Verbandspräsident Klaus Wenzel bei der Projektvorstellung in Regensburg.

Wie auch in anderen Regionen Bayerns gebe es in Regensburg bereits eine Reihe aktiver ehemaliger Lehrkräfte, die sich bereitwillig und mit hohem Engagement einbringen und einbringen wollen. Nun starte man in Regensburg mit dem Projekt des Bayerischen Lehrer- und Lehrerinnenverbands (BLLV) das Modellcharakter haben soll. „Wir hoffen, dass davon Impulse ausgehen und sich auch aus anderen Teilen Bayerns pensionierte Lehrerinnen und Lehrer zur Verfügung stellen werden“, so Wenzel, der das Projekt entwickelt hat.

Flüchtlinge
Flüchtlinge auf Lampedusa. Immer mehr kommen auch nach Deutschland. In Regensburg sollen ihnen nun pensionierte Lehrkräfte bei der Integration helfen. Foto: noborder network / flickr (CC BY 2.0)

BLLV-Präsident Wenzel stellte das Projekt gemeinsam mit dem Integrationsbeauftragten der Bayerischen Staatsregierung, dem Mitglied des Landtags Martin Neumeyer, sowie Regensburgs Oberbürgermeister Joachim Wolbergs in der Clermont-Ferrand-Schule in Regensburg vor. Der Ort sei nicht zufällig gewählt worden. Die Clermont-Ferrand-Schule sei ein sehr gutes Beispiel für gelungene Integration, erklärten Wolbergs und Wenzel übereinstimmend. Sie freuten sich sehr über die positive Entwicklung an der Regensburger Mittelschule, die vorbildliche Integrationsarbeit leiste.

„Dem BLLV geht es aber neben der Förderung von Flüchtlingskindern auch um Hilfen für erwachsene Flüchtlinge und Asylbewerber“, sagte Wenzel. Ziel des neuen Projektes sei es deshalb, dafür zu sorgen, dass sich möglichst viele erwachsene Flüchtlinge und Asylbewerber schneller zurechtfinden und besser integrieren können – davon profitierten letztlich auch Kinder und Jugendliche. „Es gibt bereits eine ganze Reihe engagierter Pensionäre aus Regensburg, die sich bei Horst Bogner, er ist aktiver Lehrer und stellvertretender BLLV-Vorsitzender Regensburg Land, gemeldet haben. Er wird in Zukunft die Organisation in Regensburg übernehmen.“

Allerdings solle in Regensburg erst einmal erprobt werden, wie sich das Projekt am besten verwirklichen lasse, welche Probleme auftreten könnten und welche Hilfe am meisten gebraucht werde. „Es geht darum, unkompliziert und schnell bei den Menschen zu sein, die Schlimmes erlebt haben und dringend auf Hilfe angewiesen sind.“ Der BLLV wolle mit diesem Engagement aber auch ein Zeichen für die vielen Flüchtlinge setzen und ihnen signalisieren, dass sie willkommen seien. „Wir haben erst vor kurzem einen umfangreichen Forderungskatalog präsentiert, in dem wir detailliert beschreiben, was die Schulen brauchen, um jungen Flüchtlingen besser helfen zu können. Der BLLV möchte aber nicht nur Forderungen stellen, sondern sich auch aktiv einbringen.“

Regensburgs Oberbürgermeister Joachim Wolbergs verwies darauf, dass das Projekt des BLLV hervorragend die Bemühungen der Stadt um eine möglichst umfassende Betreuung und Versorgung von Flüchtlingen unterstütze und ergänze. „Wir wollen diese Menschen, die vielfach Schlimmstes erlebt haben, nicht nur unterbringen, sondern ihnen nach Möglichkeit dabei helfen, eine Perspektive für ihr weiteres Leben zu vermitteln. Dafür sind zum Beispiel Deutschkenntnisse ganz besonders wichtig. Ich danke den Lehrerinnen und Lehrern, die sich um Flüchtlinge kümmern, schon jetzt herzlich für ihren beispielhaften Einsatz.“

Für den Integrationsbeauftragten der Bayerischen Staatsregierung, Martin Neumeyer, sind Lehrer die „idealen Guides durch den Alltag“, weil sie wüssten, wie man etwas vermittelt und wie man Menschen etwas trotz Verständigungsschwierigkeiten begreifbar machen könne. „Schließlich haben sie das über Jahrzehnte hinweg praktiziert“. Außerdem gebe es, so Neumeyer „keinen Berufsstand, für den der Ruhestand so sehr Unruhestand, sprich Zeit für neues Engagement und Einsatz für die Mitmenschen“ sei wie die Pädagogen im Freistaat Bayern. „Und davon profitieren wir alle.“ Deshalb sollte dieses Beispiel „Schule machen“.

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Christeli
9 Jahre zuvor

Das ist sehr lobenswert. In meiner Gemeinde in Schleswig-Holstein praktizieren wir so etwas über eine Bürgerstiftung. Ich selbst unterrichteAnfänger in der deutschen Sprache. Jeder bringt sich mit seinen Fähigkeiten ein. Die ausländischen Mitbürger geben keine Chsnce, hier alleine klar zu kommen. Leider werden sie von Firmen wie Telefongesellschaften oder Stromanbieter über den Tisch gezogen und unterschreiben Dinge, die sie nicht verstehen. Wir Übernehmen hier Patenschaften und betreuen ganze Familien sehr gezielt.