„Space Master“, „Alte Welt“ oder „Schmuckkunst“ – Außergewöhnliche Studiengänge in Deutschland

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BERLIN. BWL-Absolventen gibt es wie Sand am Meer. Wer sich von der grauen Masse abheben will, studiert Sorabistik oder Alte Welt. Diese Orchideenfächer hören sich nicht nur gut an – manchmal sind sie sogar Jobgaranten.

«Was studierst du?» – Diese Frage wird Studenten permanent gestellt. Häufig lautet dann die Antwort BWL, Jura oder Medizin. Die Klassiker sind zwar beliebt, aber auch ein bisschen langweilig. Wer gegen den Strom schwimmen will, entscheidet sich für ein Orchideenfach. Das sind außergewöhnliche Studienfächer, mit denen Studenten auf Partys und bei Vorstellungsgesprächen punkten können. Hier kommen sieben kuriose Studiengänge und was Absolventen damit werden können.

– Space Master: Auf diesen Titel wäre sogar Darth Vader neidisch. Und das zu Recht. Auf dem Stundenplan stehen nicht nur Planetologie, Robotik und Sensorik, sondern auch Raumschiff-Bau. Der Studiengang an der Universität Würzburg dauert zwei Jahre. Die rund 50 Studenten verbringen das erste Semester an der Heimat-Uni und reisen für das zweite an den Space Campus ins schwedische Kiruna. Zur Vertiefung des Studiums im zweiten Jahr stehen sechs Universitäten in Europa und vier in Asien und Amerika zur Auswahl. «Unser Studiengang ist so international wie die Weltraumindustrie», erklärt Informatik-Professor Klaus Schilling.

Wer das Studium erfolgreich abschließt, führt den Titel Space Master. Der hört sich nicht nur toll an, er soll auch viele Türen öffnen. Das Einsatzspektrum der Absolventen reicht von der Weltraumforschung über die Raumfahrttechnik bis zur Automobilindustrie. «Weil die Weltraumpioniere der ersten Stunde nun zahlreich in Rente gehen, ist Nachwuchs gefragt», sagt Schilling.

Der Planet Mars auf einer Aufnahme der NASA von 2004. (Foto: Urbanus PD-USGOV/Wikimedia)
Forschungsgebiet Weltraum: Der Planet Mars auf einer Aufnahme der NASA von 2004. (Foto: Urbanus PD-USGOV/Wikimedia)

– Sorabistik: «Ja chcu mloko» – Wer diesen Satz verstehen möchte, sollte Sorbisch lernen oder lieber gleich studieren. Die Universität Leipzig ist eine der wenigen Hochschulen der Welt, die das Studienfach anbietet. «Hier lernen Studenten in sechs Semestern Interessantes über Literatur, Geschichte und Kultur», erklärt Prof. Eduard Werner vom Institut für Sorabistik. Vor allem aber gehe es um die Sprachen dieser nationalen Minderheit.

Ober- und Niedersorbisch gehören zur westslawischen Sprachengattung und werden in einigen Gebieten des Spreewaldes und der Lausitz gesprochen. Seminare und Vorlesungen sind ab dem dritten Semester auf Sorbisch. «Ob in Schulen oder bei Instituten: Absolventen haben beste Jobaussichten», erklärt Werner. Nicht-Sorben sind herzlich willkommen.

– Ethnomusikologie: Früher auch vergleichende Musikwissenschaften genannt wird als Masterstudienfach an der Universität Würzburg angeboten. «Hier setzen sich Studierende während ihres zweijährigen Studiums mit mindestens einer regionalen Musikkultur intensiv auseinander», erklärt Musikprofessor Salah Eddin Maraqa. Ob Pop, Rock oder Elektro: Jeder kann seinen Lieblingsmusikstil zum Untersuchungsobjekt machen. Aber auch verschiedene Musikgruppen können Studenten analysieren.

Nach der Theoriephase, sollen sie Feldforschung betreiben. Ob in der Disco oder der Oper, einem unterfränkischen Dorf oder im Ausland: Inspiration gibt es überall. Absolventen haben die Chance, etwa bei Musikverlagen, als Musikkritiker oder bei Festivals zu arbeiten.

– Albanologie: Per Luftlinie liegen zwischen Deutschland und Albanien rund 1340 Kilometer. Trotz dieser geringen Entfernung ist das Land für die meisten fremd. Das macht aus Albanien nicht nur ein exotisches Reiseziel, sondern auch ein außergewöhnliches Studienfach. Hier lernen Studenten alles über Sprache, Kultur, Geschichte und Literatur des Volkes.

«Die Ludwig-Maximilians-Universität in München bietet als einzige Hochschule überhaupt im westlichen Europa das Fach an», erklärt Albanologie-Professor Bardhyl Demiraj. 15 bis 20 Erstsemester pro Jahr entscheiden sich für den Bachelor, der ein Teilgebiet der Allgemeinen und indogermanischen Sprachwissenschaft ist. Absolventen sollen sowohl im sozialen als auch im politischen Bereich arbeiten können.

– Schmuck: Gegenstand diese Fachs, und das kann in diesem Fall wörtlich genommen werden, ist Schmuck. Die Kunsthochschule Burg Giebichenstein in Halle bietet dieses akademische Schmuckstück an. Nachdem Studenten im Hörsaal alles über die kunsthistorischen Grundlagen gelernt haben, fertigen sie im Atelier Unikate an. «Die Studenten hangeln sich bei uns nicht von Aufgabe zu Aufgabe, sondern entwickeln eigene Ideen weiter», erklärt Daniel Kruger, Professor für Schmuck.

Die entstandenen Fabrikate werden anschließend auf Fachmessen oder in Galerien ausgestellt. Zehn Semester dauert die Ausbildung zum Diplom-Schmuckkünstler. Nach dem Studium sind die Absolventen meist selbstständig und arbeiten in ihrem eigenen Atelier.

Schlauer Kopf: der Philosoph Platon (* 428/427 v. Chr. in Athen oder Aigina; † 348/347 v. Chr). Foto: Bibi Saint-Pol / Wikimedia Commons
Alte Welt: der Philosoph Platon (* 428/427 v. Chr. in Athen oder Aigina; † 348/347 v. Chr). Foto: Bibi Saint-Pol / Wikimedia Commons

– Alte Welt: Wer sich nicht nur auf ein Fach begrenzen will, kann auch eine ganze Welt studieren. Der Bachelor Alte Welt wird an der Universität Würzburg angeboten – gelehrt werden mehrere altertümliche Wissenschaften. «Die Studenten bekommen einen Einblick in die Archäologie, Philologie und Geschichte der Antike», erläutert Carola Koch, Akademische Rätin des Instituts für Altertumswissenschaften. Außerdem können sie exotische Sprachen lernen, wie Bengali, Sanskrit oder Hindi. Absolventen können im Museum oder an der Uni arbeiten.

– Cultural Landscapes: Stupides ankreuzen von Multiple-Choice-Fragen? Nicht im neuen Masterstudiengang Cultural Landscapes an der Universität Würzburg. Hier heißt es: Raus an die frische Luft. Die Landschaften von Franken, Ohio und der Toscana stehen auf dem Stundenplan. Was sie gemeinsam haben? Den Menschen. «Der Schwerpunkt der Ausbildung liegt im transatlantischen Vergleich von Landschaften, die der Mensch nach seinen Bedürfnissen kulturell geformt hat», erläutert Prof. Helmut Flachenecker vom Institut für Geschichte. Das Studium ist international. Studenten lernen in Würzburg, Florenz und Kent in Ohio. Absolventen sollen im Bereich Tourismus arbeiten können. Aleksandra Bakmaz

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