Obwohl viele Schüler über Nazi-Deutschland nichts mehr wissen: Fach Geschichte wird gekürzt

27

POTSDAM. War der NS-Staat eine Diktatur oder eine Demokratie? Schon diese Frage überfordert viele Neunt- und Zehntklässler in Deutschland. 24 Prozent sind sich sicher: Nazi-Deutschland war keine Diktatur. Die DDR auch nicht, meinen knapp 30 Prozent, wie eine Studie mit dem Titel „Später Sieg der Diktaturen?“ vor zwei Jahren ans Licht brachte. Ist es angesichts solcher Befunde richtig, den Geschichtsunterricht zusammenzustreichen? Das Fach soll künftig in den Brandenburger Schulen in den Klassen 5 und 6 in Gesellschaftswissenschaften unterrichtet werden. Die Geschichtslehrer sind alarmiert.

Viele Schüler können die Frage nicht richtig beantworten, ob der NS-Staat eine Demokratie oder eine Diktatur war. Foto: History in an our / Flickr (CC BY 2.0)
Viele Schüler können die Frage nicht richtig beantworten, ob der NS-Staat eine Demokratie oder eine Diktatur war. Foto: History in an our / Flickr (CC BY 2.0)

Der Verband der Geschichtslehrer beklagt einen drohenden Abbau des Fachunterrichts in Brandenburg. Nach einem neuen Rahmenlehrplan solle der Geschichtsunterricht in den Klassen 5 und 6 künftig in einem allgemeinen Fach Gesellschaftswissenschaften aufgehen, sagte der Landesvorsitzende Günter Kolende. «Da ist die Vermittlung der Geschichte nur noch ein Teil neben Geografie und politischer Bildung.» Für eine fundierte Vermittlung des Geschehens gerade in den letzten 25 Jahren nach der Wende bleibe zu wenig Platz.

Diese bedenkliche Entwicklung setze sich in der Sekundarstufe I fort, wo es in den Klassen 7 und 9 nur jeweils eine Wochenstunde Geschichte gebe. «Das reicht nicht für eine Vermittlung früherer Epochen wie dem Absolutismus und dem 18. Jahrhundert, aber auch nicht für die deutsche Geschichte seit der Weimarer Republik », meinte Kolende. In den Klassen 8 und 10 gibt es jeweils zwei Wochenstunden.

Der Verband fordert den Erhalt des Geschichtsunterrichts in der Grundschule und mindestens zwei Wochenstunden in allen Klassen der Sekundarstufe I. Bildungsminister Günter Baaske (SPD) werde den Verband zu einem Gespräch über den Rahmenlehrplan einladen, sagte Ministeriumssprecher Florian Engels. Nach Angaben des Bildungsministeriums soll der Plan demnächst ins Netz gestellt und mit den Beteiligten diskutiert werden, bevor er zum Schuljahr 2015/2016 in Kraft treten soll.

Anzeige

In dem neuen Fach in den Klassen 5 und 6 solle Geschichte mit anderen gesellschaftlich wichtigen Themen verknüpft werden. Das sei im Saarland bereits eingeführt und werde in Thüringen erprobt. Geschichte und Erinnerungskultur behalte in Brandenburg aber einen hohen Stellenwert, betonte Engels. Allein für das Gedenkstättenkonzept setze das Land daher 13 Lehrkräfte ein.
Doch reicht das aus? „Beschämend“ nannte Peter Silbernagel, Landesvorsitzender des Philologenverbands, die durch die Studie der Freien Universität Berlin, in die Schulen aus fünf Bundesländern einbezogen wurden, aufgedeckten Wissenslücken. Silbernagel mutmaßte, dass die Zeitgeschichte – angesiedelt am Ende der Sekundarstufe I – nicht selten an den Rand gedrängt oder teilweise gar „weggeschoben“ werde.

Geradezu abenteuerlich fielen die Antworten der Schüler aus, wenn es um die Bundesrepublik geht: Dass diese vor der Wiedervereinigung keine Demokratie war, meinen im Schnitt 45 Prozent der 14- und 15-Jährigen – und 39 der Schüler hält sie bis heute nicht dafür. News4teachers / mit Material der dpa

Zum Bericht: Viele Schüler halten den NS-Staat für eine Demokratie

Anzeige


Info bei neuen Kommentaren
Benachrichtige mich bei

27 Kommentare
Älteste
Neuste Oft bewertet
Inline Feedbacks
View all comments
drd
9 Jahre zuvor

Schon lange hadere ich mit der Tatsache, dass in BW jeweils mehr Religion und mehr Sport als Geschichte statt findet. Vielleicht ist es den Politikern ein Dorn im Auge, dass man im Geschichtsunterricht denken lernt und vielleicht auch die Lehrplan-Narrationen dekjonstruiert. Es ist jedenfalls ein sehr intellektuelles,Persönlichkeit bildendes Fach. Leider wurde Intellektualität zugunsten des Spaßlernens in den letzten Jahren immer mehr aus den Schulen verbannt.

Ursula Prasuhn
9 Jahre zuvor

Gehört zur deutschen Geschichte eigentlich nur die nationalsozialistische Epoche?
Der zeitlose Begriff „Nazi-Deutschland“ legt sowohl diese Vorstellung nahe als auch die Vermutung, Deutschland sei noch immer ein verkapptes Naziland, in dem sich alle sog. Bio-Deutschen täglich ihres faschistoiden Erbes bewusst sein und dagegen ankämpfen müssten. Der sog. „Antifaschismus“ hat sich zu einer Lebensaufgabe mit erheblicher denunziatorischer Energie entwickelt.
Auf dem Hintergrund eines angeblichen Kampfes gegen nationalsozialistisches Gedankengut ist eine Hatz auf Personen geworden, deren „Fehler“ darin besteht, dass sie sich Gesinnungsvorschriften entziehen und eigene Urteile fällen. Solche Leute werden als „faschistoide“ Persönlichkeiten diagnostiziert, die von Xenophobie, Islamophobie oder Homophobie befallen sind – alles psychische Befunde, die typisch sind für ein angeblich noch immer vorhandenes oder drohendes Nazi-Deutschland.
Dass die nachwachsende Jugend im Nachkriegsdeutschland viel zu wenig informiert wurde über das verbrecherische Nazi-Regime ist eine schwere Unterlassungssünde, die in den sechziger Jahren Ursache für berechtigte Empörung und Revolte unter den Studenten war.
Leider hat die Studentenbewegung aber nicht zu seriöser Geschichtswissenschaft geführt, sondern zu Geschichtspolitik.
„Nie wieder Nazi-Deutschland!“ lautete die heilige Allzweckbegründung für gesellschaftliche und politische Reformen, welche unter ihrer Oberfläche allerdings weit mehr beinhaltete als die hehre Behauptung vermuten ließ.
Bis heute dauert der angebliche Kampf gegen Nazi-Deutschland an und blüht unlogischer Weise immer mehr auf, je länger die Herrschaftszeit der zu bekämpfenden Ideologie zurückliegt.
Ich kann in unserer Gesellschaft keine große Bedrohung von rechts erkenen. Dafür sehe ich eine umso größere Gefahr in dem politischen und medialen Bemühen, das Gespenst „Nazi-Deutschland“ mit Leben zu erfüllen. Es sorgt immer wieder für Schuldgefühle bei allen Generationen und automatische Zustimmung zu politischen Vorhaben, wenn diese geschickt in Verbindung gebracht werden zu der angeblich immer noch notwendigen Austreibung braunen Gedankenguts.
Ja, Geschichtsunterricht ist ungeheuer wichtig und sollte weder beschnitten noch auf eine bestimmte Zeit fokussiert werden. Das sog. „Dritte Reich“ gehört auf jeden Fall in den Geschichtsunterricht – allerdings in einen seriös aufklärenden und nicht in einen politikdienlichen, der eine scheußliche Epoche deutscher Vergangenheit nutzt, um junge Menschen wieder nur zu indoktrinieren.
Demokratie braucht keinen Austausch von Ideologien, sondern Freiheit von Ideologien.

Storb
9 Jahre zuvor
Antwortet  Ursula Prasuhn

Fühlen Sie sich in Ihrem endlosen Selbstgespräch nicht manchmal einsam?

Wenn Sie den Artikel gelesen hätten, hätten Sie gemerkt, dass es unter anderem auch geht um
– die DDR (keine Diktatur, meinten vor zwei Jahren 30% der Schüler),
– die BRD (vor der Wiedervereinigung keine Demokratie, meint fast die Hälfte der SuS),
– den Absolutismus,
– das 18. Jahrhundert,
– die Weimarer Republik.

Petra Werner
9 Jahre zuvor
Antwortet  Storb

Imerhin schreibt Frau Prasuhn Kommentare, die ich gerne lese. Wenn von Ihen etwas kommt, ist das meist beleidigende Nörgelei.
Was ist denn so schlimm daran, wenn manche Menschen nicht alles so toll finden, was bei uns läuft? Sie können das ja gern anders sehen und den Zeitgeist im Großen und Ganzen richtig finden, aber setzen Sie doch nicht Menschen herab, die eine andere Sicht auf die Dinge haben oder Bücher und Zeitungen lesen, die Ihnen gegen den Strich gehen.

gudrun
9 Jahre zuvor
Antwortet  Ursula Prasuhn

Zu den Begriffen „Nazi-Deutschland“ und „Geschichtspolitik“ passt der kürzlich vorgestellte Gesetzesentwurf unserer Regierung zur Bekämpfung von „Hasskriminalität“. In Zukunft sollen „rassistische, fremdenfeindliche und sonstige menschenverachtende Beweggründe und Ziele“ strafverschärfend wirken.
Linksextreme Gewalt wie die der Antifa ist von diesen Regelungen ausdrücklich ausgenommen, obwohl sie laut Verfassungsschutz die größere Rolle spielt.
http://www.sueddeutsche.de/politik/verfassungssschutz-zu-linksextremer-gewalt-das-problem-der-nackten-zahl-1.2006026
http://journalistenwatch.com/cms/2014/08/27/gibt-es-wirklich-nur-deutsche-hasskriminalitaet/

Bernd
9 Jahre zuvor
Antwortet  gudrun

Was für merkwürdige Versuche, den historischen Begriff „Nazi-Deutschland“ – gebräuchlich für Deutschland zwischen 1933 und 1945 – hier zu einem „zeitlosen Begriff“ (Frau Prasuhn) oder implizit zu einem aktuellen Kampfbegriff der Linken (Gudrun) zu machen, um daraus dann eine Opferrolle rechtspopulistisch denkender Deutscher abzuleiten. Sorry, kein auch nur halbwegs vernünftiger Mensch denkt bei Nazi-Deutschland an die heutige Bundesrepublik – und so wird der Begriff in dem Artikel auch nicht verwendet. Es geht sehr wohl aber um Wissenslücken bei jungen Menschen, die demokratiegefährdend sein können – wenn Rattenfänger von wo auch immer die Unkenntnis ausnutzen.

Wührer
9 Jahre zuvor
Antwortet  Ursula Prasuhn

Genau das das ist der Zweck: Schuldgefühle schaffen.
So lässt sich der Mensch leichter beeinflussen und leiten.

Wührer
9 Jahre zuvor
Antwortet  Wührer

Mein Äußerung bezog sich auf den Bericht von
Ursula Prasuhm

realo
9 Jahre zuvor

@ Bernd Sie sagen: „Was für merkwürdige Versuche, den historischen Begriff ‚Nazi-Deutschland‘ – gebräuchlich für Deutschland zwischen 1933 und 1945 – hier zu einem “zeitlosen Begriff” (Frau Prasuhn) oder implizit zu einem aktuellen Kampfbegriff der Linken (Gudrun) zu machen..“
Dazu die Frage: Wie ist es möglich, dass man fast täglich etwas über den Kampf gegen Nazis oder Faschismus hört, wenn nicht etwas dran ist an dem, was Gudrun und Frau Prasuhn schreiben? Die linksextreme, gewalttätige Antifa trägt den Kampfbegriff sogar in ihrem Namen und schreit bei jeder sich bietenden Gelegenheit Anti-Nazi-Parolen. Glauben die Linksextremen, sie lebten „zwischen 1933 und 1945“?

Zur brutalen Gewalt (versuchter Totschlag) Linksextremer mit dem Ruf „Scheiß-Nazis!“ bei der Hooligan-Demo vor einigen Tagen in Hanover:
http://www.spiegel.de/politik/deutschland/hooligans-in-hannover-polizei-ermittelt-wegen-versuchter-toetung-a-1003490.html

Bernd
9 Jahre zuvor
Antwortet  realo

Wie es möglich ist, dass man täglich vom Rechtsextremismus hört? Vielleicht deshalb, weil es allein im vergangenen Jahr in Deutschland mehr als 17.000 politisch motivierte Straftaten von Neonazis gab, darunter vier versuchte Tötungsdelikte? Vielleicht deshalb, weil derzeit ein Prozess um die größte, von Rechtsextremen verübte Mordserie in der Bundesrepublik läuft? Frau Prasuhn schreibt, sie könne derzeit keine große Bedrohung von rechts erkennen. Ich schon – und der Bundesinnenminister auch: Er hat im vergangenen Jahr doppelt so viele rechtsradikal motivierte Straftaten registriert wie linksradikal motivierte. http://www.bmi.bund.de/SharedDocs/Pressemitteilungen/DE/2014/04/politisch-motivierte-kriminalitaet-2013.html

Sehr schön – und auch sehr lustig – ist es übrigens zu sehen, wie sich Bürger gegen den braunen Spuk wehren können: http://www.youtube.com/watch?v=ysTqSHoTz0M

realo
9 Jahre zuvor

@ Bernd Erlauben Sie mir, aus Ihrem Link zu zitieren: „Überdurchschnittlich fällt der Zuwachs bei Straftaten, die dem linken Spektrum zuzuordnen sind, aus (+40,1 Prozent). Politisch rechts motivierte Straftaten nahmen von hohem Niveau leicht ab (-3,3 Prozent)“
Außerdem erwähnen Sie „Straftaten von Neonazis“. Fällt Ihnen da nichts auf? In Ihrem vorherigen Kommentar schrieben Sie noch, dass es ein merkwürdiger Versuch von Frau Prasuhn sei, „Nazi-Deutschland“ zu einem „zeitlosen Begriff“ zu machen.
Der NSU-Prozess darf natürlich nicht fehlen. Seit Jahren muss diese rechtsradikale, scheußliche Mordserie der drei Verantwortlichen bis zum Erbrechen herhalten für die Beschwörung neo-nationalistischer Gefahren.
Also Hand aufs Herz: Stimmt die Behauptung, der Begriff „Nazi-Deutschland“ sei zeitlos geworden? Das ist m. E. sogar noch eine vornehm zurückhaltende Beurteilung der Tatsachen.
Wenn heute der Begriff „Nazi“ fällt, denkt doch jeder, es ginge um einen Schurken der Gegenwart und nicht um einen der Vergangenheit. Das wissen Sie sicher selbst. Jedenfalls tun Sie Ihr Bestes, um die Vorstellung von einem Heer an Neo-Nazis und einem heimlichen Nazi-Deutschland am Laufen zu halten.

Bernd
9 Jahre zuvor
Antwortet  realo

Können Sie keine Statistiken lesen? Nochmal: In absoluten Zahlen gab es im vergangenen Jahr 17.000 rechtsradikal motivierte Straftaten, doppelt so viele wie linksradikal motivierte. So unerfreulich der Zuwachs auf Seiten der linken Spinner ist, so empörend ist hier der Versuch, die rechtsradikale Kriminalität wegzuschwiemeln. Dann ist der NSU – der tatsächlich ja in einer braunen Szene gewachsen ist – nur noch ein versprengtes Trio, und die 152 Todesopfer seit 1990 durch rechtsradikalen Terror in Deutschland (Quelle: http://www.zeit.de/gesellschaft/zeitgeschehen/2013-03/todesopfer-rechtsextremismus) sind allesamt wohl nur verirrten Einzeltätern zum Opfer gefallen. Aber nein, es gibt keine braune Gefahr.

Hier, auch nett als Stimmungsbild: https://www.news4teachers.de/2014/10/modellkita-fuer-fluechtlingskinder-ausgerechnet-in-der-brauen-hochburg-hoyerswerda/

realo
9 Jahre zuvor

@ Bernd Schon gut, mag sich jeder sein eigenes Bild machen.
Mir ging es seit Storbs und Ihren Kommentaren lediglich darum, die Scheinheiligkeit der Nazi-Warner und Demokratie-Wächter aufzuzeigen.
„Nazi-Deutschland“ als „zeitlosen Begriff“ enrtüstet zurückzuweisen, da er ja nur für die Zeit von 1933 bis 1945 gelte, ist Ihnen m. E. missgelungen.
Sie hätten nicht besser, als Sie es getan haben, darstellen können, wie sehr es Ihnen in Wirklichkeit darauf ankommt, unseren Staat als vom Rechtextremismus bedrohtes und noch immer latentes Nazi-Deutschland aufzuzeigen.
Also nichts mit „Nazi-Deutschland“ historischer Art nur zwischen 1933 und 1945 wie anfangs fromm bestätigt. Inzwischen haben Sie den Punkt erreicht, an dem es heißt: Wir sind umgeben von mordenden Nazis. Nazi-Deutschland war nicht nur gestern. Also auf Staatsbürger, wehret überkommenen Traditionen. Sie stammen aus der Nazi-Vergangenheit.

Bernd
9 Jahre zuvor
Antwortet  realo

Das ist doch wieder Unsinn. Genauso wenig, wie jemand von „Drogen-Deutschland“ spricht, weil es jährlich Tausende von Drogendelikten hierzulande gibt, oder von „Steuerhinterzieher-Deutschland“, weil sogar der Ex-Präsident von Bayern München deshalb einsitzt, genauso wenig ist von „Nazi-Deutschland“ die Rede (bezogen auf die heutige Bundesrepublik“), weil es eben durchaus eine nennenswerte Zahl von Neo-Nazis in Deutschland gibt. Diese Tatsache anzuerkennen, hat doch nichts mit Scheinheiligkeit zu tun – sondern mit einer wehrhaften Demokratie, die sich gegen allerlei Spinner (ob von rechts oder links oder von islamistischer Seite) behaupten muss. Wo kommt denn bei Ihnen dieser jammerige Unterton her – fühlen Sie sich in irgendeiner Art verfolgt? Welche überkommenen Traditionen wollen Sie denn verteidigen, die mit Deutschlands Nazi-Vergangenheit verbunden werden? Ausländer verprügeln? Bücher verbrennen?

Ursula Prasuhn
9 Jahre zuvor

Es geht doch auch darum, dass eigentlich unbelastete Begriffe wie „konservativ“ oder „traditionell“ in den letzten Jahrzehnten verknüpft wurden mit NS-Denken. Der ursprünglich harmlose Begriff „rechts“ wurde z. B. im Verständnis zu dem gemacht, wofür Sie, @Bernd, ein schönes Beispiel liefern mit „Ausländer verprügeln“ und „Bücher verbrennen“.
Jahrzehntelang hatte die CDU nichts dagegen als rechte Partei zu gelten. Das entsprach sogar ihrem Selbstverständnis. Heute wäre die Empörung groß, wenn sie als „rechts“ bezeichnet würde. Das wäre ja nationalistisch, fremden- und minderheitenfeindlich.
Sich wohlwollend an gute Sitten, Werte und Gebräuche der langen deutschen Vergangenheit zu erinnern – auch der familiären, schulischen, religiösen oder sogar (volks)musikalischen –, gilt als „rechts“ und durch die hässliche Erweiterung dieses Begriffs zugleich als verdächtig. So kann die sog. Nazi-Keule über allem schweben, was sich nach Sympathie für Tradition statt Umbruch anhört.
Nazi-Deutschland ist eben nicht Vergangenheit, sondern beliebte Vergegenwärtigung für Geschichtspolitik.

xxx
9 Jahre zuvor
Antwortet  Ursula Prasuhn

Die CDU wurde insbesondere durch Mutti Merkel zu einem politisch farblosen oder politisch extrem bunten Brei, der sich je nach aktueller Meinungsumfrage in die eine oder andere Richtung umfärbt.

Bernd
9 Jahre zuvor
Antwortet  Ursula Prasuhn

Sehr geehrte Frau Prasuhn,

ist das nicht eine milde Form von Verfolgungswahn, den Sie hier äußern? Oder doch Kalkül? Wo, bitteschön, darf man sich hierzulande nicht mehr zu „guten Sitten, Werten und Gebräuchen“ bekennen? Oder zur Volksmusik? (Es sei denn, das Horst-Wessel-Lied wäre damit gemeint.) Oder geht es nicht vielmehr darum, sich hier als Opfer eines linken Mainstreams hochzustilisieren, obwohl man ja nur „gesundes Volksempfinden“ artikuliert – um auf diese Weise radikale Positionen zu verschleiern und salonfähig zu machen? Kleines Beispiel gefällig? Da stellt dieser Tage die“Die Rechte“ im Dortmunder Stadtrat die Anfrage, wie viele Juden im Stadtgebiet leben – „um einen angemessenen Umgang mit allen Religionen zu finden“, so heißt es zur Begründung. An Scheinheiligkeit kaum zu überbieten. Ebenso wie Ihre Art übrigens, in diesem Forum immer wieder mit dem rechten Rand zu kokettieren.

Ursula Prasuhn
9 Jahre zuvor

@Bernd Ihre Reaktion auf meinen Kommentar bringt genau das zum Ausdruck, was ich so zusammengefasst habe: „Die sog. Nazi-Keule schwebt über jeder politisch unerwünschten Meinungsäußerung“. Hinzuzufügen wäre vielleicht noch: „Unterstellungen und Diffamierungen gegenüber der äußernden Person gehören dazu“.
Vielleicht zählen Sie spaßeshalber mal selbst, wie oft Sie versucht haben, mir als Meinungsgegnerin etwas anzuhängen.
Sie fragen nach der von mir erwähnten Volksmusik. Nein, das „Horst-Wessel-Lied“ meinte ich nicht, obwohl das natürlich nahe lag und klug vermutet war. Es geht um etwas anderes, das Grund war für einen politisch unkorrekten Kommentar und interessante Lesermeinungen:
http://www.rp-online.de/politik/deutschland/kolumnen/politisch-inkorrekt/wo-die-freiheit-der-kunst-an-grenzen-stoesst-aid-1.3276252

@xxx Ihren Worten über Frau Merkel kann ich ohne Zögern zustimmen. Es ging mir aber um etwas anderes – und zwar den extremen Bedeutungswandel des Begriffs „rechts“, der zwar immer noch für konservativ steht, aber nicht mehr in neutraler, sondern nur noch übler Weise durch Verbindung mit dem Gedankengut der NS-Zeit. Wenn es gelingt, einer Partei das Image „rechts“ zu verpassen, kann das der Anfang ihres Endes sein. Gezielte Bedeutungswechsel sind keine Kleinigkeit, sonst würden sie nicht vorgenommen.

Bernd
9 Jahre zuvor
Antwortet  Ursula Prasuhn

Sehr geehrte Frau Prasuhn,

nichts steht mir ferner als Ihnen etwas zu unterstellen – außer, dass Sie sich mit vagen Andeutungen und gewundenen Formulierungen vor allzu konkreten (und damit kritisierbaren) Aussagen drücken. Aber jetzt kommen Sie ja doch mal aus dem Busch – mit ihrem Link zu einem Text, in dem ein Autor die Band Freiwild als nur „Stolz auf die Heimat“ gegen den Verdacht des Rechtsradikalismus verteidigt. Deren Sänger allerdings war vor seinem Engagement bei Freiwild in der Skinhead-Band Kaiserjäger aktiv, wo er (laut Spiegel) Zeilen sang wie diese: „Diese Neger und Yugos werden sesshaft, doch den größten Teil der Schuld tragt nunmal ihr, weshalb hab’n wir auch dieses Gesindel hier!“ Aber klaro, liebe Frau Prasuhn, alles ganz harmlos. Wir haben doch alle nur Deutschland lieb, gelle.

In einem Punkt gebe ich Ihnen allerdings recht(s): Wer auf solche Schwachköpfe wie die von Freiwild als Leitfiguren für rechte Gesinnung angewiesen ist, hat es als Rechte/r wirklich nicht leicht im heutigen Deutschland.

stillmann
9 Jahre zuvor
Antwortet  Bernd

Ach ne, nichts unterstellen außer Verfolgungswahn, Wertschätzung des Horst Wessel Liedes, Hochstilisierung als Opfer linken Mainstreams, Verschleierung radikaler Position, Scheinheiligkeit, Kokettieren mit dem rechten Rand der Gesellschaft.
Dazu: „Sehr geehrte Frau Prasuhn, nichts steht mir ferner als Ihnen etwas zu unterstellen“
Ich fasse es nicht.

Christian Möller
9 Jahre zuvor
Antwortet  Ursula Prasuhn

Es ist völlig richtig, was Sie sagen. Meinungsgegner linker Politik werden als „rechts“ und damit „Nazis“ diffamiert. Heute mussten sich das wieder viele Eltern gefallen lassen.
Dazu einen Ausschnitt aus dem Life-Ticker von „Neue Presse“ u. a. zur DEMO FÜR ALLE, die ähnlich wie in Stuttgart heute in Hannover gegen den neuen niedersächsischen Bildungsplan von Rot-Grün mit seiner Leitlinie „sexuelle Vielfalt“ demonstrierte:
„Sonnabend, 14.14 Uhr: Bei der ‚Demo für alle’ haben sich mehrere 100 Gegendemonstranten eingefunden, die mit Regenbogen-Papierfahnen, Trillerpfeifen, Rasseln und „Nazis raus“-Rufen Gegenstimmung machen.“
http://www.neuepresse.de/Hannover/Meine-Stadt/Demo-Hauptstadt-Hannover-hier-Live-Ticker

Peter Kaul
9 Jahre zuvor

Ich habe vor Jahren ein Buch ürsprünglich für meine Kinder geschrieben, nachdem ich gemerkt hatte, wie der Geschichtsunterricht abläuft und wie viel falsche Infos gegeben wurden. Inzwischen ist dieses Buch nicht mehr in Papierform erhältlich, sondern nur als ebook, nach einer Auseinandersetzung mit dem Verlag. Es ist zurzeit für 99 Cent bei Amazon erhältlich. Übrigens es wird an verschiedenen Schulen in Berlin in der Mittelstufe für den Geschichtsunterricht benutzt und das freut mich.
Titel: „Mit Pauken und Trompeten“.
Kurzbeschreibung
Die Geschichte beginnt am 20. April 1935 in der Wohnung der Familie Weiss in Berlin. An diesem Tag ist zufällig Hitlers Geburtstag und gleichzeitig Sabbat. Eine schwierige Situation für ein vierzehnjähriges, jüdisches Mädchen. Ungeduldig wartet Sarah auf das Ende der Sabbatfeier. Sie möchte gern mit ihrer Freundin Gerda zur Parade gehen, um einmal die Parteigrößen aus der Nähe zu sehen.
Sie und ihre Familie bemerken schmerzhaft die Veränderungen, die in Deutschland vorgenommen werden. Vater wird als hoher Beamter entlassen, sie muss die Schule wechseln, Ende 1938 werden ihre Eltern verhaftet.
Sarah findet Unterschlupf bei Bea, eigentlich Beate, der besten Freundin ihrer Mutter, auf einem Bauernhof in der Uckermark. Beas Tochter Irmtraud ist schwer an Diphterie erkrankt und stirbt kurze Zeit später. Auf Anraten des polnischen Knechtes Michail wird der Tod nicht gemeldet und Sarah schlüpft in deren Rolle.

jagothello
9 Jahre zuvor

Ich finde es schade, dass news4teachers mehr und mehr eine Plattform für Meinungskämpfer, Gefrustete und Ideologen geworden ist. Viel spannender als die ewig selben Grabenkämpfe fände ich es, mich mit intelligenten, innovativen, erfahrenen Kollegen, Eltern, Wissenschaftlern, Schülern usw. über konkrete Fragen der unterrichtlichen Praxis auszutauschen. Die Leserforen, liebe Administratoren, sollten mal nach Sachgebieten geordnet werden: E-Learning, Studien, Rechtsfragen, kollegiale Hospitationen, Schulentwicklung, Zentralprüfungen & Leistungsbewertung, MINT… es gibt tausende relevante Themen. Ich würde ein solches Forum (mit)-moderieren!

A. S.
9 Jahre zuvor
Antwortet  jagothello

Hier gibt es doch reichlich von dem, was Sie wollen:
http://www.4teachers.de/?action=show&id=4

Mir geht es ganz anders als Ihnen. Mir gefällt, dass hier bei n4t auch über den Tellerrand hinaus geguckt und diskutiert wird wie z.B. über Bildungspolitik, gesellschaftliche Strömungen oder auch Lobbyismus und Ideologie.
Wir leben doch, was die Bildung angeht, in einer Zeit großer Sprüche und Umbrüche und diese zu bewerten, einzuordnen oder aus unterschiedlicher Sichtweise zu betrachten, ist für mich „spannend“.
Im Übrigen muss ja niemand das lesen, was ihn nicht interessiert und was er als wertloses Geschwätz von „Meinungskämpfern, Gefrusteten und Ideologen“ ansieht.

sofawolf
9 Jahre zuvor

@ jagothello, ich kann Sie verstehen. Aber es geht hier zu wie in allen Meinungsforen. Man hat den Eindruck, manche glauben, „gewonnen“ hat, wer als Letztes einen Beitrag zu einer Diskussion schreibt. Sie wird deshalb immer heftiger und unfreundlicher, je länger jemand widerspricht. Das ist wie überall. Am Ende bleibt aber doch jeder bei seiner eigenen Meinung und praktisch ändert sich rein gar nichts !!! Aber @ A.S. hat auch Recht, es muss niemand lesen, was ihn nicht interessiert. Die Freiheit hat man. Es sind sowieso zu 99% immer die Gleichen, die hier miteinander streiten – und ihre Positionen auch.

jagothello
9 Jahre zuvor
Antwortet  sofawolf

Nö, muss ich nicht lesen- und tue ich auch nicht (abgesehen davon: Merkwürdiger Ratschlag unter Erwachsenen!). Ich würde aber gerne anderes lesen! Meinetwegen auch an anderer Stelle. Dazu gebe ich eine Anregung. In einer Forumsstruktur, wie sie mir vorschwebt, gäbe es dann vielleicht einen Bereich „Meinung“, oder so.

m. n.
9 Jahre zuvor
Antwortet  jagothello

Aber „Meinung“ setzt doch eine Meldung oder einen Kommentar voraus, so wie das hier geschieht durch die Vorgaben der Redaktion, die sich am aktuellen Geschehen orientieren.
Dazu geben die Leser dann Meinungen ab oder auch nicht. Meist nehmen sie dann auch noch untereinander und zueinander Stellung, was kontrovers und heftig sein kann. So ist das nun mal.
Was soll denn geschrieben werden in einem Bereich „Meinung“ ohne Bezugspunkt? Ihre Anregung verstehe ich nicht. Vielleicht könnten Sie das mal näher erläutern.