Geldanleger können von Montag an in Studenten der Universität Witten/Herdecke investieren. Weil an ihrer Privat-Hochschule die Zahl derer steigt, die ihre Studienbeiträge erst im Berufsleben zahlen wollen, gibt ein Studentenverein jetzt Wertpapiere aus. So wollen sie frisches Kapital für die Vorfinanzierung der Beiträge erhalten. 1000 Euro ist eine Anleihe wert. Sie hat eine Laufzeit von zehn Jahren und garantiert 3,6 Prozent Zinsen jährlich. Die Zeichnungsphase an der Düsseldorfer Börse beginnt am Montag. In einem ersten Schritt sollen so 7,5 Millionen Euro zusammenkommen.
Hintergrund des ambitionierten Anleihenplans ist die große Nachfrage nach einem Später-Zahlen-Modell für Studienbeiträge, das der Verein StudierendenGesellschaft anbietet. Denn: Je nach Fach werden an der Privat-Uni Beiträge zwischen 32 000 und 65 000 Euro für ein Studium fällig.
Weil sie nicht wollten, das das Studium am Geldbeutel der Eltern scheitert, ersannen Studenten in einer Wittener Wohngemeinschaft nach der Einführung der Studiengebühren vor rund zwanzig Jahren den «umgekehrten Generationenvertrag». Wem das Geld fehlt, wird es vorgestreckt. Zurückgezahlt wird erst im Berufsleben – und zwar gestaffelt nach Einkommen. Absolventen, die wenig haben, zahlen nichts oder wenig. Wer viel hat, gibt mehr in den Topf, als er sich geliehen hat.
«Irgendwann wird sich dieses Solidarmodell tragen», ist Niklas Becker, Finanzvorstand der StudierendenGesellschaft, überzeugt. Zur Zeit aber übersteige die Nachfrage nach Vorfinanzierung die Zahl der Rückzahler. Im laufenden Semester habe fast jeder Zweite einen Spätzahlervertrag unterschieben. Auch die Studentenzahl steigt weiter: Sind heute 2000 eingeschrieben, sollen es in 6 Jahren schon 2500 sein. «Deswegen brauchen wir jetzt frisches Geld», sagt Becker. In der Spitze drohe eine Finanzierungslücke von 25,7 Millionen Euro. Deswegen seien Folgeanleihen im Rhythmus von drei bis vier Jahren geplant, erläutert Becker.
Er ist optimistisch, dass Anleger zugreifen werden. Kleine wie große Stiftungen hätten Interesse bekundet, ebenso wie Privatpersonen. «Es geht ja auch darum, einen gesellschaftlichen Beitrag zu leisten. Wer will, dass sein Geld wirkt, ist bei uns richtig», sagt Becker. Und doch: Eine Spende sei es nicht, betont er. «Da wir hier gut ausgebildet werden, kommt es so gut wie nie vor, dass die Studenten später nichts zurückzahlen können». Das mache die Anlage solide. «Und 3,6 Prozent Zins ist fair für beide Seiten». dpa