HAMBURG. Die an einer Methadon-Überdosis gestorbene elfjährige Chantal hat nach Angaben ihrer Klassenlehrerin bei ihren Pflegeeltern in einfachen, aber geordneten Verhältnissen gelebt. «Alles tadellos», sagte die ehemalige Lehrerin am Donnerstag vor dem Hamburger Landgericht. Chantal sei «wohlerzogen» und «sehr gut organisiert» gewesen. Zuvor hatten andere Zeugen ausgesagt, das Mädchen hätte bei den drogenabhängigen Pflegeeltern in einer verwahrlosten Wohnung leben müssen.
Ein Pastor und eine Pädagogin, die über mehrere Monate Chantal an Nachmittagen betreut hatten, zeichneten ebenfalls ein positives Bild der Familie. «Es war alles völlig in Ordnung», sagte die Frau. Die Angeklagte habe zwei Gesichter gehabt: «Eine Seite war sehr großzügig und liebevoll, die andere war manchmal auch etwas rau, aber nie brutal.»
Die angeklagten Pflegeeltern nahmen seit Anfang der 1990er Jahre die Heroin-Ersatzdroge Methadon. Laut Aussage des Hausarztes hatte das Paar jedoch immer wieder die Einnahme des Methadons unterbrochen; noch 2011 konnte einmal in einer Urinprobe des Pflegevaters Heroin nachgewiesen werden. Die Pflegeeltern sind wegen fahrlässiger Tötung und Verletzung der Fürsorge- und Erziehungspflicht angeklagt.
Am Montag (15. Dezember) soll eine Freundin von Chantal als Zeugin aussagen. Sie hatte das Mädchen oft in der Wohnung der Pflegeeltern besucht. Außerdem will die Staatsanwaltschaft einen Antrag stellen, Chantals leiblichen, ebenfalls drogensüchtigen Vater zu befragen. dpa