GEW: „Jetzt die Weichen für die inklusive Hochschule stellen“

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JEREWAN/FRANKFURT AM MAIN. Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft fordert Bund, Länder und Hochschulen in einer Pressemitteilung auf, das in der armenischen Hauptstadt Jerewan verabschiedete Kommunikee zur Fortsetzung der Bologna-Reformen ernst zu nehmen und die Weichen für ein inklusives Hochschulsystem zu stellen.

„Bologna ist längst mehr als Bachelor und Master. In Jerewan haben sich die europäischen Bildungsministerinnen und -minister auf eine inklusive Ausgestaltung des europäischen Hochschulraums verständigt. Dabei geht es um eine soziale Öffnung der Hochschulen und bessere Durchlässigkeit. Gerade Deutschland hat in dieser Hinsicht großen Nachholbedarf: In keinem anderen Industrieland hängt der Bildungserfolg so eng mit der sozialen Herkunft der Kinder zusammen. Wir brauchen daher unterstützende Studienbedingungen auch für Studierende mit besonderen Bedarfen, eine grundlegende Verbesserung der Ausbildungsförderung und nicht zuletzt die Umsetzung der UN-Behindertenrechtskonvention in der Hochschulbildung“, sagt der stellvertretende Vorsitzende und Hochschulexperte der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW), Andreas Keller. Als Mitglied der Delegation der europäischen Bildungsgewerkschaften beteiligte sich Keller an der achten Bologna-Folgekonferenz, die vom 14. bis 15. Mai in der armenischen Hauptstadt Jerewan stattfand.

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Die GEW unterstütze das Ziel der Jerewaner Ministerkonferenz, die Qualität von Studium und Lehre weiter zu verbessern. „In Jerewan wurden innovative Lehr- und Lernformen sowie die Stärkung der digitalen Bildung vereinbart. Es gehört zum professionellen Selbstverständnis der Lehrenden, sich für die Weiterentwicklung der Qualität der Lehre einzusetzen. Im Gegenzug müssen Bund, Länder und Hochschulen die Lehrenden bei ihrer Arbeit besser unterstützen. Die Dozentinnen und Dozenten müssen von bürokratischem Mehraufwand entlastet werden, qualifizierte Fort- und Weiterbildungsangebote erhalten und faire Arbeits- und Beschäftigungsbedingungen bekommen“, so Keller. Er verweist auf die Ergebnisse einer Studie zur Belastung von Hochschulbeschäftigten, die im Auftrag der GEW durchgeführt worden ist. Demnach gibt über die Hälfte der befragten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler (54 Prozent) an, dass sich ihr Arbeitsaufwand durch die Anforderungen des Bologna-Prozesses erhöht habe.

Die GEW befürwortet auch die Empfehlung der Jerewan-Konferenz, die internationale Mobilität der Lehramtsstudierenden zu fördern, die auf Initiative des Bundesministeriums für Bildung und Forschung ins Kommunikee aufgenommen worden ist. „Es gibt zwar keine Belege dafür, dass Studierende in der Lehrerbildung weniger mobil sind als in anderen Studiengängen. Aber zweifellos gibt es noch zu viele Mobilitätshindernisse – im europäischen wie im deutschen Hochschulraum. Ein Uniwechsel von Münster nach Osnabrück kann sich als schwieriger erweisen als von Riga nach Lissabon. Die Länder und Hochschulen müssen endlich die gegenseitige Anerkennung ihrer Abschlüsse und Studienleistungen garantieren – ohne Wenn und Aber.“

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