Als Rassist und Sexist gebrandmarkt: Berliner Professor im Visier anonymer Blogger

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BERLIN. Berliner Studenten prangern  im Netz angebliche rassistische, militaristische und sexistische Tendenzen einer Vorlesung des prominenten Professor Herfried Münkler an. Der wehrt sich.

Der Berliner Politologe Herfried Münkler hat anonyme Rassismus- und Sexismus-Vorwürfe gegen sich zurückgewiesen. Er fühle sich dadurch nicht charakterisiert und arbeite in seiner Vorlesung lediglich den Kanon politischer Ideengeschichte ab, sagte Münkler der Wochenzeitung «Die Zeit». Seit mehreren Wochen kritisieren Studenten auf dem Blog «Münkler-Watch» die Vorlesungen des Wissenschaftlers der Humboldt-Universität (HU) .

Münkler warf seinen Kritikern antisemitische Muster vor. Der «Ressentimentdiskurs», den sie pflegten, erinnere an hochschulpolitische Vorgänge von 1933: «Der hat viel Geld, wir sind arm. Der hat Einfluss, wir nicht», sagte er der Zeitung.

Professor Herfried Münkler ist umstritten. (Foto: Heinrich-Böll-Stiftung/Wikimedia CC BY-SA 2.0)
Professor Herfried Münkler ist umstritten. (Foto: Heinrich-Böll-Stiftung/Wikimedia CC BY-SA 2.0)

Auf dem Blog protokollieren und kommentieren die Studenten jede Woche Teile von Münklers Vorlesungen. Sie beklagen etwa die Auswahl lediglich westlicher Theoretiker als Lehrstoff, «Wessi-Chauvinismus» und ein «Sendungsbewusstsein des liberalen pro-europäischen Bildungsbürger_Innentums», das von kolonial-rassistischen Auffassungen nicht weit entfernt sei. Für verwerflich halten die Studenten zudem Münklers Doppelrolle als Wissenschaftler und als Berater, etwa von Bundeswehr und Politikern.

Mehrere Journalisten besuchten zuletzt Münklers Vorlesungen. In der «Zeit» sagte Münkler, er fürchte inzwischen, dass seine Aussagen falsch interpretiert werden könnten. Das führe zu einer «Selbstblockierung». Der Humboldt-Universität warf er mangelnde Empathie vor.

Ein Uni-Sprecher verwies am Donnerstag auf eine Erklärung, die online publiziert wurde. Darin stellt sich die HU-Leitung hinter Münkler und fordert die Blogger auf, ihre Anonymität aufzugeben.

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In einem weiteren Fall vor wenigen Monaten hatte der HU-Historiker Jörg Baberowski die Kritik von Studenten zu spüren bekommen: Eine linke Gruppe warf ihm faschistische Standpunkte vor. Im Dezember 2014 veröffentlichte die Uni-Leitung einen Aufruf zu «respektvollem Umgang», doch Baberowski hat die HU nun in der «FAS» wegen mangelndem Rückhalt und Feigheit kritisiert. Das wies Uni-Präsident Jan-Hendrik Olbertz im «Tagesspiegel» zurück. dpa

 

Blog Münkler-Watch

Tagesspiegel-Beitrag über Blogger

HU-Erklärung zu Münkler-Watch

Baberowski-Kritik an der HU / FAZ-Online

 

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7 Kommentare
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mehrnachdenken
8 Jahre zuvor

Auh weier, wer an der Humboldt-Uni, einer der Gender-Hochburgen in Deutschland, nicht brav Student_innen sagt oder schreibt, wird von der linken Studentschaft als Sexist diffamiert und öffentlich an den Pranger gestellt.
Das sind die Ergebnisse der von allen maßgeblichen gesellschaftlichen Kräfte tolerierten oder gar geförderten Gender-Ideologie. Für mich ist das nichts Anderes als Meinungsterror!!

Dabei „schießen“ die Weltverbesserer natürlich – wie heute üblich – aus dem Hinterhalt. Einen offenen Diskurs mit den Professoren scheuen sie.

Reinhard
8 Jahre zuvor

Wie ging es den jüdischen Dozenten in den 30er Jahren? Gibt es Parallelen?

mehrnachdenken
8 Jahre zuvor
Antwortet  Reinhard

Ich stimme Ihnen zu. Manche Vorgänge erinnern mich in unserem Staat an schlimme Vorgänge vor vielen Jahren.

realo
8 Jahre zuvor
Antwortet  mehrnachdenken

Gute Frage Reinhard. Eine dicke Parallele heißt „politische Säuberung“.

U. B.
8 Jahre zuvor
Antwortet  Reinhard

Zur Erinnerung und Antwort auf die Frage nach Parallelen ein häufig zitierter Spruch, der angeblich von Ignazio Silone stammt:

Wenn der Faschismus wiederkehrt, wird er nicht sagen: «Ich bin der Faschismus» Nein, er wird sagen: «Ich bin der Antifaschismus»

stillmann
8 Jahre zuvor
Antwortet  U. B.

Wegen Ihres Zitats habe ich endlich mal gegoogelt, was „Faschismus“ überhaupt genau bedeutet. Offensichtlich ist das ein übergeordneter Begriff für so etwas wie „Meinungsherrschaft“ oder „Meinungsdiktatur“ mit allen Mitteln bis hin zur Tötung von Meinungsgegnern. Bisher habe ich immer angenommen, „Faschismus“ habe ausschließlich mit dem NS-Terror zu tun.
Die Definition eines Beantworters der Frage, was Faschismus ist, lautete sogar so:
„Faschismus ist, wenn Wirtschaft und Politik zusammenarbeiten, um die Bevölkerung mit Gewalt zu beherrschen, und dafür die rechtsstaatlichen Prinzipien abschaffen.“
http://www.gutefrage.net/frage/was-ist-faschismus-genau-in-einfachen-worten-erklaert

Reinhard
8 Jahre zuvor

Darf man den Bericht so verstehen, dass die linke Kritik an dem Professor nicht im direkten Gespräch, sondern irgendwo im Internet (womöglich anonym) geäußert wird?