Grün-Rot plant „sexuelle Vielfalt“ auch in Schulbüchern – nächste Demo steht bevor

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STUTTGART. Die grün-rote Landesregierung von Baden-Württemberg will die Gleichstellung von sexuellen Minderheiten voranbringen und dazu am morgigen Dienstag im Kabinett einen Aktionsplan beschließen. Wie jetzt bekannt wurde, soll das Thema sexuelle Vielfalt danach künftig nicht nur verstärkt im Unterricht, sondern auch in den Schulbüchern seinen Niederschlag finden: „Wir wollen, dass das in den Schulbüchern altersgerecht und pädagogisch sinnvoll dargestellt wird“, sagte der Sprecher von Kultusminister Andreas Stoch (SPD) den „Stuttgarter Nachrichten“. Die Ankündigung dürfte die Stimmung weiter anheizen: Für den kommenden Sonntag ist in Stuttgart die nächste „Demo für alle“ angekündigt, die sich gegen den neuen Bildungsplan – und mehr! – richtet.

Das Bild zeigt eine Szene aus einer Demonstration gegen "Sexuelle Vielfalt" im Unterricht am 28. Juni 2014 in Stuttgart.) Foto: Demo für Alle / flickr (CC BY-SA 2.0)
Das Bild zeigt eine Szene aus einer Demonstration gegen „Sexuelle Vielfalt“ im Unterricht am 28. Juni 2014 in Stuttgart.) Foto: Demo für Alle / flickr (CC BY-SA 2.0)

Die Aufnahme des Themas in die Schulbücher ist Teil des grün-roten Aktionsplans, mit dem die Landesregierung die gesellschaftliche Akzeptanz gegenüber sexuellen Minderheiten wie Schwulen, Lesben und Transsexuellen auch an den Schulen erhöhen will. Im ersten Schritt stellt Grün-Rot für die Umsetzung des Gesamtkonzeptes eine Million Euro bereit. Die Landesregierung gehe davon aus, dass die Verlage das von sich aus machten, weil sie die gesellschaftliche Realität abbilden wollten. „Wenn das nicht so sein sollte, dann ist unsere Vorstellung, dass wir mit den Verlagen reden und sie noch einmal darauf hinweisen – vielleicht auch durch eine Handreichung“, so der Sprecher. Zwangsmaßnahmen seien nicht geplant.

Das Thema ist emotional aufgeheizt – in Stuttgart haben bereits mehrfach jeweils Hunderte von Menschen gegen die Aufwertung des Themas „sexuelle Vielfalt“ im Unterricht demonstriert. Konservative aus der CDU unterstützen die Bewegung ebenso wie evangelikale Christen. Auf der Homepage der „Demo für alle“ gibt etwa Karl-Christian Hausmann von den Stuttgarter Christdemokraten zu Protokoll: „Die Maßnahmen zum Aktionsplan sind ein ‚Frontalangriff‘ auf das Leitbild der Familie. Deswegen ist Widerstand Pflicht.“

Die Landesregierung hingegen bestreitet, mit der geplanten Neufassung der Bildungspläne eine „totale ideologische Beeinflussung unserer Kinder und unserer Gesellschaft“, wie es in einem Aufruf zur Demonstration am Samstag heißt, zu betreiben. Kultusminister Andreas Stoch (SPD) hatte jüngst erneut Vorwürfe zurückgewiesen, der Bildungsplan stelle das klassische Familienmodell infrage und sorge für eine „Frühsexualisierung“ der Kinder. Der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ sagte Stoch, dies seien Verleumdungen. Ziel des Bildungsplans sei, „Toleranz und Akzeptanz für sexuelle Vielfalt“  zu schaffen.

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Allerdings sieht auch der VBE das Engagement der Landesregierung in dieser Frage kritisch. „Dass es Frauen gibt, die Frauen lieben, und dass es Männer gibt, die Männer lieben, ist in der Gesellschaft doch schon lange kein Problem mehr“, sagte unlängst der baden-württembergische VBE-Landesvorsitzende Gerhard Brand. „Das bekommen auch Kinder mit, selbst wenn sie in der Schule nicht mit der Nase darauf gestoßen werden; genauso, wie man sie nicht auf heterosexuelle Liebe stoßen muss.“ Der VBE habe kein Problem damit, wenn dies im Bildungsplan in den entsprechenden Klassenstufen thematisiert werde – ganz ohne manipulative Einflussnahme. Ob aber das komplette LSBTTIQ-Programm in den Schulen abgespult werden müsse, sei fraglich und aus Sicht des VBE überzogen, so Brand (Anm. d. Red.: LSBTTIQ steht für Lesben, Schwule, Bisexuelle, Transsexuelle, Transgender, intersexuelle und „queere“ Menschen). Der VBE-Landeschef: „Kinder müssen nicht mit allem in allen Einzelheiten konfrontiert werden – deshalb sind es ja auch Kinder, und da gibt es doch noch gewisse Grenzen.“

Dass sich der Protest tatsächlich aber gegen mehr richtet als gegen „sexuelle Vielfalt“ in Bildungsplänen, wird auf der Seite der Demonstrations-Veranstalter deutlich. Sie bewerben dort eine Initiative gegen die „Homo-Ehe“: Gut vernetzte Gruppen versuchten den Durchmarsch, heißt es da,  und machten massiven Druck für eine „Ehe für alle“. „Höchste Zeit, dagegen aufzustehen! Das Aktionsbündnis ‚Demo für alle‘ hat dazu die Unterschriftenaktion ‚Ehe bleibt Ehe!‘ gestartet.“ Unterstützer sollen einen Appell an Bundeskanzlerin Angela Merkel unterzeichnen. News4teachers / mit Material der dpa

Zum Bericht: „Sexuelle Vielfalt“ vs. „Schützt unsere Kinder“ – Bei der „Demo für alle“ prallen Welten aufeinander

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7 Kommentare
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xxx
8 Jahre zuvor

die vernünftigen lehrer müssen aus Zeitgründen gewisse unterrichtsinhalte streichen …

mehrnachdenken
8 Jahre zuvor
Antwortet  xxx

Was meinen Sie, diese Inhalte werden dann in den Fachkonferenzen als verbindlich festgelegt und ggf. wird noch kontrolliert. Da kennen Ideologen kein Pardon.

alexander
8 Jahre zuvor

… da sich politisch korrekte Lehrbücher nun also dadurch auszeichnen, dass sowohl – politisch korrekt – Namen u.a. aus dem türkisch-arabischen Raum verwendet als auch – ebenfalls politisch korrekt – unterschiedliche sexuelle Orientierungen dargestellt werden, müssen die Lehrbuchautoren jetzt aber darauf achten, keine potentiell konfliktiven weil plötzlich politisch unkorrekten Kombinationen zu produzieren wie z.B. „Mustafa ist schwul“…

xxx
8 Jahre zuvor
Antwortet  alexander

lol – wenn es nicht so traurig wäre.
müsste man nicht eigentlich auf die gefühlt oder tatsächlich vorgandene Homophobie in geqissen kulturkreisen eingehen?

mehrnachdenken
8 Jahre zuvor

Zitat aus dem oben stehenden Bericht:

Die Aufnahme des Themas in die Schulbücher ist Teil des grün-roten Aktionsplans, mit dem die Landesregierung die gesellschaftliche Akzeptanz gegenüber sexuellen Minderheiten wie Schwulen, Lesben und Transsexuellen auch an den Schulen erhöhen will. Im ersten Schritt stellt Grün-Rot für die Umsetzung des Gesamtkonzeptes eine Million Euro bereit. Die Landesregierung gehe davon aus, dass die Verlage das von sich aus machten, weil sie die gesellschaftliche Realität abbilden wollten. „Wenn das nicht so sein sollte, dann ist unsere Vorstellung, dass wir mit den Verlagen reden und sie noch einmal darauf hinweisen – vielleicht auch durch eine Handreichung“, so der Sprecher. Zwangsmaßnahmen seien nicht geplant.

Anstatt sich dem Ansinnen der Landesregierung zu verweigern, wittern Verlage DAS große Geschäft, und
sie werden deshalb natürlich evtl. noch bestehende Bedenken „über Bord werfen“. Ebenfalls werden sich genügend Autoren finden, die den Verlagen dann gerne „zu Diensten“ sein werden.

Es geht hier um eine Gruppe, die eine absolute Minorität in der Gesellschaft ausmacht. Deshalb müssen gleich die Schulbücher im Sinne dieser sexuellen Minderheiten umgeschrieben werden? Kommen dann Positionen der Mehrheit auch noch „zu Wort“?
Was hat das noch mit Demokratie zu tun??

Das Video gibt die Antwort:

https://demofueralle.wordpress.com/page/3/

Beate S.
8 Jahre zuvor

Es ist zum Verzweifeln. Das Märchen von „Erziehung zur Toleranz und Akzeptanz“ ist längst entlarvt, kaum jemand nimmt die Begründungen für eine penetrante Auswalzung des Themas „sexuelle Vielfalt“ in den Schulen noch ernst und doch wird unbeirrt weitergemacht, so als applaudierten nicht nur ein paar Lobbygruppen zum grün-roten Aktionsplan, sondern die überwältigende Mehrheit der Bürger.
Am kommenden Sonntag, dem 21. Juni, findet in Stuttgart wieder eine „Demo für alle“ gegen die Lehrpläne statt. Ich bewundere die unermüdlichen Veranstalter und hoffe inständig, dass viele Menschen daran teilnehmen, auch wenn es hinterher wieder heißen wird, es seien vorwiegend homophobe, rechtsradikale und ultrakonservative Kräfte gewesen, die sich da versammelt hätten.

@mehrnachdenken
Sie haben 100prozentig Recht. Die Unterrichtslehre „sexuelle Vielfalt“ ist einer von vielen Bausteinen des Gender Mainstreamings, allerdings ein besonders wichtiger wie auch die Genderisierung unserer Sprache, die zu Recht als Verstümmelung und Instrument zur Gehirnwäsche angesehen wird.

L. Müller
8 Jahre zuvor

Ich werde auch weiterhin bei der ersten homophoben Attacke am Nachmittag ausführliche Entschuldigungen schreiben lassen. Genau wie bei jeder anderen Beschimpfung, Prügelei usw.
Notfalls müssen die Eltern eben früher von der Arbeit weg und den Nachwuchs aus der Schule holen. Manchmal ist weniger Toleranz mehr.