Evangelische Schulen wollen Flüchtlingskinder aufnehmen – Aber: „DaF-Lehrer sind Mangelware“

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ERFURT. Unter den ankommenden Flüchtlingen sind viele Kinder und Jugendliche. Evangelische Schulen in Thüringen sind bereit, sie in ihre Klassen aufzunehmen.

Die evangelischen Schulen in Thüringen sind offen für die Aufnahme von Flüchtlingskindern und setzen dabei auch auf die Hilfsbereitschaft von Eltern. Bislang haben etwa ein Gymnasium in Jena und eine Grundschule in Erfurt einzelne nach Thüringen geflüchtete Kinder und Jugendliche aufgenommen, sagte der Vorstandschef der Evangelischen Schulstiftung, Marco Eberl, am Donnerstag in Erfurt. «Jedes einzelne Flüchtlingskind ist eine Bereicherung für den schulischen Alltag.» Die Stiftung betreibt 21 Schulen in Thüringen und Sachsen-Anhalt, an der im Schuljahr 2015/16 insgesamt 4750 Mädchen und Jungen lernen – 150 mehr als im vergangenen Jahr.

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Für Flüchtlingskinder soll es in Thüringen bald mehr Lehrer geben, die sie im Fach Deutsch als Zweisprache unterrichten können. Foto: DFID - UK Department for International Development / Wikimedia Commons (CC-BY-2.0)
Für Flüchtlingskinder werden in  Thüringen immer noch Lehrer gesucht, die sie im Fach Deutsch als Zweisprache unterrichten können. Foto: DFID – UK Department for International Development / Wikimedia Commons (CC-BY-2.0)

Der Besuch von evangelischen Schulen – die zu einem Großteil aus Elterngebühren finanziert werden – dürfe für Flüchtlingskinder auch nicht am Geld scheitern, sagte Eberl. Dafür seien auch kreative Lösungen gefragt. In Erfurt etwa zahle der Förderverein der evangelischen Grundschule das Schulgeld für ein Mädchen aus dem Bürgerkriegsland Syrien. Die Höchstsätze für das Schulgeld an evangelischen Schulen liegen in Thüringen je nach Schulart bei 120 bis 150 Euro monatlich. Ein größeres Problem ist aus Stiftungssicht derzeit allerdings die Sprachförderung für Flüchtlingskinder. Lehrer, die Deutsch als Fremdsprache unterrichten, seien Mangelware.

Eberl warnte mit Blick auf die anstehende Landtagsentscheidung vor Abstrichen am Gesetzentwurf der rot-rot-grünen Landesregierung zur Finanzierung freier Schulen. Nach dem Gesetzentwurf, für den Ende August die mündliche Anhörung im Bildungsausschuss des Landtags ansteht, erhöht das Land seine Zuschüsse an die freien Träger vom 1. Februar 2017 an über fünf Jahre um 1,9 Prozent jährlich. Damit hätten die freien Schulen erstmals Planungssicherheit für einen längeren Zeitraum, sagte Eberl. «Dieses Festbetragsmodell, so wie es jetzt vorliegt, muss so bleiben», forderte Eberl. «Wenn noch an Schräubchen gedreht wird, fällt die Gesamtkonstruktion ein.» Über das Gesetz soll der Landtag voraussichtlich im September abstimmen. dpa

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2 Kommentare
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Palim
8 Jahre zuvor

“ Lehrer, die Deutsch als Fremdsprache unterrichten, seien Mangelware.“

Da hatten wir doch schon andere Beiträge zu:
Die DaF-Lehrer müssen zertifiziert sein. Dazu sollen sie ein abgeschlossenes Deutsch-Studium oder noch besser ein DaF-Studium haben, das aber noch gar nicht so lange flächendeckend angeboten wird.
Sie sind also zumindest mit einem Master (oder gleichwertigem Abschluss) qualifiziert oder haben einen zusätzlichen Abschluss im Bereich DaZ nach oder parallel zu ihrem anderen Studium absolviert.
Ansonsten müssen die Lehrkräfte teure Zertifizierungskurse ablegen, die sie häufig aus eigener Tasche bezahlen.

Bei vielen Bildungsträgern werden die Lehrkräfte dann für recht wenig Geld und auf Honorarbasis angestellt, obwohl sie ja besonders hoch qualifiziert sind.

Welcher Facharzt wohl als Selbständiger für wenige Stunden arbeiten würde, die ihm mit wenigen Euros vergütet werden und von denen er sich auch sozial absichern muss?

xxx
8 Jahre zuvor
Antwortet  Palim

Was passiert denn mit den DaF-Kräften, wenn der Bedarf irgendwann einmal nicht mehr vorhanden ist?

Ach ja, diese Lehrer sind ja nur Honorarkräfte, also weg damit.