Studie: Das Schulsystem ist durchlässig, doch die Ungleichheit bleibt

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BAMBERG. Das deutsche Schulsystem ist spätestens seit den 1970er Jahren durchlässiger geworden. Der Erwerb eines höheren Schulabschlusses auf dem zweiten Bildungsweg steht prinzipiell jedermann offen. Das nutzen auch erstaunlich viele junge Menschen. Gegen die Bildungsungleichheit hilft das aber wenig, wie jetzt eine Studie aus Bamberg zeigt.

Neue Schule, neue Mitschüler, neue Fächer: Damit beginnen in diesen Tagen tausende deutsche Fünftklässler die Haupt- oder Realschule oder das Gymnasium. Welche Schulform sie besuchen, hängt in Deutschland immer noch stark vom Elternhaus ab, wie internationale Vergleichsuntersuchungen belegen.

Wie’s nach dem Schulabschluss weitergeht, das hängt immer noch stark von der sozialen Herkunft ab. Foto: Kurt Michel / pixelio.de
Wie’s nach dem (ersten) Schulabschluss weitergeht, das hängt immer noch stark von der sozialen Herkunft ab. Foto: Kurt Michel / pixelio.de

Es gibt zwar seit über 50 Jahren alternative Wege, um einen höheren Abschluss nach dem ersten zu erreichen, doch die Forschung ging bislang davon aus, dass diese nicht von einer breiten Masse genutzt werden. Eine neue Studie der Bamberger Professorin Sandra Buchholz zeigt: Das Schulsystem ist deutlich durchlässiger als angenommen. Gegen Bildungsungleichheit nützt das aber wenig.

Für ihre Studie wertete die Soziologin gemeinsam mit Antonia Schier vom Leibniz-Institut für Bildungsverläufe, anhand des Nationalen Bildungspanels (NEPS) die Daten von mehr als 2.200 Menschen aus. Alle von ihnen hatten als ersten Bildungsabschluss entweder einen Hauptschulabschluss oder die Mittlere Reife erworben.

Die Wissenschaftlerinnen fragten: Wie viele von ihnen haben danach einen zweiten, höheren Schulabschluss erworben? Um darüber hinaus Effekte auf die Bildungsungleichheit zu ermitteln, analysierten sie außerdem die Noten der Schülerinnen und Schüler und den höchsten Bildungsabschluss der Eltern.

Sie zeigen: 27 Prozent der Untersuchten machten nach der Haupt- oder Realschule weiter und erarbeiteten sich einen höheren Abschluss. „Dass fast jeder Dritte sich für einen höheren Schulabschluss entscheidet, hat uns sehr überrascht“, so Buchholz. „Die Wissenschaft nahm an, dass eine unvorteilhafte Zuordnung nach der Grundschule kaum korrigierbar ist. Das deutsche Schulsystem galt bislang als besonders rigide – das ist aber nach diesen Ergebnissen nicht haltbar.“

In der Regel schließen die Schülerinnen und Schüler einen weiteren Schulabschluss direkt an den ersten an. Sie wählen zum Beispiel nach der Mittleren Reife eine Fachoberschule, Berufsschule oder wechseln auf ein Gymnasium – je nach Bundesland heißen die Einrichtungen anders.

Erstaunliche Erkenntnisse brachte der Blick auf die Hauptschulen: Ein Drittel der Hauptschüler, die sich für weitere Schulabschluss entschieden, erreichten das Fachabitur oder Abitur. Buchholz sagt: „In dieser Gruppe haben wir eine extrem hohe Mobilität vorgefunden.“

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Das Schulsystem ist also durchlässiger als angenommen. Allerdings zeigte die neue Bamberger Studie deutlich: Nicht unbedingt die begabtesten und fleißigsten Kinder nutzen diese Wege. Besonders wichtig neben guten Noten ist, wie bereits bei der Wahl der weiterführenden Schule, die soziale Herkunft der Kinder.

Der Bildungsabschluss der Eltern sei ein sehr einflussreicher und stabiler Faktor für die Wahrscheinlichkeit, dass jemand einen höheren Abschluss nach dem ersten anstrebt. Vier von zehn Schülerinnen und Schülern, deren Eltern das Abitur abgelegt hatten, wählten eine weiterführende Bildung nach dem ersten Abschluss. Hatten die Eltern einen Hauptschulabschluss, lag dieser Wert bei gut 20 Prozent, also lediglich bei der Hälfte.

Die Ursachen für diese Unterschiede finden Soziologen wie Buchholz und ihr Bamberger Kollege Prof. Dr. Steffen Schindler einerseits in dem Wunsch der Kinder, den eigenen Status zu erhalten, also zumindest den Abschluss zu erreichen, den die Eltern erlangten. Daneben gibt es eine weitere Erklärungsmöglichkeit: „Die Untersuchten haben vermutlich die Kosten und den Nutzen der weiterführenden Bildungsangebote unterschiedlich bewertet“, so Buchholz. Diese bedeuten auch immer, Zeit und Geld in die eigene Bildung zu investieren und noch etwas länger auf das erste Gehalt zu verzichten.

Die Studie von Buchholz und Schier zeigt: Vor allem diejenigen, die ohnehin privilegierten sozialen Gruppen angehören, nutzen Aufstiegschancen. Das bestehende System reduziert die Ungleichheiten im deutschen Schulsystem also nicht. „Im Gegenteil“, sagt Buchholz. „Es verstärkt sie sogar.“

Ein Befund, den auch Forscher wie Margret K. Sterrenberg von der Universität Hannover bestätigen können, die Daten des NEPS im Hinblick auf die Arbeitsmarkterträge später Hochschulreife ausgewertet hat. Die Ergebnisse deuteten darauf hin, dass der Abschluss einer Hochschulreife bis zum 25. Lebensjahr gute Chancen biete, langfristig gleiche Arbeitsmarkterträge zu erreichen, wie über den Ersten Bildungsweg. Bei einem Abschluss nach dem 25. Lebensjahr würden Lohnvorteile – im Vergleich zu einem Mittleren Abschluss – im Mittel nicht mehr erreicht. Außerdem nutzten Absolventen des Zweiten Bildungsweges indirekte Arbeitsmarktvorteile durch ein Studium deutlich weniger als Abiturienten des Ersten Bildungsweges, die schon in der Sekundarstufe I das Gymnasium besuchten.

Untersuchungen mit aktuellen Daten sollen im kommenden Jahr Aufschluss über die Ursachen dieser Prozesse bringen. Buchholz will darin unter anderem beleuchten, unter welchen Umständen Schulabgänger sich für einen weiteren Bildungsabschluss entscheidet. „Doch jetzt schon ist klar: Bildungsungleichheiten spielen während der gesamten Schullaufbahn eine Rolle“, sagt Buchholz. (zab, PM)

zum Bericht: Kinder aus armen Familien fühlen sich in der Schule ungerecht behandelt
zum Bericht: Studie: Dreigliedriges Schulsystem ist durchlässiger als angenommen

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71 Kommentare
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xxx
8 Jahre zuvor

Es ist sehr erfreulich, dass doch so viele Hauptschulabsolventen einen höheren Schulabschluss erfolgreich nachholen. Man muss untersuchen, weshalb sie es nicht „sofort“ geschafft haben.

Bei der Erforschung für den Grund des Hauptschulbesuchs darf man nicht bei der sozialen Gruppe als solche stehen bleiben und muss auch die Gene mit berücksichtigen. Schließlich bilden sich viele Beziehungen innerhalb einer sozialen Gruppe mit zwangsläufig ähnlichen genetischen Voraussetzungen. Besonders Frauen neigen dazu, sich als Partner (bzw. Vater bzw. Versorger ihrer Kinder) Männer auszusuchen, die mindestens denselben Rang — sprich Ausbildung, Intelligenz u.ä. — wie sie selbst haben. Männer sind da nicht so sehr festgelegt, weil sie — wenn man den gängigen Vorurteilen glaubt — erstmal ihre Gene vererben wollen. Püppchen, die als Beruf „Schmuckdesignerin“ angeben, sich auf (B- bis Z-) Promiparties einladen lassen können, jedoch abgesehen von gutem Aussehen nicht viel im Kopf haben. bestätigen das aus meiner Sicht eindeutig.

dickebank
8 Jahre zuvor

Verzerrte Realität. In vielen Bundesländern erhalten Hauptschulabsolventen den Mittleren Bildungsabschluss nachträglich, wenn sie ihre Berufsausbildung mit mindestens der Note „befriedigend“ abschließen.

Des Weiteren sind Schüler bis zum Erreichen des 18. Lebensjahres schulpflichtig, das führt sie auf die Berufsschulen, wo sie im Regelfall fas Berufsgrundschuljahr mit dem MSA abscließen

xxx
8 Jahre zuvor
Antwortet  dickebank

Also mehr Augenwischerei als das Ergebnis erfolgreicher Schulpolitik. Da kann man ja fast beruhigt einschlafen, weil die Begriffe „erfolgreich“ und „Schulpolitik“ nur so selten im Zusammenhang verwendet werden.

dickebank
8 Jahre zuvor
Antwortet  xxx

Es geht wie immer über die Definition der Begriffe. Legal wird der Hauptschulabschluss (nach Klasse 9) dadurch erreicht, dass die Versetzung in den 10. Jahrgang ausgesprochen wird. Wer den Hauptschulabschluss in NRW nicht erreicht, hat also mindestens zweimal die Versetzung in Klasse 10 nicht erreicht. Das wiederum ist so selten wie Schneesturm in Zentralafrika.

Der Grund für das Nichterreichen eines Schulabschlusses liegt im Erreichen des 18. Lebensjahres auf dem Weg zur Klasse 10. Dies ist besonders häufig bei männlichen Schulpflichtigen mit Migrationshintergrund der Fall, die häufig erst mit 10 bis 12 Jahren nach Deutschland gekommen sind, die Grundschule in zwei Jahren durchlaufen haben und bei der Einschulung an einer weiterführenden Schule so um die 13 Jahre alt gewesen sind. Wen die nicht freiwillig weiterlernen wollen, dann sind die wegen der wegfallenden Schulpflicht mit 18 Jahren auch ohne Schulabschluss weg, weil sie Geld verdienen wollen.

Diejenigen, die den Biss haben, etwas lernen zu wollen, die gehen dann auch ihren Weg. Entweder über die betriebliche oder die schulische Berufsausbildung zum MSA oder mit dem Qualifizierungsvermerk der HS oder RS weiter an eine gymnasiale Oberstufe. Viele Wege führen zu einer Hochschulzugangsberechtigung. Selbst diejenigen, die eine berufliche Ausbildung absolviert haben und ihren Meister genacht haben, können in etlichen Bundesländern ein Fachstudium absolvieren.

Nur diese Wege innerhalb des Schulsystems müssen eigenständig oder auch begleitet gegangen werden, es gibt eben keine Rolltreppen oder sonstige „pupil-mover“, die einen zum Abschluss hin bewegen..

Pälzer
8 Jahre zuvor

Jedes freiheitliche System, das viele Wahlmöglichkeiten bietet, erfordert Entscheidungen. Diese kann man unterschiedlich treffen. Das wird natürlich Ungleichheiten verstärken, und es ist sehr wunderlich, wenn sich jemand darüber wundert.

geli
8 Jahre zuvor

Ein exzellenter Artikel zur „Ungleichheit“ bei „eigentümlich frei“:

http://ef-magazin.de/2015/09/28/7583-gleichmacherei-im-namen-der-chancengleichheit

Stefan B.
8 Jahre zuvor
Antwortet  geli

Wirklich gut. Spricht mir sus der Seele.

Günther
8 Jahre zuvor

Fürchterlicher Artikel, den geli da gepostet hat. Kinder (und damit Menschen) werden mit Tieren verglichen und Intelligenz und Bildungserfolge werden als angeboren und nicht von den sozialen Ümständen abhängig betrachte.

Und der widerliche Unterton, der am liebsten die sozialen Zustände vergangener Jahrhunderte wieder hätte, tut sein übriges.

hennes
8 Jahre zuvor
Antwortet  Günther

Da sind die Ansichten wohl verschieden. Mir gefällt der Artikel.
Vermutlich sind die unterschiedlichen Ansichten zur viel beschworenen Gleichheit und die Versuche zu deren Herstellung das, was die gegensätzlichen Meinungen zu besagtem Artikel ausmacht.

xxx
8 Jahre zuvor
Antwortet  Günther

Intelligenz ist zum Teil genetisch bedingt. Bildungserfolg kann man absolut (Erfolg = Abitur und Hochschulstudium) oder auch relativ sehen (entgegen aller Erwartungen doch der einfache Hauptschulabschluss und Ausbildung).

Auch wenn der Intelligenzquotient nur ein sehr schwaches Maß zur Messung der Intelligenz ist, verwende ich trotzdem, weil mir gerade nichts besseres einfällt: Mit großer Wahrscheinlichkeit liegt der IQ eines Kindes aus rein genetischen Gründen irgendwo zwischen den IQ’en der Eltern; ferner setzt ein höherer Abschluss mit großer Wahrscheinlichkeit einen höheren IQ voraus. Folglich reicht es für ein Kind zweier Eltern, die mit Ach und Krach die Hauptschule geschafft haben, in sehr vielen Fällen nicht für ein Abitur aus. Die ebenfalls in vielen Fällen mit dem Schulabschluss korrelierende Sozialisation der Kinder durch ihre Eltern verstärkt das Ganze noch.

Volker Pispers sagte einmal „Jeder kann Lottomillionär werden — aber nicht alle.“ Das kann man auch auf die Bildungsabschlüsse übertragen. Wenn alle studieren, gibt es keine Krankenschwestern, Müllmenschen, Polizisten, amazon-Lagerarbeiter usw. mehr mit der Folge, dass die moderne Gesellschaft zusammenbrechen würde.

Bernd
8 Jahre zuvor
Antwortet  xxx

Sorry, aber das ist eine allzu schlichte Sicht der Dinge. Blenden Sie aus, dass es Menschen gibt, die es trotz Intelligenz nicht hinbekommen, eine bürgerliche Karriere zu machen? Oder ist das Naivität? Natürlich können Kinder von Hauptschul-Absolventen oder sogar Schulabbrechern hochbegabt sein – weil die Selektion der Schüler im real existierenden gegliederten Schulsystem eben in vielen Fällen nichts mit Intelligenz zu tun hatte und bis heute nicht hat. Wie PISA zeigt, gibt es beim IQ große Schnittmengen der Schülerschaften von Haupt- und Realschulen sowie Gymnasien. Der dümmste Gymnasiast ist weitaus dööfer als der schlaueste Hauptschüler. Also: Wenn schon, denn schon – machen wir doch am Ende der vierten Klasse bei allen Schülern einen IQ-Test und teilen nach dessen Ergebnissen auf die Schulformen auf. Das wäre gerecht. Dann hätten wir aber einen Aufstand des sogenannten Bildungsbürgertums, das seine Privilegien (=Gymnasium) bis aufs Blut verteidigt.

hennes
8 Jahre zuvor
Antwortet  Bernd

Wurden beim Pisa-Test auch Intelligenztests gemacht? Da wäre ich aber ebenso entsetzt wie über Ihren Vorschlag, „am Ende der vierten Klasse bei allen Schülern einen IQ-Test“ durchzuführen“.

GriasDi
8 Jahre zuvor
Antwortet  hennes

Nur ein Beispiel aus einem Wartezimmer beim Arzt:
ca. 10 Kinder waren im Wartezimmer, 2 waren noch Babies, 2en wurde vorgelesen, die restlichen 6 (alle jünger als 10 Jahre) haben auf ihren Smartphones gedaddelt.
Gute Frühförderung sieht anders aus.

xxx
8 Jahre zuvor
Antwortet  hennes

Gedaddelt wird aber in allen Bevölkerungsschichten …

GriasDi
8 Jahre zuvor
Antwortet  hennes

In der ärmsten Stadt Deutschlands ist die TV-Geräte-Dichte in Kinderzimmern am höchsten.

Bernd
8 Jahre zuvor
Antwortet  hennes

Wieso wären Sie denn über einen IQ-Test entsetzt? Das würde doch nur bedeuten, den Grundgedanken des gegliederten Schulsystems kühl zu Ende zu denken – und die subjektive Einschätzung der Grundschulen durch ein objektives Maß zu ersetzen.

xxx
8 Jahre zuvor
Antwortet  hennes

nur das der IQ-Test nicht objektiv ist — erst Recht nicht bei maximal 10 jährigen Kindern.

Außerdem wurde durch das Kompetenzgehampel versucht, den Begriff Bildung objektiv messbar zu machen. Da das nicht möglich ist, haben sich (viel zu) hoch bezahlte BWLer die besagten Kompetenzen ausgedacht und Tests zu ihrer Messung ausgedacht. Die Validität dieser Tests ist allerdings höchst umstritten.

GriasDi
8 Jahre zuvor
Antwortet  hennes

Der IQ hat in diesem Alter sehr wenig Aussagekraft für den Schulerfolg. Eine gute Frühförderung gleicht einen schlechteren IQ mehr als aus. Die Effekte eines hohen IQ werden mit zunehmendem Lebensalter größer.

GriasDi
8 Jahre zuvor
Antwortet  Bernd

Man sollte nicht vergessen, dass in diesem jungen Alter der IQ noch keine so große Aussagekraft über den Schulerfolg hat. Hier kann gute Früh-Förderung den IQ mehr als ausgleichen.
Insofern müsste zunächst einmal untersucht werden, wie die jeweiligen Kinder gefördert wurden. Vielleicht besteht ja ein Zusammenhang zwischen Einkommen und sinnvoller Förderung der Kinder.
Im späteren Leben ab ca. 25 – 30 ist der IQ hat der IQ eine weit größere Aussagekraft. Übrigens: ein hoher IQ korreliert mit beruflichem Erfolg, allerdings lässt sich ab einem IQ von ca. 125 keine signifikante Verbesserung des beruflichen Erfolgs feststellen.

GriasDi
8 Jahre zuvor
Antwortet  GriasDi

einmal „ist der IQ“ löschen bitte 🙂

xxx
8 Jahre zuvor
Antwortet  GriasDi

Deswegen bin ich also Lehrer geworden (IQ gemäß „Der große RTL-IQ-Test beide Male bei 128) …

Einmal Lehrer, immer Lehrer wegen fehlender beruflicher Aufstiegsmöglichkeiten abseits von Schulleitung und Dezernat, was ich aber beides weder kann noch möchte.

xxx
8 Jahre zuvor
Antwortet  Bernd

Es geht nicht darum, dass intelligente Menschen die bürgerliche Karriere nicht schaffen. Es geht um die einfach gestrickten Menschen, die politisch gewollt den möglichst höchsten Schulabschluss bekommen sollen. Hochbegabung ist in der Tat auch bei geistig retardierten Eltern möglich, darum geht es aber auch nicht, weil statistisch nicht signifikant.

Angenommen, der IQ-Test, der bei 10-jährigen Kindern ohnehin noch weniger aussagekräftig ist als sonst schon, würde tatsächlich über die weiterführende Schulform entscheiden. Wie teilen Sie die Schüler prozentual auf? So wie es heute ist, gehen dann 45% auf das Gymnasium (höchste IQ-Gruppe), 30% auf die Realschule (zweithöchster IQ-Gruppe), 20% auf die Hauptschule (dritthöchste IQ-Gruppe), der Rest auf andere Schulformen. (Quelle: Statistisches Bundesamt 2010-11; die 20% Gesamtschüler habe ich zu 10% den Gymnasien, je 5% auf Real- und Hauptschulen zugeschlagen). Wenn die Einschätzung der Grundschulen nicht komplett daneben sind, dürfte sich die vorgeschlagene Schulform von der durch den IQ-Test ermittelten Schulform statistisch nicht zu signifikant unterscheiden.

Bernd
8 Jahre zuvor

Die Einschätzung der Grundschulen sind nicht „komplett daneben“ – aber doch falsch genug, um von fehlender Bildungsgerechtigkeit zu sprechen. Kinder aus sozial schwachen Familien und Migrantenkinder sind deutlich benachteiligt. Sie bekommen – bei gleichem Leistungsstand! – deutlich seltener eine Empfehlung für eine höhere Schulform. So gibt es Hauptschulen, die weit in den Kernbereich der Realschulen hineinreichen, wie es Realschulen gibt, die sich in der Zusammensetzung ihrer Schülerschaft und in ihrem Leistungsniveau nicht von schwächeren Gymnasien unterscheiden. Dies zeigen Clusteranalysen der Schulen in der PISA-Stichprobe anhand ausgewählter soziodemographischer, motivationaler und leistungsbezogener Merkmale ihrer Schülerschaft (Deutsches PISA-Konsortium 2003, S. 269 ff.)

xxx
8 Jahre zuvor
Antwortet  Bernd

ich streite nicht ab, dass die Schüler auf einem Berlin Kreuzberger Gymnasium anders sind als die einer sauerländer Hauptschule. die besten bzw. schwächsten ihres jahrgangs im stadtteil sind sie aber meistens trotzdem.

Bernd
8 Jahre zuvor
Antwortet  xxx

Das kann aber logisch nicht stimmen. Dann wären ja die Kinder aus sozial schwachen Familien (= Kreuzberg) überproportional auf Gymnasien vertreten, also öfter, als es ihrem tatsächlichen Leistungsstand entspricht. Das Gegenteil ist aber der Fall.

GriasDi
8 Jahre zuvor
Antwortet  Bernd

Können Sie mir den Zusammenhang mit dem Kommentar vorher erläutern?

Bernd
8 Jahre zuvor
Antwortet  GriasDi

Ganz einfach: Der Kommentar, dass die Schülerschaft an einem Kreuzberger Gymnasium (=Brennpunkt-Schule) eine andere (=schlechtere) ist als an einer Hauptschule im Siegerland, impliziert, dass Kinder aus sozial schwachen Familien in Brennpunktvierteln relativ leicht auf ein Gymnasium kommen. Weil es doch einige Brennpunkt-Viertel in Deutschland gibt, müsste sich das ja statistisch bemerkbar machen. Allles in allem müssten sich dann also zumindest leichte Vorteile für Kinder aus sozial schwachen Familien erkennen lassen. Lassen sich aber nicht. Das Gegenteil ist der Fall: Allles in allem haben Kinder aus sozial schwachen Familien Nachteile – wohlgemerkt: Wir reden hier immer über Kinder mit gleichem Leistungsstand.

xxx
8 Jahre zuvor
Antwortet  Bernd

es gibt überall Gymnasiasten, die auf dem Gymnasium nichts verloren haben.

GriasDi
8 Jahre zuvor
Antwortet  xxx

meine Frage ging an Bernd 🙂

xxx
8 Jahre zuvor
Antwortet  xxx

meine Antwort auch. 😉

xxx
8 Jahre zuvor
Antwortet  Bernd

Nachtrag: Bei entsprechenden Noten ist ein Wechsel „nach oben“ immer möglich. Die kann ein fleißiger Ali genauso schaffen wie ein fleißiger Alexander und ein Pascha-Ali genauso wenig schaffen wie ein A`loch-Alexander.

Bernd
8 Jahre zuvor
Antwortet  xxx

Und genau das ist der Bildungsmythos des gegliederten Schulsystems – ein Beweis steht aus. Es bleiben ja genug auf der Strecke.

GriasDi
8 Jahre zuvor
Antwortet  Bernd

Und beim „nicht-gegliederten“ Schulsystem? Erhält hier jeder Abitur? Auch hier kann nicht jeder alles erreichen. Auch hier gibt es Differenzierung. Allerdings nennt man es dann nicht „auf der Strecke bleiben“.

Bernd
8 Jahre zuvor
Antwortet  GriasDi

Die Antwort ist banal: Das kommt drauf an. Man muss sich ja nur mal international umschauen: Es gibt allein im deutsprachigen Kulturkreis ein derart gegliedertes Bildungssystem – wir sind in dieser Frage Exoten. Und es gibt international tolle Schulsysteme (Niederlande, Kanada etc.). Und seeeehr schlechte. Die Qualität hängt also nicht allein von der Frage gegledert/gesamt ab.

xxx
8 Jahre zuvor
Antwortet  Bernd

es kommt vor, aber aus zwei Gründen nur selten:
a) nur bei wenigen scheint das zuzutreffen.
b) viel mehr wechseln von oben nach unten, weshalb der umgekehrte Weg kaum auffällt. dies zeigt, dass zu viele Eltern eine zu hohe Schulform fur ihre kinder auswählen.

xxx
8 Jahre zuvor
Antwortet  xxx

letzteres wird im so genannten Bildungsbürgertum häufiger vorkommen als in Brennpunktvierteln.

Bernd
8 Jahre zuvor
Antwortet  xxx

Einspruch, Euer Ehren! Das zeigt nur, dass Real- und Hauptschulen ihre besten Schüler nicht gerne nach „oben“ abgeben. Warum denn auch? Es gibt überhaupt keine Anreize dafür. Erstens versaue ich mir den Schnitt, wenn ich ständig meine besten Schüler wegempfehle, und zweitens gehen der Schule dann womöglich noch Lehrerstellen verloren. Das nennt man Klebeeffekt. Dazu kommt: Mit G8 hat sich das Gymnasium ja komplett abgekoppelt – die Streichung eines Schuljahres in der Sek I (und nicht in der Sek II) hat dazu geführt, dass Real- und Hauptschüler in der Mittelstufe ja gar nicht mehr nach „oben“ wechseln können. Nach unten geht aber immer.

xxx
8 Jahre zuvor
Antwortet  xxx

Einspruch. Wenn den Haupt- / Realschulen am Wohl ihrer Schüler gelegen ist (was ich mal annehme), dann schicken sie sie „nach oben“. Die Schüler, die „von oben“ kommen, gehören weiter unten sicherlich nicht zu den schlechtesten Schülern.

Die Umsetzung von G8 in NRW ist in der Tat eine Katastrophe, weil man besser die Sek II um ein Jahr gekürzt hätte, was aus rein fachlicher Sicht auch problemlos möglich wäre.

Ein Wechsel „nach oben“ ist in der Erprobungsstufe möglich, der Wechsel „nach unten“ häufig pubertätsbedingten Leistungsschwankungen geschuldet. Im Übrigen kann jeder Haupt- und Realschüler nach der 10 bei entsprechenden Noten in die 11 der Gesamtschule wechseln.

hennes
8 Jahre zuvor
Antwortet  Bernd

Tut mir leid, Bernd, aber Sie behaupten einfach zu oft etwas aus der hohlen Hand. Es ist in Ordnung, wenn Sie Glaubensbekenntnisse äußern. Sie aber als Fakten darzustellen um zu überzeugen, ist unseriös.
Nochmals: Hat es bei Pisa-Tests auch IQ-Tests gegeben, wie Sie mit diesem Satz unterstellen: „Wie PISA zeigt, gibt es beim IQ große Schnittmengen der Schülerschaften von Haupt- und Realschulen sowie Gymnasien.“?

Bernd
8 Jahre zuvor
Antwortet  hennes

Der Bildungsforscher Prof. Heiner Rindermann und der Psychologe Siegfried Lehrl argumentieren, PISA sei ein Unternehmen zur Messung der allgemeinen Intelligenz, und zwar das aufwendigste und beste international je unternommene. Die Länder-Ergebnisse von PISA stimmten, so die Autoren, auf plus oder minus drei IQ-Punkte mit den IQ-Daten (und -Schätzungen) im Buch IQ and the Wealth of Nations (Lynn und Vanhanen, 2002) überein. Die gefundenen Korrelationen, die auf Grund der meist „vorzüglichen Repräsentativität“ der Stichproben höher seien als zwischen den bisher üblichen IQ-Tests, bewiesen für die Befürworter von IQ-Tests die grundlegende Übereinstimmung von PISA-Ergebnissen mit den Ergebnissen von einem Jahrhundert klassischer Intelligenzforschung und die Brauchbarkeit bewährter, standardisierter IQ-Tests, ebenso wie die sehr hohen Korrelationen zwischen PISA-Werten und IQ mit den Ergebnissen der TIMSS-Studie und der IGLU-Studie.

Quellen:
Siegfried Lehrl: PISA – ein weltweiter Intelligenz-Test. In: Geistig Fit. Ebersberg 2005, Nr.1, 3-6

Heiner Rindermann: Was messen internationale Schulleistungsstudien? Schulleistungen, Schülerfähigkeiten, kognitive Fähigkeiten, Wissen oder allgemeine Intelligenz? In: Psychologische Rundschau. Göttingen 57.2006, 69-86.

xxx
8 Jahre zuvor
Antwortet  Bernd

besonders Rindermann ist in der Forschung umstritten, wie ein kurzer Blick in seine Wikipedia zeigt.

GriasDi
8 Jahre zuvor
Antwortet  Bernd

Dieser Missstand muss behoben werden, da stimme ich Ihnen zu. Bei gleichen Leistungen auch gleiche Empfehlungen.

Stefan B.
8 Jahre zuvor
Antwortet  GriasDi

Existiert denn dieser Missstand überhaupt oder wird er aus ideologischen Gründen herbeigeredet?

xxx
8 Jahre zuvor
Antwortet  Stefan B.

er kommt bestimmt vor. ob due Anzahl statistisch signifikant ist, kann ich nicht beurteilen.

Bernd
8 Jahre zuvor
Antwortet  Stefan B.

Wo haben Sie denn die letzten 13 Jahre seit Erscheinen der 1. PISA-Studie verbracht – auf dem Mars? Allen Ernstes: Dass in Deutschland Kinder gleichen Leistungsstands nach der 4. Klasse in unterschiedliche Schulformen sortiert werden, ist doch mittlerweile genauso Binse wie die Tatsache, dass es für gleiche Schulleistungen in Deutschland völlig unterschiedliche Noten gibt.

Bernd
8 Jahre zuvor
Antwortet  Bernd

Noch ein Nachtrag: Es gibt ja auch längst Untersuchungen darüber, warum KInder aus sozial schwachen Familien tendenziell schlechtere Emfpehlungen bekommen als Kinder aus dem Bildungsbürgertum. Das sind häufig keineswegs Irrtümer – sondern die Kollegen auf den Grundschulen meinen (wohl häufig auch zu Recht), dass auf dem Gymnasium das einzelne Kind nicht gefördert wird. Dass also Kinder, die zu Hause keine Unterstützung bekommen (können), es auf dem Gymnasium (zu) schwer haben. Aus dieser Sorge heraus wird dann bei ungünstigen sozialen Umständen eher eine schlechtere Empfehlung ausgesprochen, auch wenn ein Kind eigentlich fürs Gymnasium geeignet wäre.

Pälzer
8 Jahre zuvor
Antwortet  Bernd

Sie wiederholen die Interpretationen, die der linke Teil des pädagogischen Establishment nach jedem Teil der PISA-Studien gab. Diese Interpretationen gingen aber nicht unbedingt aus dem Datenmaterial hervor. Andere sichtbare Effekte, z.B. dass Finnlands Leistungen nach unten gingen, seit die Gemeinschaftsschul-Orientierung sich im finnischen Schulsystem auszuwirken begann, hat dann nach mehreren Jahren die FAZ thematisiert.

xxx
8 Jahre zuvor
Antwortet  Bernd

Ein wirklich fürs Gymnasium geeignetes Kind braucht an heimischer Förderung nur eine Kontrolle, dass es die Hausaufgaben macht.

xxx
8 Jahre zuvor
Antwortet  Bernd

Kennen Sie denn irgendwen, der jemanden kennt, der jemanden kennt, der … , der an der PISA-Studie teilgenommen hat? Ich nicht.

Bernd
8 Jahre zuvor
Antwortet  Bernd

An Pälzer: Sorry, ich habe doch oben die Quelle PISA angegeben (Deutsches PISA-Konsortium 2003, S. 269 ff.) Wie können Sie sich dann hinstellen und behaupten, das habe PISA nicht ergeben sondern seien nur irgendwelche linkslastigen Interpretationen? Und an XXX: Was soll denn der schwachsinnige Kommentar – soll das lustig sein, wenn Sie andeuten, die PISA-Studie existiere gar nicht, weil sie keinen kennen, der daran teilgenommen hat? Und die Haltung, dass ein fürs Gymnasium geeignetes Kind keine Förderung braucht, ist so weltfremd wie leider verbreitet. Noch immer arbeiten viele Gymnasien in Deutschland nach der Devise: Friß oder stirb. Gottseidank gibt es immer mehr Gymnasien, die das anders sehen – und Tutorensysteme oder Ganztagsangebote bereithalten.

xxx
8 Jahre zuvor
Antwortet  Bernd

Die PISA-Studie hat es tatsächlich gegeben, ich kenne allerdings niemanden, der an dieser oder einer der Nachfolgestudien teilgenommen hat. Übrigens kennt auch niemand jemanden im Bekanntenkreis mit so einem Einschaltquotenzählgerät.

Ganztagsangebote sind mehr ein Einknicken vor den Wünschen der Wirtschaft als effektive Förderung, Tutorensysteme sind eine sehr schmeichelhafte für (kostenfreie) Nachhilfe. Die Devise „Friss oder Stirb“ ist u.a. der miserablen Umstellung auf G8 und dem Zentralabitur geschuldet.

g. h.
8 Jahre zuvor
Antwortet  Bernd

@xxx
Bernd zu widersprechen hat wenig Zweck, er biegt sich die Dinge so zurecht, wie er sie haben will, und kümmert sich nur um Lesestoff, der ihn in seiner linkslastigen Sicht der Dinge unterstützt.
Die Pisa-Studie beinhaltete nie einen Intelligenz-Test wie behauptet. Dazu hätten die Eltern der teilnehmenden Schüler alle erst ihr Einverständnis geben müssen. Ohne Einverständnis sind weder IQ-Tests mit Kindern noch mit Erwachsenen erlaubt, weil sie ohne Erlaubnis eine Verletzung der Persönlichkeitsrechte darstellen.
Hat jemand irgendwo gelesen oder gehört, dass dem Pisa-Test massenhafte Erlaubniserklärungen zur IQ-Messung vorausgegangen sind?
Natürlich sind die Behauptungen des Bildungsforschers Prof. Heiner Rindermann und des Psychologen Siegfried Lehrl „irgendwelche linkslastigen Interpretationen“, auch wenn sie Bernd wie Öl runtergehen und die Gestalt von Fakten annehmen.

mehrnachdenken
8 Jahre zuvor
Antwortet  Bernd

Bernd (07.10./ 7 h 11′
„Kinder aus sozial schwachen Familien und Migrantenkinder sind deutlich benachteiligt. Sie bekommen – bei gleichem Leistungsstand! – deutlich seltener eine Empfehlung für eine höhere Schulform.“

Haben Sie jemals an Zeugniskonferenzen in Grundschulen teilgenommen? Die Frage würde ich auch gerne den so genannten Bildungsexperten stellen, die regelmäßig behaupten, GS – Empfehlungen würden bestimmte soziale Gruppen massiv benachteiligen.

Ich war oft Tn an o.g. Konferenzen. Bei einer Zeugniskonferenz handelt es sich nicht um eine zwielichte Veranstaltung in irgend einem Hinterzimmer, wo an einem großen Glücksrad die Empfehlungen nach dem Zufallsprinzip verteilt werden, sondern daran nehmen ein Vorsitz., die L sowie Schüler- und Elternvertreter teil.
Vor der Konferenz werden alle Zensuren in eine Liste eingetragen, die allen Konferenztn zugänglich ist. Die Klassenleitung schlägt für jeden Sch eine Empfehlung vor. Sollte jemand damit nicht einverstanden sein, wird darüber gesprochen.
Ich erlebte NIEMALS, dass bspw. ein türkisches Mädchen mit einem Zweier – Zeugnis KEINE Gymnasialempfehlung bekam. Im Gegenteil: Wir freuten uns sehr, wenn es auch Migrantenkinder immer wieder schafften, auf die höhere Schule zu kommen.
NIEMALS wurde die Empfehlung versagt, weil wir befürchteten, die Sch würde nicht genügend gefördert werden.
Rückmeldungen aus den aufnehmenden Schulen bestätigten unsere Entscheidungen.

Argumentieren Sie als Praktiker mit Konferenzerfahrungen oder als jemand, der bestimmte Positionen von Bildungsforschern unkritisch übernimmt, weil sie gut in Ihr bildungspolitische Weltbild passen?

Zum Schluss: In den meisten Bundesländern sind Eltern nicht mehr an die Empfehlungen gebunden. Deshalb rennt ja alles zum Gymnasium.

xxx
8 Jahre zuvor
Antwortet  mehrnachdenken

… und dort erlebt ein Teil von „alles“ ein blaues Wunder. Ein Dreier-Schnitt oder schlechter schon in Klasse 5 ist ein deutliches Zeichen in Richtung Schulformwechsel.

Milch der frommen Denkungsart
8 Jahre zuvor
Antwortet  mehrnachdenken

@mehrnachdenken:

die Erfahrung der Praktiker, nicht die Theorie, der Bernd und Konsorten offenbar nur im jüngergleichen Vertrauen auf im Elfenbeinturm generierte Bildungsstudien aufsitzen, lehrt doch, daß nicht ein einziger Kollege, der sich nur auch einen Hauch seinem Berufsethos verpflichtet fühlt, einen offenbar gymnasialtauglichen Yussuf lediglich aufgrund seiner Biographie vom Gymnasium fernzuhalten sucht; dasselbe gilt im Übrigen gleichermaßen von einem talentierten Kevin, obschon er vielleicht eines bildungsfernen Hintergrunds verdächtigt wird. Deren Einzelfälle mag es zwar ja durchaus geben; dies aber als pauschale Unterstellung zu behaupten, heißt nur ein billiges, wohlfeilen Applaus heischendes Klischee zu bedienen.
Daneben gilt: einem Grundschüler, der etwa sowohl in Deutsch wie auch Mathematik gravierende Defizite offenbart, den Übertritt aufs Gymnasium zu verweigern, zeugt nicht von Selektionismus, sondern vielmehr einem unverstellten, von keinerlei egali-taristischen Wunschträumen getrübten Blick auf realistische Chancen.

mehrnachdenken
8 Jahre zuvor

So ist es!
Ich kann nicht verstehen, wieso bestimmte Bildungsforscher diesen „Blödsinn“ immer wieder „aufwärmen“ und in schöner Regelmäßigkeit verbreiten.
Ist ihnen das nicht langsam peinlich?

Bernd
8 Jahre zuvor
Antwortet  mehrnachdenken

Was nicht sein darf, das gibt es nicht …

mehrnachdenken
8 Jahre zuvor
Antwortet  mehrnachdenken

Können Sie auch inhaltlich fundiert antworten?

Milch der frommen Denkungsart
8 Jahre zuvor
Antwortet  mehrnachdenken

@xxx:

Die sog. Bildungsforschung muß Krisen um ihrer selbst wegen immer wieder aufs Neue ausrufen, um ihre Existenz zu rechtfertigen.

Milch der frommen Denkungsart
8 Jahre zuvor
Antwortet  mehrnachdenken

Pardon – meine Antwort ging freilich @mehrnachdenken

mehrnachdenken
8 Jahre zuvor
Antwortet  mehrnachdenken

Das ist nett von Ihnen, lach.

So kann es sein.
Hat’s unserem „Freund“ die Sprache verschlagen?
Zumindest ist er auf unsere Beiträge aus der Schulpraxis nicht mehr eingegangen.
Praxis schlägt Ideologie. Da ist was dran.

Ursula Prasuhn
8 Jahre zuvor

Realität und Praxis schlagen in der Tat Ideologie. Sie müssen allerdings glaubwürdig und überzeugend dargestellt werden, so wie Sie, „mehrnachdenken“, und Sie, „Milch…“ das zu meiner Freude tun.

Bernd
8 Jahre zuvor
Antwortet  Ursula Prasuhn

Das mit der persönlichen Wahrnehmung ist so eine Sache – wie schon der Fall Galilei gezeigt hat.

Mehrnachdenken, Sie fragen mich ernsthaft, ob ich fundiert antwiorten kann? Ich habe wissenschaftlich argumentiert, also auch mit Angabe von wissenschaftlichen Quellen, und lese dazu hier nur persönliche Meinungen („linke Interpretaionen) oder persönliche Erfahrungsberichte, die null Aussagewert bezüglich der Situation in Deutschland haben. Kann ja sein, dass an Ihren Schulen immer alles toll war und Sie niemals eine falsche Note und niemals eine falsche Schulformempfehlung gegeben haben – das ändert aber nichts an den Befunden für das gesamte Schulsystem, die wissenschaftlich unstrittig sind.

Ach ja, jetzt kommt wieder die Leier, (Bildungs-)Forscher produzieren ohnehin nur Quatsch. Und deshalb ist die Welt für Sie offenbar weiterhin eine Scheibe …

mehrnachdenken
8 Jahre zuvor
Antwortet  Bernd

Versuchen Sie einfach mal, Expertisen von Wissenschaftlern mit mehr kritischer Distanz zu sehen. Mit Verlaub, Sie sind mir einfach zu wissenschaftsgläubig.
Viele Studien im gesellschafts- und schulpolitischen Bereich sind Interesse geleitet, um sowieso schon vorhandene subjektive Meinungen zu bestätigen. Da lässt sich hervorragend manipulieren so nach dem Motto: „Es wäre doch gelacht, wenn ich nicht beweisen kann, was ich unbedingt beweisen will!“
Das betrifft aus meiner Sicht vor allem Studien, mit denen die scheinbar untragbaren Zustände in Gesellschaft und Schule bewiesen werden sollen.

dickebank
8 Jahre zuvor
Antwortet  mehrnachdenken

Messbarkeitswahn – es ist aber der allgemeine Trend, dass der Bildungserfolg messbar sein muss. Warum hecheln denn die Medien den neuesten Erkenntnissen von TIMSS und PISA hinterher?

Warum gibt es die kompetenzbasierten Rahmenlehrpläne? warum ist das Kreieren einer Klassenarbeit inclusive Erwartungshorizont und Bewertungsschemata so zeitaufwendig? Es geht nur darum, dass Benotungen justiziabel werden. Dies ist leider schulische Realität. Sie kommt am besten in einer Karrikatur zum Ausdruck. In den Sechzigern bekommt der Sohn nacheinem Elterngespräch mit dem Lehrer wegen des schlechten Notenbildes und der gefährdeten VersetzungeineOhrfeige. 2016 kriegtder Lehrerin der gleichen Situazon wie vor 50 Jahren eine vor den Latz.

GriasDi
8 Jahre zuvor
Antwortet  Bernd

So ganz objektiv sind ja wissenschaftliche Auswertungen auch nicht:

http://www.spiegel.de/wissenschaft/mensch/wissenschaft-absurd-ein-datensatz-29-ergebnisse-a-1056704.html

Bernd
8 Jahre zuvor

Darum geht es aber nicht. Natürlich sind auch wissenschaftliche Arbeiten kritisierbar – damit sie’s sind, muss ein Wissenschaftler ja auch sämtliche Quellen offenlegen. Gerade das ist ja der Unterschied zwischen einem wissenschaftlichen Diskurs und belanglosem Meinungsaustausch: Ein Wissenschaftler muss, um die Kriterien wissenschaftlichen Arbeitens zu erfüllen, immer offenlegen, wie er zu seinen Schlüssen kommt. Ein Kommentator in einem Meinungsforum muss das natürlich nicht. Entsprechend ist dann aber auch der Wert solcher Aussagen.

Bei Ihnen, sehr geehrter „mehrnachdenken“, zeigt sich dann doch eine gehörige Bildungslücke, weil sie offenbar die Regeln einer wissenschaftlich fundierten Kritik (die immer angebracht ist) nicht kennen – und hier einen nicht falsifizierbaren Verdacht äußern, um Stimmung zu machen. Was heißt das „viele Studien sind Interesse geleitet“ oder „da lässt sich manipulieren“? Soll das heißen, Wissenschafler manipulieren? Wenn ja – welche Wissenschaflter? Wie viele? Wie hoch ist der Anteil manipulierender Wissenschaftler unter der Gesamtzahl von Wissenschafltern? Ich empfehle Ihnen die Lektüre von Karl Popper – lernt jeder Erstsemester im Grundlagenseminar Wissenschaftliches Arbeiten.

xxx
8 Jahre zuvor
Antwortet  Bernd

Ein kurzer Blick in seine wikipedia zeigt, dass Poppers Ansichten des Kritischen Rationalismus, wie er in den „harten“ Naturwissenschaften halbwegs anwendbar ist, auf die „weichen“ Sozialwissenschaften nicht so ohne weiteres übertragbar ist.

mehrnachdenken
8 Jahre zuvor
Antwortet  Bernd

Ja, gerade im Schulbereich werden fragwürdige Studien angefertigt, die den Auftraggeber zufrieden stellen sollen. Das merke ich recht schnell, weil sie oft nun gar nicht mit meinen praktischen Schulerfahrungen übereinstimmen.
Was die „GS – Empfehlungen“ betrifft, verweise ich gerne noch mal auf den Beitrag von „Milch der frommen Denkungsart“ v. 09.10. (22 h) und auf meinen Hinweis zu den Zeugniskonferenzen. Glauben Sie ernsthaft, dass es dort möglich ist, in Gegenwart der Eltern- und Schülervertreter so haarsträubend manipulierte Empfehlungen abzugeben, wie sie es der Lehrerschaft unterstellen?

Besonders fällt auf, wie einseitig und evtl. auch unwissenschaftlich Studien im Auftrag der Bertelsmann Stiftung angefertigt werden, die ich schon lange nicht mehr ernst nehme. Lesen Sie sich bitte diesen Link in Ruhe durch. Evtl. kommen auch Sie dann ins Grübeln:

http://www.lehrerverband.de/aktuell_Dossier_Bertelsmannstudien_Dez_12.html

Bernd
8 Jahre zuvor

Das hat doch nichts mit dem Grundsatz der Falsifzierbarkeit zu tun – der gilt natürlich auch in den Sozialwissenschaften. Nebenbei: Wikipedia ist auch keine wissenschaftliche Quelle.

xxx
8 Jahre zuvor
Antwortet  Bernd

Na ja, Sozialwissenschaften gehorchen bei weitem nicht so sehr nicht einer zweiwertigen Logik (entweder wahr oder falsch) wie die Naturwissenschaften, auch wenn es letztere nur eingeschränkt tun. Folglich sind sozialwissenschaftliche Aussagen je nach Standpunkt sehr schwierig (Gültigkeitsbereich sehr groß, weil schwammig) oder sehr einfach (Gültigkeitsbereich sehr klein, weil schwammig) zu falsifizieren.

Eine wissenschaftliche Quelle ist wikipedia in der Tat nicht, die 56 Einzelnachweise, die für den wikipedia-Eintrag verwendet wurden, schon eher. Nehmen Sie einfach die.