Die nächste gescheiterte Bildungsreform in Deutschland: Auch in Berlin rückt das Einschulungsalter wieder nach hinten

4

BERLIN. SPD und CDU hatten lange darum gerungen, viele Eltern sich beschwert. Jetzt legt Berlin das Einschulungsalter wieder nach hinten. Damit ist wieder eine Bildungsreform in Deutschland gescheitert: Auch in anderen Bundesländern hatte es Versuche gegeben, das Einschulungsalter schrittweise nach vorne zu verlegen – vergeblich.

Der "Ernst des Lebens" kommt später: Fünfjährige wie dieser kleine Grimassenschneider müssen in Deutschland noch nicht in die Schule. Foto: David Goehring / flickr (CC BY 2.0)
Der „Ernst des Lebens“ kommt später: Fünfjährige wie dieser kleine Grimassenschneider müssen in Deutschland noch nicht in die Schule. Foto: David Goehring / flickr (CC BY 2.0)

Berliner Kinder sollen künftig wieder mit sechs Jahren eingeschult werden. Dies sieht ein am Dienstag vorgestellter Gesetzentwurf der rot-schwarzen Koalition vor. SPD und CDU machen damit einen Beschluss aus der Senatsklausur vom Januar wahr und schaffen die besonders bei der CDU umstrittene Früheinschulung ab.

Bislang werden Kinder in Berlin zum Teil schon mit fünfeinhalb Jahren eingeschult.
Das Einschulungsalter wird zum Schuljahr 2017/18 um drei Monate angehoben. Schulpflichtig sind dann alle Kinder, die bis zum 30. September des Einschulungsjahres sechs werden. Es werde nach wie vor Eltern geben, die ihre Kinder früher oder später einschulen wollten, warnte Bildungssenatorin Sandra Scheeres (SPD). Wichtig sei ihr die Wahlmöglichkeit, da die Eltern ihre Kinder am besten kennen.

«Die Möglichkeit zur späteren Einschulung untermauert unser Vertrauen in die Eltern: Sie wissen am besten, wann ihre Kinder schulfähig sind», erklärte auch CDU-Fraktionschef Florian Graf. Berlins CDU-Chef Frank Henkel betonte: «Es geht in erster Linie darum, dem Willen der Eltern zu entsprechen, die sich mehrheitlich für eine spätere Einschulung ausgesprochen haben.» Die CDU hatte im vergangenen November eine Umfrage in Auftrag gegeben, in der sich die Mehrheit der Berliner für eine Einschulung mit sechs Jahren aussprach.

Seit Jahren steigt die Zahl der Kinder, die auf Antrag der Eltern ein Jahr länger in der Kita bleiben. Zuletzt sei fast jedes fünfte Kind – insgesamt rund 6000 – auf Antrag der Eltern später eingeschult worden, sagte Scheeres. Diese Rückstellungen sollen nun erleichtert werden, bis die Gesetzänderung greift.

Während Bildungsforscher und sogar die Kultusministerkonferenz jahrelang auf einen früheren Schulstart drängten, trafen Eltern ihre eigenen Entscheidungen. In den Bundesländern, die den Stichtag für die Einschulung vorgezogen hatten, stieg die Zahl der Rückstellungen drastisch an: Viele Eltern stellten Anträge, ihre Kinder erst ein Jahr später einzuschulen.

In Nordrhein-Westfalen etwa hatte es einen Versuch der damaligen schwarz-gelben Landesregierung gegeben, das Einschulungsalter schrittweise nach vorne zu verlegen – Rot-Grün stoppte das Vorhaben 2011. Schulministerin Löhrmann zog unlängst eine positives Fazit für diese Maßnahme: „Die pädagogische Bilanz fällt uneingeschränkt positiv aus.“

Die NRW-Landesregierung legte jetzt den Einschulungs-Stichtag auf den 30. September fest. Schulpflichtig sind alle Kinder, die dann sechs Jahre alt sind. Dennoch sei eine gewisse Flexibilität gegeben, betonte Löhrmann laut WDR: „Zum einen können immer noch Kinder, die erst nach dem 30. September sechs Jahre alt werden, als sogenannte ‚Kann-Kinder‘ vorzeitig eingeschult werden, darüber hinaus sind Zurückstellungen aus gesundheitlichen Gründen erlaubt.“ News4teachers / mit Material der dpa

Zum Bericht: Studie: Kinder profitieren nicht von späterer Einschulung – „frühe Förderung ist wichtig“

Anzeige


Info bei neuen Kommentaren
Benachrichtige mich bei

4 Kommentare
Älteste
Neuste Oft bewertet
Inline Feedbacks
View all comments
Pälzer
8 Jahre zuvor

Wie jede gescheiterte Bildungsdeform (sic!) ist auch diese zu begrüßen.

mestro
8 Jahre zuvor
Antwortet  Pälzer

Nur traurig und unerklärlich, warum so viele Bildungsreformen, die von Studien und Experten mit lautem Gerassel in die Wege geleitet oder unterstützt wurden, in die Hose gehen.
Da stimmt doch was nicht.

Pälzer
8 Jahre zuvor
Antwortet  mestro

Ich will’s nicht so negativ sehen. Ein Fehler wurde erkannt und wird berichtigt, das ist doch gut!

sofawolf
8 Jahre zuvor

Ich finde das gut. Lasst den Kindern ihre Kindheit !