Philologen: „Sprachförderung reicht hinten und vorne nicht!“ – Scheitert die Integration der Flüchtlingskinder?

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BERLIN. Heinz-Peter Meidinger, Bundesvorsitzender des Deutschen Philologenverbandes, hat einen dringenden Appell an die Landesregierungen gerichtet, einen bedeutenden Teil der vom Bund den Ländern für 2015 und 2016 zur Verfügung gestellten 6 Milliarden Euro für die Förderung des Spracherwerbs und die Bewältigung der schulischen Integration der Flüchtlingskinder zu verwenden. „Dies ist leider bis zum jetzigen Zeitpunkt in vielen Bundesländern noch nicht erkennbar“, fügte er hinzu. Bildungsforscher forderten unterdessen, Flüchtlingskinder schnell in den Regelunterricht aufzunehmen.

Fordert die Bundesländer auf, die Schulen bei der Zuteilung von Mitteln für Flüchtlinge nicht zu vergessen: Heinz-Peter Meidinger. Foto: Deutscher Philologenverband
Fordert die Bundesländer auf, die Schulen bei der Zuteilung von Mitteln für Flüchtlinge nicht zu vergessen: Heinz-Peter Meidinger. Foto: Deutscher Philologenverband

Dringend notwendig, so Philologen-Chef Meidinger in einer Pressemitteilung, sei eine massive qualitative Verbesserung des schulischen Unterstützungssystems durch Dolmetscher, Sozialpädagogen und mehr Schulpsychologen, wie sie auch die Präsidentin der Kultusministerkonferenz eingefordert habe, so Meidinger.

Darüber hinaus müsste, meint der Verbandsvorsitzende, die frühkindliche Bildung flächendeckend umfassend ausgebaut werden. „Was derzeit an Angeboten der frühkindlichen Sprachförderung in den einzelnen Bundesländern vorhanden ist, reicht für die Bewältigung der vor uns liegenden Mammutaufgabe der schulischen Integration von 300.000 Flüchtlingskindern in diesem Jahr und mindestens 150.000 bis 200.000 zusätzlichen Kindern in den nächsten Jahren hinten und vorne nicht!“ betonte der Verbandschef.

Er warnte auch davor, in der deutschen Bevölkerung den Eindruck aufkommen zu lassen, dass diese Aufgabe nur mit Einschnitten in die bisherige Qualität unserer Schulen gelöst werden könne. „Ausfallender Sportunterricht, fehlende Sprachlehrer, Raumnot und größere Klassen dürfen kein Dauerzustand werden“, sagte Meidinger.
Es sei zwar richtig, dass sich derzeit der Blick der Öffentlichkeit vor allem auf die Frage der Unterbringung richte. Ob die Integration der Flüchtlinge aber insgesamt miss- oder gelingen werde, werde sich in erster Linie an der Frage entscheiden, ob Kindergärten und Schulen mit zusätzlichen Ressourcen so ausgestattet werden, dass sie diese Herausforderung erfolgreich bewältigen könnten, so der Bundesvorsitzende des Philologenverbands.

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„Bildung ist der Schlüssel zur Integration“, meinen auch die Experten des Leibniz-Forschungsverbundes „Bildungspotenziale“ in Berlin.

Die Bildungsforscher sprachen sich einem Bericht des „Donaukurier“ zufolge dafür aus, die Kinder in Schulen so schnell wie möglich in normale Klassen aufzunehmen. In Grundschulen sollte dies ihnen zufolge sofort geschehen, an weiterführenden Schulen möglicherweise nach einer kurzen Phase des gezielten Spracherwerbs. „Nach bildungswissenschaftlichen Erkenntnissen ist es keine Option, die Schulpflicht für Flüchtlingskinder auszusetzen, wie es zuweilen diskutiert wird“, erklärte der Geschäftsführende Direktor des Deutschen Instituts für Internationale Pädagogische Forschung und Sprecher des Forschungsverbundes „Bildungspotenziale“, Marcus Hasselhorn. News4teachers

Zum Bericht: Auch die kulturelle Integration von Flüchtlingskindern wird zum Kraftakt für die Schulen – Klöckner fordert „Anpassungspflicht“

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5 Kommentare
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xxx
8 Jahre zuvor

Immerhin müssen die einheimischen Kinder mit Sprachproblemen nicht mehr so dringend gefördert werden …

Günther
8 Jahre zuvor

Und schon wieder so ein Argument XXX. Wir müssen unter denen leiden.

Sie habens es scheinbar wirklich mit den Ausländern, was?

mehrnachdenken
8 Jahre zuvor
Antwortet  Günther

Wie Sie es schreiben, hat „xxx“ es nicht mit den Ausländern.
„scheinbar“ = Es sieht so aus, ist aber nicht so.

Tja, was doch so ein kleines Wörtchen bewirken kann! Wenn Sie sich nicht sicher sind, bietet sich „anscheinend“ an.

Ich glaube nicht, dass „xxx“ mit den Ausländern ein Problem hat. Er spricht die Dinge nur deutlich an, was Sie offensichtlich nicht ertragen können.
Darunter leidet ja die ganze Flüchtlingsdebatte.

xxx
8 Jahre zuvor
Antwortet  Günther

Das Erkennen von Ironie ist eine Kompetenz, die erlernt werden muss.

PseudoPolitiker
8 Jahre zuvor
Antwortet  xxx

Da fehlen offenbar noch ein paar andere Kompetenzen.