Nur noch ein Viertel der Lehrkräfte sind männlich – VBE: Vorbilder aus beiden Geschlechtern nötig

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DÜSSELDORF. Immer weniger Männer unterrichten an den Schulen, insbesondere an den Grundschulen in Nordrhein-Westfalen. Das zeigt die aktuelle Statistik von IT.NRW. Von den 153.343 Lehrkräften an den allgemeinbildenden Schulen sind demnach nur noch gut ein Viertel (28,6 Prozent) Männer. Der Anteil der männlichen Lehrkräfte gegenüber dem Schuljahr 2013/14 ist damit um 0,5 Prozentpunkte und gegenüber dem Schuljahr 2004/05 um 4,6 Prozentpunkte gesunken.

Zunehmend Mangelware in deutschen Schulen: der Mann. Foto: freeparking / flickr (CC BY-NC 2.0)
Zunehmend Mangelware in deutschen Schulen: der Mann. Foto: freeparking / flickr (CC BY-NC 2.0)

Udo Beckmann, Vorsitzender des Verbandes Bildung und Erziehung,  beobachtet diesen Trend seit Jahren: „Berufe im Erziehungs- und Bildungsbereich sind anscheinend für viele Männer nach wie vor unattraktiv. Das hängt damit zusammen, dass das Ansehen von pädagogischer Arbeit, insbesondere mit kleinen Kindern, in der Gesellschaft immer noch nicht die notwendige Anerkennung findet. Außerdem leidet die Attraktivität des Grundschullehramts unter der vergleichsweise geringen Bezahlung und den nicht vorhandenen Beförderungsmöglichkeiten.“

Ein Blick in die Hörsäle der Lehramtsstudiengänge zeigt, dass die Entwicklung zur Feminisierung des Lehrerberufs anhalten wird. Für die Arbeit an den Schulen ist die mangelnde Mischung ein Verlust – meint Beckmann. Er sagt mit Blick auf Nordrhein-Westfalen: „Die Landesregierung ist gefordert, Verbesserungen vorzuweisen, denn Kinder brauchen sowohl weibliche als auch männliche Rollenvorbilder, um sich emotional stabil entwickeln zu können. Mädchen und Jungen müssen die Chance haben, sich an beiden Geschlechtern zu orientieren. Einen partnerschaftlichen Umgang, in dem Frauen und Männer einander mit Wertschätzung und Respekt begegnen, können sie nur dann erleben, wenn es in ihrem Alltag Männer und Frauen gibt.“

Männliche Rollenvorbilder sind für viele Kinder auch außerhalb der Schule Mangelware. Laut statistischem Bundesamt wird fast jede dritte Ehe in Deutschland geschieden. 20 Prozent aller Mütter erziehen die Kinder ohne Vater. Von den drei Millionen Alleinerziehenden sind 80 Prozent Frauen.

Eine Meta-Studie des Bildungsforscher Marcel Helbig vom Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung (WZB) kam kürzlich allerdings zu dem Ergebnis, das Geschlecht der Lehrkraft habe keinen nachweisbaren Einfluss auf den Bildungserfolg von Schülern. Helbig hatte dazu Studien mit Daten zu 2,4 Millionen Schülerinnen und Schülern aus 41 Ländern ausgewertet.

Dass Jungen schlechter in der Schule abschneiden, führt Helbig auf Unterschiede in der Leistungsbereitschaft zurück. Mädchen seien oft disziplinierter und fleißiger, was sich in besseren Noten niederschlage. Das Problem: Fleißig zu sein, gilt unter Jungs als uncool. „Sich für gute schulische Leistungen anzustrengen und sich selbst zu disziplinieren, passt nicht in das geschlechtstypische Konzept von Männlichkeit“, erklärt Helbig. Ob und wie Schule an diesem Rollenverhalten etwas ändern kann, sei für ihn eine offene Frage.

Ohne männliche Vorbilder, so schließt sich argumentativ der Kreis, wohl eher nicht. Die Studie widerspricht Beckmann also nicht. News4teachers

Zum Bericht: Studie widerlegt gängige These: Mehr männliche Lehrer helfen Jungen nicht – es hapert schlicht am Fleiß

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3 Kommentare
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xxx
8 Jahre zuvor

Den vergleichsweise geringen Verdienst und die fehlenden Aufstiegsmöglichkeiten gibt es auch an den weiterführenden Schulen. Ausnahme sind die Lehrer, die von vorne herein in Richtung Schulleitung oder Dezernat gehen wollen. Das sind dann aber mehr Politiker als Lehrer.

mehrnachdenken
8 Jahre zuvor
Antwortet  xxx

Also zu meiner Zeit waren in Nieders. verbeamtete RS – L und angehende Studienräte in A 13 eingruppiert. L in der GS und der HS wurden nach A 12 bezahlt.
Ich glaube schon, dass davon gut gelebt werden kann.
Wie es jetzt aussieht, weiß ich nicht. Abstriche müssen aber vor allem angestellte L machen.

xxx
8 Jahre zuvor
Antwortet  mehrnachdenken

Natürlich kann man von A12/13 leben. Vergleichen Sie aber die Erhöhbarkeit des Einkommens, z.B. von A13 unterste Stufe bei Berufseinstieg nach dem Referendariat bis A14 höchste Stufe bei Pensionierung. Nach der aktuellen Besoldungstabelle NRW beträgt der Unterschied gerade einmal 36% brutto. Für eine Stelle der freien Wirtschaft mit ausgelobten 45-50000€ Einstiegsgehalt (A13 unterste Stufe) im Jahr würde ein ausgebildeter Naturwissenschaftler keine Bewerbung schreiben, für das Maximaleinkommen (A14 höchste Stufe = 62000€ Jahresgehalt) nicht unbedingt. Das gilt sowohl für das Beamten- als auch (im noch viel stärkeren Maße) für das Angestellten-Netto. Ferner ist eine Beförderung auf A14 nicht sicher, der maximale Unterschied im Jahresbrutto etwa 6000€ und damit im Verhältnis zur Mehrarbeit nicht sonderlich viel.

Im Vergleich zur Verantwortung, Arbeitsbelastung und mit der freien Wirtschaft ist das maximale Gehalt eines A16-Schulleiters (um 80000€ brutto) auch lächerlich gering.