Ex-Schulministerin Beer will längere Schulpflicht für Flüchtlinge

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BERLIN. Sie verstehe nicht, „warum man die Schulpflicht für Flüchtlinge nicht schon längst auf 25 verlängert hat.“ FDP Generalsekretärin Nicola Beer plädiert für neue Wege bei der Flüchtlingsintegration in die Schule. Statt Strukturdebatten sollten Bund und Länder rascher in die Qualität der Schulen investieren.

FDP-Generalsekretärin Nicola Beer plädiert für eine verlängerte Schulpflicht bei Flüchtlingen. «Ich bin überzeugt, dass es sinnvoll ist, diese jungen Menschen weiter zu beschulen, auch wenn sie die 18, die 21 überschritten haben», sagte die frühere hessische Kultusministerin. «Weil ein Schul- oder Berufsabschluss die Grundlage ist, um später im Leben erfolgreich zu sein. Sonst entsteht nur die nächste Generation Hartz-IV-Empfänger.» Sie verstehe daher nicht, «warum man die Schulpflicht für Flüchtlinge nicht schon längst auf 25 verlängert hat».

Bringt die FDP ins Gespräch: Hessens Ex-Kultusministerin Nicola Beer; Foto: Frank Ossenbrink / Kultusministerium Hessen
Nach Meinung von FDP-Generalsekretärin Nicola Beer hängt die Politik beim Thema Bildungsintegration hinterher. Foto: Frank Ossenbrink / Kultusministerium Hessen

Beer zufolge hinkt die Politik beim Thema Bildungsintegration hinterher. «Ich halte es für ein Unding, dass in unseren Aufnahmeeinrichtungen nicht standardmäßig Schul-, Studien- und Berufsbildung abgefragt und sofort passgenaue Angebote gemacht werden. Ich verstehe auch nicht, warum wir nicht Lehrkräfte aus dem Kreis der Flüchtlinge einsetzen, etwa im Tandem mit deutschen Lehrern. Da muss man doch weggehen von den ausgetretenen Pfaden.»

Die Länder hätten «erst mit einem Riesenzeitverzug angefangen, pensionierte Lehrer anzuschreiben», beklagte die Parteimanagerin der 2013 im Bund abgewählten FDP. «Und wir haben zum Teil seltsamste Anforderungen an Lehrer im ehrenamtlichen Bereich. Wir müssen Mittel und Wege finden, um jetzt endlich aus dem Notfallmodus herauszufinden. Wir werden es doppelt und dreifach bezahlen, wenn wir das nicht schnell schaffen.»

Eine oft beklagte mangelnde Beweglichkeit der Kultusministerkonferenz der 16 Bundesländer (KMK) dürfe nicht als Ausrede für Versäumnisse bei der Bildungsintegration dienen, sagte Beer. «Auch die KMK kann sich schnell zusammensetzen und mit ganz klarem, pragmatischem Menschenverstand Nägel mit Köpfen machen. »

Die FDP-Generalsekretärin warnte vor «ständigen ideologischen Strukturdebatten» in der Bildungspolitik. Sie betonte: «Für eine Schule, die guten Unterricht macht, ist es völlig egal, ob diese Strukturdebatte von einer Landeshauptstadt ausgelöst wird oder von der Bundeshauptstadt.» Nötig sei «ein Konsens quer durch Deutschland, dass es allein darauf ankommt, in Qualität zu investieren: in Qualität von Unterricht und von Lehrkräften».

Nach Beers Ansicht braucht Deutschland «einen gemeinsamen Bildungspakt über alle Ebenen: Kommunen, Länder, Bund. Es geht darum, mehr Geld für Bildung zu mobilisieren und das, was schon da ist, besser zu investieren.» Dies lasse sich mit einem Staatsvertrag absichern, «dazu muss ich nicht über eine neue Grundgesetzänderung diskutieren. Es gibt schnellere Wege. Und ich bin da, was die Bildung angeht, ein ungeduldiger Mensch.» (dpa)

zum Bericht: Ex-Kultusministerin Beer (FDP) spicht vielen Lehrern die berufliche Eignung ab

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