Schüler würgte Lehrer mit Schnürsenkel – Gericht geht von gefährlicher Körperverletzung aus, nicht von versuchtem Totschlag

4

HANNOVER. Was geschah 2014 auf einer Klassenfahrt des Gymnasiums Bad Pyrmont im Harz? Nach Überzeugung der Staatsanwaltschaft Hannover wollte ein damals 14-Jähriger seinen Lehrer töten. Das Landgericht Hannover hält eine Tötungsabsicht aber nicht für wahrscheinlich.

Der Prozess gegen einen Schüler, der seinen Lehrer mit einem Schnürsenkel gewürgt haben soll, zieht sich hin. Am Mittwoch wurden weitere Zeugen vor dem Landgericht Hannover gehört, darunter drei Lehrer und ein Justizvollzugsbeamter. Der 16-jährige Schüler aus Bad Pyrmont ist von der Staatsanwaltschaft wegen versuchten Totschlags angeklagt. Er soll den Pädagogen im September 2014 während einer Klassenfahrt in Goslar mit einem Schnürsenkel gewürgt haben. Nach der bisherigen Beweisaufnahme geht das Gericht aber nur noch von gefährlicher Körperverletzung aus.

Der Prozess ist wie alle Jugendverfahren nicht öffentlich. Auch der heute 33-jährige Lehrer, der angegriffen worden war, wurde schon als Zeuge gehört. Ursprünglich sollte bereits am Mittwoch das Urteil gesprochen werden. Jetzt hat die 2. Große Jugendkammer zwei weitere Verhandlungstage am 7. und 9. Juni angesetzt.

Anzeige

Der 16-Jährige war Anfang Mai aus der Untersuchungshaft entlassen worden, weil das Gericht keine dringende Wahrscheinlichkeit eines versuchten Tötungsdelikts mehr gesehen hatte. Der Junge hatte davor bereits mehrere Monate in der Jugendanstalt Hameln verbracht.

Nach der Würgeattacke in der Jugendherberge Goslar im Herbst 2014 war der Schüler von seinem Gymnasium geflogen. Als er die Anklage erhielt, floh er nach Russland. Dort wurde der junge Deutsch-Russe festgenommen und verbrachte einige Zeit in Auslieferungshaft, bevor er nach Hameln überstellt wurde. (Az: 34 KLs 12/14) dpa

 

Anzeige


Info bei neuen Kommentaren
Benachrichtige mich bei

4 Kommentare
Älteste
Neuste Oft bewertet
Inline Feedbacks
View all comments
mehrnachdenken
7 Jahre zuvor

Der Schüler floh nach Russland, wird nun aber vor der Urteilsverkündung aus der Untersuchungshaft entlassen. Na, hoffentlich türmt er nicht wieder!
Das verstehe, wer will.

Pälzer
7 Jahre zuvor
Antwortet  mehrnachdenken

Zauberwort: „individuelle Rechte“

mehrnachdenken
7 Jahre zuvor
Antwortet  Pälzer

Folgendes passt nicht direkt zum vorliegenden Fall, legt aber die Hand in eine m.E. offene Wunde in dieser Gesellschaft.
Vor dem Hintergrund des gewaltsamen Todes von Niklas P. in Bonn analysiert Bettina Röhl aus meiner Sicht messerscharf die bundesrepulikanische Befindlichkeit. Sehr lesenswert.
Ich überlege noch, ob ich diese scharfe Analyse nicht dem Bonner Oberbürgermeister zukommen lassen sollte, damit er zumindest mal von jemandem einen Anstoß erhält, über sein Verhalten zu reflektieren.

http://www.rolandtichy.de/kolumnen/bettina-roehl-direkt/gewaltsamer-tod-von-niklas-p-die-trauer-kommt-an-zweiter-stelle/

dixo
7 Jahre zuvor
Antwortet  mehrnachdenken

Danke für den Link, mehrnachdenken. Ich habe den Artikel nicht nur gelesen, sondern „verschlungen“, wie man so schön sagt.
Wieder wurde der Tod eines jungen Mannes für linksextreme Kräfte zum Anlass genommen, gegen die Fremdenfeindlichkeit der Deutschen zu protestieren, obwohl die Gewalttäter ausländische Wurzeln haben und das Tötungsopfer ein Deutscher ist, der ihnen zufällig über den Weg lief. Kann es noch irrer zugehen?

Zitat aus dem aufschlussreichen Artikel:“Der linksradikale Selbsthass, der auch einen Hass auf das Deutschsein schlechthin oder auf andere Deutsche, die nicht linksradikaler Provenienz sind, einschließt, ist im Kontext unter verschiedenen Aspekten höchst bedeutsam. Dieser Hass reicht weit in die grüne Partei, in die Linkspartei und bis in die SPD hinein und geht bis in die Staatsspitze.“