Fleischfressende Pflanze gefällig? Ausverkauf im botanischen Gartens an der Saar startet

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SAARBRÜCKEN. Kakao. Bambus. Fleischfressende Pflanzen. Ameisenbaum. Alles Besonderheiten des botanischen Gartens der Uni des Saarlandes. Nun werden die meisten Pflanzen versteigert, weil der Garten aus Geldnot dicht machen musste.

Gibt's in Saarbücken im Original - noch: den Ameisenbaum. Illustration von 1918, Wikimedia Commons
Gibt’s in Saarbücken im Original – noch: den Ameisenbaum. Illustration von 1918, Wikimedia Commons

Von der Topfpflanze bis zum Großgewächs: Nach dem Aus des Botanischen Gartens in Saarbrücken kommt es zur Versteigerung von exotischen Pflanzen. Seit Dienstag können interessierte Käufer in den Gewächshäusern Gebote abgeben. «Es ist nicht der Riesenandrang, aber wir haben regen Besuch», sagte der Organisator der Versteigerung an der Universität des Saarlandes, Maximilian Zitzke.

Unter den Interessenten seien vor allem Privatpersonen. Das Spektrum reiche von Menschen, die einzelne Topfpflanzen als Erinnerung an den Garten wollten, bis hin zu Profigärtnern. Nach einem weiteren Bieter-Termin am Donnerstag (30. Juni) würden die abgegebenen Gebote ausgewertet, sagte Zitzke. Dann gehen die Pflanzen voraussichtlich am Samstag (2. Juli) an die Meistbietenden.

Der einzige botanische Garten im Saarland war Ende März aus Kostengründen geschlossen worden. Das Saarland ist nun das einzige Bundesland ohne einen solchen Garten. Nach Angaben von Direktor Wolfgang Stein stehen rund 1500 Arten und etwa 3000 Pflanzen zum Verkauf, darunter Bambus, Palmen, ein Kakaobaum, mediterrane Kübelpflanzen und fleischfressende Pflanzen.

Zuvor hätten sich andere botanische Gärten aus der Saarbrücker Anlage bedient: «Sie haben aber nur einen kleinen Teil genommen», sagte Stein. Wie einen seltenen Kautschukbaum. Insgesamt habe es in dem 1952 gegründeten botanischen Garten rund 2000 Arten gegeben, darunter 1700 in Gewächshäusern.

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Die Abwicklung des botanischen Gartens an der Universität des Saarlandes ist für Stein «ein Skandal». Die Uni habe den Garten aus finanziellen Gründen nicht mehr halten können. Das Budget des Gartens lag im Jahr bei rund 500 000 Euro. «Es nimmt uns alle sehr mit», sagte Stein, der künftig an der Uni in der Lehre arbeiten wird.

„Es wird ein Massaker werden“

Viele der Pflanzen würden künftig sterben, sagte der Botaniker. Es gebe etliche, bei denen bereits ein Ausgraben den Tod bedeute. Andere dürften aus Gründen des Artenschutzes gar nicht verkauft werden. Und die, die verkauft würden, bedürften teils besonderer Pflege. «Viele werden aus falscher Kultur eingehen», meinte er. «Es wird hier ein Massaker werden.»

Im gesamten Saarland gebe es lediglich 1300 Pflanzenarten. «Ich finde es skandalös, dass ein Land, das sagt, „An Bildung wird nicht gespart“, den einzigen botanischen Bildungsgarten schließt», sagte Stein.

Noch sei nicht beschlossen, wie das Geld, das bei der Versteigerung eingenommen werde, eingesetzt werden soll, sagte Zitzke. Im Laufe des Julis werde es noch weitere «offene Abverkäufe» geben, in denen die restlichen Pflanzen abgegeben werden sollten. dpa

 

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3 Kommentare
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Sybille
6 Jahre zuvor

Das ist wirklich traurig, wie kommen die nur auf so eine Idee?

xxx
6 Jahre zuvor

Gender Studies, ihres Zeichens ohne wissenschaftliche Legitimation, sind offenbar wichtiger als Botanik. Traurig.

Mark Steiner
6 Jahre zuvor

„Nun werden die meisten Pflanzen versteigert, weil der Garten aus Geldnot dicht machen musste.“

Komisch, dabei wird uns doch ständig erzählt, dass es Deutschland so gut geht wie nie…
Nagut, außer natürlich der immer größer werden Zahl der Kinder in der Arche oder
den im mehr werdenden Rentnern, die in Müllcontainern nach Pfandflaschen suchen oder
denjenigen, die in Europas größten Niedriglohnmarkt schaffen und aufstocken müssen oder
der immer größer werdenden Gruppe der Obdachlosen oder oder oder

Manchmal denke ich mir so, dass vielleicht besser wäre, wenn es uns schlechter ginge, so wie früher.