Gastkommentar: Nach Nizza – Jeder eingestellte Lehrer hilft gegen den Terror

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Ein Gastkommentar von Lars Hennemann/Allgemeine Zeitung Mainz

MAINZ. Und wieder Fassungslosigkeit, Entsetzen, Trauer. Was bringt einen Menschen dazu, einen 19 Tonnen schweren Lastwagen zur Waffe zu machen und 84 Männern und Frauen das Leben zu nehmen? Einige Indizien und vor allem das Datum des Blutbads deuten einmal mehr auf religiöse Verblendung hin.

Der Satz, dass man jetzt tunlichst nicht alle Muslime unter Generalverdacht stellen darf, ist auch nach Nizza nicht falsch geworden. Zumal auch Muslime unter den Opfern des Attentäters waren. Gleichwohl stellt sich die Frage nach der Zukunft unserer offenen Gesellschaft. Wie lange halten die Menschen die Serie von Attentaten noch aus?

Frankreich ist zugegeben ein Sonderfall. Problemviertel wie die Banlieus, die wie Brutstätten sozialer Krisen wirkenden grauenhaften Vorstädte, finden sich in dieser Massierung in vielen anderen Ländern nicht. Auch ist die Grande Nation durch ihre Geschichte einerseits und durch ihr bewusst martialisches Eintreten im Kampf gegen den IS andererseits besonders bedroht.

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Aber der Attentäter von Nizza wollte wie die Terroristen von Paris nicht nur ein Land treffen, sondern die gesamte freie Welt. Wie lange hält diese also den Terror und den von ihm ausgehenden Druck aus? Die Antwort lautet: So lange wie sie es muss – fortlaufend, ungebrochen und ohne Ablaufdatum. In dem Moment, in dem die Freiheit gegen Repression und Abschottung getauscht wird, haben die Terrorstrategen gesiegt. Danach zu handeln, ist leichter gesagt als getan. Was hält denn eine freie Gesellschaft zusammen?

Es sind nicht Soldaten, Geheimdienste und Polizisten, so ehrenhaft und unverzichtbar deren Aufgaben auch sind. Der Blick in die Geschichte hilft: Freiheit ist nicht der einzige Wert, der seit der Französischen Revolution besungen wird. Auch Gleichheit und Brüderlichkeit gehörten und gehören gleichrangig dazu. Wie sieht es aber etwa mit der Gleichheit aus? Ausgrenzung, Perspektivlosigkeit und Ablehnung prägen die Lebenserfahrungen vieler vor allem jüngerer Menschen. Wer das Gefühl hat, dass sich eine Gesellschaft nicht für ihn interessiert und ihn nicht im Blick hat oder gar nicht im Blick haben will, der geht am Ende sogar mit einem Lastwagen auf diese Gesellschaft los. Und das sehr viel leichter als jemand, der sich als gleicher Teil begreift und begreifen soll.

Teilhabe also – noch so ein bisweilen überstrapaziertes Wort. Aber es weist den Weg: Der Terror von Nizza kam von innen. Alle reflexhaft geäußerten Forderungen nach Grenzschließungen und ähnlichen Maßnahmen sind also kompletter Unsinn. Natürlich brauchen wir mehr denn je starke Staaten. Aber dazu müssen Grenzen eindeutig eher fallen als hochgezogen werden. Grenzen zwischen allen Behörden, die den Terror aktiv bekämpfen. Es ist die europäische Kleinstaaterei, die nicht nur Frankreich besonders gefährdet. Und beim Blick nach innen, bei der Frage nach dem Zusammenhalt eines Staates, darf die Gleichheit nicht länger vernachlässigt werden. Jeder Sozialarbeiter, jeder zusätzlich eingestellte Lehrer, jeder nicht verrottete Kindergarten oder Sportplatz und jeder Ausbildungsplatz sind im Bemühen darum, Terror und Hass von ihren Wurzeln abzuschneiden, mindestens ebenso wirksam wie der starke Arm eines Staates. Auch das ist die Lehre aus Nizza.

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mehrnachdenken
7 Jahre zuvor

Klar, dass dieser Kommentar viel besser in das ideologische Weltbild des Herausgebers passt. Ich könnte heulen, wenn ich das lese!!

MMeier
7 Jahre zuvor

„Alle reflexhaft geäußerten Forderungen nach Grenzschließungen und ähnlichen Maßnahmen sind also kompletter Unsinn.“

Kompletter Unsinn ist dieser Artikel, der aus weltfremden Gefasel nichts, aber auch gar nichts ändern wird. Das Gegenteil ist der Fall, genau diese Naivität und Leichtgläubigkeit bei den Eliten, in Medien und Politik, hat diese Opfer und die, die noch folgen werden, auf dem Gewissen.

Da mittlerweile bekannt ist, dass der Tunesier keine französische Staatsbürgerschaft hatte, hätten Grenzen ihn sehr wohl aufhalten können, genau wie schon die Mörder im Bataclan-Theater.

Der Blutzoll scheint immer noch nicht groß genug zu sein, um gewisse Kreise zum Umdenken zu bewegen. Man möchte ihnen ins Gesicht schreien, ob sie auch einem Bönhardt und Mundlos, deren dagegen inzwischen ja schon beinahe bescheiden wirkenden Taten, genauso viel Verständnis und „Ausreden“ für ihre Taten entgegenbringen.

Oder geht es doch nur darum, auf Kosten der Toten, gut bezahlte Posten zu sichern? Das ist einfach nur noch erbärmlich!

Denise
7 Jahre zuvor
Antwortet  MMeier

Der Kommentar von Ihnen macht mir tatsächlich mehr Angst als jeder Terroranschlag der Welt!

MMeier
7 Jahre zuvor
Antwortet  Denise

Weil ich einen Führerschein habe?

Im Angesicht von 3 schweren Terroranschlägen mit mehreren hundert Toten in 18 Monaten und in nur einem Land, kommt ihnen tatsächlich so ein Satz über die Lippen?

Ich weiss nicht was sie nehmen, aber sie sollten es ganz schnell absetzen.

mehrnachdenken
7 Jahre zuvor
Antwortet  MMeier

Ich kenne das Medikament: „So rede ich mir die Welt schön.“

MMeier
7 Jahre zuvor
Antwortet  mehrnachdenken

Nein, ich glaube das muss etwas Verschreibungspflichtiges sein oder nur am Hauptbahnhof einer Großstadt zu kaufen geben.

realo
7 Jahre zuvor
Antwortet  Denise

@Denise
Ihre Bekundung von Angst nehme ich Ihnen nicht ab. Zu oft wurde sie von Multi-Kulti-Anhängern als Argumentationswaffe benutzt. In etwa so:
„Nicht die Terroranschläge machen mir Angst, sondern die Tatsache, dass sie den Rechtspopulisten anscheinend recht geben und die Islam- und Fremdenfeindlichkeit zunimmt.“
Mir fällt diese Kälte und der Zynismus gegenüber den Opfern islamistischer Terroranschläge immer mehr auf. Sie sind ein Paradebeispiel.

mehrnachdenken
7 Jahre zuvor
Antwortet  realo

In die gleiche Richtung geht die für mich verstörende Begründung einer jungen linken Aktivistin, die von Migranten vergewaltigt wurde, diese aber nicht anzeigte, weil sie den „Rechtspopulisten“ keine Propaganda gegen die Flüchtlinge liefern wollte.
Nun, weitere Ausführungen muss ich mir verkneifen, weil diese garantiert gelöscht würden.

mehrnachdenken
7 Jahre zuvor
Antwortet  MMeier

Nein, geschätzter „MMeier“, wenn Sie Prof. Tibi gelesen haben, dann wissen Sie, warum hier Meinungen wie die des Autors bis in höchste Regierungskreise das Denken und Handeln bestimmen.
Vor dem Hintergrund des millionenfachen Mordes an den Juden darf Deutschland nicht „normal“ sein. Nicht „normal“ sein, kann ja auch „verrückt“ sein bedeuten. Ich schrieb bereits an anderer Stelle, dass dieses Land ein Fall für Psychologen und Psychotherapeuten zu sein scheint.

Es hat zwar nichts mit dem Artikel zu tun, aber verfolgen Sie bitte nur die Reaktionen des Westens von Obama bis Merkel auf diesen so genannten Putsch in der Türkei.
Da wird nach wie vor das „hohe Lied“ der Demokratie gesungen , obwohl es in diesem Land schon länger keine freie Presse gibt, und die unabhängige Justiz lediglich noch auf dem Papier steht.
Woran erinnert mich die westliche Politik in Bezug auf die Türkei bloß? War da nicht mal etwas vor vielen, vielen Jahren?

MMeier
7 Jahre zuvor
Antwortet  mehrnachdenken

Dagegen spricht allerdings, dass gleiches Denken in anderen Ländern wie Schweden, Frankreich oder Belgien zu beobachten sind. Es betrifft also den gesamten Westen. Östliche Staaten wie Polen, Tschechien scheinen davon weniger betroffen zu sein.

mehrnachdenken
7 Jahre zuvor
Antwortet  MMeier

Kleiner Einspruch:
Inzwischen ist Schweden in der Flüchtlingspolitik deutlich härter als Deutschland. Die anfängliche Euphorie ist recht schnell einem gesunden Realismus gewichen.
Ähnliches gilt für Dänemark.
Frankreich nimmt nur begrenzt „Flüchtlinge“ auf. Ich glaube, die Migrantenprobleme sind vor allem in der Vergangenheit zu suchen. Der so genannte IS wütet dort vor allem, weil sich das Land aktiv am Kampf gegen das Terrorregime in Syrien und dem Irak beteiligt.
Nimmt Belgien „Flüchtlinge“ auf? Die fürchterlichen Anschläge hängen wohl auch mit einer dilettantischen Polizeiarbeit zusammen.
By the way: Zum Integrationsgesetz in Deutschland steht ein super Beitrag in Tichys Blog.

malum
7 Jahre zuvor
Antwortet  mehrnachdenken

@MMeier und mehrnachdenken
Ich stimme Ihnen beiden zu: Es ist nicht nur Deutschland, das sich trotz starker Worte der Politiker sehr wehrlos gegenüber der Scharia und dem Islamismus zeigt, sondern mehr oder weniger der gesamte Westen.
Deutschland zeigt sich innerhalb der westlichen Gemeinschaft allerdings besonders hilflos.
Warum das so ist, erkläre ich mir auch mit den Schuldgefühlen wegen der Gräuel in der NS-Zeit, die sogar die unschuldigen jüngeren Generationen empfinden wegen der ständigen Betonung ihres historischen Erbes.
Dass Deutschland bisher von Terrorakten wie denen in Frankreich verschont geblieben ist, erkläre ich mir mit dieser besonderen Hilflosigkeit. Ein solches Land ist im Moment noch nicht Angriffsziel. Es eignet sich eher als Brutstätte für Scharia und Islamismus sowie als Einschleusungs- und Rückzugsgebiet für Terroristen.

Bernd
7 Jahre zuvor
Antwortet  MMeier

Übliches Muster, MM, mehrnachdenken und Co. – auf die Ängste von Menschen vor allzu schlichten Lösungen mit Beschimpfungen und Beleidigungen zu reagieren. So, wir sollen also die Grenzen schließen – aus Angst vor dem Terror. Bringt das wirklich mehr Sicherheit angesichts der Tatsache, dass keineswegs nur Ausländer Verbrechen und Anschläge verüben? Kommen IS-Terroristen nicht ins Land, wenn wir die Grenzübergänge schließen? Oder spazieren die dann einfach über die grüne Wiese? Wir haben 3600 Kilometer Außengrenze – wie sichern wir die? Zaun? Mauer? Schießbefehl?

Sicher ist: Eine Grenzschließung brächte massive wirtschaftliche Einbrüche mit sich; Deutschland lebt vom Export, und Export lebt von offenen Grenzen – wovon leben wir dann? Wovon finanzieren wir die dann bald wohl wieder Millionen von Arbeitslosen, die (West-)Deutschland jahrzehntelang mit sich herumschleppen musste und die ein Billiarden-Loch in die Staatshaushalte gerissen haben – bis offene Grenzen und eine offene Wirtschaft in den vergangenen zehn, 15 Jahren für einen Job-Boom sorgten. Auch der Staatsdienst wird Federn lassen müssen. Weniger Außenhandel heißt: weniger Steuern, heißt: weniger Lehrer und Polizei. Ist Deutschland dann sicherer? Oder ist das eine Spirale nach unten, die der IS sicher gerne für uns in Gang setzen würde? Gehen Sie womöglich gerade dem IS auf den Leim?

Klar, in Ihrer Welt ist alles ganz einfach: Die Muslime sind schuld, und wenn wir die drangsalieren und aussperren, dann wird die Welt wieder schön. Träumen Sie weiter.

MMeier
7 Jahre zuvor
Antwortet  Bernd

„So, wir sollen also die Grenzen schließen – aus Angst vor dem Terror. Bringt das wirklich mehr Sicherheit“

Ja
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„dass keineswegs nur Ausländer Verbrechen und Anschläge verüben“

Klar, und weil man schon deutsche Kriminelle im Land hat, dann kann man auch Ausländische noch hinzuholen.
Verraten sie diesen Trick bloß nicht in den Suchttherapien: fangen sie an sich Heroin zu spritzen, denn alkoholsüchtig sind sie ja schon.
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„Kommen IS-Terroristen nicht ins Land, wenn wir die Grenzübergänge schließen?“

Genau dafür sind Grenzen da.
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„Wir haben 3600 Kilometer Außengrenze – wie sichern wir die? Zaun? Mauer? Schießbefehl?“

Schon komisch, dass diese unmögliche Verfahren die Ungarn, Kroaten und so ziemlich jedes andere Land dieser Welt schafft. Und dank dem Deal zwischen Merkel und Erdogan wissen wir, dass sogar die 10000 km lange Grenze schützbar ist.
Nur der failed state Deutschland schafft das nicht… Moment, beim eigenen Land schaffen sie es nicht. Im Fall von Saudi-Arabien schafft es Deutschland schon sogar einen Grenzzaun um das ganze Land zu bauen (und das wo es doch fast 4 mal größer ist als Deutschland) und sogar Bundespolizisten als Ausbilder nach Saudi-Arabien zu verkaufen.
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„Sicher ist: Eine Grenzschließung brächte massive wirtschaftliche Einbrüche mit sich;“

Gar nichts ist sicherer. Massenhafte zusätzliche Sozialempfänger helfen der Wirtschaft genau wie? Selbst die Bundesarbeitsministerin sagte, dass nur 10% der Flüchtlinge in den Arbeitsmarkt integriert werden könnten (und da man ja weiß wie positiv Zahlen ausgelegt werden, wird selbst die Zahl noch positiv ausgelegt sein). Die „wirtschaftlichen Einbrüche“ werden um Dimensionen weniger ins Gewicht fallen als unkontrollierte Einwanderung in die Sozialsysteme.
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“ Wovon finanzieren wir die dann bald wohl wieder Millionen von Arbeitslosen, die (West-)Deutschland jahrzehntelang mit sich herumschleppen musste und die ein Billiarden-Loch in die Staatshaushalte gerissen haben“

Und die Lösung ist Millionen und Abermillionen neuer Transferempfänger zu importieren? Wohl eher nicht!
Und natürlich entwickelte sich Deutschland erst seit 1986 zu einer Wirtschaftsmacht… ja nee, is klar.
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„Wovon finanzieren wir die dann bald wohl wieder Millionen von Arbeitslosen, die (West-)Deutschland jahrzehntelang mit sich herumschleppen musste und die ein Billiarden-Loch in die Staatshaushalte gerissen haben – bis offene Grenzen und eine offene Wirtschaft in den vergangenen zehn, 15 Jahren für einen Job-Boom sorgten.“

Fragen sie das lieber mal die Griechen, Spanier, Franzosen, Portugiesen… usw. den geht es auch ganz hervorragend wegen der offenen Grenzen. Dank offener Grenzen gibt es da überhaupt keine Arbeitslosigkeit, da ja dort auch ein „Job-Boom“ eingesetzt hat… Ach nee, doch nicht.
Und der „Job-Boom“ führte in Deutschland zum größten Niedriglohnsektor in Europa und dem gleichen Lohnniveau wie seit 1993 – Herzlichen Glückwunsch!
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„Klar, in Ihrer Welt ist alles ganz einfach: Die Muslime sind schuld, und wenn wir die drangsalieren und aussperren, dann wird die Welt wieder schön. Träumen Sie weiter.“

Wenn mehrere hundert Menschen in Europa durch Muslime umgebracht wurden, dann ja, sehe ich die Schuld bei Muslimen oder wollen sie, logisch konsequent, dann auch den Rechtsextremismus als Ursache für die NSU-Taten abstreiten?

Milch der frommen Denkungsart
7 Jahre zuvor
Antwortet  MMeier

@MMeier:

Gerade Ihre rhetorische Schlussfrage halte ich für eine argumentative Meisterleistung !

Bernd
7 Jahre zuvor
Antwortet  MMeier

Sind dann auch „die“ Deutschen verantwortlich für die Verbrechen der Nationalsozialisten – da gilt dann doch auch die Sippenhaft, oder gilt die in Ihren Augen nur für Muslime?

Wir leben in Westdeutschland seit Jahrzehnten friedlich mit Muslimen zusammen, trotz aller durchaus existierenden Integrationsprobleme. Wie wollen Sie mit diesen Mitbürgern denn umgehen, wenn für sie „Muslime“ (und Sie meinen damit offenbar nicht einzelne) schuld für den Terror sind? Ihre islamfreie Gesellschaft existiert vielleicht noch in Dresden-Ost, mit der Realität in der Bundesrepublik hat das seit Jahrzehnten nichts mehr zu tun.

Und was die wirtschaftliche Situation von Frankreich und Co angeht: Glauben Sie ernsthaft, eine Volkswirtschaft kann sich mit 35-Stunden-Woche und Renteneintrittsalter von 62 im globalen Wettbewerb behaupten? Oder durch Schließung der Grenzen die Probleme lösen, um ein solches Niveau aufrechterhalten? Wer soll das denn bezahlen, wenn die Arbeitsproduktivität nicht Schritt hält und die Zahl der Sozialleistungsempfänger und Staatsbediensteten die der produktiv Tätigen übersteigt? Deutschland demgegenüber hat 43,48 Millionen Erwerbstätige – so viele wie noch nie. (Klar, alles Billigjobs – deswegen sprudeln die Staatseinnahmen und die Einnahmen der sozialen Kassen hierzulande auch über).

Woher nehmen Sie denn Ihre Kompetenz, um behaupten zu können, die wirtschaftlichen Folgen einer Grenzschließung „um Dimensionen weniger ins Gewicht fallen“ als die Flüchtlinge? „Europa braucht den freien Grenz- und Warenverkehr“, sagt etwa Hans Peter Wollseifer, Präsident des Zentralverbandes des Deutschen Handwerks (ZDH). „Die Konsequenzen von Behinderungen oder gar geschlossenen Grenzen für die europäische Wirtschaft mit ihrer ausgeklügelten Arbeitsteilung und Logistik sind nicht auszudenken.“ Wissen Sie da als Staatsbediensteter mehr als alle Wirtschaftsforschungsinstitute in Deutschland?

Anna
7 Jahre zuvor
Antwortet  Bernd

Wer sind denn „die“ Muslime?

Die hier auch? Aus der „Welt“: „Politiker und Geistliche aus den arabischen und den Golf-Staaten haben den Anschlag von Nizza einhellig gebrandmarkt. In einer gemeinsamen Erklärung sprachen die Golf-Staaten am Freitag von einer „terroristischen“ Attacke. Auch die muslimischen Verbände in Deutschland bezogen Stellung zu dem Anschlag. „Wir sind tief erschüttert über diesen feigen und perfiden Anschlag“, sagte der Vorsitzende des Zentralrats der Muslime in Deutschland, Aiman Mazyek.“

Alles potenzielle Terroristen, oder was?

MMeier
7 Jahre zuvor
Antwortet  Bernd

„Sind dann auch “die” Deutschen verantwortlich für die Verbrechen der Nationalsozialisten – da gilt dann doch auch die Sippenhaft, oder gilt die in Ihren Augen nur für Muslime?“

Leute wie sie behaupten das doch immer.
Um das aber differenzierter zu beschreiben: nicht die Deutschen waren das, sondern die Nazis mit einem Glauben an den Nationalsozialismus. Genauso schreibe ich solche Taten nicht Ägyptern zu, denn auch in Ägypten gibt es Christen.
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„Wir leben in Westdeutschland seit Jahrzehnten friedlich mit Muslimen zusammen, trotz aller durchaus existierenden Integrationsprobleme.“

Nun, in Dresden-Ost brauchte man bisher keine Sicherheitsdienste in öffentlichen Bädern. In Dresden Ost gibt es auch keine Viertel aus denen die Deutschen reihenweise weggezogen sind.
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„mit der Realität in der Bundesrepublik hat das seit Jahrzehnten nichts mehr zu tun.“

Im Gegensatz zu den Westdeutschen wissen viele Menschen aus dem Osten (im Gegensatz zu Westdeutschen sind die Ostdeutschen öfter mal „drüben“) wie es auf der anderen Seite aussieht und wissen ebenso, dass sie das nicht wollen. Kann ich verstehen, denn Neukölln, Marxloh, Schiessereien libaneser Clans auf der Strasse usw. sind nicht gerade Aushängeschilder. Wenn sie wirklich glauben, dass man im Westen friedlich zusammenleben würde, dann hat das eher mit Gleichgültigkeit oder sich-gegenseitig-aus-dem-Weg-gehen zu tun. Vorfälle in Bad Godesberg und Kirchweyhe (und vielen anderen Orten) zeigen wie friedlich das Zusammenleben wirklich ist.
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„Glauben Sie ernsthaft, eine Volkswirtschaft kann sich mit 35-Stunden-Woche und Renteneintrittsalter von 62 im globalen Wettbewerb behaupten?“

Sie haben doch behauptet, dass offenen Grenzen für den Boom zuständig sind und nicht irgendwelche Rentenalter und Wochenarbeitsstunden. Sie widersprechen sich doch selber und hier gleich mehrfach (denn weniger Wochenarbeitsstunden und früheres Rentenalter bedeutet auch, dass man mehr Leute braucht), schliesslich müsste doch der „Job-Boom“ genau das ermöglichen können.
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„Woher nehmen Sie denn Ihre Kompetenz, um behaupten zu können, die wirtschaftlichen Folgen einer Grenzschließung “um Dimensionen weniger ins Gewicht fallen” als die Flüchtlinge?“

Woher nehmen sie ihre Kompetenz das Gegenteil zu behaupten?
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„Europa braucht den freien Grenz- und Warenverkehr“, sagt etwa Hans Peter Wollseifer, Präsident des Zentralverbandes des Deutschen Handwerks (ZDH). „Die Konsequenzen von Behinderungen oder gar geschlossenen Grenzen für die europäische Wirtschaft mit ihrer ausgeklügelten Arbeitsteilung und Logistik sind nicht auszudenken.”

Der Deutsche Industrie- und Handelskammertag (DIHK) befürchtet, dass der Wirtschaft Kosten in Höhe von zehn Milliarden Euro pro Jahr entstehen könnten. „Das ist ein relativ geringer Betrag verglichen mit den bis zu 700 Milliarden Euro, die uns die Flüchtlinge langfristig kosten können“, sagte jedoch der Präsident des Mittelstandsverbands Mario Ohoven zu diesen Zahlen.

http://www.n-tv.de/politik/Kosten-von-Grenzkontrollen-umstritten-article17098751.html

Ich könnte stundenlang so weitermachen…

MMeier
7 Jahre zuvor
Antwortet  Bernd

„“Politiker und Geistliche aus den arabischen und den Golf-Staaten haben den Anschlag von Nizza einhellig gebrandmarkt. In einer gemeinsamen Erklärung sprachen die Golf-Staaten am Freitag von einer “terroristischen” Attacke. Auch die muslimischen Verbände in Deutschland bezogen Stellung zu dem Anschlag. “Wir sind tief erschüttert über diesen feigen und perfiden Anschlag”, sagte der Vorsitzende des Zentralrats der Muslime in Deutschland, Aiman Mazyek.”“

„Wer angesichts dieser Bestialität auch nur ansatzweise auf die Idee kommt, dies könne im Sinne meiner Partei und meiner Fraktion sein, ist entweder unzurechnungsfähig oder agiert aus durchsichtigem politischen Interesse.“ Holger Apfel, NPD zum NSU

Und die NPD spricht von „Bestialität“, also doch eine Spitzenpartei?

Ehrlich gesagt tangiert es mich peripher was irgendwer sagt, denn Taten sprechen mehr als tausend Worte.

MMeier
7 Jahre zuvor
Antwortet  Bernd

„Alles potenzielle Terroristen, oder was?“

Ich möchte ja nicht unfähr sein: nennen sie mir doch bitte nur einen einzigen Staat in dem der Islam Staatsreligion ist und ähnlich hohe Menschenrechtsstandards gelten wie in den meisten westlichen Staaten!

Anna
7 Jahre zuvor
Antwortet  Bernd

Dann nennen Sie mir einen russisch-orthodoxen Staat, in dem ähnliche Menschenrechtsvorstellungen herrschen wie in den meisten westlichen Staaten. Und sperren wir dehalb dann auch unsere Grenzen für die Russen?

Wie waren übrigens nochmal die Menschenrechtsvorstellungen in der DDR? Waren dafür auch die dort lebenden Menschen verantwortlich – und hätten wir im Westen damals die Grenzen schließen sollen?

Wir haben 1,5 Milliarden Muslime auf der Welt. Wie hoch ist der Anteil von Terroristen darunter?

MMeier
7 Jahre zuvor
Antwortet  Bernd

„Dann nennen Sie mir einen russisch-orthodoxen Staat, in dem ähnliche Menschenrechtsvorstellungen herrschen wie in den meisten westlichen Staaten.“

Griechenland, Russland, Serbien, um nur ein paar zu nennen. Also, wo bleiben ihre Gegenvorschläge?
Ich habe es ihnen sogar noch einfacher gemacht, da ich in meiner Forderung noch nicht einmal zwischen Schiiten und Sunniten unterschieden habe.

„Und sperren wir dehalb dann auch unsere Grenzen für die Russen?“

Weshalb? Selbst Russland ist gegen „demokratische“ Länder wie die heutige Türkei (gut, dass Kemal Atatürk das nicht mehr miterleben muss) ein Unschuldslamm.

„Wie waren übrigens nochmal die Menschenrechtsvorstellungen in der DDR?“

Ja, die DDR war weltweit als christlicher Gottesstaat bekannt…

„Waren dafür auch die dort lebenden Menschen verantwortlich – und hätten wir im Westen damals die Grenzen schließen sollen?“

Wäre es nach den Linken gegangen, dann wäre das passiert. Zum Glück gab es genug Schwestern und Brüder, die sich darauf gesch… haben, was die wollen.

„Wir haben 1,5 Milliarden Muslime auf der Welt. Wie hoch ist der Anteil von Terroristen darunter?“

Und trotzdem nicht eine Demokratie…

Bernd
7 Jahre zuvor
Antwortet  Bernd

„Bis zu 700 Milliarden Euro“ sollen uns die Flüchtlinge kosten – da zeigt sich ja schon im Überschlag, dass das nicht stimmen kann. Wir haben 1 Mio. Flüchtlinge (wahrscheinlich deutlich weniger, aber egal) – dann würde jeder Flüchtling 700.000 Euro bekommen? Was für’n Quatsch.

Russisch-Orthodox ist nur Russland, und Russland ist nach westlichen Maßstäben keine Demokratie – ohne Meinungs- und Pressefreiheit.

MMeier
7 Jahre zuvor
Antwortet  Bernd

„Wir haben 1 Mio. Flüchtlinge (wahrscheinlich deutlich weniger, aber egal) – dann würde jeder Flüchtling 700.000 Euro bekommen? Was für’n Quatsch.“

Selbst nach Regierungsangaben sind es weit über eine Million. Mehrere Hunderttausend sind noch gar nicht registriert. Alles in Allem über 2 Millionen, nur in 2015.

Bereits jetzt rechnet man wieder mit 1 Million.

Sie können die Zahlen ausblenden, hatte Menschen sind da realistischer.

„Russisch-Orthodox ist nur Russland“

Selbst wenn man noch weiter versucht zu separieren (anstatt orthodoxe Kirche, sogar nur die russich-orthodoxe), um noch mehr die Sachverhalte abstreiten zu können, gehören selbst mehrere EU-Länder wie Bulgarien, Rumänien, Finnland oder Litauen dazu, aber auch in vielen Staaten ausserhalb der EU und Russlands wie der Ukraine.

„und Russland ist nach westlichen Maßstäben keine Demokratie – ohne Meinungs- und Pressefreiheit.“

Nach der Zensurwut von Heiko Maas gibt es die auch nicht mehr in Deutschland, außerdem würde mich einmal interessieren inwieweit Putin versucht Russland in einen christlichen Gottesstaat zu verwandeln.

Wenn wir jetzt noch anfangen die „weltlichen“ Despoten in islamischen Ländern aufzuzählen… oh ha, na dann wird es noch schlimmer aussehen mit dem Nahen Osten.

Bernd
7 Jahre zuvor
Antwortet  Bernd

Es wird nicht nur „schlimmer“ mit dem Nahen Osten – es wird „schlimmer“, im Sinne von komplexer, mit der ganzen Welt. Ihre Schlichtlösung „Grenzen zu“ ist eine Scheinlösung, weil sie Sicherheit suggeriert, aber nicht bieten kann.

Sie schimpfen auf das wirtschaftliche System (West-)Deutschlands, das mit offenen Grenzen und Exportorientierung seit Jahrzehnten erfolgreich ist, und machen die Erfolge auf dem Arbeitsmarkt als „Billig-Jobs“ verächtlich – scheint aber doch recht anziehend für die damaligen DDR-Bürger gewesen zu sein, wie der Verlauf der Wiedervereinigung gezeigt hat. Dazu gehörten aber eben immer schon offene Grenzen und Migration. Das eine ist nicht ohne das andere zu haben.

Länder wie Ungarn schaffen es, sich einzumauern? Toll – wie hoch ist denn der Lebensstandard in Ungarn? Die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen sind dort mittlerweile so schlecht, dass immer mehr Ungarn ins (europäische) Ausland übersiedeln müssen – so „exportiert“ Orhan die selbstgemachten wirtschaftlichen Probleme des Landes in Richtung Deutschland.

Angst, Vater, ist ein schlechter politischer Ratgeber – die Welt ist voll von potenziellen Krisen und Katastrophen. Das heißt aber nicht, die Augen vor bestehenden und möglichen Problemen zu verschließen. Wenn Migranten hier als Verbrecher auffallen, dann müssen sie zügig abgeschoben werden. Wenn wir mehr Menschen in Deutschland haben, dann brauchen wir zum Beispiel auch mehr Polizei (und mehr Lehrer). Das alles lässt sich aber durchaus bewerkstelligen.

Denise
7 Jahre zuvor
Antwortet  MMeier

Klar ist doch, dass der IS bisher mehr Muslime getötet hat, als Menschen anderer Religionen. Deshalb fliehen doch so viele aus dem Irak und Syrien – sie verspüren die gleiche Angst wie wir, wahrscheinlich noch um ein vielfaches verstärkt. Wir können diese Menschen doch nicht an den Grenzen aufhalten zurück schicken. Zurück zu Terror und Krieg.

MMeier
7 Jahre zuvor
Antwortet  Denise

Das bestreitet auch niemand, aber es wäre besser die Situation regional zu lösen anstatt unkontrollierte Menschenströme nach Deutschland und Europa zu holen. Das löst nämlich keine Probleme, sondern schafft zusätzlich welche.

dixo
7 Jahre zuvor
Antwortet  Denise

Richtig, MMeier. Aber die einfache Logik schließt nur auf bedingungslose Aufnahme von Flüchtlingen oder auch Migranten, die sich als Verfolgte ausgeben.
Dass es bessere Lösungen gibt, wird kaum erwähnt.
Auch Claudia Roth hat aktuell mal wieder gefordert, dass Europa mehr Flüchtlinge aufnehmen müsse, während sich die Landesmutter von NRW, Hannelore Kraft, allmählich durch zunehmende Probleme in ihrem Bundesland dazu gezwungen sieht, Grenzschließungen gutzuheißen. Jedenfalls hat sie es getan, was ihr gewiss nicht leichtgefallen sein dürfte. Aber vor der Realität konnte sie offenbar nicht länger die Augen verschließen.
Claudia Roth kann indessen unbeirrt weiterhin ihre Multi-Kulti- Wünsche als humanitäre Pflicht verkaufen. Ihrer Parteigenossin Löhrmann, die als Vorsitzende der Grünen gemeinsam mit Hannelore Kraft auf der Regierungsbank sitzt, hat es da schwerer. Sie steht in der Mitverantwortung und kann nicht mal so einfach die immensen Landesprobleme unter den Tisch fallen lassen.

@Denise
Haben Sie schon mal statt an „wir“ an „ich“ gedacht und in Erwägung gezogen, selbst einen Flüchtling aufzunehmen und für ihn zu sorgen?

Stefan B.
7 Jahre zuvor

An dem Artikel stört mich das leider verbreitete Verständnis und Mitgefühl des Autoren für den Massenmörder. Zitat: “ Wer das Gefühl hat, dass sich eine Gesellschaft nicht für ihn interessiert und ihn nicht im Blick hat oder gar nicht im Blick haben will, der geht am Ende sogar mit einem Lastwagen auf diese Gesellschaft los.“
Wenn Christen in islamischen Ländern verfolgt und in Massen umgebracht werden, wenn sie in Asylheimen von Muslimen bedroht und terrorisiert werden, kräht kaum ein Hahn danach. Da herrscht eine seltsame Gleichgültigkeit, so als seien sie noch selber Schuld an ihrem Elend.
„Selber Schuld“ lese ich indirekt auch zwischen den Zeilen von Lars Hennemann. Die Opfer von Nizza sind sozusagen der Blutzoll, der an den bedauernswerten Mörder entrichtet werden musste, weil dieser von der gleichgültigen und ihm zu wenig Aufmerksamkeit schenkenden Gesellschaft qausi zum Ausrasten gezwungen wurde.
Mir sträuben sich die Haare bei einer solchen Betrachtungsweise des Massakers von Nizza. Obendrein bin ich furchtbar wütend auf die selbstgefällige Mode, Verbrechern mehr Verständnis entgegen zu bringen als ihren Opfern, besonders dann, wenn sie islamischen Glaubens sind.
Wissen Leute wie Herr Hennemann eigentlich, welche Botschaft sie aussenden und was sie mit ihr anrichten?
Wäre er auch so nachsichtig und verständnisvoll mit dem Täter, wenn er schwerverletzt in einem Krankenhaus von Nizza liegen würde oder einen Angehörigen verloren hätte?
Ich habe nicht die geringste Lust, seinen edlen Gedankenspielen zu dem armen Mörder und der bösen Gesellschaft auf Kosten des Mitgefühls mit den Opfern Folge zu leisten.

ysnp
7 Jahre zuvor
Antwortet  Stefan B.

Ich lese aus dem Artikel etwas anderes heraus. Wenn Kleinkriminelle zu Mördern werden, muss man schon nachschauen, welches die Ursache dafür ist. Wesentlich nachhaltiger ist eine Therapie, wenn man nicht an den Symptomen herumdoktort, sondern die Ursachen bekämpft.
Jetzt kann man sich in diesem Fall streiten, wie man die Ursache bekämpft. Soll man dafür sorgen, dass man das Problem von vornerherein verhindert (Abschottung) oder soll man dafür sorgen, dass diejenigen, die ja meistens psychisch labil sind, stabiler werden? In diesem Fall gibt es nur die 2. Lösung, nämlich die Integration, weil die Leute ja schon da sind.
Nur in einer einigermaßen gut funktionierenden Gesellschaft, wo die Leute zufrieden sind und sinnvolle Aufgaben haben, kann man solche Dinge reduzieren. Dazu braucht man u.a. auch Lehrer, die für eine gute Bildung und Aufklärung sorgen. Doch mit Lehrern ist es natürlich nicht getan. Sehr wichtig sind Sozialarbeiter und Psychologen, die an den Brennpunkten arbeiten. Ebenso sind die lokalen Politker gefordert, ein erträgliches, gesellschaftliches Umfeld durch die Unterstützung von Angeboten zu fördern.
Deshalb finde ich es schon wichtig, dass man genau hinschaut, warum ein solcher Mensch zum Mörder wurde um eben langfristig daraus Lehren zu ziehen und meiner Ansicht nach muss man an der Ursache ansetzen.
Wenn ich jetzt einmal so vergleiche: Amokläufe und IS- Terroranschläge, die haben einen ähnlichen Charakter, beide werden von psychisch labilen Menschen mit Todessehnsucht verübt, nur haben die Terroristen eine „Ausrede“ für ihr Tun, sie rechtfertigen dies mit einem unsinnigen „Idealziel“ und überhöhen damit ihr eigenes Ich.
An den Opfern kann man schlecht ansetzen, wenn man solche Dinge in Zukunft verhindern will. Wenn es um Mitgefühl geht, gilt dieses nur den Opfern, denn jeder Mensch ist verantwortlich für das, was er tut.

Milch der frommen Denkungsart
7 Jahre zuvor

@Stefan B. und ysnp:

Obwohl ich zu glauben geneigt bin, daß besagter Autor solcherlei apologetischen, ja rechtfertigenden Tenor nicht anschlagen wollte, so war ich über derart journalistische Leichtfertigkeit tatsächlich ebenso irritiert.
Ich erinnere mich noch gut, wie man seinerzeit sogar die Psyche der diversen RAF-Generationen zu sezieren versuchte, was gleichermaßen allzu oft dazu führte, sie als verirrte Verlorene oder gar als Revolutionäre zu entschuldigen (um es zu überspitzen: auch der junge Hitler verstand sich als Gesellschaftsverlierer !).
Zudem halte ich es durchaus für eine naive Vorstellung, jemals einen sozialen Idealstaat etwa eines Thomas Morus schaffen zu können, so daß man es weiterhin mit genug Menschen zu tun haben wird, die ihr indivi- duelles Scheitern – subjektiv oder objektiv – der sie vermeintlich vernachlässigenden Allgemeinheit anlasten.
Ebendaher ist ein Staat zwar gewiß verpflichtet, auf allen Ebenen Angebote zu machen, hat aber auch da- für Sorge zu tragen, Spielregeln des Zusammenlebens unmißverständlich zu erlassen, einzufordern und, falls notwendig, auch zu sanktionieren.

Bernd
7 Jahre zuvor

Der junge Hitler wäre gar nicht so ein Problem geworden, wenn er mit seinen Hass-Botschaften keine Resonanz bei einem Großteil der deutschen Gesellschaft gefunden hätte. Doch in einer zu guten Teilen militarisierten, autoritären, wirtschaftlich und sozial depressiven Gesellschaft ging die Saat eben auf. Genau darum geht es doch: Eine Politik des sozialen Ausgleichs hinzubekommen, die es jedem, der möchte und sich dafür einsetzt, auch vernüftige Lebensperspektiven erlaubt. Das ist in Deutschland, so einigermaßen jedenfalls, der Fall.

Für Frankreich gilt, was das Handelsblatt dieser Tage geschrieben hat: „Es gibt eine weitere Erklärung, warum Frankreich immer wieder Ziel von Anschlägen wird: In dem Land leben viele gewaltbereite junge Menschen, die Terrororganisationen leicht anwerben können. Die Integration von Einwanderern hat in Frankreich nicht funktioniert. Die Migranten leben zum großen Teil in Problemsiedlungen am Stadtrand von Paris und anderen großen Städten. Viele sind arbeits- und hoffnungslos. Sie fühlen sich ausgegrenzt und sind deshalb empfänglicher für die Propaganda radikaler Gruppen. Aus der Kriminalität driften viele in den Terrorismus ab.“

Dass der Staat „Spielregeln“ erlässt, ist doch selbstverständlich – und passiert in Frankreich ja auch zur Genüge. Reicht aber offenbar nicht.

MMeier
7 Jahre zuvor
Antwortet  Bernd

„Es gibt eine weitere Erklärung, warum Frankreich immer wieder Ziel von Anschlägen wird: In dem Land leben viele gewaltbereite junge Menschen, die Terrororganisationen leicht anwerben können. Die Integration von Einwanderern hat in Frankreich nicht funktioniert. Die Migranten leben zum großen Teil in Problemsiedlungen am Stadtrand von Paris und anderen großen Städten. Viele sind arbeits- und hoffnungslos. Sie fühlen sich ausgegrenzt und sind deshalb empfänglicher für die Propaganda radikaler Gruppen. Aus der Kriminalität driften viele in den Terrorismus ab.“

Blöd nur, dass der Terrorist aus Nizza erst mit 20 Jahren aus Tunesien nach Frankreich geflüchtet, pardon, eingewandert ist und vor dem Anschlag hat er 100.000 € an seine Familie überwiesen. (Woher bekommt eigentlich ein Kurierfahrer so viel Geld?)

PS: ich glaube, die beiden Uwes fühlten sich auch ziemlich ausgegrenzt (konnten ihren Familien aber keine 100.000 € überweisen). Bekommen die auch ihr Mitgefühl?

Anna
7 Jahre zuvor
Antwortet  MMeier

Wie albern ist das, von irgendwie zusammengeklauten Informationen zum Täter von Nizza auf das Thema Grenzschließung zu kommen? Kein einziger Anschlag der letzten Jahre hätte verhindert werden können, wenn die Grenzen zuvor dicht gemacht worden wären – alle Drahtzieher sind in Europa aufgewachsen bzw. schon lange hier.

Wie verantwortlich sind Sie als Deutscher (oder „Christ“) denn für den vom Piioten bewusst herbeigeführten Gemanwings-Absturz? Oder für die Mordserie des Krankenpflegers Niels Högel? Sind „die“ Ostdeutschen Schuld für die NSU-Untaten?

Sie argumentieren genauso platt wie die Islamisten – für die ist der Westen „das Böse“. Für Sie sind’s die Muslime. Gleiches plattes Argumentationsniveau.

MMeier
7 Jahre zuvor
Antwortet  Anna

„Kein einziger Anschlag der letzten Jahre hätte verhindert werden können, wenn die Grenzen zuvor dicht gemacht worden wären – alle Drahtzieher sind in Europa aufgewachsen bzw. schon lange hier.“

Der Täter ist erst mit 20 Jahren nach Frankreich gekommen. Natürlich hätten Grenzschliessungen helfen können, genauso wie konsequente Ausweisungen, denn keiner von den Täter hiess Jaques, Pierre oder Mathis.

„Wie verantwortlich sind Sie als Deutscher (oder “Christ”) denn für den vom Piioten bewusst herbeigeführten Gemanwings-Absturz? Oder für die Mordserie des Krankenpflegers Niels Högel? Sind “die” Ostdeutschen Schuld für die NSU-Untaten?“

Hat Andreas Lubitz die Maschine im Namen des Christentums in die Berge gestürzt?

Hat Niels Högel die Menschen im Namen des Christentums zu Tode gespritzt?

Bin ich Nationalsozialist?

Würden diese Fragen mit ja zu beantworten sein, dann müsste ich mir Gedanken darum machen. Es bleibt also bei der Aufforderung: nennen sie mir mindestens einen Staat mit islamischer Staatsreligion, in denen Werte wie Menschenwürde und Freizügigkeit genauso einen Stellenwert einnehmen wie bei den meisten westlichen Staaten.

Ich erweiter diese Aufforderung sogar noch um ein paar Fragen: wieviele christliche Extremistengruppen (in der Größenordnung El Quaidas, Hamas, IS, Boko Haram, Al Nusra, …) kennen sie? Wieviele Gottesstaaten sollen gerade nach dem Vorbild Syriens und Irak errichtet werden?

Anna
7 Jahre zuvor
Antwortet  Anna

Da kann ich Ihnen mal flott einen Krieg nennen, der den ganzen Nahen Osten in Brand gesteckt hat – und unter dessen Folgen wir bis heute massiv leiden: Der Irak-Krieg wurde von den bekennenden Christen Bush und Blair angezettelt.

MMeier
7 Jahre zuvor
Antwortet  Anna

Und Bush hat also den Irakkrieg angefangen, weil er Muslime hasst und sie nicht zum Christentum konvertieren wollten? Hab ich irgendwie anders in Erinnerung.

Anna
7 Jahre zuvor
Antwortet  Anna

Und der IS mordet Muslime, weil er Muslime hasst? Hab‘ ich auch irgendwie anders mitbekommen.

Oder geht’s dabei vielleicht gar nicht um Religion – sondern um Macht?

MMeier
7 Jahre zuvor
Antwortet  Anna

„Und der IS mordet Muslime, weil er Muslime hasst? Hab’ ich auch irgendwie anders mitbekommen.“

Ja, sie halten das Verhalten dieser Muslime für unislamisch. Man könnte überspitzt sagen, dass sie ihnen nicht muslimisch genug sind.

„Oder geht’s dabei vielleicht gar nicht um Religion – sondern um Macht?“

Im Gegensatz zum Christentum ist der Machtanspruch ein Dogmatismus des Islams.

Anna
7 Jahre zuvor
Antwortet  Anna

Und wo haben Sie die Weisheit her? In der Bibel gibt’s zig Stellen, in denen der Absolutheitsanspruch der Christen deutlich wird.

Nur mal eine: „Wenn jemand in deinem Dorf gegen Gottes Vorschriften verstösst, insbesondere wenn jemand ….anderen Göttern dient und sie anbetet, muss das untersucht werden. Wenn es stimmt, dass solcher Gräuel in Israel verübt worden ist, dann sollst du die Fehlbaren vor das Dorf führen und zu Tode steinigen.“ 5Mo 17,2-5

Also schnell mal auch Grenzen dicht für Christen? Gibt’s ja in Ostdeutschland gottseidank auch nicht mehr so viele von.

MMeier
7 Jahre zuvor
Antwortet  Anna

Ich würde ihnen wirklich etwas Bildung empfehlen.

1. Das Alte Testament (sie zitierten daraus) ist für die Christen nicht verbindlich, sondern nur das neue Testament (eines nachsichtigen und vergebenden Gottes).

2. Zählen sie mir doch die christlichen Länder auf, in denen von Christen noch gesteinigt wird! Ich werden ihnen dann dafür jeweils 5 muslimische aufzählen.

„Also schnell mal auch Grenzen dicht für Christen? Gibt’s ja in Ostdeutschland gottseidank auch nicht mehr so viele von.“

Da Grenzkontrollen vor einer Vielzahl von Straftaten (z.B. vor Diebesbanden, Drogendealer) schützen, ja, da gebe ich ihnen recht.

ein Vater
7 Jahre zuvor
Antwortet  Anna

Mir ist egal, ob muslimische Fundamentalisten, Gewalttäter und Mörder in Europa aufgewachsen sind oder nicht, ob sie schon lange im Westen sind oder nicht, mir ist sogar egal, ob sie deutschstämmig sind und angeworben wurden oder nicht.
Es ist mir aber überhaupt nicht egal, dass sie im Namen Allahs einen radikalen Islam propagieren, dass sie erobern, zerstören und morden.
Und da kann mir keiner sagen, dass unter den unzähligen Moslems, die mit dem Flüchtlingsstrom nach Deutschland gekommen sind und noch immer kommen, sich nicht auch vermehrt islamistische Terroristen, nordafrikanische Kriminelle und sonstige Gefährder unserer inneren Sicherheit befinden.
Unsere Behörden haben doch zum Teil die Kontrolle über die Zuwanderer verloren, über ihre Aufenthaltsorte, Tätigkeiten und Bewegungen. Viele sind noch immer nicht registriert und wollen auch nicht registriert werden. Sie verzichten lieber auf Sozialhilfe und ernähren sich lieber von Kriminalität als erkennungsdienstlich erfasst zu sein.
Ja, ja und nochmals ja, nicht alle Muslime sind so!!! Die übergroße Mehrheit ist friedlich und guten Willens. Das weiß ich auch!!!
Es genügt aber die Anzahl derer, die es nicht sind, die der Scharia anhängen, das Grundgesetz nur verbal und zum Schein anerkennen, bis hin zu den Kriminellen, den Gewalttätern und Mördern, um Bürger wie mich in Unruhe zu versetzen und mir Zukunftsängste (auch für meine Kinder!!) einzujagen.
Nein, es sind nicht die Rechtspopulisten, die mich aufhetzen und Ängste schüren, es sind die nackten Tatsachen, über die ich mich (so gut es geht) informiere und über die ich eigenmächtig nachdenke, anstatt mir sagen zu lassen, was ich als anständiger Bürger zu glauben habe und was nicht.

Bernd
7 Jahre zuvor
Antwortet  Anna

Das stimmt nicht – für die Evangelische wie für die Katholische Kirche ist natürlich das Alte Testament verbindlich.

Quelle: http://www.pro-medienmagazin.de/kommentar/detailansicht/aktuell/zank-ums-alte-testament-91900/

Aktuelle Beispiele für christlichen Terror gefällig? Die Lord’s Resistance Army, LRA („Widerstandsarmee des Herrn“) ist eine paramilitärische Terrorgruppe, die im Grenzgebiet zwischen der Zentralafrikanischen Republik, der Demokratischen Republik Kongo und dem Südsudan für die Errichtung eines Gottesstaates kämpft, der auf den christlichen Zehn Geboten basieren soll.

Nach einer kurzzeitigen Machtübernahme durch die Seleka-Rebellen 2013 herrscht in der Zentralafrikanischen Republik ein Religionskonflikt. Inzwischen verbreiten christliche Milizen Angst und Schrecken und unterdrücken die Muslime im Land.

Es gibt auch ein interessantes Buch über die Paralellen: „Die Globalisierung religiöser Gewalt. Von christlichen Milizen bis al-Qaida“ des US-amerikanischen Soziologen Mark Juergensmeyer.

Klappentext: „Der Hindu-Nationalismus und der Krieg der Sikhs in Indien. die buddhistischen Revolten auf Sri Lanka, in der Mongolei und in Tibet; der militante Zionismus in Israel; der uns im Westen seltsam anmutende Terror der Aum-Sekte in Japan. Aber auch die protestantisch und katholisch geprägten Unruhen in Nordirland und die militante christliche Rechte in den USA und deren etwas zahmere und kultivierteren Sinnesgenossen in Europa. Sie alle zeigen, dass religiös gefärbte Gewalt kein ausschließlich islamisches Phänomen ist.“

Anna
7 Jahre zuvor
Antwortet  Anna

Wenn Sie sich informieren, Vater, sollten Ihnen diese aktuelle Informationen geläufig sein:

„Innenminister Thomas de Maizière zeigte sich bei der Veröffentlichung der Kriminalstatistik besorgt und räumte gleichzeitig mit einigen Vorurteilen gegenüber Flüchtlingen auf. Deutschland habe sich durch die Flüchtlingskrise polarisiert: der Fremdenhass sei im Turbogang gestiegen, während gleichzeitig die Hemmschwelle für Beleidigungen und Gewalttaten sank. Die „übertriebene Sorge um den Anstieg der Kriminalität durch Asylbewerber und Flüchtlinge“, sei jedoch unbegründet. Die Zahl der Straftaten sei laut Statistik mit der steigenden Bevölkerungszahl zwar gestiegen, im Schnitt seien Flüchtlinge jedoch nicht kriminell auffälliger als die deutsche Bevölkerung.“

MMeier
7 Jahre zuvor
Antwortet  Anna

„Das stimmt nicht – für die Evangelische wie für die Katholische Kirche ist natürlich das Alte Testament verbindlich.“

Ich weiss nicht was daran im Widerspruch stehen soll zu dem was ich sagte. In dem von ihnen verlinkten Artikel ging es lediglich um die Entfernung des Alten Testaments aus der Bibel. Das ist berechtigterweise zu skandalisieren.
Ich gebe ihnen einmal den Rat sich eingehend mit der Exegese zu beschäftigen. Haben sie das getan, dann können wir uns einmal vernünftig unterhalten.

„Aktuelle Beispiele für christlichen Terror gefällig? Die Lord’s Resistance Army, LRA („Widerstandsarmee des Herrn“) ist eine paramilitärische Terrorgruppe, die im Grenzgebiet zwischen der Zentralafrikanischen Republik, der Demokratischen Republik Kongo und dem Südsudan für die Errichtung eines Gottesstaates kämpft, der auf den christlichen Zehn Geboten basieren soll.“

Das mag ja alles sein und sicherheitshalber komme ich meinem Versprechen nach: Boko Haram, Al Quaida, Daesh, Hamas, El Nasra.

Jetzt bringt sie das aber auch irgendwo in ein Dilemma, denn wenn sie behaupten, dass die LRA etwas mit dem Christentum zu tun hat (was ich nicht einmal abstreite), so haben es die Taten von Islamisten erst Recht.

Es ändert nichts an der Ausgangslage: man verschlechtert das Leben in säkularen Ländern, indem man sie durch sehr religöse Menschen unterwandern lässt.

MMeier
7 Jahre zuvor
Antwortet  Anna

„Die „übertriebene Sorge um den Anstieg der Kriminalität durch Asylbewerber und Flüchtlinge“, sei jedoch unbegründet.“

Politikersprech halt, denn man will ja nicht „verunsichern“. Das Gleiche gilt ja auch für den islamistischen Terrorismus in Europa. Ich bin mir sicher, dass es in Berlin gerade zwei Elternpaare gibt, die das allerdings anders sehen.

Milch der frommen Denkungsart
7 Jahre zuvor
Antwortet  Bernd

@Bernd:

Wiewohl ich Ihre Ausführungen zum sozialpolitischen Humus, auf dem die Botschaften Hitlers keimen konnten, nicht bestreite, so kann die Konsequenz daraus ja wohl kaum lauten, man hätte etwa den allenfalls malerisch mittelmäßig begabten Kandidaten trotz seiner Defizite an der Wiener Kunstakademie aufnehmen sollen, um einen seinerzeit gar nicht absehbaren Massenmörder in spe zufriedenzustellen.
Mithin halte ich weiter daran fest, daß der von Ihnen postulierte „soziale Ausgleich“ pri- mär auf eigener Leistung basieren muß, nicht aber auf der bequemen Larmoyanz von
Einzelnen oder Gruppen, die sich – ganz gleich welcher Herkunft – in der Rolle des ewig Mißverstandenen gefallen, um eigenes Versagen bzw. persönliche mentale Unbeweg- lichkeit zu kaschieren. Daraus resultierend nämlich ist das Fazit, sich an der vermeintlich diskriminierenden Gesellschaft gewaltsam rächen zu dürfen letztlich nichts anderes als eine Variante der von Ihnen unter anderem Vorzeichen so oft beklagten Suche nach Sündenböcken.

Bernd
7 Jahre zuvor

@ Milch,

wenn es sich um individuelles Leistungsversagen handelt – d’accord. Wenn wir aber strukturelle Benachteiligungen erkennen, dann ist die Politik gefordert. Früher, vor 50 Jahren, galt das katholische Mädchen vom Land als klassischer Bildungsverlierer – doppelt benachteiligt durch Geschlecht und Wohnort. Mit Strukturpolitik und Mädchenförderung hat sich das mittlerweile erledigt (mit so großem Erfolg, dass heute die Mädchen die Überflieger im Bildungssystem sind). Heute ist der klassische Bildungsverlierer der Junge mit Migrationsstatus – auch hier hat die (Schul-)Politik gegengesteuert, und siehe da: Zumindest erste Erfolge sind bei PISA sichtbar.

Sie können natürlich der Meinung sein, dass die „Gleichartigkeit der Lebensverhältnisse“ – wie im Grundgesetz gefordert – ein falsches politisches Ziel ist. In den USA beispielsweise spielt das auch keine Rolle, hier bleiben Einzelne und gesellschaftliche Gruppen weitgehend sich selbst überlassen. Die Folge ist dann allerdings eine stark gespaltene Gesellschaft. (Betrifft auch Frankreich, wo der Riss zwischen Einwanderern und französischstämmiger Bevölkerung extrem tief ist, weil über Jahrzehnte die Probleme ignoriert bzw. auf der Individalebene gesehen wurden.) Unser relativ erfolgreiches Gegenmodell heißt Sozialstaatsprinzip. Und das nimmt den Einzelnen ja nicht aus der Verantwortung – Staat und Gesellschaft aber eben auch nicht.

Ursula Prasuhn
7 Jahre zuvor
Antwortet  Bernd

@Bernd

Sie sprechen davon, dass WIR strukturelle Benachteiligungen erkennen und darum die Politik gefragt sei. Ich möchte Sie bitten, mich mit dem „Wir“ nicht für Ihre persönliche Erkenntnis – und möglicher Weise die Ihres politischen Lagers – zu vereinnahmen.
Meine Erkenntnis ist eine andere.
Sie deckt sich mit der Meinung Ludwig Erhards, dem Vater unseres Sozialstaatsprinzips, der bereits vor Jahrzehnten, als die Sozialleistungen weit niedriger und weniger zahlreich waren als heute, warnend sagte:
„Nichts ist in der Regel unsozialer als der sogenannte Wohlfahrtsstaat, der die menschliche Verantwortung erschlaffen und die individuelle Leistung absinken lässt.“
Auch dieses Bonmot stammt aus seinem Mund: „Zu sozial ist unsozial“

Bernd
7 Jahre zuvor
Antwortet  Bernd

Oh, habe ich eine Ihrer Forschungsstudien übersehen, mit denen Sie PISA, TIMSS und IGLU widerlegt haben?

Ursula Prasuhn
7 Jahre zuvor

@ysnp
Wenn Sie sagen, dass jeder Mensch verantwortlich ist für das, was er tut, dann leuchtet mir alles, was Sie vorher schreiben, nicht ein; denn da habe ich den Eindruck, dass Sie der Gesellschaft die Verantwortung für individuelle oder gruppendynamische Straftaten aufbürden, wenn sie dafür zu sorgen hat, dass Straftätern die Probleme aus dem Weg geräumt werden, die sie angeblich zu Mördern werden lassen.
Damit machen sie die persönliche Verantwortung zu einer gesellschaftlichen mit dem unterschwelligen Vorwurf, sich nicht genügend gekümmert zu haben und nachlässig in den Integrationsbemühungen gewesen zu sein – bei denen im Übrigen zu fragen wäre, inwieweit sie nicht auch Aufgabe des Zu-Integrierenden sind.
Ich halte es da mit Thomas von Aquin, der gesagt hat: „Gerechtigkeit ohne Barmherzigkeit, ist Grausamkeit, doch Barmherzigkeit ohne Gerechtigkeit ist die Mutter der Auflösung.“

Abgesehen davon, dass ich diesen zutiefst wahren Spruch – gemessen an unserer Realität und deren medialer Betrachtung – in erheblicher Schieflage sehe, fällt mir unangenehm auf, dass viele der human Denkenden nur immer nach staatlicher Hilfe rufen. Diese Forderung auf Kosten der dazu nicht befragten Allgemeinheit ist jedoch wohlfeil, wenn das eigene Opfer fehlt.
Keiner wird gehindert, Zuwanderer oder Flüchtlinge bei sich selbst aufzunehmen, an den eigenen Mahlzeiten teilnehmen zu lassen, ihnen die nötigsten Dinge aus eigener Tasche zu bezahlen und ihnen beratend zur Seite zu stehen.
Er wird auch nicht daran gehindert, andere zu bitten oder aufzufordern, es ihm gleichzutun. Vor diesem Ruf nach mehr Hilfe hätte ich größte Hochachtung, nicht aber vor populären Forderungen an den Staat auf Kosten einer Allgemeinheit, die ungefragt mit ihren Steuergeldern private Moralvorstellungen erfüllen soll.
Um es am Ende mit einem nüchternen Satz auszudrücken, den ich kürzlich gelesen habe:
„Privatmoral und Staatsraison gehören getrennt, wenn sie konkurrieren.“

Christian Möller
7 Jahre zuvor

@ „Milch…“ und U. Prasuhn
Als Ergänzung zu Ihren Kommentaren, deren Aussagen ich voll teile, sei an diese geflügelten Worte erinnert:

„Ihr werdet die Schwachen nicht stärken, indem ihr die Starken schwächt.

Ihr werdet den Arbeitern nicht helfen, indem ihr die ruiniert, die sie bezahlen.

Ihr werdet keine Brüderlichkeit schaffen, indem ihr den Klassenhass schürt.

Ihr werdet den Armen nicht helfen, indem ihr gegen die Reichen kämpft.

Der Staat wird mit Sicherheit keine Wohlfahrt schaffen, wenn er mehr ausgibt, als er einnimmt.

Ihr werdet kein Interesse an den öffentlichen Angelegenheiten und keine Begeisterung wecken,
wenn ihr dem Einzelnen seine Initiative und seine Freiheit nehmt.

Ihr könnt den Menschen nicht dauerhaft helfen, wenn ihr das für sie erledigt,
was sie selber für sich tun sollten und könnten.

Abraham Lincoln, Präsident der USA (1861-1865)

ysnp
7 Jahre zuvor

@Ursula Prasuhn
Im Umkehrschluss hieße aber Ihre Aussage, dass man keine Prävention an der Ursache macht, sondern nur auf Eigenverantwortung mit den entsprechenden zu tragenden Konsequenzen setzt.
Ich meine beides muss vertreten sein. Da Attentäter und Amokläufer ja zu Tode kommen und man sie nicht mehr zur Verantwortung ziehen kann, kann man nur durch Prävention verhindern. Da die Gesellschaft mit den Konsequenzen eines Attentats leben muss, muss es im Interesse der Gesellschaft sein, Wege zu finden, solche Dinge zu verhindern. Wie wollen Sie anders Attentate und Amokläufe verringern? Von einer Verantwortung der Gesellschaft dem Attentäter gegenüber habe ich nicht geschrieben. Doch wenn ein Umfeld da ist, wo labile Leute aufgefangen sind, kommen sie vielleicht nicht so schnell auf solche abstrusen Gedanken, denn man muss weit gekommen sein um über die Tötungshemmung hinauszukommen. Die Gesellschaft tut sich also selbst einen Gefallen, wenn sie daran arbeitet, positive Umfelder zu schaffen, damit eine emotionale Bindung da ist.
Die Gesellschaft und Politik ist nicht auszuschließen bei diesem Thema. Selbst die Forderungen, Migranten müssen sich integrieren, ist eine gesellschaftliche Forderung. Eine ausgesprochene Erwartung (.B. sich zu integrieren) bringt noch lang nichts. Da muss schon mehr da sein. Schon aus dem Unterricht wissen wir, dass sich jemand nur etwas mit Überzeugung tut, wenn er dazu motiviert ist.
Ich möchte abschließend betonen: Mir geht es nicht um politische Richtungen, sondern um eine Draufsicht auf das aktuelle Problem.

Christian Möller
7 Jahre zuvor
Antwortet  ysnp

Können nicht auch drohende und konsequent angewendete Sanktionen Motivation sein?
Haben wir nicht auch aus diesem Grund ein Strafrecht und Zivilrecht?
Mit der inneren Sicherheit ginge es doch drunter und drüber, wenn eine Gesellschaft sich nur aufs Motivieren durch Einsichtig-Machen, Gut-Zureden, Bitten oder Ähnliches verließe.
„Milch…“ hat doch völlig recht, wenn er/sie schreibt: „Ebendaher ist ein Staat zwar gewiß verpflichtet, auf allen Ebenen Angebote zu machen, hat aber auch dafür Sorge zu tragen, Spielregeln des Zusammenlebens unmißverständlich zu erlassen, einzufordern und, falls notwendig, auch zu sanktionieren.“
Das gilt natürlich auch für die elterliche und schulische Kindererziehung. Sanktionen sind unverzichtbar für jede Gesellschaft, jede Schule und jede Integrationsvereinbarung oder -bemühung. Da hapert es meines Erachtens ganz gewaltig, was ich als unterlassene Hilfe werte, denn Sanktionen helfen den Sanktionierten. Sie helfen auch Kindern, sich endlich an den Riemen zu reißen.
Sanktionen sind heutzutage völlig zu Unrecht verpönt und als inhuman verschrien. Wenn andere Mittel nicht greifen, müssen sie aber angewendet werden, und zwar nicht erst nach einem endlos langen, teuren und fruchtlosen Weg der Überzeugungsarbeit.

ysnp
7 Jahre zuvor

Klar muss beides da sein. Dass ich in meinem ersten Beitrag eher die andere Seite erwähnt habe, war, dass ich die Prävention erst einmal betonen wollte, was sich ja auch aus dem Artikel ergab. Natürlich muss jeder Konsequenzen für sein Handeln tragen und Grenzen müssen aufgezeigt werden. Die Konsequenzen müssen nachhaltig sein, das steht für mich außer Frage.

Ursula Prasuhn
7 Jahre zuvor

@ysnp u. Christian Möller
Den Wert und die Notwendigkeit von Sanktionen möchte ich dick unterstreichen und an das Buch der Jugendrichterin Kirsten Heisig („Das Ende der Geduld“) erinnern.
“Kirsten Heisig wurde bundesweit bekannt als neben Stephan Kuperion Haupt-Initiatorin des „Neuköllner Modells zur besseren und schnelleren Verfolgung von jugendlichen Straftätern“… Dies setzt vor allem auf vereinfachte Jugendstrafverfahren, in denen sich junge Täter bei kleineren Delikten möglichst schnell nach der Tat vor Gericht verantworten müssen, bevor oder damit sie nicht zu Schwellentätern werden.” (wikipedia)
Zu Ihrem Kommentar von gestern um 11:43 kann ich mich nur wiederholen, ysnp. Ebenso wie der Artikel von Lars Hennemann hat er auch mir den Eindruck von alleiniger Schuldzuweisung an Staat und Gesellschaft vermittelt, wenn junge Muslime zu Schwerkriminellen und Mördern werden. Es ist gut, dass Sie diesen Eindruck nun revidiert bzw. zurechtgerückt haben.
Es ist immer heikel, wenn die Dinge selektiv betrachtet werden. Dies nährt einseitige Vorstellungen von Gefahr, Verantwortung, Bekämpfung und Schuld, die nie Gutes nach sich ziehen, denn entscheidende Faktoren werden ausgeblendet, die ihr Unwesen ungehindert forttreiben.
Bei der Integrationsfrage und dem vielzitierten Spruch vom „Fördern und Fordern“ sehe ich eine fast ausschließliche Konzentration aufs Fördern, während das Fordern weitgehend unterbleibt – vermutlich wegen der Angst vor Rassismusvorwürfen.
Wenn Sie einige meiner Kommentare kennen, werden Sie vielleicht gemerkt haben, dass mich nichts so sehr umtreibt wie die Befürchtung vor einseitiger Beurteilung durch rigide Moralvorstellungen, die wichtige Kritik in der Sache durch ihren absolutistischen Geltungsanspruch diffamieren und unterdrücken. Der Begriff „politisch korrekte Meinung“ kennzeichnet diese Einbahnstraße, der ich nicht zutraue, die Gesellschaft samt ihres Bildungswesens in eine tolerantere, humanere und bessere Zukunft zu führen, auch wenn das die Zielvorstellung ist. Meines Erachtens wird jedoch eher das Gegenteil erreicht – trotz aller Erklärungen und Dementi.
Um meine Meinung mit dem bekannten Spruch von Kurt Tucholsky abzurunden: „Das Gegenteil von gut ist nicht böse, sondern gut gemeint.“

F. H.
7 Jahre zuvor
Antwortet  Ursula Prasuhn

Die „politisch korrekte Meinung“ zum Attentat von Nizza bringt der Artikelschreiber Lars Hennemann ebenso deutlich an den Leser wie die meisten Journalisten, die sich zu diesem und anderen Terrorakten von Muslimen äußern.
„Der Terror von Nizza kam von innen“, heißt es in schöner Übereinstimmung. Er kam also aus den westlichen Gesellschaften selbst und ihre Zündschnur waren soziale Ungerechtigkeiten, Benachteiligungen, der Frust über zu wenug Aufmerksamkeit und Zuwendung.
Da können die Terroristen während ihrer Gräueltaten noch so laut den Namen Allahs rufen, da können noch so viele Bekennerschreiben islamistischer Terrorgruppen eintreffen, nein, das Offensichtliche darf nicht wahr sein. Von ihm muss schnellstens abgelenkt werden durch die immer gleiche Geschichte von sozialer Benachteiligung, die für alles herhalten muss, wenn’s unangenehm wird.
Was verspricht man sich von dieser Pflege politisch korrekter Meinungen, die oft mehr auf Dichtung als auf Wahrheit beruht? Kann die Welt verbessert werden durch Maßnahmen, die von falschen Thesen ausgehen?

sofawolf
7 Jahre zuvor

@ MMeier, das schon ein bisschen seltsam, anderen Bildung zu wünschen und dann zu behaupten, das alte Testament sei für die Christen nicht verbindlich. Klar gab es Sekten / Glaubensrichtungen / Theologen innerhalb der Christen, die das auch so sahen, aber sie wurden als Ketzer verfolgt und vernichtet. Der gängige Spruch lautet: „Das Alte Testament bereitet das Neue vor, während das Neue das Alte vollendet“. Nein, das ist nicht ansatzweise das, was Sie schrieben. 😉 Neues und Altes Testament werden von den Christen als UNTRENNBARE EINHEIT gesehen – wiewohl man sich im Laufe des Christentums mal mehr auf das Alte (böser, strafender Gott) und mal mehr auf das Neue (liebender, nachsichtiger Gott) berufen hat – und sich heute eh (fast) jeder Christ das heraussucht, was ihm gefällt.

Oder wie man nun sagt: „Jeder versteht Gottes Wort nach seinem Gewissen.“
(Und da ist ja auch was dran.)

MMeier
7 Jahre zuvor
Antwortet  sofawolf

Dem von ihnen kritisierten Beitrag war zu entnehmen, dass das Alte Testament ein untrennbarer Teil der Bibel sei.

Das ändert aber trotzdem nichts daran, dass das Neue Testament der entscheidene Teil nach dem sich die Christen richten.

Nun denn, wenn ich tatsächlich falsch und sie richtig liegen sollten, dann dürfte es ihnen ja keine Schwierigkeiten bereiten mehrere Gottesdienste zu besuchen und mir die (die natürlich in der Mehrzahl sind 😉 ) zu nennen, ganz egal ob evangelisch o. katholisch, bei denen der rachsüchtige Auge-um-Auge-Gott gepredigt wird anstatt des „und vergebe uns unsere Schuld, denn auch wir vergeben unseren Schuldigern“!

Professor
7 Jahre zuvor
Antwortet  MMeier

MMeier,

und noch eine Behauptung von Ihnen ist falsch: Angeblich gibt es keine Demokratie, in der Muslime die Bevölkerungsmehrheit stellen – das stimmt nicht.

Indonesien ist das größte muslimische Land der Welt – und eine Demokratie. Tunesien ist muslimisch – und eine Demokratie. Pakistan ist muslimisch – und, mit Abstrichen, eine Demokratie.

Erstaunlich, mit welcher Dreistigkeit ein offenbar staatsbediensteter Lehrer unter dem Schutz der Anonymität in diesem Forum Vorurteile gegen ein Viertel der Weltbevölkerung zu schüren versucht – und damit gegen geltendes (Menschen-)Recht verstößt. Würde Ihnen nachgewiesen, dass Sie im Dienst muslimische Schüler diskriminieren, dürfte Sie das Ihren Job kosten – und zwar völlig zu Recht.

MMeier
7 Jahre zuvor
Antwortet  Professor

Die Türkei ist auf dem Blatt Papier auch eine Demokratie. In Indonesien sind tausende Christen auf der Flucht vor Muslimen. Regelmäßig werden dort Christen umgebracht, Kirchen abgebrannt oder von Staatsdienern geschlossen oder abgerissen.

Von dem islamischen Recht, das natürlich auch in Indonesien gilt, reden wir noch nicht einmal. Indonesien soll ja ein schönes Land sein. Besuchen sie es doch mal und lassen sich mit der Moralpolizei in Aceh die Scharia vorführen!

Übrigens, Nordkorea und China nennen sich auch Republik und Nordkorea sogar zusätzlich noch demokratisch.

MMeier
7 Jahre zuvor
Antwortet  Professor

„Erstaunlich, mit welcher Dreistigkeit ein offenbar staatsbediensteter Lehrer unter dem Schutz der Anonymität in diesem Forum Vorurteile gegen ein Viertel der Weltbevölkerung zu schüren versucht – und damit gegen geltendes (Menschen-)Recht verstößt.“

Es ist schon eine Krux mit der Meinungsfreiheit in Demokratien. Es gibt doch tatsächlich immer welche, die sie nutzen wollen. Skandal! Ich schlage als Lösung die Abschaffung der Meinungsfreiheit vor. Den Staat kann man ja trotzdem als Demokratie bezeichnen, Nordkorea und DDR haben ja gezeigt wie das geht.

„Würde Ihnen nachgewiesen, dass Sie im Dienst muslimische Schüler diskriminieren, dürfte Sie das Ihren Job kosten – und zwar völlig zu Recht.“

Und das mit Recht, aber ein Beweis ist ein Beweis und unbewiesene Unterstellungen sind kein Beweise. Aufgrund ihrer Behauptung dürfte sich gar kein Lehrer irgendeiner politischen Betätigung (im Privaten) hingeben. GEW ade…

Professor
7 Jahre zuvor
Antwortet  MMeier

Sie haben die Meinungsfreiheit in Deutschland offenbar nicht verstanden – die hat Grenzen. Kleine Nachhilfe:

Paragraf 130 Absatz 1 des Strafgesetzbuchs:

Wer in einer Weise, die geeignet ist, den öffentlichen Frieden zu stören,

gegen eine nationale, rassische, religiöse oder durch ihre ethnische Herkunft bestimmte Gruppe, gegen Teile der Bevölkerung oder gegen einen Einzelnen wegen seiner Zugehörigkeit zu einer vorbezeichneten Gruppe oder zu einem Teil der Bevölkerung zum Hass aufstachelt, zu Gewalt- oder Willkürmaßnahmen auffordert oder

die Menschenwürde anderer dadurch angreift, dass er eine vorbezeichnete Gruppe, Teile der Bevölkerung oder einen Einzelnen wegen seiner Zugehörigkeit zu einer vorbezeichneten Gruppe oder zu einem Teil der Bevölkerung beschimpft, böswillig verächtlich macht oder verleumdet,

wird mit Freiheitsstrafe von drei Monaten bis zu fünf Jahren bestraft.

MMeier
7 Jahre zuvor
Antwortet  MMeier

Ich habe Meinungsfreiheit sehr gut verstanden, auch wenn „Erziehungs“(ein beliebtes Wort in der DDR)-Apologeten ständig etwas von Grenzen der Meinungsfreiheit schwafeln. Was sie wollen ist Zensur. Sie wollen Menschen verfolgen, die Meinungen äußern, die ihnen nicht passen. Tut mir leid ihnen das sagen zu müssen, aber solche Demokratiefeinde wie sie sind einfach nur verachtenswert.

Mich beeindruckt die Nennung des Gesinnungsparagraphen § 130 StGB, der einer Demokratie unwürdig ist, wenig, denn nicht einmal dagegen habe ich ansatzweise verstoßen.

Wissen sie, sie erinnern mich an den Schariapolizist, der drohend den Säbel hebt („sonst…“), nur der ist beeindruckender. Selbst verquere Personen wie Bernd sind nicht so auf einem faschistischen Trichter wie sie.

Aber ich kann sie beruhigen, sie liegen damit voll im Trend und in ein paar Jahren wird man die Enkel wieder fragen hören „wie konnte es nur soweit komme?“. Welche Ausrede werden sie haben?

Professor
7 Jahre zuvor
Antwortet  MMeier

Die Meinungsfreiheit endet immer da, wo die Würde des anderen beginnt. Auch persönliche Beleidigungen und Betrug fallen – ebenso wie die Leugnung des Holocaust – nicht unter Meinungsfreiheit. Sie und Ihre Meinungsfreunde von Pegida krakeelen doch am lautesten, wenn Sie sich (etwa als rechtsradikal) beleidigt fühlen.

Die Bundesrepublik funktioniert im Übrigen seit Jahrzehnten gut als Demokratie – mit dem Volksverhetzungsparagraphen, den Sie bezeichnenderweise als „Gesinnungsparagrafen“ herabwürdigen (welche „Gesinnung“ außer einer rassistischen sehen Sie denn dadurch bedroht?). Demokratie braucht nun mal Regeln, und die gelten für alle, auch für Sie und Ihre Meinungsfreunde. Ihre abstrusen Vergleiche („Shariapolizei“) und lächerlichen Versuche, Deutschland als Quasi-Diktatur zu diskreditieren, ändern daran nichts.

MMeier
7 Jahre zuvor
Antwortet  MMeier

Alleine schon ihre Behauptung, dass Pegidisten meine Freunde wären stellt eine Verleumdung durch sie dar.

„Die Bundesrepublik funktioniert im Übrigen seit Jahrzehnten gut als Demokratie – mit dem Volksverhetzungsparagraphen, den Sie bezeichnenderweise als “Gesinnungsparagrafen” herabwürdigen (welche “Gesinnung” außer einer rassistischen sehen Sie denn dadurch bedroht?).“

Das zeigt schon, dass sie keine Ahnung haben wovon sie reden. Ein Roland Freisler hätte sich die Finger nach dem Paragraphen geleckt… ach nee, er hatte ihn ja.

Morddrohungen, Beleidigungen, Verleumdungen können bereits durch normale Gesetze verfolgt werden. Der Sinn des § 130 StGB (und genau deshalb ist er auch so schwammig formuliert) liegt genau darin, dass eben nicht klare Vergehen wie Aufruf zum Mord verfolgt werden (dafür gibt es, wie bereits erwähnt § 240 StGB), sondern alles was sonst nicht unter §§ 240, 185 und 187 StGB fallen würden.

Das hat noch nicht einmal mit „rassistischer Gesinnung“ zu tun, sondern kann bei Politikwechseln genauso gegen sie gerichtet werden. Sie scheinen das nur nicht zu verstehen, weil sie gerade auf der bevorzugten Seite stehen, aber die Geschichte zeigte schon öfter wie schnell sich der Wind drehen kann.

„Demokratie braucht nun mal Regeln, und die gelten für alle, auch für Sie und Ihre Meinungsfreunde. “

Das erzählen sie mal in den USA. Bitte belehren sie das Land in Sachen Demokratie und Meinungsfreiheit, das zweimal zu einer Demokratie in Deutschland geführt hat. Mal sehen wie das ankommen wird.
Ich würde glatt behaupten, dass die USA nur deshalb so lange eine Demokratie geblieben sind, gerade weil es ein derartiges Gesetz dort nicht gibt.

„Ihre abstrusen Vergleiche (“Shariapolizei”) und lächerlichen Versuche, Deutschland als Quasi-Diktatur zu diskreditieren, ändern daran nichts.“

Anetta Kahane fand bestimmt auch nichts Falsches dabei als Stasispitze zu arbeiten und sicher immer noch nicht auch jetzt schon wieder Zensur und Bespitzelung zu betreiben.

Und natürlich passt der Vergleich, denn es soll genau den gleichen Zweck erfüllen, nur die Mittel unterscheiden sich.

Anna
7 Jahre zuvor
Antwortet  MMeier

Wie geschichtsvergessen kann man sein, um zu übersehen, dass der Paragraf 130 natürlich mit den Erfahrungen Deutschlands in der Weimarer Republik und in der Nazi-Zeit zusammenhängen.

Jetzt tauschen Sie mal erkenntnishalber in Ihren Einlassungen den Begriff „Muslime“ gegen das Wort „Juden“ aus – wäre das für Sie dann iimmer noch von der Meinungsfreiheit gedeckt?

MMeier
7 Jahre zuvor
Antwortet  MMeier

Wie geschichtsvergessen kann man sein, um zu übersehen, dass die Geschichte dieses Gesetzes bis weit vor die Weimarer Republik geht?
Damals wurde es aber gegen Sozialisten der SPD gerichtet.

Anna
7 Jahre zuvor
Antwortet  MMeier

So ein Quatsch. Dann lesen Sie einfach mal den Paragrafen 130 – von Majestätsbeleidigung steht nichts drin.

MMeier
7 Jahre zuvor
Antwortet  MMeier

Ich rede nicht von § 95 StGB „Majestätsbeleidigung“, sondern von § 130 „Volksverhetzung“ im Kaiserreich.

sofawolf
7 Jahre zuvor

@ MMeier, mein Anliegen war nicht, Sie bloßzustellen oder so, es ging mir nur um die Behauptung, das Alte Testament zähle für die Christen nicht. Ich selbst wünschte mir, dass es so wäre. Das Neue Testament – wiederum ohne die Texte von Paulus – ist der Teil der Bibel, der mir am besten gefällt und mit dem ich mich am meisten identifizieren kann. Da ist nämlich im Wesentlichen (sage ich mal sicherheitshalber einschränkend) nur von Barmherzigkeit und Vergebung und Nächstenliebe die Rede.

Die Mehrheit der Christen – zumindest wie ich sie kenne – folgt nicht mehr 1 : 1 den Bibelaussagen, egal, welchen. Aber fanatische Christen gibt es auch. Ich erinnere nur an jene, die in den USA Ärzte, die Abtreibungen durchführen, umbringen u.dgl.

Zum Glück sind diese fanatischen Christen heute in der Minderheit. Das war in der Geschichte nicht immer so. Da haben die Christen mit den Andersgläubigen alles das auch gemacht, was wir heute den Moslems vorwerfen bzw. den fanatischen Moslems.

M. J.
7 Jahre zuvor
Antwortet  sofawolf

Ich verstehe immer nicht, warum so oft auf die historischen Grausamkeiten der Christen gegenüber Andergläubigen verwiesen wird. Die bestreitet doch niemand.
Ich lebe aber heute und ich möchte in Frieden leben und in einem Staat, der mir innere Sicherheit gewähren kann, wo Probleme mit Andersgläubigen nicht relativiert und kleingeredet, sondern angepackt und gelöst werden. Auch für meine Kinder möchte ich dies, sie leben noch länger als ich einer Zukunft, vor der mir graut, wenn ich die Entwicklung so fortgesetzt sehe, wie sie sich seit einiger Zeit präsentiert.

mehrnachdenken
7 Jahre zuvor
Antwortet  M. J.

Warum überhaupt Religionen?
Sie brachten Tod und Elend über die Menschen (Christentum), obwohl Jesus das bestimmt nicht ahnte und was passiert heute im Namen des Islam? Ein intensives Studium mit dem Propheten Mohammend erklärt einiges.

Kennen Sie das Programm von Vincent Ebert? Nein, dann sollten Sie diese Lücke aber schleunigst schließen. Sein Programm beginnt mit dem so genannten Urknall und endet damit, dass wir Menschen in Form unserer Atome weiter leben. Sehr zu empfehlen!!
Nur noch vier Tage in der Mediathek abrufbar.

http://www.3sat.de/mediathek/?mode=play&obj=59780

mehrnachdenken
7 Jahre zuvor
Antwortet  mehrnachdenken

Pardon – Ein intensives Studium des Propheten Mohammed … .

mehrnachdenken
7 Jahre zuvor
Antwortet  mehrnachdenken

Der Kabarettist heißt Vince …
Nun sollte es aber stimmen.

Pälzer
7 Jahre zuvor
Antwortet  mehrnachdenken

Ihre Aussage über Religionen ist ein ganz klein wenig pauschal.
Religion hat z.B. das Denken von Jan Amos Comenius, Henry Dunant und William Wilberforce geprägt, und die drei (als Beispiele für viele tausend andere Namen) werden sie wohl nicht als Bringer von Tod und Elend bezeichnen, oder?

mehrnachdenken
7 Jahre zuvor
Antwortet  Pälzer

Zumindest sprach ich bezüglich der Gewalt beim Christentum von der Vergangenheit. Über den Islam kann sich jeder seine eigene Meinung bilden.
Wie steht’s eigentlich hinsichtlich von Tod und Verderben mit dem Hinduismus und dem Buddhismus?
Da gibt es übrigens in der Zeitung „Die Welt“ ein aktuelles Streitgespräch zwischen Henryk M. Broder und der Islamwissenschaftlerin Eva Maria Kogel.
Ich glaube nicht an einen Gott, Allah, Jesus oder die Eingebungen des Mohammeds. Die biblische Schöpfungsgeschichte ist für mich ein großartiges Märchen. Das kann jeder so halten wie er möchte.
Wissenschaftlich betrachtet, und das legt Vince Ebert auch als studierter Physiker bemerkenswert klar dar, kann es keine Schöpfung gegeben haben.
Anders als die Bibel, der Koran oder was es da sonst noch für religiöse Bücher geben sollte, überzeugt mich sein Programm.
Ist es nicht tröstlich, dass wir nach unserem Tod zumindest in winzigen Atomen weiter durch’s Weltall sausen und evtl. in einem anderen Körper wieder zu leben beginnen?

sofawolf
7 Jahre zuvor

Alle großen Weltreligionen und Weltanschauungen kann man auch als Reaktionen auf Missstände im Leben der Menschen verstehen; als Versuche, Gerechtigkeit herzustellen und aufrechtzuerhalten (auch wenn unter Gerechtigkeit zu anderen Zeiten durchaus etwas anderes verstanden wurde, z.B. sah man ja die Ungleichheit der Menschen in Antike und Mittelalter als gottgewollt an und meinte, unfrei sei, wer zur Freiheit nicht tauge).

Das Problem aller Religionen und Weltanschauungen ist nur leider oft ein grundsätzlicher bzw. in Teilen ihrer Anhängerschaft vorhandener Absolutheitsanspruch; die Auffassung, die alleinseligmachende Wahrheit zu kennen und zu vertreten mit der unmittelbaren Folge, sich zur Durchsetzung des vermeintlich Guten aller Mittel bedienen zu dürfen (Wer nicht für uns ist, ist gegen uns).

Interessant ist auch, erst als das Christentum nicht mehr mächtig war, wurde es tolerant. (? Hm, muss ich selber noch mal drüber nachdenken …)

dixo
7 Jahre zuvor

In den großen Medien wie den öffentlich rechtlichen habe ich von dieser Messerattacke eines marokkanischen Ehemanns und Familienvaters auf eine Mutter und ihre drei Töchter in einem französischen Feriendorf nichts mitbekommen:

http://deutsche-wirtschafts-nachrichten.de/2016/07/19/frankreich-mann-attackiert-mutter-und-drei-toechter-mit-messer/

sofawolf
7 Jahre zuvor

Als Kind fragte ich mich immer, was macht eine Zeitung eigentlich, wenn mal nicht genügend geschieht, worüber sie etwas berichten könnte. Würde sie dann mit weniger Seiten erscheinen oder würden dann einige Seiten leer bleiben? @ dixo, verstehen Sie?

dixo
7 Jahre zuvor
Antwortet  sofawolf

Oh ja, sofawolf, ich verstehe nur zu gut.

Henning
7 Jahre zuvor

Dank Schul- und Berufsschulpflicht bedeutet Schule für junge Menschen zunächst einmal 12 Jahre Unfreiheit. Wer’s nicht glaubt, kann spaßeshalber im schulpflichtigen Alter der Schule fernbleiben. Was der Staat in diesem Falle mit den betreffenden Kindern und Eltern veranstaltet, kann man durchaus auch als Terror bezeichnen. Wie will denn Schule auf diese Weise den Wert von Freiheit vermitteln und was sollen daran mehr Lehrer ändern?