BOCHUM. Untersuchungen zur Belastungssituation von Lehrkräften gibt es einige. Eine Studie soll jetzt – andersherum – ergründen, was Lehrkräfte zufrieden und (gibt’s das?) glücklich im Beruf macht. Teilnehmer werden noch gesucht. In einem Beitrag für News4teachers begründet die Studienautorin, die Bochumer Erziehungswissenschaftlerin Kathi Wachnowski, ihren Ansatz.
An der Ruhr-Universität Bochum wird im November 2016 in der Studie „Glück im Lehrerberuf“ das subjektive Wohlbefinden von Lehrerinnen und Lehrern in Deutschland und Österreich unter die Lupe genommen. Ziel ist es, herauszufinden wie Arbeitsbedingungen, Tätigkeiten und die eigene Persönlichkeit das Wohlbefinden beeinflussen und was dafür sorgt, dass glückliche und zufriedene Lehrerinnen und Lehrer auf Dauer in Ihrem Beruf glücklich und zufrieden bleiben. Anmeldungen sind noch möglich: www.glueck-im-lehrerberuf.de
In den Medien wird vielfach über Burnout und Überforderung bei Lehrpersonen berichtet, und auch in der Wissenschaft liegt ein großer Forschungsschwerpunkt in diesem Bereich. Mit der Studie „Glück im Lehrerberuf“ möchten wir uns von dieser defizitären Perspektive abheben und einen ressourcenorientierten Blick auf den Lehrerberuf richten. Indem wir Informationen zu Ihrem Wohlbefinden und zu Aspekten, die dieses beeinflussen können, erheben, stellen wir die positiven Aspekte Ihres Erlebens in den Vordergrund, denn: In bisherigen Studien konnte gezeigt werden, das subjektive Wohlbefinden ist ein zentraler Aspekt der Lebensqualität. Personen, die sich wohl fühlen, sind weniger anfällig für Depressionen, physisch gesünder und zeigen darüber hinaus ein hohes Engagement bei ihrer Arbeit. Mit Hilfe Ihrer Unterstützung möchten wir daher verstehen: Wie entsteht subjektives Wohlbefinden als ein wichtiger Aspekt der Lebensqualität und als Bedingungsfaktor für physische Gesundheit bei Lehrerinnen und Lehrern und wie kann es – in einem weiteren Schritt – gefördert werden? Wir möchten herausfinden, „Was hält LehrerInnen gesund?“ und nicht, „Was macht sie nicht krank?“.
Auch Sie können an der Studie teilnehmen und direkt profitieren! Das Thema „Wohlbefinden und Gesundheit“ betrifft alle Lehrerinnen und Lehrer, daher sind die Lehrpersonen aller Schulformen eingeladen, sich an der Studie zu beteiligen. Wichtig ist uns, eine möglichst große Teilnehmerschaft, um die Vielfalt der Lehrerinnen und Lehrern auch authentisch abbilden zu können. Egal also, ob Sie über eine lange Schulerfahrung verfügen oder NeueinsteigerIn sind, an einer kleinen oder großen Schule, in Vollzeit oder Teilzeit arbeiten: Melden Sie sich an und begeben Sie sich auf die Suche nach dem, was Sie glücklich macht!
Und wozu das Ganze? Was habe ich davon? Mit den von Ihnen im Verlauf der Studie gemachten Angaben „füttern“ Sie Ihr individuelles Glücksprofil, das Sie direkt nach Abschluss der Studie als Feedback erhalten. Ihr Glücksprofil gibt Ihnen einen Überblick darüber, was Sie glücklich macht und was eher nicht und wie sich Ihr subjektives Wohlbefinden im Vergleich zu Ihren Kolleginnen und Kollegen im Verlauf der Studie entwickelt hat.
Glück ist subjektiv und doch zu erfassen?! Das subjektive Wohlbefinden setzt sich aus zwei unterschiedlichen Komponenten zusammen: Wir betrachten zunächst das Glück, das als affektive Komponente zum subjektiven Wohlbefinden beiträgt. Dazu gehören positive Gefühle und Emotionen, wie die Freude, die in konkreten Situationen erfahren werden. Als kognitive Komponente trägt die Zufriedenheit zum subjektiven Wohlbefinden bei. Darunter verstehen wir die Bewertung des eigenen Lebens oder einzelner Aspekte daraus. Um das subjektive Wohlbefinden und seine Bedingungsfaktoren zu erfassen, haben wir uns in der vorliegenden Studie für ein dreistufiges Erhebungsverfahren entschieden:
Im ersten Schritt untersuchen wir den Status Quo: Wie schätzen Sie im Moment Ihr subjektives Wohlbefinden ein? Dazu kommen einige Basisdaten zu Ihrer Person sowie Ihrer beruflichen Situation. Sie haben eine Woche Zeit, den ungefähr 20-minütigen Fragebogen zu bearbeiten. In der zweiten Woche werden wir Sie bitten, Tagebuch über Ihre Tagesgestaltung sowie Ihr Wohlbefinden zu führen. Um den Aufwand für Sie auch hier möglichst gering zu halten (fünf Minuten pro Tag!), haben wir ein standardisiertes Instrument entwickelt, in dem Sie Tätigkeiten auswählen und bei Bedarf ergänzen können. Wie weiter oben beschrieben, ist gerade das Glück aber ein flüchtiges Phänomen. Sie können sich daher optional dafür entscheiden, in der dritten Stufe auch punktuell über den Tag verteilt Auskunft zu Ihrem aktuellen Befinden zu geben („Experience Sampling“). Damit ermöglichen Sie uns einen Vergleich der beiden Erhebungsmethoden und reichern Ihr individuelles Glücksprofil mit weiteren Informationen, zum Beispiel zu Ihrem Flow-Erleben, an.
App ins Glück
Über unsere kostenfreie „Glück im Lehrerberuf“-App haben Sie die Möglichkeit, sich per Tablet oder Smartphone an der Studie zu beteiligen. Wir ermöglichen Ihnen darüber hinaus auch gerne über Ihren PC einen Zugang zur Studie, falls kein Tablet oder Smartphone vorhanden sein sollte.
Die Studie „Glück im Lehrerberuf“ läuft im November 2016. Die Eingangsbefragung findet im Zeitraum vom 12. bis 20.11.2016 statt. Anschließend entwickeln Sie Ihr eigenes Glücksprofil. Weitere Informationen sowie die Möglichkeit zur Anmeldung finden Sie unter: www.glueck-im-lehrerberuf.de. Bei Fragen nehmen Sie gerne Kontakt mit uns auf: glueck-im-lehrerberuf@rub.de
Über Ihre Teilnahme an der Studie „Glück im Lehrerberuf“ freuen wir uns sehr!
PS: Erzählen Sie Ihren Bekannten und KollegInnen von der Studie! Geben Sie die Informationen zur Studie „Glück im Lehrerberuf“ gerne an Ihre Bekannten, KollegInnen, Verwandten weiter. Sie finden Informationsschreiben für LehrerInnen und Schulleitungen sowie ein Poster zum Aushängen im Lehrerzimmer auf der Projekthomepage.
News4teachers wird (natürlich) über die Studienergebnisse berichten. Wir freuen uns aber auch jetzt schon über Diskussionsbeiträge im Forum zu diesem Artikel.
Kathi V. Wachnowski, Projektleitung der Studie „Glück im Lehrerberuf“, ist wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Professional School of Education sowie am Institut für Erziehungswissenschaft an der Ruhr-Universität Bochum.
Neben Ihren Forschungstätigkeiten ist sie in der psychologischen Organisationsberatung und Führungskräfteentwicklung tätig: „Im Vergleich zu einigen meiner KollegInnen sehe ich mich immer wieder als „Grenzgängerin“. Mir ist es wichtig, unterschiedliche Forschungszugänge und -inhalte in innovativer Form miteinander zu verknüpfen, vor allem soll meine Forschung aber praxisrelevant und praxistauglich sein. Für die Studie „Glück im Lehrerberuf“ habe ich daher zusätzlich zum in der Forschung üblichen „wissenschaftlichen Beirat“ einen „Praxisbeirat“ gebildet. Darin sitzen LehrerInnen- und SchulleitungsvertreterInnen, mit denen ich während des gesamten Prozesses organisatorische und inhaltliche Fragen zur GiL-Studie abstimme und diskutiere: Sind die Fragebögen so für euch zu bearbeiten? Fehlen für euch relevante Aspekte? Was kann ich tun, um die Studie so zu gestalten, dass ihr auch etwas davon habt?“.
Eine interessante Idee! Als wir beschlossenb haben auf Lehramt zu studieren, wollten wir ja etwas damit (Motivation). Was ist davon geblieben?
Ich habe nie den Lehrerberuf “aus Leidenschaft” ergriffen, ich habe nicht einmal auf Lehramt studiert. Trotzdem bin ich seit 15 Jahren sehr zufrieden und erfolgreich in diesem Beruf.
Ich behaupte, dass liegt daran, dass ich im Lehrerberuf nicht “mein Glück suche” sondern als Profi für Geld arbeite und mich darüber hinaus abgrenze.
Naja, ich würde aber doch sagen, dass Sie nicht so der “Idealtyp” des Lehrers sind. Von dem erwartet man schon auch ein wenig Engagement über das Mindestnotwendige hinaus.
Dass Sie zufrieden sind, glaube ich Ihnen. Woran messen Sie, dass Sie erfolgreich sind?
Damit Sie mich nicht falsch verstehen: sich abgrenzen, also Grenzen setzen und sich nicht alles überhelfen lassen, wozu die anderen (Kinder, Eltern, Kollegen) zu faul sind, finde ich richtig ! Aber eher in dem Sinne, dass ich meine ganze Kraft und Energie für MEINE Schüler brauche und für MEINE Arbeit und dazu gehört auch aus meiner Sicht so manches eigentlich nicht, was wir da so alles nebenbei auch noch machen sollen.