Lehrerverband: 50.000 Wiederholer sind zu viel

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MÜNCHEN. Die Präsidentin des BLLV Simone Fleischmann kritisiert die hohe Anzahl an Kindern, die in Bayern eine Klassenstufe wiederholen: „Wenn wir über 50.000 Wiederholer in Bayern pro Schuljahr haben, dann läuft im Bildungsland Bayern etwas schief. Jedes Kind, das eine Jahrgangsstufe wiederholen muss, ist eines zu viel. Für ein Kind macht es keinen Unterschied, aus welchem Grund es eine Klasse wiederholen muss.“ Wiederholen sei zudem kein Ansporn für erfolgreiches Lernen. „Längerfristig gesehen kommen viele Wiederholer nach einer gewissen Zeit wieder an ihre Leistungsgrenze.“

Anstatt Geld in das Wiederholen zu stecken, sollte vielmehr kräftig in die individuelle Förderung jedes einzelnen Schülers investiert werden. Denn: Jeder in Bildung investierte Euro zahle sich hier aus. Auch in Bayern hänge der Schulerfolg der Kinder und Jugendlichen immer noch maßgeblich von der sozialen Herkunft ab. Von einer Chancengerechtigkeit könne deshalb bislang leider keine Rede sein.

Die BLLV-Präsidentin Simone Fleischmann fordert eine Einstellungsoffensive des bayerischen Kultusministeriums. Foto: BLLV
Die BLLV-Präsidentin Simone Fleischmann fordert mehr Investitionen in individuelle Förderung anstatt in Sitzenbleiben. Foto: BLLV

 Die Debatte um das Thema Sitzenbleiben zeige erneut auf, dass der Fokus nach wie vor zu sehr auf Noten und deren Vergleiche liegt. „Ziffernnoten spiegeln nicht das tatsächliche Leistungsspektrum und die Persönlichkeit eines Heranwachsenden wider. Daher pocht der BLLV auf die Etablierung zeitgemäßer Lern- und Leistungssysteme an allen Schulen.“ 

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GriasDi
7 Jahre zuvor

Fällt das nicht unter individuelle Lernzeit?

GriasDi
7 Jahre zuvor

„„Ziffernnoten spiegeln nicht das tatsächliche Leistungsspektrum und die Persönlichkeit eines Heranwachsenden wider.“

Wortgutachten auch nicht. Kein Gutachten wird der gesamten Persönlichkeit eines Menschen gerecht.

mehrnachdenken
7 Jahre zuvor
Antwortet  GriasDi

In einem Wortgutachten kann ich aber mit positiv klingenden Begriffen schlechte Leistungen schön reden.
Was prima im Marketing oder der Werbung klappt, sollte doch auch bei der Beschreibung von SuS-Leistungen kein Problem sein.

Palim
7 Jahre zuvor

Wenn das Geld in die individuelle Förderung gesteckt WÜRDE, KÖNNTE das vielleicht erfolgreich oder erfolgreicher sein.
Es hilft aber rein gar nichts, wenn das Wiederholen verboten wird (oder Empfehlung seitens der Ministerien gegeben werden, Kinder möglichst nicht wiederholen zu lassen), dann aber die Bedingungen gleich bleiben und die Lehrkräfte innerhalb der Klassen allein Kinder unterschiedlichster Begabungen, Beeinträchtigungen oder Unterstützungsnotwendigkeiten gleichzeitig auf vielfache Weise fördern und fordern sollen.

Dieses Sparpaket haben wir bereits in etlichen Bundesländern.
Unterstützung und Förderung wurde gestrichen, Lehrermangel haben wir trotzdem.

BY hinkt in vielem hinterher (Umstellung auf Bachelor, Umstellung auf Kompetenzen)…
Die anderen Bundesländer hätten bei den vielfachen Reformen mehr Ruhe und Verstand walten lassen sollen, statt ein ums andere Jahr immer neue Konzepte und Strukturen von Lehrkräften umsetzen zu lassen.
Und vermutlich ist es besser, die Erfahrungen der anderen Bundesländer zu beachten und von so manchem die Finger zu lassen!

Pälzer
7 Jahre zuvor

„Für ein Kind macht es keinen Unterschied, aus welchem Grund es eine Klasse wiederholen muss“
Das ist ein Unsinn, dem man widersprechen muss. Ob ein Kind mehr Entwicklungszeit braucht oder den Stoff nicht verstanden hat oder auf eine Schule gelockt wurde, deren intellektuellem Anspruch es nicht gewachsen ist, ob es lange Zeit krank oder in einer Lebenskrise wie z.B. Scheidung der Eltern war, ob ein junger Mensch die Schule einfach nicht ernst genommen und nicht gelernt hat, ist ein gewaltiger Unterschied. Vernünftige Klassenkonferenzen, und deren gibt es viele, berücksichtigen das bei ihren Entscheidungen.

alfie
7 Jahre zuvor

Vor einigen Jahren hat der BLLV mal eine große Mitgliederbefragung durchgeführt und die Ansicht der Kolleginnen und Kollegen zu allen möglichen Schulthemen abgefragt. Bei der Vorstellung der Ergebnisse wurde
eines schamvoll verschwiegen: Drei Viertel der BLLV-Mitglieder sprachen sich gegen die Abschaffung des Sitzenbleibens aus.
Ich bin sicher, dass sich daran in der Zwischenzeit nichts geändert hat. Die BLLV-Präsidentin fordert also etwas, was die überwiegende Mehrheit der BLLV-Mitglieder gar nicht will. Na gut, so etwas soll bei Parteien und Verbänden mittlerweile öfter vorkommen …