STUTTGART. Beim Einsatz von schülerzentrierten Methoden dürften die Lehrer die Ergebnissicherung nicht vergessen, mahnt der baden-württembergische Landesschülerrat.
Über neuen Lehrmethoden wie Gruppenpuzzles oder «Open Space» dürfen Lehrer nach Ansicht des Landesschülerbeirates die Sicherung der Lernergebnisse nicht vergessen. Viele Schüler fragten sich «Was habe ich heute eigentlich gelernt?», weil der Lehrer am Ende der Schulstunde keine Lösung, kein Resümee präsentiere, kritisierte Joachim Straub, Vorsitzender des Beirats,. Bei sogenannten schülerzentrierten Methoden nimmt der Lehrer sich – im Unterschied zum Frontalunterricht – zurück und wird beispielsweise bei «Open Space» von einem Schüler ersetzt.
Überdies fordert das Beratungsgremium des Kultusministeriums, das die Interessen von 1,5 Millionen Schülern im Südwesten vertritt, mehr Unterstützung der Schülervertretungen. So müsse der zeitliche Aufwand des Verbindungslehrers, der als Scharnier zwischen Schülern und Lehrern dient, verbindlich kompensiert werden. Damit würde auch die Demokratieerziehung an den Schulen unterstützt. Die Schülermitverantwortung sei der erste Berührungspunkt mit demokratischen Wahlen und Abläufen und mit ehrenamtlichem Engagement. (dpa)
Bei mir kommt es auf das Thema an. Wenn ich es inhaltlich den Schülern zutraue, lasse ich sie eigenverantwortlich arbeiten. Dass die, die es am nötigsten haben, das am wenigsten ernst nehmen, ist die klassische Nebenwirkung. Im Anschluss an diese eigenverantwortliche Reihe gibt es natürlich wieder gemeinsame Übungen dazu. Bei wirklich anspruchsvollen Themen arbeite ich komplett gemeinsam mit den Schülern, weil ich das im Anschluss der Eigenverantwortung — in diesem Fall dem Scheitern — das so oder so erneut machen müsste. Als positiver Nebeneffekt ist das Lehrerzentrierte Arbeiten wesentlich weniger intensiv in der Vorbereitung, insbesondere vor dem Kopierer.
Die Bildungsforschung könnte auch mal an die Schüler und nicht nur an die Veröffentlichung denken.
Das Maß schülerzentrierten Unterrichts bestimmt das Kopierkontingent.
Pupils get what the civil community pays for.
Wenn ich die Schülerchen eigenverantwortlich arbeiten lasse, setze ich mich immer zu den schlechten. Die lieben das, weil ich endlich genug Zeit habe. Die Lösungen zum Kontrollieren können alle vorne kurz ausleihen zum Vergleichen.
Nicht nur Schüler sehen “moderne” Lehrmethoden (einige davon erstmals 1657 von Comenius erwähnt) kritisch, auch die Wissenschaft. Es gibt keine experimentellen Belege, die darauf hinweisen, dass Kinder in jahrgangsübergreifenden Gruppen oder in Eigenarbeit besser lernen.
Interessante Links zum Thema:
https://www.welt.de/debatte/kommentare/article150030033/Warum-Ihr-Kind-bald-wieder-Frontalunterricht-hat.html
und
faz.net/aktuell/wirtschaft/bildungswesen-frontalunterricht-macht-klug-11994686.html
Ich denke, da muss die Methode verfeinert werden und nicht die Methode an sich abgelehnt werden. Außerdem gibt es in dem angesprochenen Bereich unterschiedliche Varianten. Wenn ich die Schüler erst selbst etwas erarbeiten lasse, sich sozusagen mit dem Lerngegenstand auseinandersetzen lasse und dann gemeinsam Ergebnisse diskutiere um dann zum Optimalen zu kommen, dann haben die Schüler wesentlich mehr Zugang zum Lernstoff. Ich finde, man sollte eher eine gute Methodenmischung in seinem Unterricht praktizieren. Das ist in dem Moment leichter, wenn man als GrundschullehrerIn einen ganzen Vormittag zu rhythmisieren hat. Hier ist der Methodenmix so oder so von Vorteil um möglichst viel Konzentration zu erhalten.
Zitat:
“Ich denke, da muss die Methode verfeinert werden und nicht die Methode an sich abgelehnt werden.”
Bisher gibt es scheinbar also keine solche verfeinerten Methoden – allein das spricht ja schon Bände. Ich bin selbst für Methodenmix, muss aber anerkennen, dass die meisten Methoden eher schlechter als besser sind.
Eine Methode als solche kann nicht gut oder schlecht sein, sie ist lediglich ein Werkzeug.
Wer aber schon einmal versucht hat mit einer Wasserpumpenzange einen Nagel einzuschlagen, dürfte vermutlich leichter erkennen, was hier falsch ist. Es ist nicht per se das Werkzeug.
Gut, dann formuliere ich es anders: Die meisten Methoden sind für den Einsatz im Unterricht, zur Vermittlung von Wissen eher ungeeignet – wenn man der Vielzahl an Studien glauben darf.
Das Argument mit der Verfeinerung der Methode kann allerdings auch auf den “instruktiven Unterricht” angewandt werden. Wenn eine der “neuen Methoden” besser ist als die alte, muss die alte Methode halt verbessert werden.
nachdem wir nun 20 Jahre daran arbeiten (mein Referendariat war 1996-98), sollten die Methoden doch eigentlich fein genug sein, oder?
Eben. Aber das wollen die Methoden-Päpste ja nicht wahrhaben.
In diesem Zusammenhang fällt mir ein:
Woran erkenne ich eine gute Methode?
in Bezug auf den Lernstoff:
– Lernerfolg?
– Motivation der Schüler
– Einbezug aller Schüler
Manche Methoden habe ja auch noch sekundäre (inzwischen sogar primäre) Ziele, die durch die Methode an sich praktiziert werden, wie Teamwork (kooperative Methoden) und Zeiteinteilung (Wochenplan) und Arbeitsorganisation (Lerntheke und Co.)
Inzwischen gibt es deutschlandweit immer mehr Schulen, die für sich ein Methodencurriculum erstellen, um den verschiedenen Aspekten Rechnung zu tragen.
Es geht hier um Äußerungen der Schülerschaft, die sich wünschen, dass sie am Ende ein “So-ist-das-richtig” bekommen. Dagegen spricht die Forderung der Selbstverantwortung der Lernenden.
Meiner Meinung nach muss die Lehrkraft auch bei offeneren Unterrichtsformen dafür sorgen, dass die erarbeiteten Ergebnisse richtig sind.
Wie das erfolgt, kann unterschiedlich sein und ist vermutlich auch je nach Altersstufe und Inhalt verschieden einzuschätzen.
Zitat:
“Manche Methoden habe ja auch noch sekundäre (inzwischen sogar primäre) Ziele, die durch die Methode an sich praktiziert werden, wie Teamwork (kooperative Methoden) und Zeiteinteilung (Wochenplan) und Arbeitsorganisation (Lerntheke und Co.) ”
Komischerweise bescheinigen Studien, dass auch bei diesen Zielen durch die “neuen Methoden” keine signifikanten Verbesserungen erreicht werden.
Nachzulesen bei Gerhard Roth in “Bildung braucht Persönlichkeit – wie lernen gelingt”. Er hat sämtliche – aus seiner sicht seriöse Studien – auch daraufhin untersucht.
@ysnp
Mich würde mal interessieren, ob Sie bei der Teamarbeit noch im Auge haben, ob sich alle Schüler zum Wohl der Gruppe und ihrem Arbeitsergebnis einbringen, oder ob hier nicht manche auch lernen, die anderen machen zu lassen und selbst unauffällig Däumchen zu drehen.
Teamwork hat meiner Erfahrung nach zwei Seiten, weswegen sich meine Begeisterung in Grenzen hält.
Ähnlich ist es mit dem Wochenplan und seinem Primär- oder Sekundärziel: Zeiteinteilung. Auch er ist missbrauchsanfällig, wenn der Lehrer nicht peinlich genau kontrolliert, dass jedes Kind auch tatsächlich am Ende der Woche seine Aufgaben vollständig und gewissenhaft erledigt hat.
Nach Wochenplan zu arbeiten ist für den Lehrer ein Kinderspiel, wenn er die Schüler selbst abhaken und kontrollieren lässt. Er ist jedoch eine Herkulesaufgabe, wenn er diese Kontrolle selbst durchführt, was unerlässlich ist, wenn die Sache keine Mogelpackung sein soll.
Die “Lerntheke und Co.” zum Erlernen, wie man seine Arbeit organisiert, lasse ich mal weg. Sie hat ähnliche Schwachstellen.
Sagen möchte ich insgesamt nur: Methodenvielfalt ist gut und schön, wenn auch die Schattenseiten der Methoden im Auge behalten werden und der Lehrer bereit ist, aufwändige Kontroll- und Prüfungsarbeit zu leisten.
Ansonsten mache ich hinter etliche Methoden ein dickes Fragezeichen, weil sie mir vorkommen wie Methoden um der Methode Willen, auch wenn gesagt wird: um des Schülers Willen.
“…wenn auch die Schattenseiten der Methoden im Auge behalten werden und der Lehrer bereit ist, aufwändige Kontroll- und Prüfungsarbeit zu leisten.”
Das ist selbstverständlich. Wenn eine Methode, dann bis in die letzte Konsequenz. Die letzte Konsequenz heißt Kontrolle und anschließende Rückmeldung durch den Lehrer (ich meine hier immer beide Geschlechter) und auch ganz wichtig: die Selbstreflexion. Selbstreflexion wird bei uns in der Grundschule immer selbstverständlicher und ist im neuen Lehrplan festgeschrieben.
Meine Erfahrung zur Gruppenarbeit bei Grundschülern ab Klasse 3: Man kann dort sehr wohl auf eine gute Gruppenarbeit hinführen. Wichtig dabei ist die ständige Kontrolle des Lehrers und die anschließende Gesamtreflexion, wie die Gruppenarbeit an sich geklappt hat zu den Inhalten der Gruppenarbeit.
Mir geht es nicht darum, Methoden gegeneinander auszuspielen. Als Lehrkraft, die den ganzen Vormittag in ihrer eigenen Klasse ist, kann ich einen Methodenmix anwenden. Und natürlich mache ich ebenso Frontalunterricht wie offene und kooperative Unterrichtsformen.
Außerdem glaube ich, dass der, der alle 45 Minuten in eine andere Klasse hetzt, methodisch gar nicht so viele Möglichkeiten ausspielen kann, denn für einige Methoden braucht man Zeit und Ruhe.
Es geht vor allem darum, das diejenigen, die diesen Methodenmix nicht machen, weil sie entweder keine Zeit dafür bekommen oder mit der “alten Methode” bessere Erfahrungen gemacht haben, nicht als die Rückständigen bezeichnet und belächelt werden.
Genausowenig sind die digitalen Medien im Unterricht erforscht, und dort wo sie erforscht wurden, haben auch diese keine besseren Ergebnisse bei den Schülern bewirkt.
Immer auf den Boden bleiben: Die Methode gibt es nicht.
Auch zur Teamarbeit gibt es mittlerweile Forschungsergebnisse – was die Teamarbeit in Firmen betrifft. In diesen Forschungsergebnissen kommt die Teamarbeit eher schlecht weg, vor allem auch dann, wenn es darum geht Entscheidungen zu treffen usw.
@ysnp
Dickes Kompliment, bei häufiger Anwendung dieser Methoden traue ich mir eine gründliche Kontrolle und Korrektur zeit- und kräftemäßig nicht mehr zu.
Darum bevorzuge ich Methoden, die gewährleisten, dass ich jeden Schüler mit dem, was er macht und leistet, noch im Auge haben kann.
In diesem Zusammenhang sei an John Hattie erinnert, der Systemen und Methoden auf Grund seiner Untersuchungen so gut wie keine Bedeutung beimisst, dafür umso mehr dem Lehrer.
Sogar der verpönte Frontalunterricht kommt bei ihm gut weg.
Jeder macht wie er kann und möchte im Rahmen seiner Bedingungen. Wichtig ist, dass die Schüler etwas lernen und wenn möglich (zumindest sollte man dies im Auge behalten) gern zur Schule gehen.
Ich fände es übrigens besser, wenn solche spezifischen Erfahrungen wie die obigen bei 4 teachers intern in den Foren dort diskutiert werden würden und nicht auf einer eher bildungspolitisch orientierten Seite.
Nein, GriasDi, DIE Methode gibt es nicht,
aber ein Methodeneinerlei, der NUR FRONTAL heißt, sollte auch nicht richtig sein,
da dann die anderen Ziele gar nicht in den Blick genommen werden.
Wer mit alten Methoden “bessere Erfahrungen” gemacht haben will, muss die anderen konsequent und engagiert in verschiedenen Klassen ausprobiert haben.
Und auch das Lernen mit digitalen Medien kann nur dort erforscht werden, wo es eingängig durchgeführt und geübt wurde, so wie andere Methoden auch erlernt und eingübt werden müssen – siehe Beitrag von ysnp.
Mir wäre daran gelegen, für diese Zeile, die über Methoden vermittelt werden, ebenfalls Zeit eingeräumt zu bekommen. Ebenso wie die vielen anderen Inhalte, die noch dazu gekommen sind, braucht auch methodische Vielfalt Zeit für Vermittlung und Übung.
Zitat:
“Wer mit alten Methoden „bessere Erfahrungen“ gemacht haben will, muss die anderen konsequent und engagiert in verschiedenen Klassen ausprobiert haben.”
Muss er nicht!!!
Muss ein Arzt erst schlechtere Medikamente ausprobieren, um den Nutzen von besseren Medikamenten schätzen zu lernen?