„Deutschlands Lieblingslehrer“ (RTL) erlebt neue Abenteuer. Sein Erfolg wirft die Frage auf: Warum ist die Serie „Der Lehrer“ so beliebt?

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KÖLN. Jetzt läuft sie wieder, die RTL-Serie „Der Lehrer“. Am vergangenen Donnerstag war die erste Folge der neuen, mittlerweile fünften Staffel zu sehen – und einmal mehr knüpft das Format nahtlos an frühere Erfolge an. Mehr als drei Millionen Menschen schauten zu, als „Deutschlands Lieblingslehrer“ (RTL) Stefan Vollmer, gespielt von Hendrik Duryn, wieder für Furore an seiner Gesamtschule sorgte. Moment mal: Deutschlands Lieblingslehrer? Von der Hand zu weisen ist das tatsächlich nicht. Die Serie ist vor allem bei jüngeren Fernsehzuschauern ein Renner. Was aber macht die Figur zu einem derartigen Sympathieträger? Oder anders gefragt: Welche Eigenschaften braucht ein Lehrer, um beliebt zu sein?

Traumlehrer für Millionen von Deutschen: Stefan Vollmer (gespielt von Hendrik Duryn) und Konkrektorin Karin Noske (Jessica Ginkel). Foto: RTL
Traumlehrer für Millionen von Deutsche: Stefan Vollmer (gespielt von Hendrik Duryn) und Konkrektorin Karin Noske (Jessica Ginkel). Foto: RTL

„Mit seinem außergewöhnlichen Mix aus Relevanz und Humor hat sich ‚Der Lehrer‘ über die Jahre als handfester Serienhit bewiesen“, so meint RTL. Tatsächlich funktioniert die Serie vor allem als Komödie: 2014 gewann sie den „Deutschen Comeypreis“, 2016 wurde sie erneut für diesen nominiert. Das  Format gewann darüber hinaus 2009 den „Deutschen Fernsehpreis“ und wurde 2014 für den Bayerischen Fernsehpreis nominiert, was darauf hinweist, dass hier mehr als Klamauk der Marke „Fack ju Göhte“ geboten wird. Obwohl auch dieser Erfolg belegt („Fack ju Göhte 2“ war der nach Umsatz zweiterfolgreichste Film des deutschen Kinos insgesamt, nach dem „Schuh des Manitu“), dass das (Film-)Thema Schule derzeit gefragt ist wie seit den Blödelfilmen der 70-er Jahre á la  „Die Lümmel von der ersten Bank“ nicht mehr.

Knutschend an der Kollegin: Wie ein echter Lehrer die RTL-Serie „Der Lehrer“ sieht

Worum geht’s jetzt beim „Lehrer“? „In der fünften Staffel wird es wieder turbulent für Stefan Vollmer, denn er bekommt einen neuen G-Kurs!“, so informiert uns der Sender. „Und ein neuer G-Kurs bedeutet neue Schüler mit neuen Problemen, neuen Stress mit den Eltern und neue Machtkämpfe mit der Schulleitung. Umso schlimmer, dass Stefan seine wichtigste Verbündete zu verlieren droht: Nach dem Scheitern ihrer Beziehung in Staffel vier möchte sich die bezaubernde Konrektorin Karin Noske (Jessica Ginkel) ins ferne Lemgo versetzen lassen. Vielleicht ist eine Flucht fürs Erste tatsächlich die Lösung, denn die Anziehungskraft zwischen den beiden scheint ungebrochen …“

Damit das Ganze nicht allzu flach gerät, werden Probleme eingestreut, die sich von dem Superlehrer in den 45 Minuten einer Folge locker lösen lassen: Spielsucht, Homeschooling, sozialer Abstieg, autoaggressives Verhalten, Pflegefamilien, Hochbegabung, Transgender, Demenz und der schwierige Umgang mit Trauer. Wow! „Stefan Vollmer ist ein Lehrer, wie man sich ihn wünscht. Die Probleme seiner Schüler lassen ihn nicht kalt, und anstatt lange zu diskutieren, ergreift er die Initiative. Wo andere aufgeben, kommt er erst richtig in Fahrt. Denn Herr Vollmer lässt niemanden links liegen“ – so erklärt RTL die hohen Sympathiewerte der Filmfigur. Ob Herr Vollmer seine Schüler auch fachlich weiterbringt, wissen wir nicht, denn mit einer so spröden Tätigkeit wie dem Unterrichtsgeschehen hält er sich nicht lange auf.

Tatsächlich scheinen Methodenkompetenz oder großes Fachwissen nicht zu den Eigenschaften zu gehören, die Lehrer in den Augen ihrer Schüler „toll“ machen. Menschliche Wärme rangiert dagegen in Schülerumfragen ganz weit oben.

Die wichtigste Eigenschaft: Fairness

Der Erziehungswissenschaftler Jürgen Wilbert von der Universität Köln hat Studien zum Unterschied zwischen „idealen und typischen“ Lehrern vorgelegt, an denen 560 Schüler über einen Zeitraum von 13 Jahren teilnahmen, so berichtet die „Süddeutsche Zeitung“. Dem „typischen Lehrer” ordneten viele Befragte negative Begriffe wie „müde, verschwommen, missmutig“ oder „hart, streng, ernst“ zu. Die wichtigste Eigenschaft des idealen Lehrers sei hingegen Fairness. „Bei gleicher Leistung soll die gleiche Note vergeben werden, und das gleiche Verhalten soll die gleichen Folgen nach sich ziehen”, sagt Wilbert laut Bericht. Außerdem wünschten sich die Schüler Klarheit, Aktivität, Verständnis, Offenheit, Geselligkeit und Hilfsbereitschaft.

Das Münchner Meinungsforschungsinstitut Iconkids & Youth befragte sechs- bis zwölfjährige Schüler aus ganz Deutschland, wie sie sich ihren Traumlehrer vorstellen. Das Ergebnis der Umfrage ähnelt dem vermuteten Bild: Kinder wünschten sich vor allem „nette“ Lehrer, die lustig sein sollen und „nicht zu streng“. Letzteres bedeutet aber keineswegs, dass alles erlaubt sein soll: Auf Nachfrage fanden zwei Drittel der Schüler die Lehrer am besten, die „ein bisschen streng sind und auch mal schimpfen und bestrafen, wenn man nicht macht, was man soll“. Am konkretesten waren die Wünsche, wenn die Kinder von eigenen schlechten Erfahrungen in der Schule ausgingen. So wünschte sich eine Siebenjährige eine Lehrerin, die „nicht nach Rauch stinkt“. Ein Elfjähriger meinte, Lehrer sollten gelassen bleiben und „nicht gleich hysterisch aus der Klasse rennen“.

Interessant auch, was Schüler beim Deutschen Lehrerpreis über die von ihnen vorgeschlagenen Pädagogen zu Protokoll gaben:

  • „Sie ist eine sehr freundliche und ausdauernde Frau, die nie aufgibt, egal, wie schwer wir uns tun.“
  • „Er zeichnet sich durch sein unvergleichliches Engagement und seinen Einsatz aus, indem er wirklich immer für uns Schüler da war.”
  • „Wie eine Freundin, der man vertrauen kann. Ist es nicht das höchste Gut, wenn ein Schüler sagt, dass er seinem Lehrer vertraut?“
  • „Jeder Schüler bekommt das  Gefühl, wichtig  und  unverzichtbar  für  die  Gemeinschaft  zu  sein,  was  ein  weiterer  Punkt ist, weshalb wir so gerne mit ihr Unterricht haben.“

Alles in allem: Gefragt ist eine Schule fürs Herz, und Stefan Vollmer scheint dem Idealbild von einem Lehrer ziemlich genau zu entsprechen.  Was erwartet ihn in der nächsten Folge, die am kommenden Donnerstag um 20,15 Uhr auf RTL zu sehen ist? „Lässige Klamotten, coole Sprüche und klare Ansagen. So wie Paula (Emily Lowin) könnten nach Vollmers Geschmack ruhig mehr elfjährige Mädchen sein. Aber halt, stopp! Paula fühlt sich gar nicht als Mädchen. Sie ist ein Junge! Und es quält sie, jeden Tag eine Rolle spielen zu müssen. Kurzentschlossen verbringt Vollmer mit Paula einen fantastischen Nachmittag als Junge, doch die muss bald erkennen: Die Auseinandersetzung mit den Mitschülern und ihrer besten Freundin Lea (Ella Päffgen) wird er ihr trotzdem nicht ersparen können.“

Auch die Liebe im Kollegium kommt, gottlob, wieder nicht zu kurz: „Karin beobachtet, wie toll Stefan sich um Paula kümmert und beginnt an ihrem Entschluss, nach Lemgo zu ziehen, zu zweifeln. Das Leben könnte so einfach sein, wenn da die gemeinsame Vergangenheit nicht wäre…“ Karin-Darstellerin Jessica Ginkel bringt sogar pädagogische Kompetenz in die Serie ein: Sie hat mal aufs Grundschullehramt studiert. Agentur für Bildungsjournalismus

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3 Kommentare
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sofawolf
7 Jahre zuvor

Zur Frage (Titel): Vielleicht, weil es so ein schönes modernes Märchen ist? Im Märchen wird halt immer alles gut, die Guten siegen über die Bösen, alle sind am Ende nett zueinander … ? Ein modernes Märchen eben? So wie die Schwarzwaldklinik usw.

Küstenfuchs
7 Jahre zuvor

Naja, der Superlehrer von RTL kann sich in 45 Minuten gut um alle seine Problemschüler kümmern, weil er ja keinen Unterricht abhält und ganz besonders auch keinen Unterricht vorbereiten und keine Arbeiten korrigieren muss. Der Lehrer ist also gar kein Lehrer, sondern ein Sozialarbeiter im 24-Stunden-Dienst.

sofawolf
7 Jahre zuvor
Antwortet  Küstenfuchs

😀