Gastkommentar: Lasst das ideologische Fingerhakeln – Lehrer brauchen verpflichtende Fortbildungen

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RAVENSBURG. Ein Gastkommentar der Schwäbischen Zeitung

Der Leistungsabfall baden-württembergischer Schüler kam nicht über Nacht. Während Bayern weiter Spitzenplätze belegt, sind die Schüler im Südwesten im aktuellen IQB-Ländervergleich abgesackt. Das ideologisch motivierte Fingerhakeln im Landtag kurz nach Veröffentlichung der Studie im Herbst war sinnlos, Schuldzuweisungen nützen niemandem – am wenigsten den betroffenen Schülern. Umso richtiger ist nun der Versuch der zuständigen Landespolitiker in Regierung und Parlament, den Gründen auf die Spur zu kommen. Das wird schwer werden, vielleicht sogar unmöglich. Zu viele Faktoren spielen für die Leistungen der Südwest-Schüler eine Rolle.

Bildung ist stets ein langwieriger Prozess. Die Auswirkungen politischer Weichenstellungen, aber auch verschleppter Reformen, zeigen sich erst nach Jahren. Der Deutsche, zumal der Baden-Württemberger, will alles 110-prozentig richtig machen. Es muss aber nicht der Anspruch sein, alle Hürden auf dem Weg zu Bildungserfolg auf einmal zu beseitigen. Ein Anfang wäre es, in den Bereichen aktiv zu werden, die eine Mehrheit von Experten als Schwachstellen identifizieren.

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Zu diesen Schwachstellen gehört die Weiterqualifizierung für Lehrer. Die Schülerschaft ist zu komplex und unterschiedlich geworden, als dass Lehrer nach hervorragender Ausbildung und den Mühen des Referendariats auf ihrem Lernstand verharren können. Inklusion, unterschiedlichste soziale Herkunft und Integration von Kindern mit Migrationsgeschichte sind nur drei der Herausforderungen im Schulalltag.

Hier muss die Politik ansetzen. Lehrer brauchen Fortbildungen, um mit den größten Herausforderungen unserer Gesellschaft, die sich in ihren Klassenzimmern widerspiegelt, zurechtzukommen. Wissen darf nicht Einzelnen vermittelt werden, sondern ganzen Teams in ihren jeweiligen Schulen. Und zwar verpflichtend. Dafür braucht es ein landesweites, einheitliches, strukturiertes Konzept – und wissenschaftliche Begleitung. Denn auch die kommt in der Bildung noch immer zu kurz.

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