Grundschulempfehlung soll aufgewertet werden – Ministerin Eisenmann bringt Gesetzesentwurf in Landtag ein

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STUTTGART. Nach dem Willen der Regierung sollen Eltern in Baden-Württemberg künftig verpflichtet werden, den weiterführenden Schulen die Grundschulempfehlung vorzulegen. Kommt es nun wieder zu einem Run der Grundschuleltern auf die Lehrer, um die bestmögliche Empfehlung für ihre Sprösslinge herauszuholen? Wohl nicht, denn auch zukünftig soll der Elternwille maßgeblich sein, welche weiterführende Schule ein Kind besucht. Dennoch stoßen die Pläne auf Kritik.

Eltern in Baden-Württemberg sollen nach dem Willen von Grün-Schwarz künftig die Grundschulempfehlung der weiterführenden Schule vorlegen müssen. Einen entsprechenden Gesetzentwurf brachte Kultusministerin Susanne Eisenmann (CDU) im Landtag ein. «So können wir bestmöglich die Schulen informieren über die Stärken und Schwächen, die das Kind hat, um es in beiden Bereichen gezielt fördern zu können.» Die Eltern sollen zum Schuljahr 2018/19 zur Vorlage verpflichtet werden, aber weiterhin das letzte Wort haben, wenn es um die Wahl der weiterführenden Schulart geht.

Auch künftig soll der Elternwille bei der Wahl der weiterführenden Schule maßgeblich bleiben. Foto: U.S. Department of Agriculture (CC BY 2.0)
Auch künftig soll der Elternwille bei der Wahl der weiterführenden Schule maßgeblich bleiben. Foto: U.S. Department of Agriculture (CC BY 2.0)

Bei Opposition und Verbänden stoßen Eisenmanns Pläne weiter auf Kritik. GEW-Landeschefin Doro Moritz und SPD-Grundschulexperte Daniel Born warfen Grünen und CDU vor, aus ideologischen Gründen zu handeln. «Die CDU hat sich nie damit abgefunden, dass wir die Grundschulempfehlung vom Kopf auf die Füße gestellt haben», meinte Born.

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Die grün-rote Landesregierung hatte die Verbindlichkeit der Grundschulempfehlung zum Schuljahr 2012/2013 abgeschafft. Seither steht den Eltern die Auswahl der Schulart völlig frei. Auch zukünftig kann der Schulleiter ein Kind wegen einer «falschen» Empfehlung nicht ablehnen. Das soll auch ausdrücklich im Schulgesetz festgehalten werden. Wenn die Wahl der Eltern aber von der Empfehlung abweicht, kann die weiterführende Schule künftig ein Beratungsgespräch anbieten. Das Gespräch ist aber nicht zwingend – weder für die Schule noch für die Eltern.

Als Abschreckung? Die Wahl der weiterführenden Schule bleibt frei, aber: Grundschulempfehlung muss künftig vorgelegt werden

Aus dem Kultusministerium hieß es, Schulen sollen die Möglichkeit erhalten die Eltern auf möglicherweise unrealistische Erwartungen hinzuweisen. «Es geht darum, die Kinder vor einer falschen Schulart zu bewahren» Der Bildungsexperte der FDP im Landtag, Timm Kern, verwies auf die gestiegene Quote der Sitzenbleiber in den fünften Klassen der Realschulen und der Gymnasien. Eine Klasse wiederholen zu müssen, habe für das Kind «verheerende Folgen». Zudem könnten nach der Vorlage der Empfehlung förderbedürftige Kinder gleichmäßig auf mehrere Klassen einer Jahrgangsstufe verteilt werden.

Born sprach dennoch von einem Versuch, die Eltern zu bevormunden. GEW-Chefin Moritz vermutete, die Regierung wolle mit der verpflichtenden Vorlage der Empfehlung verhindern, dass die Hauptschule weiter ausblute. Der Vorsitzende des Landeselternbeirates, Carsten Rees, hielt der Regierung vor, mit den Plänen Aktivität zeigen zu können, ohne Geld ausgeben zu müssen. (dpa)

Schulpsychologe: Eltern machen den Leistungsdruck, nicht die Noten

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7 Kommentare
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sofawolf
6 Jahre zuvor

*Run = Ansturm

Küstenfuchs
6 Jahre zuvor

Womit hat die GEW denn nun wieder ein Problem? Die Regierung handelt aus „ideologischen Gründen“? So ein richtiges Argument bringt die GEW nicht, sie pöbelt einfach mal drauf los. Klasse!

xxx
6 Jahre zuvor

Es soll weniger verhindert werden, dass die Hauptschule ausblutet, sondern vielmehr das am Gymnasium voraussichtlich überforderte Kind geschützt werden. Die selbst natürlich überhaupt nicht ideologische gew will oder kann das nicht sehen.

dickebank
6 Jahre zuvor
Antwortet  xxx

Halal – die Hauptschule darf gar nicht geschlachtet werden, sie darf allenfalls geschächtet werden. D.h. sie muss natürlich ausbluten, um halal zu sein.
Sie gehören auch zu denen, die vor einer Gruppe von Veganern einem Rind den Bolzenschuss verpassen wollen.

Hauptschulen müssen sich ihrer Klientel anpassen, um im Trend zu liegen. Da können sie noch viel von Gymnasien im Mainstream lernen. Als Storch-Heinar- Schule geht nur eine GeS durch; aber nimmt man nicht die Persiflage sondern das Original, dann reüsiert die HS in weiten Teilen der deutsch-nationaler Gauen zum Hit.

Axel von Lintig
6 Jahre zuvor

Eine korrekte Entscheidung der Ministerin, welche die Wahrscheinlichkeit für eine falsche Beschulung vermindert.

Palim
6 Jahre zuvor
Antwortet  Axel von Lintig

Ich habe mich gewundert, dass es in anderen Bundesländern anders ist (wäre ja aber auch merkwürdig, wenn mal etwas gleich wäre).
In Niedersachsen wurde bisher die Empfehlung bei der Anmeldung mit abgegeben, nun gibt es Protokolle zu Gesprächen, die in den Akten sind und auch weitergegeben werden.
An der Entscheidung zur Beschulung wird durch das Schreiben oder die Weitergabe nichts geändert, die wenigsten Eltern entscheiden m.M.n. auf Grundlage dieses Papiers. Es gibt Eltern, die die Fähigkeiten ihrer Kinder durchaus realistisch einschätzen können, und andere die dies nicht tun und die auch nach einer eingehenden Beratung eine eigenständige Entscheidung zur Beschulung treffen, die nicht der Beratung der Lehrkraft entspricht. Es ist ihr Recht.
Da mag es SuS geben, die dennoch an der anderen Schulform gut zurecht kommen, und es gibt andere die scheitern. In meinem Schulumfeld sind die meisten Entscheidungen einmütig, die Abweichungen eher die Ausnahme. Bei großer Abweichung der Meinung sucht man als Lehrkraft noch einmal das Gespräch mit den Eltern, letztlich bleibt die Entscheidung aber bei ihnen.
Diese Ausnahmen können sowohl bedeuten, dass ein sehr begabtes Kind NICHT zum Gymnasium geschickt wird, als auch, dass ein weniger begabtes Kind UNBEDINGT das Gymnasium besuchen muss. In jedem Jahrgang gibt es beides.

Francis Martinek
6 Jahre zuvor

Offener Brief an die Kultusministerkonferenz vom 31.01.2018

An die KMK, Petition ID 76370 Bundeseinheitliche Regelung der Schulpolitik (im Einklang mit dem kooperativen Bildungsföderalismus), Hier bitte um Mitzeichnung und Unterstützung durch Weiterverbreitung bis 20.02.2018

Sehr geehrte Damen und Herren Minister/-innen und Senator/-innen für Bildung, sehr geehrte Mitglieder/-innen der Amtschefs /-innen der Bildungsministerien /-senate,

Der ehemalige Präsident des Bundesverfassungsgerichts, Herr Professor Dr. Papier hat am 15.Januar diesen Jahres aus Anlass des 70-jährigen Bestehens der Kultusministerkonferenz KMK sehr zu Recht in seinem Festvortrag darauf hingewiesen, dass die KMK ein unverzichtbares „Werkzeug“ sei, um im Rahmen des kooperativen Bildungsföderalismus das Bundesstaatsprinzip mit Leben zu füllen.

Insofern verstehe ich aus seinen Worten auch einen Appell an Sie, endlich „Ihre Hausaufgaben“ zu machen, nämlich für alle Schülerinnen und Schüler aber auch für alle Lehrkräfte gleichartige und gleichwertige Schulpolitik zu gestalten.

Im Ursprung hat meine Petition, die Ihre Formulierungsursprünge aus der Mitte des letzten Jahres hatte, welche auch Motiv und Grund meines Schreibens an Sie ist, die bundeseinheitliche Regelung der Schulpolitik Deutschlands zum Gegenstand durch Zentralisierung des Schulwesens auf Bundesebene, weil ich nach persönlichem Dafürhalten aber auch weil die Menschen, mit denen ich mich ernsthaft über dieses Thema unterhalten habe, ebenso der Meinung sind, dass die KMK, die nach landläufiger Überzeugung für ganz Deutschland gleichartige und gleichwertige Schulpolitik durch verbindliche Entscheidungen, die keinerlei Unverbindlichkeit oder Freiheitsgrade in der Interpretation offenlassen, eben diese Erwartungshaltung seit 70 Jahren nicht erfüllt hat, mit der Folge, dass das heutige Schulsystem nicht kompatibel ist, nicht gleichwertig und auch nicht gleichartig.

Mittlerweile habe ich sehr viel über unsere Verfassungsgeschichte, über den Bildungsföderalismus und auch über die KMK gelernt.

Deswegen verstehe ich nun auch, was Professor Dr. Papier in seinem Festvortrag meinte.

Deswegen möchte ich aber auch einen, meiner Petition zugehörigen Kompromissvorschlag unterbreiten, welches auf der einen Seite bundeseinheitliche Regelungen der Schulpolitik möglich machen könnte unter Wahrung des Schulwesens als wesentliches Element der Eigenstaatlichkeit der Länder im Rahmen des kooperativen Bildungsföderalismus, ermöglicht durch die KMK und auch unter Wahrung bzw. Wiederherstellung eines deutschlandweit verbindlichen hohen Niveaus im Schulwesen, unterfüttert mit einer verfassungsrechtlichen Absicherung, die Solidität und Beständigkeit garantieren soll.

Als „Fan“ des bayerischen Schulwesens, welches für mich einen Ausdruck von Solidität und Beständigkeit und Weitblick darstellt, somit ein Ausdruck und Ergebnis der guten Arbeit der Landesregierung Bayerns mit seinem Unterbau zu sein scheint, richte ich mich an Sie in einem Anliegen, welches für alle Bürgerinnen und Bürger, insbesondere für Familien schulpflichtiger Kinder aber auch für Studenten /-inne und Arbeitgeber /-innen von Interesse sein könnte, im Bezug auf eine bundeseinheitliche Regelung der Schulpolitik im Einklang mit dem kooperativen Bildungsföderalismus, welches notwendig ist, um das Bundesstaatsprinzip mit Leben zu füllen unter Beachtung der Kulturhoheit der Länder.

An dieser Stelle und im Kontext ihrer selbst gesetzten Ziele möchte ich Sie und Ihre Organisation herzlichst Bitten, meine Petition mitzuzeichnen und darüber zu berichten, welche am 25.01.2018 vom Petitionsausschuss des Deutschen Bundestages online geschaltet wurde, welches die bundeseinheitliche Regelung der Schulpolitik zum Gegenstand hat und bis zum 20.02.2018 zur Erreichung des Quorums mindestens 50.000 Mitzeichnungen aufweisen muss.

Sie erreichen die Petition unter:

https://epetitionen.bundestag.de/petitionen/_2018/_01/_25/Petition_76370.nc.html

Wie soll das gelingen?

Wer sich im Bereich der Umwelttechnik etwas auskennt, der wird auf den Begriff „Hollanderde“ stoßen.

Professor Dr. Ceman, bei dem ich in München / Neubiberg Umwelttechnik studierte, sagte, daß diese Erde der Vergleichsmaßstab sei, um die Verschmutzung kontaminierter Böden mit Kampfstoffen und Explosivstoffen in Europa zu messen.

Dieses hat mit der historischen Besonderheit zu tun, weil Holland während der beiden letzten Weltkriege vergleichsweise geringen „Kontaminationen“ mit Waffen und Munitionswirkungen ausgesetzt gewesen sei.

Übertragend auf die Schulpolitik wäre somit das bayerische Schulwesen aufgrund der langjährigen Dominanz der CSU vor dem, bitte entschuldigen Sie diesen Ausdruck, „Experimental-Unfug“, der bildungspolitisch, parteidogmengefärbt, unreflektiert über die Langzeitfolgen, „am Grünen Tisch“ verfügt und im „Freilandlabor Schule“ verteilt wurde, weitestgehend verschont geblieben.

Dieser politisch motivierte „Experimental-Unfug“, ohne Untersuchung des Nutzens und des Schadens im Bezug auf das Endprodukt, eines Abiturs mit Studierbefähigung oder eines Real- oder Hauptschulabschlusses mit Ausbildungsbefähigung, mitsamt des ganzen Vertrauens, den Industrie, Gewerbe, Handwerk, öffentlicher Dienst aber auch Hochschulen, Forschung und Wissenschaft in die jeweiligen Überschriften der Abschlüsse allgemeinbildender Schulen setzen, dieser „Experimental-Unfug“ muss aufhören!

Somit würde ich vorschlagen und es begrüßen, wenn die KMK ihre Basis der Zusammenarbeit auf eine andere AGENDA setzten könnte
+in der Artikel 3(3) GG an oberer Stelle stünde,
+mit dem Ziel Schulpolitik gleichartig und gleichwertig zu ermöglichen,
+orientiert an dem Leistungsprinzip,
+mit Noten aus gutem Grund,
+mit Sitzenbleiben aus gutem Grund,
+mit Kopfnoten aus gutem Grund,
+mit dem Leistungsniveau des bayerischen Schulwesens zum Zeitpunkt „X“ als verfassungsrechtlich geschützter unterster Vergleichsmaßstab,
+verbindlich für alle,
+ohne Unverbindlichkeitsfloskeln und auch ohne Freiheitsgrade,

so dass nunmehr auch Grundschulen in einer Stadt wieder miteinander verglichen werden können….etc., etc., etc.

Zusätzlich müsste unsere Ressource Nr. 1, die Bildung in den Köpfen unserer Kinder,
+ einen eigenen Abschnitt in unsere Verfassung bekommen,
+ ergänzt mit einer Art „Bremsklotz“,
+ analog 79(3)GG,
+ welcher in bildungspolitischer Hinsicht verhindern helfen soll, dass die Solidität und Beständigkeit einer guten allgemeinen Schulbildung nicht im Takt der Wahlperioden „verschandelt“ wird,

weil irgend ein/-e Bildungspolitiker /-in sich gezwungen fühlt, um wiedergewählt zu werden, in den Medien zu verkünden „Feuer gemacht zu haben“ durch kurzsichtiges und hektisches herumdrehen an den sensiblen Knöpfen des Bildungswesens, im Wissen oder Unwissen, dass sich das „Herumdrehen“ erst mehrere Wahlperioden nach Weg- oder Abwahl des / der Verursachers /-in offenkundig auswirkt,

nämlich dann, wenn zum Beispiel das LKA vermeldet, dass Abiturienten / -innen aufgrund mangelnder Rechtschreibkenntnisse im Eignungstest durchfallen.

Sie erkennen, daß ich kein Gegner des Bundesstaatsprinzips bin, aber ich bin ein Gegner einer KMK, die den kooperativen Bildungsföderalismus seit 70 Jahren völlig falsch verstanden hat.

Wenn die KMK ihre Hausaufgaben machen würde, dann hätte ich kein inneres Bedürfnis, diese Eingabe zu schreiben.

Und solange die KMK auf Basis maximaler Unverbindlichkeit und Freiheitsgrade Schulpolitik betreibt, solange werde ich auf die berechtigten Sorgen einer zunehmenden Aushöhlung des Bundesstaatsprinzips durch Wegnahme des Schulwesens von den Ländern an den Bund keine Rücksicht nehmen und für eine Wegnahme des Schulwesens von den Ländern in Form von Petitionen plädieren,

denn niemand hat das Recht, sich unverantwortlich an der Zukunft unseres Bildungsstandortes / Wirtschaftsstandortes Deutschland zu vergreifen für ein paar Zeilen in den Medien „Feuer gemacht!“

Helfen Sie mit und zeichnen Sie mit!

Helfen Sie mit und ermöglichen Sie eine Debatte, die volksnah ist und alle interessiert!

Helfen Sie mit und überzeugen Sie ihr gesamtes Netzwerk, ebenso diese Debatte durch Mitzeichnung zu fordern.

Zwar fordere ich in der Petition eine Zentralisierung der Schulpolitik beim Bund, aber im Kern möchte ich, dass die KMK den kooperativen Bildungsföderalismus neu betrachtet und im Sinne des Ganzen lebt, im Sinne von unseren Kindern, die den Grundstein zukünftiger Inovationskraft in Deutschland darstellen, im Wettbewerb um die besten Lösungen.

Zeigen Sie Solidarität und denken Sie an die Väter, Mütter und Kinder, Lehrkräfte, Arbeitgeber, die sich für das Schulwesen in Deutschland interessieren, denn zu einer Grundgesetzänderung werden alle gebraucht, somit ist jetzt nicht Zeit, mit dem Finger auf jemanden zu zeigen, warum etwas schief gelaufen ist, jetzt ist es an der Zeit, mit allen gemeinsam an einer gemeinsamen, soliden, gleichwertigen und gleichartigen Schulpolitik zu arbeiten, wo das Zeugnis wieder den Wert bekommt und das Vertrauen gewinnt, welches es vor Jahrzehnten verloren hat.

Vielen Dank im Voraus.
Mit freundlichen Grüssen

Francis Martinek
Fjgt.Martinek@gmail.com
01632027060