Nach Abschiebungen: GEW beklagt Angst unter jungen afghanischen Flüchtlingen – und fordert für sie Ausbildungsgenehmigungen

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MÜNCHEN. Am Montag ging erneut ein Abschiebeflug von München nach Kabul. An Bord: 14 verzweifelte junge afghanische Flüchtlinge – so berichtet die GEW Bayern. Die Gewerkschaft kritisiert die aktuelle Politik der Abschiebungen nach Afghanistan und in andere Krisengebiete. „Es ist nicht zu akzeptieren, dass Menschen in ein Land verfrachtet werden, in dem bei Gewalttaten jeden Tag Dutzende Menschen ums Leben kommen, gerade erst wieder über 140 Menschen in Masar-i-Sharif“, so heißt es in einer Pressemitteilung.

Anfang Dezember 2016 sei das erste Flugzeug mit abzuschiebenden Flüchtlingen gestartet. „Seit diesem Zeitpunkt erkennen wir unsere afghanischen Schüler nicht mehr wieder“, fasst Dr. Doris Weber zusammen. „Vorher waren die Schülerinnen und Schüler in den Flüchtlingsklassen wissbegierig und fleißig, seit dieser ersten Abschiebung nach Kabul sind sie verängstigt, total frustriert, einige sind depressiv geworden, andere kommen gar nicht mehr in die Schule, ‚weil es eh nix bringt‘,“ sagt die Berufsschullehrerin aus Nürnberg. An Lernen sei nicht mehr zu denken. Fast wöchentlich bekomme einer der Jugendlichen den ablehnenden Asylbescheid. „Viele brechen da zusammen, die pure Angst macht sich breit, die betreuenden Sozialpädagogen können das oft gar nicht auffangen“, so heißt es.

Die  GEW kritisiert auch die Arbeitsbedingungen der Sozialpädagogen, die mit Geflüchteten arbeiten: Fast alle hätten höchstens einen befristeten Vertrag, oft in Teilzeit. Die Eingruppierung und damit die Bezahlung lägen oft am unteren Ende des Möglichen, mehrere Hundert Euro weniger als Entfristete im Monat. „Die Helfer brauchen bald selbst Hilfe: Der Frust, die dauernde Belastung, führten bei vielen zum Burnout.“

Schuld daran sei auch die besondere bayrische Situation: Seit September 2016 würden kaum noch Ausbildungsverträge für Jugendliche aus Afghanistan und auch anderen Ländern „mit geringer Bleibeperspektive“ genehmigt. Die GEW fordert hier die Rückkehr zum Prinzip „Ausbildung hat Vorrang!“: Ausbildungsgenehmigungen müssen erteilt werden, sobald die Verträge vorliegen! „Nach erfolgreichem Abschluss müssen die jungen Menschen bei einem vorliegenden Arbeitsvertrag weitere zwei Jahre bleiben können, so wie es das Bundesintegrationsgesetz vorsieht“, so fordert die GEW.

„Zuallererst müssen die Jugendlichen aber wieder Sicherheit und die Chance auf eine Lehrstelle bekommen“, fordert der GEW-Landesvorsitzende Anton Salzbrunn. „Es gibt reihenweise Fälle, wo Handwerksbetriebe endlich einen Auszubildenden gefunden haben. Aber weil er oder sie aus Afghanistan, dem Senegal oder Nigeria kommt, dürfen sie ihn oder sie nicht nehmen.“ Es sei widersinnig und menschenverachtend, wie hier das Bayerische Innenministerium agiere – und so letztlich auch die Arbeit der Stabsstelle Flüchtlingsbeschulung im Kultusministerium untergrabe. Die GEW Bayern unterstütze die Arbeit des Bayrischen Flüchtlingsrates und vieler ehrenamtlicher Initiativen wie der Ehrenamtlichen-Konferenz Oberland: „Ausbildung UND Bleibeperspektive, wir schaffen das!“

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