BERLIN. Josef Kraus, Deutschlands wohl bekanntester Pädagoge, pointiert mal wieder. Der Bestseller-Autor (“Helikopter-Eltern”), “Bild”-Kolumnist und Talkshow-Dauergast übergibt am 1. Juli das Amt an der Spitze des Deutschen Lehrerverbands an den bisherigen Philologen-Chef Heinz-Peter Meidinger – und nutzt den Anlass, um eine bildungspolitische Bilanz zu ziehen. In einer Feierstunde in Berlin hielt Kraus, der dem Deutschen Lehrerverband als Ehrenpräsident erhalten bleibt, eine gepfefferte Rede – wir dokumentieren einen weiteren Auszug aus seinem Vortrag (nachdem der erste Beitrag gestern ein überwältigendes Leserecho und eine rege Debatte im Forum ausgelöst hat). Hier ist also Teil zwei von Kraus’ Abrechnung mit der “Bildungspolitik in Deutschland und ihren Dogmen” – wir verbinden die Veröffentlichung mit einer ausdrücklichen Einladung an unsere Leser, den Beitrag im Forum zu diskutieren.
Von Josef Kraus
Ein Dogma der Bildungspolitik ist die planwirtschaftliche Vermessenheit, es müssten möglichst alle das Abitur bekommen. Es läuft doch etwas total schief, wenn wir in Deutschland 330 Berufsbildungsordnungen und einen Wildwuchs an 18.000 Studienordnungen haben. Und wenn mittlerweile mehr junge Leute ein Studium ergreifen als junge Leute, die eine berufliche Bildung anfangen.
Ich setze dagegen:
Wir stehen mit Deutschland gut da, obwohl (oder weil) wir lange Jahre auf eine künstlich nach oben geschraubte Pseudoakademisierung verzichtet haben. Vergessen wir bitte nicht, dass Deutschland, Österreich und die Schweiz niedrige Akademisierungsquoten, zugleich aber beste Wirtschaftsdaten, die stabilsten Finanzen, die günstigen Wachstumsraten, die niedrigsten Quoten an Arbeitslosen insgesamt und an arbeitslosen Jugendlichen haben. All das haben wir nicht, weil wir gigantische Studierquoten hätten. Das haben wir vor allem aufgrund des großen Standortvorteils „Qualified in Germany by berufliche Bildung made in Germany“.
Apropos Jugendarbeitslosigkeit: Hier haben oft sogar vermeintliche PISA-Vorzeigeländer mit Gesamtschulsystemen eine Quote, die deutlich über derjenigen Deutschlands oder gar der süddeutschen Länder liegt. In Schweden mit 20 und in Finnland mit 22 Prozent. Baden-Württemberg bzw. Bayern hatten übrigens eine Quote von 2,7 bzw. 2,8 Prozent. Aber es dringt nicht durch: Der Mensch scheint für viele immer noch beim Abitur zu beginnen.
Lügen wir uns nicht in die Tasche: Diese Verschiebung ist ein maßgeblicher Grund für den eklatanten Fachkräftemangel, den wir haben, und dafür, dass viele Sozial- und Geisteswissenschaftler als formal Überqualifizierte unterqualifizierte Stellen annehmen müssen.
Es ist dies übrigens ein Fachkräftemangel, den wir in den kommenden sechs bis zehn Jahren gewiss nicht mit Flüchtlingen schließen werden. Ganz zu schwiegen davon, dass die dann qualifizierten Flüchtlinge viel dringender in ihren Herkunftsländern gebraucht würden. Wir sollten aufpassen, dass wir vor lauter Hoffnung auf die Schließung unserer Fachkräftelücke nicht dauerhaft Flüchtlinge an uns binden und auf diese Weise eine Art Kolonialismus 2.0 betreiben.
Wieder grundsätzlich: Die Politik macht es sich sehr einfach. Sie sonnt sich in Quoten, ohne Rücksicht auf die Qualität des Abiturs und des Studiums. Das ist eigentlich plumpe populistische Politik: Sie kommt gut an, vor allem bei den vielen ehrgeizigen Eltern, die ihr Kind unbedingt zum Studium boxen wollen. Tatsächlich aber sind sehr viele formal höhere Zeugnisse ungedeckte Schecks. Zudem gilt: Qualität und Quote verhalten sich reziprok. Will sagen: Wenn ich die Quote nach oben schraube, geht das nur durch Absenkung der Ansprüche.
Die Fallhöhe wird damit für junge Leute umso höher! Und die Bauchlandung umso härter!
Die Wachstumsbremse der Zukunft wird die Überakademisierung sein, weil sie einher geht mit einem gigantischen Fachkräftemangel.
Ein weiteres Dogma der Bildungspolitik heißt Utilitarismus/Ökonomismus. Hier geht es darum, in der Schule überwiegend nur noch Dinge zu vermitteln, die nützlich sind, die sich später „rechnen“. Dabei kommt etwas Paradoxes ins Spiel: Dieselben Leute, die ständig Lippenbekenntnisse von wegen Gleichheit, Gerechtigkeit, Kindgemäßheit absondern, betreiben unter Einflüsterung der Wirtschaft und der OECD eine Ökonomisierung von Bildung. Alles an „Bildung“ soll in Quoten und Rankingtabellen messbar, nützlich, verwertbar sein. Der Mensch wird zum „Humankapital“ und damit verdinglicht.
Ich setze dagegen:
Das ist ein verarmtes Verständnis von Bildung. Hier wird Bildung zur bloßen Abrichtung. Die größten deutschen Philosophen haben sich schon vor Jahren mit einem solchen eingeschränkten Bildungsverständnis auseinandergesetzt.
– Man braucht ja nur Nietzsches fünf Baseler Reden „Über die Zukunft unserer Bildungsanstalten“ aus dem Jahre 1872 nachzulesen: Dort rechnet er es im ersten seiner Vorträge „Über die Zukunft der Bildungsanstalten“ zu den beliebtesten nationalökonomischen Dogmen, den Nutzen, ja den möglichst großen Geldgewinn als Ziel und Zweck der Bildung auszugeben. Wörtlich: „Dem Menschen wird nur so viel Kultur gestattet, als im Interesse des Erwerbs ist.“
– Oder in den Worten des damaligen, von 1809 bis 1815 amtierenden Nürnberger Gymnasialdirektors Georg Wilhelm Friedrich Hegel: Nicht jeder »nützliche Stoff« forme die Seele, und Bildung sei die Aneignung von Welt jenseits des Nutzens ökonomischer Praxis.
Klüger ist deutsche Bildungspolitik seitdem nicht geworden. Es geht in der Bildung heute jedenfalls nicht in erster Linie darum, wie ein junger Mensch fit wird für das globale Haifischbecken. Nein, es geht in Sachen Bildung – weil sie sonst nur Ausbildung ist – um den Eigenwert des Nicht-Ökonomischen. Es geht um Muse/Muße, und es geht um die Bildung von Persönlichkeiten.
Ein weiteres Dogma heißt Empirismus (Operationalismus), es hat viel mit PISA und Co. zu tun. Dahinter steckt die Vorstellung, alle Bildung müsse sich messen und in Rankingtabellen abbilden lassen. Bildung sei das, was sich mit Mess-Operationen erfassbar sei.
Ich setze dagegen:
Wer so tut, als sei Bildung das, was PISA misst, der hat ein erbärmliches Bildungsverständnis. Denn PISA und die sogenannte empirische Bildungsforschung haben nur noch das an schulischem Lernen im Blick, was sich messen lässt. Im Falle von PISA ist das wahrscheinlich nur ein Zehntel dessen, was in Schule geschieht: ein bisschen etwas von Informationsentnahmekompetenz (genannt Literacy), ein bisschen etwas von mathematischem Verständnis und ein bisschen etwas von naturwissenschaftlichem Verständnis.
Nicht erfasst von PISA werden folgende Bildungsbereiche: sprachliches Ausdrucksvermögen, Fremdsprachenkenntnisse, Wissen in den Bereichen Literatur, Geschichte, Geographie, Politik, Wirtschaft, Religion/Ethik, ästhetische Bildung in den Fächern Kunst und Musik usw.
Nein, das kann es nicht sein! Wir brauchen wieder ein Verständnis von Bildung, das gerade auch Wert legt auf diese Bereiche.
Hier wäre ein ausführliches Wort zur Kompetenzenpädagogik angezeigt. Und es wäre so manches Wortspiel angebracht: Über Kompetenzsimulationskompetenz – und was sie bedeutet auf elaborierter, intermediärer oder basaler Ebene oder als Vertikal-, Horizontal- oder Meta-Kompetenzen. (Alles Begriffe aus real existierenden Curricula.)
An dieser Stelle nur so viel:
– Hier werden Lehrpläne zu Leerplänen.
– Beispiel eines Deutschlehrplans: 70 Seiten, 300 Mal „Kompetenz“, ein Dichtername. Das Ganze nennt sich hochamtlich (Hochamt!) „LehrplanPLUS“ (wohl ein mathematischer Vorzeichenfehler!).
Aber damit wir bei dieser Debatte nicht zu depressiv werden, zur Erheiterung ein paar Verse aus einem modernen Märchen, das wohl ein kritischer Mathematikdidaktiker geschrieben hat:
„Heute test‘ ich,
Morgen mess‘ ich,
Übermorgen hol ich der Didaktik ihr Kind;
Ach, wie gut, dass niemand weiß,
dass ich Kompetenzorientierung heiß!“
Und damit wirklich überall an Kompetenzen geglaubt wird, lädt in Niedersachsen das Kompetenzzentrum für regionale Lehrkräftefortbildung zu einer Fortbildung mit dem Titel ein „Individualisierung to go“…
Meine Rede. Wenn ich das (zu) laut genauso nach Außen vertreten würde, habe ich aber ein Problem mit diversen Eltern und Schulleitern. Mit der aktuell vorherrschenden Unterrichtsmethodik hat das nur wenig gemeinsam. Das gilt allerdings auch auf meinen eher auf Leistung als auf Spaß zielenden Anspruch. Gegen Freude am Lernen habe ich übrigens nichts einzuwenden …
“Individualisierung to go” … furchtbar ! Da finden sich wohl einige wieder mächtig cool und das Äußere lässt auf das Innere schließen.
ZITAT: “Nicht erfasst von PISA werden folgende Bildungsbereiche: sprachliches Ausdrucksvermögen, Fremdsprachenkenntnisse, Wissen in den Bereichen Literatur, Geschichte, Geographie, Politik, Wirtschaft, Religion/Ethik, ästhetische Bildung in den Fächern Kunst und Musik usw.”
Wozu brauchen wir dann eigentlich noch PISA ?!?
WIR nicht. Aber etliche bildungsforscher, lobbyisten und verlage schon. Schließlich ist pisa eine sehr erträgliche Geldquelle.
Genauso gut könnte man fragen: Warum gehen wir überhaupt noch zur Kontrolle zum Arzt – war beim letzten Mal doch alles prima.
PISA, da liegt Kraus falsch, hat nicht den Anspruch, Bildung zu messen. PISA misst Bildungsvorraussetzungen – wer nicht sinnhaft lesen kann, kann auch Goethe nicht lesen.
Was glauben Sie, wo das ohnehin schon unterfinanzierte Schulsystem in Deutschland stünde, wenn es PISA nicht gäbe und die Politik an den Schulen ungebremst sparen könnte, ohne dass Konsequenzen für Außenstehende sichtbar würden? PISA mag so manche unbequeme Botschaft enthalten. In letzter Konsequenz aber schützt die regelmäßige Erhebung vor einem allzu brutalen Spardiktat – wie die Früherkennung beim Arzt eben vor Krebs.
meine bildungsvoraussetzung beträgt 19,453. was sagt mir das jetzt? Richtig nichts, weil so etwas wie bildung oder seine viraussetzung nicht gemessen werden kann.
ohne pisa gäbe es wahrscheinlich kein zentralabitur, keine lernstandserhebung, keine kompetenzorientierung, vielleicht kein g8/g9, vielleicht keine inklusion.
Bildung kann nicht gemessen werden? Was tun Sie denn mit Ihren Klassenarbeiten?
Sie haben offenbar PISA nicht verstanden. PI’SA ist ein internationaler Vergleich zur Leistungsfähigkeit von Schulsystem bezüglich wichtiger Bildungsvoraussetzungen wie Lesekompetenz und eines mathematischen/naturwissenschaftlichen Grundverständnisses – und kein individuelles Zeugnis, das ohne den Vergleich Sinn machen würde.
Wenn ich etwa feststelle, dass etwa in Deutschland rund 20 Prozent der Schüler diese Bildungsvoraussetzungen nicht erfüllen, andere Staaten aber deutlich geringere “Versagerquoten” produzieren – dann weiß ich als Bildungspolitiker schon mal, dass hier Handlungsbedarf besteht. Wenn ich dann feststelle, dass es Migrantenkindern in Deutschland besonders häufig an Grundvoraussetzungen mangelt, dann habe ich deutliche Hinweise, wo ich als Bildungspolitiker nachsteuern muss.
Das, was Sie in Ihrer Klasse (hoffentlich) machen – nämlich testen, um Stärken und Schächen zu ermitteln und Ihren Unterricht entsprechend steuern zu können -, macht PISA auf Ebene der Bildungssysteme. Was soll denn daran schlecht sein?
PISA zum Sündenbock zu machen für alles, was in der Bildungspolitik (aus Ihrer Sicht) schlecht läuft, ist billig. PISA hat weder G8 noch die Inklusion eingeführt – das waren Politiker. PISA hat aber vermutlich indirekt mit dafür gesorgt, dass die Schulen in Deutschland noch nicht komplett kaputtgespart wurden. Die Folgen würden dank PISA nämlich recht schnell sichtbar.
@Bernd
Sie sagen: “PISA zum Sündenbock zu machen für alles, was in der Bildungspolitik (aus Ihrer Sicht) schlecht läuft, ist billig.”
Waren die krachenden Wahlniederlagen für Rot/Grün in den kürzlichen Landtagswahlen von Schleswig-Holstein und NRW, bei denen bekanntlich die Bildungspolitik eine große Rolle spielte, eine Abstimmung über Pisa?
Der Sinn dieser Frage erschließt sich mir nicht. Natürlich nicht.
Die Antwort ist aber ganz einfach. Die Grünen haben in vielen Bundesländern die Hände nach den schulministerien ausgestreckt. In der Anfangszeit haben sie Gesetzesvorhaben, die noch von schwarz-gelben Regierungen (G8, Inklusion etc.) auf den Weg gebracht. Ebenso haben die vormaligen schwarz-gelben Regierungen auf den Druck der OECD und getreu dem alten Kohl-Motto “Wichtig ist, was hinten raus kommt” die Kompetenzorientierung auf den Weggebracht.
Mit Erschrecken musste S. Löhrmann z.B. feststellen, dass der von ihr mit den anderen im Landtag vertretenen Parteien ausgehandelte Schulfrieden dadurch brüchig wurde, dass die Elternverbände – allen voran die Landeselternschaft der Gymnasien und die Industrie- und Hochschulverbände – das G8 zum Teufelszeug erklärten und es als Turboabi diffamierten. Die gymnasiale Oberstufe hat im G8 genauso wie im G9 in NRW drei Jahre angedauert. Das eine Jahr wurde nämlich auf Drängen der CDU-FDP-Regierung unter J. Rüttgers aus der SekI gestrichen, was zu einer Verdichtung des Lernstoffes in der Pubertät führte. Gleichzeitig wurde das G8 für die Jahrgänge verbindlich, die unter der schwarz-gelben Regierung bereits mit fünf Lebensjahren eingeschult werden konnten und die in den ersten beiden Schuljahren in jahrgangsübergreifenden Lerngruppen unterrichtet worden waren. Das ist nämlich die Hauptursache für die minderjährigen Abiturienten gewesen.
Mittlerweile ist die Soll-Stundenzahl für die SekI an GY auf 164 WS reduziert worden. – Und dies soll auch bei einer Rückkehr zu G9 so bleiben und vor allem auf Wunsch der Landeselternschaft der NRW Gymnasien auf alle Schulformen der SekI übertragen werden. 164 WS in sechs Schulbesuchsjahren entspricht rd. 28 Wochenstunden Pflichtunterricht. Was die Kompetenzen angeht wird es Verschiebungen in den Kompetenzfeldern geben. Die inhaltlichen Kompetenzen werden in den Vordergrund gerückt, die Methodenkompetenzen zusammengestrichen und die Sozialkompetenzen vorübergehend hinten angestellt
Für mich ist das, was Kraus anführt, im Prinzip ein philosophischer Ansatz, nämlich: Was will Bildung? Was ist der Sinn von Bildung und daran angeschlossen die Fragen: Was bringt Bildung für den einzelnen? Was bringt Bildung für die Gesellschaft?
Wenn diese Frage geklärt sind, dann muss man sich nachfolgend über das richtige Schul”system” Gedanken machen.
Im Augenblick sieht es tatsächlich so aus – und da gebe ich Kraus Recht – dass in allen weiterführenden Schularten die Lehrpläne eher unter dem Gesichtspunkt geschrieben sind, inwieweit die Schule das Rüstzeug für ein späteres Berufsleben mitgibt. Gleichzeitig aber verarmt unsere Gesellschaft in Bezug auf ein Gemeinschaftsleben und ein gutes soziale Miteinander.
Gerade das Gymnasium hat zu Lasten der von Kraus erwähnten Persönlichkeitsbildung einige Federn lassen müssen. Tests wie PISA, VERA untermauern die reinen zweckorientieren Unterrichtsinhalte wie alle Tests. Wie oben schon von jemand erwähnt, darf man nicht vergessen, dass (Bundes) länder auch aus politischen Gründen sich gerne mal durch Tests (wie bei einem sportlichen Wettbewerb) vergleichen. Gegen den reinen Gedanken, (Bundes) länder miteinander zu vergleichen, ist nichts einzuwenden um den eigenen Stand wieder zu sehen. Was mir nicht gefällt, ist, dass diese Tests so einen hohen Stellenwert haben in der Häufigkeit, der Bedeutung und dem Hype, den man darum macht.
Ich habe inzwischen einiges von Kraus gelesen und muss ihm in vielerlei Hinsicht Recht geben. Wenn ich sehe, mit welchen Kindern mein Sechstklässler am Gymnasium gemeinsam in einer Klasse sitzt, stellen sich mir die Nackenhaare hoch. Die intellektuelle Rückentwicklung von Kindern, die Kraus in seinem “Helikopter-Eltern”-Buch anspricht, kann ich voll und ganz bestätigen. Teilweise fragt man sich, wie Kinder, die die Vorsilbe “ver” mit f schreiben, an eine Gymnasialempfehlung gekommen sind. Zu meiner Schulzeit stand der Gymnasiast für intellektuelle Vielfalt, vielseitige Interessen, Belesenheit, viele Schüler spielten Instrumente. Das alles ist weitgehend am Gymnasium verloren gegangen. Wenn man sich die Kinder da inzwischen anschaut, kann man sich nur noch wundern. Viele schaffen es noch nicht mal mehr, ein 140 Seiten starkes, altersentsprechendes Buch zu lesen. Manche können im 5. Schuljahr nicht richtig lesen. Schaut man sich dann die verbliebenden Restschulen wie Real- und Gesamtschulen an, kommt man vollends in Gruseln: Das Niveau ist derart unterirdisch und trotzdem erhalten 5.Klässler, die weder richtig schreiben noch lesen können, zweien auf dem Zeugnis – und das nicht in Kunst, sondern Mathe und Deutsch. Dazu werden haufenweise von selbsternannten Rechtschreib”-Experten” Persilscheine in Sachen Lesen und Rechtschreibung ausgestellt. Darin wird Kindern eine Lese-Rechtschreibschwäche attestiert, die es einfach nur nicht richtig gelernt haben. Auf diese Weise gelangen dann Kinder zu einer 2 in Deutsch, die in jedem zweiten Wort einen Rechtschreibfehler haben. Wie das noch in den nächsten Jahren weitergehen soll, weiiß ich auch nicht… Wer soll diese Kinder denn später mal einstellen?
Ich glaube diese Fragen richten sich an alle, die sich für “Lesn durch Schraibn”, “Schraibn nach”Gehöa” und Material zentrierten Unterricht einsetzen.
Jedenfalls werden diese Mitschüler ihres Sohnes später sehr große Schwierigkeiten beim erfolgreichen Abschluss eines Hochschulstudiums haben.
Aber betrachten Sie auch einmal die fröhlichen Seiten dieser Schreibvielfalt. Es gibt dann immer wieder mal was zu lachen.Die Verdummung unserer Gesellschaft schreitet voran, die Möglichkeiten der Beeinflussung eines großen Teiles der Bevölkerung wird zunehmen.
Allgemeinbildung wird anscheinend in Zukunft nicht mehr erwartet. Es lebe die Dummheit.
Gemach, Gemach. Die Probleme der Gymnasien sind durchaus hausgemacht.
Und als Verteter der Restschule kann ich versichern, dass Wechsler vom hochgelobten Gymnasium an die Realschule ganz bestimmt nicht zur Leistungsspitze gehören.
Also bitteVorsicht damit, das Gymnasium zuüberhöhen, die Schulform hat sich in den letzten 10 Jahren zum Glück selbst geerdet und darf sich auch mal er Realität stellen.