Schwarzer Peter – ein Kommentar zum VBE-Vorstoß, Eltern stärker in die Pflicht zu nehmen

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Von News4teachers-Herausgeber Andrej Priboschek.

Der Bildungsjournalist Andrej Priboschek. Foto: Tina Umlauf
Der Bildungsjournalist Andrej Priboschek. Foto: Tina Umlauf

Es wirkt ein bisschen wie Schwarzer Peter. Die Politik schiebt die Verantwortung an die Lehrer, die Lehrer schieben sie an die Eltern, die Eltern an die Schulen – und die wieder zurück an die Politik. Und ändern tut sich wenig.  Kein Wunder: Die Diagnose, dass sich Erziehungsprobleme häufen, mag richtig sein. Der schlichte Appell an Väter und Mütter, erzieht doch mal besser, ist es nicht. Der VBE-Vorstoß greift zu kurz.

VBE: Schul- und Verwaltungsreformen schön und gut, aber: Setzt endlich auch bei Eltern an, liebe Politiker!

Viele Familien in Deutschland agieren Tag für Tag am Rande ihrer Möglichkeiten. Doppelverdiener (aus materieller Notwendigkeit, nicht aus Spaß), Alleinerziehende oder urbane Kleinfamilien ohne stützendes Beziehungsgeflecht (Großeltern!) – das sind diejenigen, von denen hier die Rede ist und denen man damit mal eben zuruft: Erzieht doch einfach besser!  Wenn Sie’s nur könnten …

Auch Lernstörungen, ADS und ADHS, ein Überangebot von Bildschirm-Medien, steigende Scheidungszahlen und eine kinderfeindliche Umwelt (Straßenverkehr!) lassen sich nicht mit einem saloppen: „Macht’s mal gefälligst besser!“ aus der Welt schaffen. Übrigens auch nicht in Richtung der Lehrerinnen und Lehrer: Die sind ebenfalls damit überfordert, da hat der VBE schon recht, gravierende Erziehungsprobleme im Vorbeigehen zu lösen.

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(K)eine Frage des Geldes

Was also ist zu tun? Eigentlich liegt die Lösung auf der Hand: Erziehen in schwierigen Fällen (also in genau denen, die den Unterricht immer wieder belasten) ist eine Aufgabe für Spezialisten. Also holt doch solche Spezialisten in die Schulen: Schulpsychologen, Sozialpädagogen, Erzieher, Therapeuten, Schulkrankenpfleger – Lehrerinnen und Lehrer benötigen ein Unterstützungssystem von Vertretern solcher Professionen vor Ort, das ihnen anspruchsvolle erzieherische, medizinische und sonderpädagogische Aufgaben abnimmt. Die Lehrkräfte können sich dann auf das konzentrieren, wozu sie vor allem da sind: unterrichten nämlich.

Eine Frage des Geldes ist das eher nicht, denn einerseits existieren diese Spezialistendienste ja durchaus schon (und werden häufig zum Beispiel von Jugendämtern oder Krankenkassen bezahlt), nur eben meist nicht in Schulen. Andererseits gibt’s derzeit ja reichlich freie Lehrerstellen, die die Länder kaum besetzt bekommen, weil der Arbeitsmarkt für Lehrkräfte leergefegt  ist. Die Mittel sind also vorhanden,  zumal auch die Steuereinnahmen derzeit sprudeln wie noch nie.

Das wäre die Chance: Liebe Bildungspolitiker, schafft endlich eine multiprofessionelle Schule! Ein Krankenhaus besteht doch auch nicht aus Ärzten allein.

Zum Beitrag: VBE – Schul- und Verwaltungsreformen schön und gut – aber: Setzt endlich auch bei den Eltern an, liebe Politiker!

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38 Kommentare
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Wayne_Youcts
6 Jahre zuvor

„Andererseits gibt’s derzeit ja reichlich freie Lehrerstellen, die die Länder kaum besetzt bekommen, weil der Arbeitsmarkt für Lehrkräfte leergefegt ist.“

Sehr geehrter Herr Priboschek,
durch das Gebetsmühlenartige Wiederholen von Politpropaganda wird aus Unwahrheit nicht plötzlich Wahrheit. An allen Schulen, die ich kenne, unterrichten Vertretungslehrkräfte mit 2. Examen und Fächern, für die an besagten Schulen bedarf besteht. Viele dieser Lehrkräfte erhalten seit mehreren Jahren nur einen zeitlich bis zum Beginn der Sommerferien befristeten Vertrag, ziehen von Schule zu Schule, immer in unsicherer Existenz und ohne Planungssicherheit für ihr eigenes Leben lebend. Wäre das, was Sie sagen, richtig, müssten diese Personen unter mehreren Stellen aussuchen können. Wie gesagt, ist das Gegenteil der Fall.

dickebank
6 Jahre zuvor
Antwortet  Wayne_Youcts

Vertretung – aber doch nur auf Planstellen, die von Stelleninhabern, die im Sabbatjahr, im Erziehungsurlaub, in Altersteilzeit, im Mutterschutz oder mit voller oder anteiliger Stundenzahl an eine andere Dienststelle versetzt sind, besetzt sind. Außer denjenigen, die in ATZ sind, sind das alles Stelleninhaber, die nach einer bestimmten Zeit wieder kommen und ein Anrecht haben, auf ihre „alte“ Planstelle zurück zu kehren.

Wayne_Youcts
6 Jahre zuvor
Antwortet  Redaktion

Nein, es gibt insgesamt keinen Mangel an Lehrkräften, sondern einen Mangel an Planstellen. Der Lehrermangel ist eine Behauptung der Politik, die sich weigert, die Schulen mit bedarfsgerechten Finanzmitteln auszustatten, z.B. um die benötigten (und vorhandenen) Lehrkräfte fest einzustellen. Deshalb „Propaganda“. Im Übrigen stört mich Ihr arroganter Ton.

Mit freundlichen Grüßen

Monika, BY
1 Jahr zuvor
Antwortet  Wayne_Youcts

Es gibt Lehrermangel, und nicht nur in Deutschland!
 
Man will es nicht mehr so hart arbeiten. Punkt.
 
Überall zu sehen.

Monika, BY
1 Jahr zuvor
Antwortet  Wayne_Youcts

Ich schreibe nur eins. Meine Tochter ist zum Schluss gekommen, dass ich (nie unterrichtet) unterrichten soll. Inzwischen unterrichtet sie selbst. Hilft ihre Klasse wo sie nur kann. Klasse hat beschlossen, sie brauchen kein Lehrer mehr.
 
Also. Den Kindern sollte man Stoff auf entsprechendem Niveau beibringen!
 
Und das können offensichtlich nur wenige und weniger, trotzt allen Diplomen und Doktortiteln.
 
Ich persönlich sehne mich nach alter Schule, aber mit dem Sinn für 21. Jahrhundert!
 
Was wir gerade haben ist eine Mischung von Nichts.

Wayne_Youcts
6 Jahre zuvor

P.S. Sprechen Sie mal mit Dezernenten von Schulbehörden in den verschiedenen Bundesländern. Die bestätigen alle, dass die Zahl der Berwerber diejenige der Planstellen um ein vielfaches übersteigt.

geli
6 Jahre zuvor
Antwortet  Wayne_Youcts

Ich bin geneigt, Ihnen zuzustimmen, Wayne_Youcts, denn ich wundere mich immer wieder über die eine oder andere arbeitslose Lehrkraft, die das 2. Staatsexamen abgelegt hat und bisher keine feste Planstelle findet, sondern nur befristete Verträge. Insofern könnte man wirklich vom gebetsmühlenartigen Wiederholen von Politpropaganda sprechen, wenn von händeringender Suche nach Lehrern gesprochen wird.

ysnp
6 Jahre zuvor
Antwortet  geli

@Wayne-Youcts und geli
Dann schreiben Sie einmal Klartext. In welchem Bundesland und in welcher Schulart machen Sie diese Erfahrungen?
In Bayern wird seit Jahren jeder Bewerber, der das 2. Staatsexamen zur Mittelschule besteht, genommen. In der Grundschule werden inzwischen ebenfalls alle Bewerber eingestellt, auf den Wartelisten steht niemand mehr. (Das war vor drei Jahren noch anders.) An den Gymnasien gibt es allerdings einen Bewerberüberhang und viele arbeitslose ausgebildete Lehrer. Deshalb versucht man diese für die Schularten mit Lehrermangel anzuwerben. Schulämter suchen konkret über das Internet Bewerber; das konnte man letztes Schuljahr gut mitverfolgen. Neuerdings haben wir Vertretungen, die durch Studenten gemacht werden, die gerade das 1. Staatsexamen haben und erst im September das Referendariat anfangen. Schulpsychologen müssen wieder mehr Unterricht geben, die max. Schülerzahl für Kooperationsklassen wurde bei uns hochgesetzt….. Die Liste lässt sich fortsetzen. Man merkt den Lehrermangel an den Stellschrauben, wo überall gedreht wird um Lehrerstunden freizubekommen. Gewiss wird es im nächsten Schuljahr noch offensichtlicher.
Also: Vielleicht reden Sie vom Gymnasium oder den Realschulen?

Wayne_Youcts
6 Jahre zuvor
Antwortet  ysnp

Im Sekundarbereich I kenne ich viele Bewerber, die SEIT JAHREN eine Planstelle suchen und denen fast die Tränen in den Augen stehen, wenn sie statt des üblichen Halbjahresvertrages mal einen Jahresvertrag ergattern und dieser noch vor den Sommerferien geschlossen wird, damit sie in diesem Zeitraum bezahlt werden.
In ganz Hessen werden derzeit schulformübergreifend (d.h. inklusive Grundschulen) gerade mal 50 Stellen ausgeschrieben, in Rheinland-Pfalz werden derzeit schulscharf gar keine Stellen ausgeschrieben und in Baden-Würtemberg wurden in letzter Zeit Lehrerstellen abgebaut. Sehen so Maßnahmen gegen Lehrermangel aus? Was Sie beschreiben sind Sparmaßnahmen der Politik. Lehrer, um die von Ihnen beschriebenen Lücken zu füllen, gibt es genug!

Wayne_Youcts
6 Jahre zuvor
Antwortet  Wayne_Youcts

… Württemberg

ysnp
6 Jahre zuvor
Antwortet  Wayne_Youcts

In Bayern hatten wir noch vor wenigen Jahren einen Überschuss an Grundschullehrern. Bei der Einstellung wurden Unterschiede je nach Abschlussnote gemacht. Die mit sehr guten Abschlussnoten standen ziemlcih schnell zur Verbeamtung an. Diejenigen, die einen unteren Notenschnitt hatten, wurden, so weit sie noch von der Examensnote im Einstellungsbereich waren, mit ähnlichen Verträgen, wie Sie oben beschrieben haben, ausgestattet. Das habe ich selbst von betroffenen Kolleginnen mitbekommen. Manche hatten diese Situation ca. 2-3 Jahre, wurden dann aber ebenso in den Beamtenstatus übernommen. Alles war offiziell; man konnte die Bedingungen auf der Seite des Kultusministeriums nachlesen. Ob inzwischen noch Unterschiede nach Examensnoten gemacht werden, weiß ich nicht, denn neuerdings gibt es zu wenige Absolventen für die zu besetzenden Stellen, nachdem die Wartelisten leergeräumt sind.

Monika, BY
1 Jahr zuvor
Antwortet  ysnp

Und genau hier liegt das Problem.
 
Diplom und Noten bedeuten rein gar nichts!
 
Lehrer, besonders Grundschullehrer sollten nach ganz anderem Maßstab ausgewählt werden.
 
 
 
Ich werde nie vergessen, wenn GS-Lehrerin meine Tochter für „kein Potenzial für Gymnasium“ eingestuft hatte.
 
Schon drittes Jahr in der Reihe ist gerade sie die beste in der Klasse, wenn nicht in der Generation. Und zwar mit der Leichtigkeit.
 
Ihr Lehrer merkt einfach nicht, wie Arrogant ihr seid. Und genau das schadet den Kindern am meisten.
 
Ganz vielen stützt ihr die Flügel schon von Anfang an. Ohne jeglichen Grund. Weil ihr am besten wissen, oder?

dickebank
6 Jahre zuvor
Antwortet  Wayne_Youcts

Die Kernfrage bleibt doch die, wie viele Schulen – egal welcher Schulform – in Ihrem näheren Umfeld haben eine 100%-ige Lehrerversorgung, haben also alle rechnerisch ermittelten Planstellen bestzt?

Wenn es eine 100%-ige Versorgung mit Lehrkräften gäbe, fiele diese Schlüsselzahl nicht unter die absolute Verschwiegenheitspflicht für Schulleiter und Kollegien.

dickebank
6 Jahre zuvor
Antwortet  ysnp

In NRW laufen ebenso viele ausgeschriebene Planstellen leer. D.h. es gibt mehr angebotene Planstellen als Bewerber.

In diesem Zusammenhaang würde mich einmal interessieren, in welchen Bundesländern noch nach Listenverfahren gearbeitet wird bzw. in welchen Stellen schulscharf ausgeschrieben werden.

Des Weiteren wäre es gut zu wissen, wie viele Einstellungstermine die jeweiligen Bundesländer haben.

Palim
6 Jahre zuvor
Antwortet  dickebank

In Niedersachsen gibt es 2 Termine, zu denen die eis-online-Liste mit neuen Ausschreibungen bestückt und veröffentlicht wird.
Früher liefen dann die Verfahren zur Einstellung, danach gab es auf der Seite nr wenige nachgemeldete Stellen. Das ist jetzt anders.
Es gibt schulscharfe Ausschreibungen (sehr viele), aber auch Bezirksstellen, Stellen können gewandelt werden. Das gilt auch für die Fächer – hat eine Ausschreibung keinen Erfolg, können Fächer nachträglich verändert werden. Mit der Ausschreibung auf Hauptfach-beliebig sind die Stellen also sehr offen formuliert.

Früher gab es somit 2 Einstellungstermine, inzwischen würde ich meinen, dass zu jeder Zeit eingestellt wird – direkt nach dem Prüfungtag, aber vor offiziellem Ablauf des Referendariats bis in den Beginn des Schuljahres hinein – und wenn sich eine geeignete Lehrkraft zwischendurch findet, dann sicher auch mittendrin, da Schulen und Dezernenten händeringend suchen.

Wenn flächendeckend hunderte Stellen unbesetzt bleiben, dann ist das wohl eine regionale Besonderheit von ganz Niedersachsen, die auch in NRW (dickebank) und BY (ysnp) und BW (mississippi) auftritt.

Emil
6 Jahre zuvor
Antwortet  Wayne_Youcts

Sprechen Sie mal mit den Personalräten, dann werden Sie sehr schnell merken, dass es einen eklatanten Lehrermangel gibt – und dass die einzigen, die Propaganda machen die Politik und die „hohen Herren“ sind, die von der Situation an der Basis keine Ahnung haben. Gehören Sie auch dazu??!!!

Wayne_Youcts
6 Jahre zuvor
Antwortet  Emil

Die Personalräte, die ich kenne, beklagen regelmäßig, dass sie die befristet eingestellten Lehrkräfte nicht an ihrer Schule behalten dürfen, da die zuständige Behörde deren Gehalt nicht bezahlen will.
Im übrigen bestätigen Sie meine Aussage, dass die Politik in Sachen Personalausstattung der Schulen Propaganda betreibt und gebetsmühlenartig wiederholt, für Bildung mehr Geld bereit zu stellen. Im Moment wiederholt sich dieses verlogene Spielchen im Hinblick auf die kommende Bundestagswahl. Hinterher ist wieder alles vergessen.

Emil
6 Jahre zuvor
Antwortet  Wayne_Youcts

Ich bin im Personalrat, seit Jahren heißt es dort, nennt uns Namen, Geld ist mehr als genug vorhanden. Offenbar haben Sie keine Ahnung von der Basis!

Wayne_Youcts
6 Jahre zuvor
Antwortet  Emil

Offenbar glauben Sie, die Weisheit mit Löffeln gefressen zu haben.
Vielen Dank für den Gedankenaustausch!

mississippi
6 Jahre zuvor
Antwortet  Emil

Als GS-Lehrerin in BaWü kann ich bestätigen, dass es zu wenig GS-Lehrer gibt, besonders in ländlichen Gegenden.

Emil
6 Jahre zuvor
Antwortet  Emil

Nein, aber mehr Reales Wissen als Wayne habe ich allemal. Was Wayne beharrlich verbreitet ist reine Ideologie!

Palim
6 Jahre zuvor
Antwortet  Wayne_Youcts

Es mögen Ihre Erfahrungen aus BW sein, in anderen Bundesländern sieht es wirklich anders aus.

In Niedersachsen konnten bei den letzten Runden schon nicht alle Stellen besetzt werden.
Kräfte für die Einstellungen im Jahr, für langzeit-Vertretungen sind nicht mehr vorhanden.
Die Schulleiter selbst erhalten vom Dezernenten eine allgemeine Liste, die sie selbst abtelefonieren müssen. Waren dort vor Jahren noch viele Namen darauf, wurden die Listen mit der Zeit kürzer und viele der Genannten hatten bereits Verträge.
ReferendarInnen werden wenn nötig direkt nach der Prüfung auf Schulstellen gesetzt, weil die Schule einen erheblichen Mangel an Lehrkräften hat und möglichst sofort jede Stunde, die sie bekommen kann, nimmt.

Ausgeschriebene Stellen stehen öffentlich im Internet unter http://www.eis-online.niedersachsen.de
Ich weiß, dass ich im letzten Jahr einen ähnlichen Beitrag geschrieben habe.
Jetzt, nicht einmal 1 Monat vor Schuljahresbeginn (am 3.8.), sind noch 300 Stellen gelistet und damit unbesetzt.

Jeder kann selbst einsehen, dass es nicht um MINT-Fächer allein geht, sondern um alle möglichen Fächer an allen möglichen Schulen. Die Bewerber können sich auswählen, an welcher Schule sie eine Stelle annehmen, häufig sind die Stellen an den Uni-Standorten eher bevorzugt, die ländlicheren Stellen und die Schulen mit schwierigerer Klientel benachteiligt.

Es gibt eine Unmenge an Grundschulstellen, bei denen möglichst Hauptfächer (D, Ma, SU) auszuschreiben sind: da jeder Studierende eines dieser Fächer beleben muss, ist die Bewerberzahl eigentlich entsprechend groß. Das erklärt die vielen Stellen Hauptfach-beliebig. Dennoch können die Stellen nicht besetzt werden.
Und es gibt Schulen, die sind seit mehreren Einstellungsrunden immer wieder auf der Suche und haben Bedarf an 1, 2 oder 3 Lehrkräften, finden aber niemanden.
Die Schulleiter, die ich kenne, wissen nicht, wie sie das auffangen sollen und wo sie die Lehrkräfte hernehmen sollen, bekommen aber gesagt: Sehen Sie zu, dass Sie Ihre Stelle besetzen.
Die Personalräte, die ich kenne, sagen sehr deutlich: Es gibt keine Bewerber für die Stellen.

Kurzfristige Vertretungen werden in den Grundschulen Niedersachsens seit über 10 Jahren von Nicht-Lehrern/pädagogischen Mitarbeitern übernommen.
Langfristige Vertretungen (Krankheit, Schwangerschaft) gibt es zwar, aber wie schon oben erwähnt, ist es sehr sehr schwierig, hierfür Kräfte zu finden.
Vollzeitstellen mit Beamtenverhältnis auf Probe und anschließender Verbeamtung gibt es zu Hauf.

Wayne_Youcts
6 Jahre zuvor
Antwortet  Palim

In Rheinland-Pfalz und Hessen werden Vertretungslehrkräfte in der Regel nach 1/2 Jahr und zum Beginn der Sommerferien wieder auf die Straße gesetzt, Vertretungsstellen zu bekommen ist leicht, da sie eigentlich Planstellen sein müssten, aber nur mit Vertretungslehrkräften besetzt werden. Bei Lehrermangel würde man sicher anders mit diesen Menschen umgehen.

Wayne_Youcts
6 Jahre zuvor
Antwortet  Palim

Ein Dezernent eines hessischen Schulamtes nannte mir mal die Zahl von 5.000 Bewerbern mit 2. Examen für den hessischen Schuldienst. Ich bleibe dabei: Abgesehen von spezifischen Fächern oder Regionen haben wir ein Überangebot an ausgebildeten Lehrkräften, aber einen Mangel an Planstellen.

dickebank
6 Jahre zuvor
Antwortet  Palim

Ich habe es schon einmal geschrieben; auf vielen Planstellen sitzen Lehrkräfte, die wegen diverser Gründe von ihrer Unterrichtsverpflichtung entbunden sind (z.B. wg. ATZ, Mutterschutz Erziehungszeit oder dergl. mehr). Für die zeit der Absenz der Planstelleninhaber werden diese Stellen befristet für Vertretungen zur Verfügung gestellt. Das führt in der Praxis dazu, dass Vertretungslehrkräfte von einer Vertretungsstelle in die nächste rutschen, wenn die Schule sie halten will. Die Zahl der Planstellen ließe sich nur erhöhen, wenn die Haushäter eine andere Schüler-Lehrer-Relation zugrunde legten, um den Bedarf an Vollzeitstellen zu ermitteln.

In NRW liegt diese für die SekI an GeS bei etwa 16,x zu 1 – also etwas über 16 SuS je LuL mit vollem Deputat.. bei einer sechzügigen GeS mit 30 SuS je Klasse sind das rund 1100 SuS. Es gibt folglich ohne Anrechnung von gesetzlichen Ermäigungen 67 Planstellen in Vollzeit.

Bei einer Absenkung der Relation von 14:1 würden allein 10 Vollzeitstellen hinzukommen. Nur eine Veränderung der relation ist hier in NRW auch von LliLa nicht in Aussicht gestellt worden

sofawolf
6 Jahre zuvor

ZITAT: „Die Diagnose, dass sich Erziehungsprobleme häufen, mag richtig sein. Der schlichte Appell an Väter und Mütter, erzieht doch mal besser, ist es nicht. Der VBE-Vorstoß greift zu kurz.“

Ja, da stimme ich zu. Verantwortungsbewusste Eltern gibt es. Die sind nicht das Problem. Die unterstützen uns ja meist in unserer Arbeit (wenn es nicht gerade Hubschraubereltern sind). Das Problem sind die Eltern, die überfordert oder auch unfähig sind, ihre Kinder zu erziehen. Die brauchen uns in den Schulen.

Aus diesem u.a. Gründen bin ich inzwischen doch für die Ganztagsschule im Grundschulbereich, aber nicht mit „Lernen rund um die Uhr“, sondern ab Mittag dann den Hortbereich und obligatorischen AGs/IGs.

Palim
6 Jahre zuvor
Antwortet  sofawolf

Was sind denn IGs?

dickebank
6 Jahre zuvor
Antwortet  Palim

Intressengemeinschaft im Gegensatz zur Arbeitsgemeinschaft.

Bei uns ist z.B. so, dass SuS, die eine AG wählen, deren Veranstaltungen verpflichtend besuchen müssen. Bei offenen Angeboten oder Interessengemeinschaften ist das anders.

Wayne_Youcts
6 Jahre zuvor

@ Emil
Ich verbreite nichts, schon gar keine Ideologie, sondern ich beteilige mich an einer Diskussion in einem Online-Forum. Bevor Sie hier Verschwörungstheorien äußern, sollten Sie mal darüber nachdenken, wo Sie sich hier befinden.

@ Herr Priboscheck
Der Ausgangspunkt der Diskussion war aber ein anderer: Es hieß, man wolle ja Lehrer einstellen, aber man finde auf dem Arbeitsmarkt keine. Dies ist, von Ausnahmen abgesehen, falsch.

ysnp
6 Jahre zuvor
Antwortet  Wayne_Youcts

@ Wayne
Ich kann Ihre Aussagen im Punkt dieser Verträge nachvollziehen; diese Praxis wird ebenso seit Jahren von Lehrerverbänden kritisiert.
Allerdings verstehe ich nicht, warum Sie hier politische Begriffe wie Verschwörungstheorien und Politpropaganda ins Feld führen. Das erinnert mich doch sehr an diese unendlichen und unerträglichen Diskussionen über die Hasskultur im anderen Forum. Keiner, der hier schreibt, hat sich in dieser Richtung geäußert oder hat etwas mit dieser Art zu tun.
Hier geht es nicht um irgendwelche parteipolitischen Themen, sondern um den Lehrermangel, der sich in vielen Bundesländern in einigen Schularten abzeichnet und den wir selbst verspüren und ein schulpolitisch interessierter Lehrer (mit Lehrer meine ich auch die Lehrerinnen) mitbekommt. Palim, mississippi, Emil, dickebank und ich – schreiben aus Erfahrung von verschiedenen Bundesländern aus den Grund- und Hauptschulen.

ysnp
6 Jahre zuvor
Antwortet  ysnp

P.S.:
Wenn Hessen in der Situation ist, 5000 Bewerber zu viel haben und dazu noch welche für die Grundschule – viele Bundesländer wären froh, sie würden diese bekommen.

Wayne_Youcts
6 Jahre zuvor
Antwortet  ysnp

Ich schreibe hier von Verschwörungstheorien, weil man mir unterstellt hat, hier gewisse „Ideologien“ zu verbreiten. Also lesen Sie doch erst mal genau und tun sie doch nicht so unschuldig.
Ich schreibe von meinen Erfahrungen, aber einige hier können eben nur ihren eigenen Standpunkt akzeptieren.
Damit ist diese Diskussion für mich beendet.

E. S.
6 Jahre zuvor
Antwortet  ysnp

@ysnp
Sie schreiben an Wayne: „Allerdings verstehe ich nicht, warum Sie hier politische Begriffe wie Verschwörungstheorien und Politpropaganda ins Feld führen. Das erinnert mich doch sehr an diese unendlichen und unerträglichen Diskussionen über die Hasskultur im anderen Forum. Keiner, der hier schreibt,… hat etwas mit dieser Art zu tun.“

Wirklich nicht?
Soweit ich die Diskussionen hier und an anderer Stelle verfolge, teile ich nicht Ihren Eindruck.
Außerdem finden die Menschen immer das unendlich und unerträglich, was sie nicht interessiert. Mich interessiert z.B. oft nicht das Thema, zu dem Sie oder andere sich unermüdlich äußern, z.B. die Lehrergehälter bzw. -besoldung, die Aufrechnerei nach Studium, nach Arbeitsbelastung oder -zeit, usw.
Da gehen die Animositäten dann auch ganz schön hin und her und manchmal tut mir z.B. sofawolf leid, mit dem nicht gerade zimperlich umgesprungen wird. Er durfte sich schon den Vorwurf gefallen lassen, er sei ja in Wirklichkeit gar kein Lehrer, sondern ein Troll.
Und Wayne einfach das Recht abzusprechen, sich zu Unrecht angegriffen und in die Verteidigungshaltung gedrängt zu fühlen, finde ich auch nicht so toll. Im Grunde sagen Sie ihm: „Stellen Sie sich doch nicht so an.“
Kein Wunder, dass er sich frustriert zurückzieht und sagt: „Damit ist diese Diskussion für mich beendet.“

ysnp
6 Jahre zuvor
Antwortet  E. S.

Es ist interessant, was alles in geschriebene Worte hineininterpretiert wird. Jeder liest mit seinen Augen und schreibt aus seinem Blick heraus. Mir war nicht bewusst, dass ich durch mein Schreiben Wayne das Recht abgesprochen haben soll, sich zu Unrecht angegriffen fühlen und ihn in eine Verteidigungsposition gedrängt habe… Wenn das so rübergekommen ist, kann ich nur sagen, dass das nicht meine Absicht war.
Mich haben die politischen Begriffe gestört und ich dachte, hoffentlich kippt die Situation nicht in diese Richtung. Es stimmt, der Ideologiebegriff passt da genauso wenig hinein wie Politpropaganda und Verschwörungstheorien. Das ist meine persönliche Ansicht.
Ich sehe Waynes Äußerungen zu den Situationen in den geschilderten Bundesländern schon und kann diese nachvollziehen. In anderen Bundesländern ist die Sache anders, d.h. man kann nicht immer von sich auf andere schließen. Andere Bundesländer – andere Erfahrungen.
Zur Gehaltsdiskussion: Beobachten Sie einmal ganz genau, wer zumeist mit den Kommentaren unter einem neuen Artikel zum Thema anfängt. Dann haben Sie auch eine Erklärung dafür, dass immer wieder dieselben Leute etwas schreiben bzw. sich fast dazu gezwungen fühlen, etwas zu schreiben.

mississippi
6 Jahre zuvor

@ Wayne: Wenn Sie irgendwo Grundschullehrer versteckt haben, dann schicken Sie sie doch bitte her. Hier gibt es massig zu wenig. Und woanders offensichtlich auch.

dickebank
6 Jahre zuvor
Antwortet  mississippi

Das Problem ist, kann er nicht. Kann ja der Dienstherr selbst nur auf dem Wege der Abordnung.

Tatsache dürfte sein, dass es Absolventen von Studienseminaren bzw. ZfsL mit bestandenem zweiten Staatsexamen gibt, die es vorziehen beschäftigungslos zu bleiben, da die angebotenen Planstellen, nicht „um’s Eck“ liegen. In Hochschulstädten, die zeitgleich auch noch Seminarorte sind, dürfte die Zahl der ausgeschriebenen Planstellen voraussichtlich deutlich unter der der potentiellen Bewerber liegen. Die bereitschaft wegen einer festen Planstelle seinen Lebensmittelpunkt zu ändern ist vermutlich ebenfalls als gering einzustufen. Auf der anderen seite bleiben dann eben Stellen „weit ab vom Schuss“ unbesetzt. – Und das selbst wie @ysnp schreibt in Bayern, wo es noch das Listenverfahren zu geben scheint und Stellen nicht schulscharf ausgeschrieben werden.