Gebauer kündigt zum Schuljahresbeginn in NRW an, sich für eine bessere Bezahlung von (Grundschul-)Lehrern einzusetzen

4

DÜSSELDORF. Die Sommerferien sind zu Ende: Am Mittwochmorgen hat für rund 2,5 Millionen Kinder und Jugendliche in Nordrhein-Westfalen die Schule wieder begonnen. Eine der wichtigsten Herausforderungen im neuen Schuljahr ist der Lehrermangel, insbesondere an den Grundschulen. Schulministerin Yvonne Gebauer (FDP) will sich für eine bessere Bezahlung der Pädagogen einsetzen, wie sie am Morgen im Sender WDR5 sagte. Der VBE begrüßt den Vorstoß.

"Unkonventioneller Vorschlag": NRW-Schulministerin Yvonne Gebauer (FDP). Foto: FDP
In Gesprächen mit dem Finanzminister: NRW-Schulministerin Yvonne Gebauer (FDP). Foto: FDP

Um die Lücken zu stopfen, werde auch das Unterrichtsfach Englisch für sogenannte Seiteneinsteiger geöffnet. Bislang war das nur für Kunst, Sport und Musik der Fall. Außerdem sollen Lehrer der Sekundarstufen 1 und 2 befristet für zwei Jahre an Grundschulen unterrichten, sagte Gebauer. Sie würden dann eine Garantie erhalten, im Anschluss an Gymnasien oder Gesamtschulen zu unterrichten – mit dem dazu gehörenden Plus beim Gehalt.

Insgesamt müsse dem Lehrerberuf größere Wertschätzung entgegengebracht werden, sagte die Ministerin. Geld gehöre auch dazu. Sie sei darüber im Gespräch mit dem Finanzminister – «damit wir tatsächlich die Lehrerinnen und Lehrer, besonders in der Grundschule, in Zukunft besser bezahlen können», sagte Gebauer.

Anzeige

Der Verband Bildung und Erziehung begrüßte die Initiative – und will die Ministerin nun beim Wort nehmen. „Wir erwarten jetzt einen klaren Zeitplan. Es ist ein schon längst überfälliger Schritt, die ungerechte Bezahlung der Lehrkräfte zu beenden. Gerade hochqualifizierte Lehrerinnen und Lehrer an Grundschulen sind für den Einstieg der Kinder ins Schulsystem entscheidend. Zudem ist der Lehrermangel im Grundschulbereich verheerend und die Unterrichtsversorgung eine ständige Herausforderung. Eine gerechte Bezahlung aller Lehrkräfte nach der Besoldungsstufe A13 /EG 13 wäre ein entscheidender Schritt, um den Lehrermangel langfristig entgegenzuwirken‘, erklärte VBE-Vorsitzender Udo Beckmann.

Der VBE hoffe, dass die Gespräche zwischen Gebauer und dem Finanzminister aus Sicht der Lehrerschaft erfolgreich verlaufen. „Der VBE steht in dieser Frage voll an ihrer Seite. Wir weisen seit langem auf das veraltete Ranking der Bezahlung unsere Lehrkräfte hin. Mit der Aktion ‚Bekennt euch! A13/EG13 für alle!‘ hatten wir alle Parteien auf die ungerechte Bezahlung aufmerksam gemacht – offenbar mit Wirkung. Es darf hier nicht die Baustelle der schlechten Bezahlung von Konrektorinnen und Konrektoren vergessen werden, die die alte Landesregierung hinterlassen hat. Wir fordern eine schnellstmögliche Entscheidung für eine Anhebung der Besoldung“, erklärt Beckmann.

Die geplante Beschäftigung von Sekundar-II-Lehrkräften an Grundschulen in Verbindung mit einer gerechteren Bezahlung, könnte mehr Lehrkräfte an den Grundschulen halten. Lehrkräften aus der Sekundarstufe II, die für zwei Jahre an einer Grundschule unterrichten, soll eine Stelle nach zwei Jahren am Gymnasium versprochen werden. „Passt die Bezahlung, würden sicherlich einige verbleiben und sich für die Grundschule dauerhaft qualifizieren“, meint der VBE-Chef – und betont: „Die Aufgaben der Lehrkräfte werden immer komplexer. Integration, Inklusion und Lernen in der digitalen Welt und das in Verbindung mit einer schlechten Lehrerversorgung erzeugen einen immensen Druck auf alle Lehrerinnen und Lehrer, die eine bessere Bezahlung schon lange verdienen.“ N4t / mit Material der dpa

Neue Ministerin Gebauer für Schulrankings in NRW – Unterrichtsausfall soll veröffentlicht werden

Anzeige


Info bei neuen Kommentaren
Benachrichtige mich bei

4 Kommentare
Älteste
Neuste Oft bewertet
Inline Feedbacks
View all comments
Emil
6 Jahre zuvor

…und jetzt warten wir mal entspannt auf die ewig gleichen Aufschrei von sofawolf und Kollegen 😉

dickebank
6 Jahre zuvor

„Lehrer der Sekundarstufen 1 und 2“

Was ist das denn für eine Mogelpackung für Lehrkräfte der SekI? Lehrkräfte der SekI erhalten in NRW die gleiche Besoldung wie Lehrkräfte der Primarstufe – nämlich A12 bzw E12 oder als Seiteneinsteiger (nicht grundständige Lehrkräfte) nach Abschluss der OBAS E11. Ließe sich jemand mit Lehramt GHR(HRGe) an eine GS versetzen, bekäme dieser auch weiterhin A12.

Es wäre schon schön, wenn die zuständigen Stellen die Auszahlung der MAV (Mehrarbeitsvergütung) zeitnah angewiesen bekämen.

Des Weiteren stellt sich mir die Frage, gibt es zu viele Lehrkräfte mit Lehramt GY/GeS, die man sich jetzt sichern will, um in zwei Jahren, wenn G9 wieder flächendeckend an den Start geht, diese für den zusätzlichen Bedarf der GY an Bord haben zu können. Darüber hinaus wirft das geplante Vorgehen der FDP-Ministerin die Frage auf, warum soll jemand, der an einer GS unterrichten will, zukünftig noch das Lehramt Primarstufe studieren. Die regelstudienzeit ist die gleiche wie bei allen anderen Lehrämterm. Also studiert man doch besser Lehramt Sek I+II, geht an eine GS, erhält A13 und bleibt anschließend eben dort. Man macht dann die Arbeit an der GS für A13, während die grundständigen „Grundschulgabis“ A12 erhalten.
Tolle Idee …

Aber vermutlich ist nur der Plural (Sekundarstufen 1 und 2) in der Pressemitteilung falsch oder falsch zitiert worden. Wäre schön, wenn die Redaktion das recherchieren könnte.

jagothello
6 Jahre zuvor

Ja, „gerechtere“ Bezahlung. Bei mir war das so: Ich bin vor dem Studium zur Beratung und ins Staatliche Prüfungsamt gegangen. Dort sagte man mir: Sek II bedeutet erstmal 1,5 Jahre Latinum nachmachen samt externer Staatsprüfung und wahrscheinlich teurem Repetitorium, dutzende Hausarbeiten, Übungen und Zwangsscheine, absurde Durchfallquoten im Erziehungswissenschaftlichen Begleitstudium von bis zu 80%, hohe Durchfallquoten im 1. Staatsexamen und Abbrecherzahlen, Hiwi-Dienste in den Oberseminaren, 100 Seiten-Hausarbeit als Examensarbeit, etliche Klausuren und mündliche Prüfungen, danach 2 Jahre Referendariat mit 16-24 Lehrproben, völlig unsichere Jobaussichten nach 6-7 Jahren Ausbildung. Grundschule oder Sek I? Ist einfacher (heute vielleicht nicht mehr), geht schneller. Oder Jura? Ist noch schwieriger, aber Sie verdienen besser. Oder Medizin: Ist auch schwieriger, aber Ihr Abitur… geht sowieso nicht. So. Also Sek II-Lehramt unter allen widrigen Verhältnissen. Sehr viel später dann sehr gute Stellen (für Lehrerverhältnisse), aber immer auch gute Leistungen, Zeugnisse und Engagement. Man weiß vorher, worauf man sich einlässt, womit man kalkulieren kann. Wenn ich mich als Chemiker für die Schule entscheide, kann ich hinterher nicht meckern, dass ich nicht 180.000 wie der Kollege bei Covestro verdiene. Gerade gestern habe ich eine neue Praktikantin gefragt, warum Sie Geschichte/Philosophie „nur“ SekI macht. Weil das Kind im Vordergrund stehen soll und nicht das Fach. Das ist vielleicht etwas naiv, aber doch eine bewusste Entscheidung.
Viel wichtiger wäre eine Evaluation der Lehrerarbeit eines jeden einzelnen am Maßstab seiner Performance, seiner Stellenbeschreibung. Ich sehe die methodischen Schwierigkeiten, aber ich sehe nicht ein, dass sie nicht beseitigt werden. In Russland zum Beispiel gibt es ein knallhartes Punktesystem zur Messung von Leistung. Auf seiner Basis erfolgt dann jährlich (!) die Besoldung.
Ganz lustig finde ich nebenbei, dass bei der ganzen Debatte plötzlich so viel von „Gerechtigkeit“ die Rede ist. Wenn man es wagt, die für Kinder einzufordern, wird man ja gerne als „Ideologe“ verunglimpft, als „Linker“, „Gutmensch“ und was das Sprachregister der Spießer sonst noch so hergibt.

Palim
6 Jahre zuvor
Antwortet  jagothello

Zum einen hat man die 100seitige Examensarbeit im anderen Lehramt auch geschrieben, hatte ebenso Vorgaben und Leistungen zu erbringen, die inzwischen durch die Umstellung des Studiums dem SekI/II-Studium angeglichen sind, auch im Durchschnitt eine Lehrprobe pro Monat gab es im Ref im Lehramt in manchen Bundesländern (auch da gibt es übrigens große Unterschiede),
zum anderen übernehmen die Grundschullehrkräfte neben ihrem Grundschullehramt inzwischen zusätzlich nahezu vollständig den Sonderpädagogen-Beruf für mehrere Förderschwerpunkte.

Warum die Aussage „weil das Kind im Vordergrund stehen soll“ am Ende für viele bedeutet, dass die Arbeit abgewertet wird oder die Bezahlung nicht gleichwertig erfolgen muss, ist mir schleierhaft, schließlich geht es beim Lehramt ja ums Kind … und nicht ums Fach, dann kann man ja auch Forscher werden oder Fachwissenschaftler. Warum werden immer noch viele Menschen Lehrer, weil ihnen die Fachwissenschaft so wichtig ist, sie aber nach Möglichkeit bloß nicht so viel Zeit mit Schülern verbringen möchten, je kleiner, je schlimmer?