Befragung in Berlin – im Auftrag der Senatsverwaltung: Lehrkräfte sollen ihre sexuelle Orientierung angeben

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BERLIN. In den Kollegien der Berliner Schulen wird derzeit eine wissenschaftliche Befragung durchgeführt, die die die Situation von homo- und bisexuellen, trans- und intergeschlechtlichen Jugendlichen erfassen soll. Und die sorgt jetzt für Empörung: Denn Lehrkräfte werden dabei auch ausdrücklich nach ihrer eigenen sexuellen Orientierung und nach ihren Einstellungen zu sexueller Vielfalt gefragt. Die CDU fordert Bildungssenatorin Sandra Scheeres (SPD) auf, das Projekt einzustellen. „Es ist völlig unzulässig, seine Beschäftigten über ihre sexuelle Orientierung zu befragen und dabei auch noch Daten zu erheben, die problemlos Rückschlüsse auf die Identität der Befragten zulassen“, meint die bildungspolitische Sprecherin, Hildegard Bentele, laut „Tagesspiegel“.

Wen lieben Sie denn, lieber Lehrer? Foto: Dean McCoy / flickr (CC BY 2.0)
Wen lieben Sie denn, lieber Lehrer? Foto: Dean McCoy / flickr (CC BY 2.0)

Die Studie im Auftrag der Senatsbildungsverwaltung solle herausfinden, wie Lehrkräfte und andere pädagogische Fachkräfte in Berlin mit Vielfalt und Diskriminierung umgehen und was sie über diese Themen denken, so teilten die leitenden Wissenschaftler von der Sigmund-Freud-Universität und der Humboldt-Universität  dem Bericht zufolge mit. Durchgeführt wird sie an 60 zufällig ausgewählten Schulen der Bundeshauptstadt.  Die Wissenschaftler versichern laut „Tagesspiegel“, dass die personenbezogenen Daten „auf keinen Fall an Dritte, wie beispielsweise die Auftraggeberin, weitergegeben“ werden. Die Befragung sei freiwillig und könne jederzeit abgebrochen werden. Man könne auch einzelne Fragen unbeantwortet lassen – eben auch die nach der eigenen sexuellen Orientierung.

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Die Studie sorgt für Wirbel in Berlin. „Hetero oder nicht? Sex-Schnüffelei an Berlins Schulen“, so titelt etwa die Boulevardzeitung BZ. Auch die Bild-Zeitung schreibt von „Sex-Schnüffelei“. Die Kritik entzündet sich auch an dem Schreiben, mit dem die Umfrage an die Schulleitungen verschickt worden war. Darin heißt es, die Teilnahme sei zwar freiwillig, aber „von der Senatsverwaltung ausdrücklich erwünscht“ – „äußerst unglücklich formuliert“, so nennt das eine Sprecherin von Scheeres. Die Senatsverwaltung erhalte nur das Ergebnis, nicht aber die Einzeldaten der Studie, beteuert sie. Die GEW zeigt sich irritiert darüber, dass die Befragung zuvor nicht mit den Personalräten abgestimmt worden sei.  bibo / Agentur für Bildungsjournalismus

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4 Kommentare
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omg
6 Jahre zuvor

Man kann nur noch mit dem Kopf schütteln.

xxx
6 Jahre zuvor

Bei einem Bewerbungsgespräch braucht eine sichtlich hochschwangere Frau die Frage, ob sie schwanger sei nicht zu beantworten. Ganz abgesehen davon frage ich mich, was sich die Senatsverwaltung davon verspricht.

[Verschwörungstheorie ein] Eine „genehme“ Dame soll unbedingt promovieren, ist aber intellektuell nur für Genderologie oder ähnlich „wissenschaftliche“ Fachgebiete geeignet. [Verschwörungstheorie aus]

Küstenfuchs
6 Jahre zuvor

Leider hab ich die Erfahrung gemacht, dass viele Kollegen viel zu obrigkeitshörig sind und bei sowas auch noch den Bogen ausfüllen.

sofawolf
6 Jahre zuvor

Das hätte ich jetzt echt für einen Aprilscherz oder für eine Ente gehalten. Bin mal gespannt, wie die Kollegen in Berlin darauf reagieren.