GEW trommelt für höhere Gehälter für Grundschullehrer – jetzt auch mit dem Argument, sogar Seiteneinsteiger verdienen mehr

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POTSDAM. Grundschullehrer sind bundesweit rar, sodass immer mehr Seiteneinsteiger in den Lehrerberuf aufgenommen werden. Die Bezahlung geht dabei allerdings aus Sicht der Gewerkschaft völlig durcheineinander. Immerhin: Beim Brandenburger Bildungsministerium stößt die GEW schon mal auf offene Ohren.

Hand mit Geldscheinen
Ist es richtig, wenn Seiteneinsteiger in den Lehrerberuf finanziell höher eingestuft werden als altgediente Grundschullehrkräfte? Foto: tunguska / Flickr (CC BY 2.0)

Unter dem Motto «Auf den Anfang kommt es an» will die Gewerkschaft GEW für eine höhere Bezahlung von Grundschullehrern mobilisieren. Derzeit würden die landesweit 4000 Pädagogen je nach Ausbildung sehr unterschiedlich bezahlt, kritisierte der Chef der GEW Brandenburg, Günther Fuchs, am Montag in Potsdam. Er forderte mittelfristig eine einheitliche Bezahlung nach den Gruppen A13/E13 – für rund 3000 der 4000 Grundschullehrer in Brandenburg wären das 600 bis 800 Euro mehr im Monat.

Seiteneinsteiger mit Masterabschluss erhielten heute teilweise mehr als altgediente Pädagogen, kritisierte Fuchs. Und für Lehrer, die Anfang der 1990er Jahre eingestiegen seien, würden wieder andere Regeln gelten. Eine erste Anhebung würde Fuchs zufolge etwa 24 Millionen Euro im Jahr kosten. «Das sind bei den Steuereinnahmen, die das Land hat, Peanuts», meinte der Gewerkschaftsvorsitzende. «Das Geld ist da.» Es sei lediglich eine politische Entscheidung.

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Beim Potsdamer Bildungsministerium stieß die GEW auf offene Ohren. «Das Bildungsministerium steht einer Besoldungsanhebung auch für Grundschullehrkräfte positiv gegenüber», sagte Bildungsminister Günter Baaske (SPD) einem Sprecher zufolge. «Dies wird im parlamentarischen Raum zu diskutieren sein.»

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Am 6. Oktober stehen laut GEW die nächsten Gespräche mit der Landesregierung über die Steigerung der Attraktivität des Öffentlichen Dienstes an. Dabei werde es neben der Bezahlung auch um Fragen der Entlastung und der Weiterqualifizierung von Quereinsteigern gehen. «Wir stellen inzwischen auch den Bäcker und den Maler ein», sagte Fuchs. Es seien jahrelang zu wenige Grundschullehrer ausgebildet worden.

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Sollte es bis November zu keiner Einigung mit der Regierung kommen, werde man zu Demonstrationen aufrufen. «Wenn die Landesregierung sich nicht bewegt, wird es mächtig Ärger geben», drohte Fuchs. «Es kann nicht sein und darf nicht sein, dass wir einerseits die gut ausgebildeten Grundschullehrkräfte am schlechtesten bezahlen und andererseits bei den Neueinstellungen nicht mehr am Lehrerarbeitsmarkt mit den anderen Bundesländern konkurrieren können», bemerkte er in einer Mitteilung.

Zum Auftakt des Schuljahres macht nach Angaben der GEW der hohe Krankenstand von rund neun Prozent unter allen rund 19.000 Lehrern im Land noch immer Probleme. Fuchs zufolge ist hier nur eine Reserve von drei Prozent eingeplant. Die Folge sei, dass Klassen zum Beispiel zusammengelegt würden. In der Statistik werde dies aber nicht als Unterrichtsausfall erfasst. dpa

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sofawolf
6 Jahre zuvor

„Berlin – Es geht ihnen nicht um mehr Lohn. Sie fordern mehr Kollegen, damit die Patienten-Betreuung besser wird. Das sagen die Krankenschwestern und Pfleger der Charité, die an den Standorten in Mitte, Wedding, Steglitz und Buch im Warnstreik sind.“ – Quelle: http://www.berliner-kurier.de/28434098 ©2017″

Die haben meinen Respekt und meine Unterstützung ! Die werden wahrscheinlich nie auf A 13- und nicht mal auf A 12- Niveau verdienen.

g. h.
6 Jahre zuvor
Antwortet  sofawolf

Meinen Respekt haben diese Leute auch, sofawolf, und zwar größten.Trotzdem möchte ich Ihnen insofern widersprechen, als ich nicht glaube, dass Altruismus Lohnverzicht bedeuten muss.
Wenn ich bedenke, wieviel Geld zum Fenster rausgeschmissen wird für Projekte, die mir nicht einleuchten, ist es eine falsche Prioritätensetzung, Altruismus besonders dann zu loben, wenn er mit Lohnverzicht verbunden ist.

Den Beruf von Lehrern, Kranken- und Altenpfleger bei jungen Menschen auch attraktiver zu machen durch Lohnanreiz finde ich mehr als vernünftig anstatt auf Nachwuchskräfte durch edle Verzichtsgesinnung zu setzen.

sofawolf
6 Jahre zuvor

@ g.h.,

es geht nicht um Lohnverzicht, in dem Sinne, künftig weniger zu verzichten. Jede Arbeit sollte so bezahlt werden, dass man (wenn es eine volle Stelle ist) auch davon leben kann – ohne aufzustocken.

Immer mehr verdienen zu wollen, um sich auch immer mehr leisten zu können, ist menschlich verständlich. Wir alle wollen gut und sorgenfrei leben. Dann frage ich mich aber, woher das Mehr kommen soll, wenn wir doch aber gleichzeitig auch alle weniger Steuern zahlen wollen, weil die doch angeblich zu hoch sind.

Wo soll dann eingespart werden? Wo sollen Stellen im ÖD abgebaut werden? Welche staatlichen Leistungen sollen gekürzt werden? Wessen Arbeit darf weiterhin schlechtbezahlt bleiben, weil sie nicht so viel wert ist wie andere Arbeiten?

sofawolf
6 Jahre zuvor
Antwortet  sofawolf

* … in dem Sinne, künftiger weniger zu verdienen.