Drei Viertel der Kita-Erzieher befürworten Umgang mit Tablet und Co. schon für die Kleinen

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BERLIN. Tablets, Laptops und Co. im Kindergarten? Gut 75 Prozent der Erzieherinnen und -Erzieher in Deutschland sind einer Umfrage zufolge der Ansicht, dass Kinder bereits in der Kita eine Möglichkeit haben sollten, den verantwortungsvollen Umgang mit digitalen Geräten zu erlernen. 41 Prozent stimmten einer entsprechenden Aussage in der Befragung «voll und ganz zu», weitere 34,2 Prozent stimmten «eher zu». 18,4 Prozent stimmten «eher nicht» zu, 6,4 Prozent «überhaupt nicht». Im Auftrag der Stiftung «Haus der kleinen Forscher» hatte das Umfragezentrum Bonn im Sommer bundesweit mehr als 700 pädagogische Fach- und Leitungskräfte befragt. Die Ergebnisse sollten am Samstag veröffentlicht werden.

Gebannt: Mädchen vor Smartphone-Schirm. Foto: r. nial bradshaw / flickr (CC BY 2.0)
Gebannt: Mädchen vor Smartphone-Schirm. Foto: r. nial bradshaw / flickr (CC BY 2.0)

In sieben von zehn Kindergärten (70,7 Prozent) können Kinder den Angaben zufolge mindestens ein digitales Gerät gemeinsam mit ihren Erziehern nutzen. Dabei ist die Digitalkamera am meisten verbreitet. Sie gibt es in mehr als der Hälfte der Kitas (53,4 Prozent). Laptops (30,3 Prozent) und Computer (24 Prozent) folgen. Ein Tablet steht nur in 7 Prozent der Einrichtungen, an denen die Befragten arbeiten, zur Verfügung. Jede fünfte Kita (19,3 Prozent) hat ein Medienkonzept, dass Einsatz und Umgang mit digitalen Medien festschreibt.

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Die Stiftung Haus der kleinen Forscher ist nach eigenen Angaben die größte frühkindliche Bildungsinitiative in Deutschland. Sie will die Themen Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik (MINT) an Kitas und Grundschulen stärker verankern. dpa

Sind unsere Jugendlichen komplett digital abgedriftet? Praktisch alle kommunizieren per Smartphone – im Schnitt 3,5 Stunden am Tag

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Grundschullehrer
6 Jahre zuvor

So lange es sich nur um die Digitalkamera handelt, ist das ja okay. Aber bitte, bitte nicht das Tablet im Kindergarten einsetzen! Dann kriegen wir noch mehr Kinder in die Grundschule, die keinen Stift halten, geschweigedenn einen Buchstaben schreiben können. Auch der Kindergarten hat einen Bildungsauftrag!

Palim
6 Jahre zuvor
Antwortet  Grundschullehrer

Ja, die Kindergärten haben sogar einen Bildungsplan, ähnlich einem Curriculum, an den sie sich halten müssen.
Und wenn in diesen „Umgang mit Medien“ verankert wird, müssen sie sich drum kümmern.

In dem KiGa, in dem wir Sprachförderung erteilen, sieht es so aus, dass es in einem Raum (Buchstabenwerkstatt) als ein Angebot neben sehr vielen anderen rund um Buchstaben, Lesen etc., in einer Ecke auch einen stationären PC gibt, auf dem die Kinder ausgewählte Programme nutzen können.
Ich vermute, dass dieses Angebot mit anderen Medien zu Hause nicht in Konkurrenz tritt, da sehr viele Kinder ganz anderen Medienkonsum gewohnt sind.

Biene
6 Jahre zuvor

Ich habe erst neulich einen Bericht gelesen, wo nach es zu Entzugserscheinungen kommt, wenn die lieben Kleinen von den Tabletts abhängig sind. Ein gesunder, aber kritischer Umgang ist wichtig, aber bitte nicht schon in der Kita. Die Zwerge sollten erstmal die deutsche Sprache und das soziale Zusammenleben lernen.

sofawolf
6 Jahre zuvor

Ich bin nicht dafür.

Pälzer
6 Jahre zuvor

– Für welche Ziele steht die Stiftung „Haus der kleinen Forscher“? Die Beschreibung im Artikel legt eine Interessenbindung nahe.
– Wurden nun Erzieherinnen befragt oder „Fach- und Führungskräfte“? Das zweite hat einen anderen Zungenschlag.
– Digitalkamera oder die Spiele auf dem Tablet, mit welchen unsere Kinder in den Pausen auf dem Boden kauern? Die Überschrift suggeriert etwas anderes als die spärlichen Infos im Text.
– Wurden die Fachkräfte danach befragt, ob sie der Digitalkamera den Vorzug geben vor Ball, Schere und Buntstift?

Palim
6 Jahre zuvor
Antwortet  Pälzer

„Haus der kleinen Forscher“ steht eigentlich für einen frühen Zugang zu Naturwissenschaften mit vielen Experimenten. Also weniger „Digitalkamera“, sondern Seifenblasen, Eiswürfel, Zitronen (Haushaltsmaterialien) … und viele niederschwellige Forscherfragen, die zur aktiven Außeinandersetzung und zum Fragen stellen anregen.

Stiftung und Partner kann man auf entsprechender Homepage einsehen.

Mark Steiner
6 Jahre zuvor
Antwortet  Palim

@Palim
Dann frage ich mich wie da ein Tablet rein passt.
Bei dem Niveau solcher Experimente ist es immer vorzuziehen diese in natura durchzuführen, wozu also das Tablet?

Ich finde sowieso, dass es eher für Unklarheiten sorgt, wenn man beides, Digitalkamera und Tablet, in „digitale Bildung“ zusammenfasst.

Palim
6 Jahre zuvor
Antwortet  Mark Steiner

Der Ansatz ist ein anderer, ich würde es eher in der Inspiration sehen: Ein Instrument dürfen Kinder auch hören, sehen, womöglich ausprobieren, bevor sie selbst in der Lage sind, darauf wirklich zu spielen.
Ebenso ist es mit Büchern: Die sind doch nicht erst interessant, wenn das Kind eigenständig wirkliche Wälzer bewältigen kann, sondern sollten schon weit vor der Schule eine Rolle spielen.
Früher hat man eine Schreibmaschine mit in den Raum gestellt, heute ist es ein Tablett. Natürlich hatten früher die Kinder keinen Schreibmaschinenkurs, aber es gehörte zur Schreibkultur dazu, Angebote zu setzen, die Interesse wecken konnten. Ähnliches gilt für Fach/Sachbücher und Lexika. Ebenso würde ich das (eine!) Tablet sehen und einsetzen.
Auch bei den Experimenten geht es darum, Interesse zu wecken, eine Haltung zum Fragen zu unterstützen. Da geht es nicht darum, dies durch ein Tablet zu ersetzen, sondern ein Tablet als Teil der Kultur mit in die Lebenswelt zu setzen. In der Grundschule bekommt alles dann eher den Charakter eines Werkzeuges, zu dem man die Technik erlernen muss, um sinnvoll damit umzugehen.

Axel von Lintig
6 Jahre zuvor
Antwortet  Palim

Wir haben Schreibmaschinenkurse belegt und damit Schreiben gelernt. Das erfolgte erst in den weiterführenden Schulen und deshalb fiel die Umstellung auf Computer nicht schwer.
Im Kindergarten erwarte ich, dass die Kinder den Umgang mit Buntstiften lernen, mit einer Scheren schneiden können, Lieder lernen, mit Knete arbeiten können, Holzklötze zusammenstellen können, malen lernen und mit Wachsmalkreide malen etc.

Palim
6 Jahre zuvor
Antwortet  Palim

Wir durften auf der ausgedienten Schreibmaschine meines Vaters „tippen“ und auf der Rechenmaschine meiner Mutter „Tasten drücken“. Allein die Geräusche haben mich damals schon fasziniert. Es ging noch gar nicht um „schreiben“ und „rechnen“, dafür war ich sicherlich noch zu jung.

Ein Kind, das im Kindergartenalter „werken“ darf, muss kein Handwerker werden, aber es bekommt eine Ahnung davon: dass man selbst etwas mit den Händen gestalten kann, dass man etwas herstellen kann, dass es Menschen gibt, die einen derartigen Beruf ausüben…

Ein Kind, das im Kindergartenalter im Garten helfen darf, muss kein Gärtner werden, aber es bekommt eine Ahnung davon: dass Natur genutzt und ein Garten zum Nutzen gestaltet werden kann, dass Pflanzen wachsen, aber auch Pflege benötigen, dass man mit der Natur angemessen umgeht, gerade wenn man sie nutzen und erhalten möchte, dass Ernährung mit der Natur zusammenhängt und wie dies ökologisch erfolgen kann etc.

Dafür kann man viele Beispiele finden.

„Wir haben Schreibmaschinenkurse belegt und damit Schreiben gelernt.“ Sie erwecken den Anschein, dass man sie offenbar vorher eingesperrt hat, Ihnen alle Bücher und Drucke sowie alle Schreibgeräte, auch Sand und Stöckchen vorenthalten hat, damit Sie nicht in die Versuchung geführt wurden, vorher „Schreiben“ zu lernen. Meine ersten Geschichten habe ich von Hand geschrieben, aber ich hatte schon sehr früh die Gelegenheit, auch den PC als Werkzeug zu nutzen – lange vor dem Schreibmaschinenkurs.

Sie verwechseln generell „berufliche Ausbildung“ und „professionelles Lernen“ mit „Teilhabe an der Gesellschaft“, „Erleben von Kultur“ und „Entdecken der Welt“, obwohl vermutlich gerade Sie Ihren eigenen Kindern zu Hause unendlich viele Anreize bieten und Kultur und Gesellschaft erleben lassen.

Woher kommen denn die 3-5 Jahre Entwicklungsunterschied, wenn Kinder eingeschult werden?

Hier die gleiche Frage, wie im anderen Forum:
Wie stellen SIE sich denn vor, wie Kinder aus bildungsfernen Elternhäusern an Vergleichbares herangeführt werden, wenn die Aufgabe, Kultur und Werte zu vermitteln, den Eltern übertragen wird, diese sich aber nicht kümmern können oder wollen?