Prien: Schulen müssen Antisemitismus vorbeugen – mit Demokratie-Erziehung

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KIEL. Hasstiraden gegen Juden, brennende israelische Fahnen: Schleswig-Holsteins Bildungsministerin Prien sieht gefährliche Tendenzen. Die Schulen sollen mit Gedenkstätten-Besuchen und Demokratie-Erziehung stärker als bisher Antisemitismus gegensteuern.

Sieht ein Problem: Schleswig-Holsteins Bildungsministerin Karin Prien (CDU). Foto: Frank Peter / Staatskanzlei Schleswig-Holstein

Schleswig-Holsteins Bildungsministerin Karin Prien (CDU) sieht die Schulen in der Pflicht im Kampf gegen wachsenden Antisemitismus. «Es besteht Handlungsbedarf und ich sehe die Schulen hier in ganz besonderer Verantwortung, sagte Prien der Deutschen Presse-Agentur. «In Schleswig-Holstein werden wir unsere Erinnerungs- und Gedenkstätten stärker als außerschulische Lernorte in den Unterricht integrieren. Es ist mein Ziel, dass jeder Jugendliche in seiner Schulzeit eine Erinnerungsstätte an das Nazi-Regime, das sechs Millionen europäischer Juden ermordete, besucht.» Falls dies auf freiwilliger Basis nicht zu erreichen sei, «muss man darüber nachdenken, so etwas verpflichtend einzuführen».

„Nochmal überprüfen“

Der zunehmende Antisemitismus ist nach Ansicht Priens auch darauf zurückführen, dass immer mehr Menschen aus arabischen Ländern nach Deutschland kommen, aber nicht nur: «Es gab allerdings schon lange vor der verstärkten Zuwanderung zu viel Antisemitismus von rechts- und auch linksradikaler Seite»,sagte Prien. «Wir müssen das Thema politische und historische Bildung unter diesem Gesichtspunkt nochmal überprüfen, ob wir da genug tun. Ich habe das in meinem Ministerium veranlasst.»

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Es gehe übergeordnet um «Demokratie-Erziehung», die in den Schulen eine größere Rolle spielen müsse. «Aus diesem Grund schauen wir uns derzeit die Lehrpläne im Fach Politik und Geschichte an.» Und es müsse geprüft werden, ob die Zahl der Geschichts- und Politik-Unterrichtsstunden ausreiche. «Ich bin der Überzeugung, dass Demokratieerziehung sich von der Kita bis zur Universität durchziehen muss – auch im Sinne von gelebter und erlernter Demokratie.»

Damit meine sie nicht nur Mitspracherechte für Schüler, sondern auch Empathie, sagte Prien. «Wenn Demonstranten wie kürzlich in Berlin israelische Fahnen verbrennen und dabei „Tod den Juden“ schreien, dann ist das auch ein Zeichen mangelnder Empathie. Unsere Schulen stehen in der Verantwortung, gerade im Bereich Demokratie-Erziehung und Erzeugung von Empathie mehr zu tun.» dpa

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F. H.
6 Jahre zuvor

Die Bildungsministerin sagt: „Es ist mein Ziel, dass jeder Jugendliche in seiner Schulzeit eine Erinnerungsstätte an das Nazi-Regime, das sechs Millionen europäischer Juden ermordete, besucht.“
Damit springt sie zu kurz. Es ist richtig, den Judenhass aus rechts-und linksradikaler Quelle durch Geschichtsunterricht über die verbrecherische NS-Zeit zu bekämpfen, doch das genügt nicht.
Es heißt ganz richtig: „Der zunehmende Antisemitismus ist nach Ansicht Priens auch darauf zurückführen, dass immer mehr Menschen aus arabischen Ländern nach Deutschland kommen.“
Dort existiert bekanntlich ein verbreiteter Judenhass, der bei Jugendlichen aus diesem Raum kaum mit der Erinnerung an die NS-Zeit zu bekämpfen ist, denn die Wurzeln dieses Judenhasses haben mit ihnen ja nichts zu tun. Sie zeigen höchstens die angebliche Hassbereitschaft der Deutschen.
Frau Prien außert noch: «Wenn Demonstranten wie kürzlich in Berlin israelische Fahnen verbrennen und dabei “Tod den Juden” schreien, dann ist das auch ein Zeichen mangelnder Empathie.»
An dem Ausspruch stört mich, dass ganz allgemein von „Demonstranten“ die Rede ist, obwohl es eindeutig Muslime waren, die hier „Tod den Juden“ schrieen.
Es ist politische Feigheit und ein grobes Versäumis, wenn diese weitere Quelle eines wiederauflebenden Judenhasses in Deutschland zwar erwähnt, aber dann doch eher bemäntelt und kleingeredet wird, um ja nicht in den Geruch von Islam- oder Muslimfeindlichkeit zu kommen.
Gerade auf Grund unserer Nazi-Vergangenheit sind wir Deutschen besonders verpflichtet, jeglichem Judenhass entschlossen entgegenzutreten, auch dem von Muslimen und deren Kindern.
Sowohl in den Medien als auch in den bildungspolitischen Forderungen sehe ich hier sehr viel gefährliche Feigheit und Heuchelei. Das passt nicht zu der Doktrin, dass es in Deutschland nie wieder Judenhass geben dürfe.

xxx
6 Jahre zuvor
Antwortet  F. H.

Ich stimme Ihnen vollkommen zu, auch hinsichtlich der asymmetrischen Berichterstattung. Vielen der Redakteure kann ich dabei sogar nicht einmal einen Vorwurf machen, weil sie erstens schon sehr lange darauf getrimmt bzw. weichgespült wurden und — viel wichtiger — sehr häufig nur freie Mitarbeiter sind und bei zu kritischer Haltung keine Folgeaufträge bekommen, mit deren Erlösen sie eine Familie zu ernähren haben.

Cavalieri
6 Jahre zuvor

Spannend würde es, diese Angelegenheit in Ländern mit Beteiligung der Linkspartei an der Regierung zu diskutieren. Denn die Linkspartei huldigt einem traditionellen „Antizionismus“, und so mancher Genosse behauptet gar, es gäbe im Nahen Osten keinen Antisemitismus, sondern nur einen legitimen Widerstand gegen Israel:
https://www.stern.de/politik/deutschland/linkspartei-ein-problem-namens-israel-3859130.html

Biene
6 Jahre zuvor

Neben dem Antisemintismus, der nicht nur von den Zugewanderten kommt sondern auch mit Hilfe von radikalen Konvertiten (vom Christentum zum Islam) praktiziert wird, soll der Lehrer auch noch den Salafismus in seiner Klasse aufdecken und sich an weitere Stellen wenden.
Wenn der Politik sonst nichts neues einfällt! Sie sollten es ersteinmal damit beginnen die Klassen klein zu halten, die Gebäude zu sanieren und die Anzahl der Lehrkräfte dauerhaft fest auf 2 Lehrkräften pro Klasse halten. Allerdings wird dafür kein Geld vorhanden sein, da dieses lieber in Geldgräber wie BER oder Stuttgard 21 oder sonst welchen Kanälen verschwindet. Schade, für die Bildung der Kinder und Jugendlichen.
Hier ein Link zum Nachlesen: https://www.welt.de/politik/deutschland/article172016591/Islamismus-Salafistinnen-Die-lang-unterschaetzte-Gefahr.html