Minister: Bluttat von Lünen kein Spiegel für die Entwicklung der Jugendgewalt

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DÜSSELDORF/ LÜNEN. Der in Lünen von einem Mitschüler getötete 14 Jahre alte Junge ist am Samstag beerdigt worden. NRW-Justizminister Peter Biesenbach sieht indes keinen Trend zu mehr Jugendgewalt.

Zur Beisetzung des am Dienstag erstochenen Gesamtschülers kamen Angehörige, Schüler und Lehrer auf dem kommunalen Friedhof zusammen. Der mutmaßliche Täter, ein 15 Jahre alter Mitschüler, hat die Tat gestanden und sitzt derzeit in einem Jugendgefängnis in Untersuchungshaft.

Nordrhein-Westfalens Justizminister Peter Biesenbach (CDU) konstatiert einen rückläufigen Trend bei der Jugendgewalt im Land. Martin Kraft / Wikimedia Commons (CC BY-SA 3.0)
Nordrhein-Westfalens Justizminister Peter Biesenbach (CDU) konstatiert einen rückläufigen Trend bei der Jugendgewalt im Land. Martin Kraft / Wikimedia Commons (CC BY-SA 3.0)

Das Verbrechen unter Schülern spiegelt nach Einschätzung des nordrhein-westfälischen Justizministeriums nicht die Entwicklung der Jugendkriminalität wider. Im Hinblick auf NRW habe sich die Zahl der verurteilten jugendlichen Gewalttäter im Zehn-Jahres-Vergleich um mehr als zwei Drittel vermindert, sagte Minister Peter Biesenbach (CDU). Dies sei keineswegs auf eine mildere Bestrafung zurückzuführen.

Demnach sank die Zahl der verurteilten 14- bis 18-jährigen Gewalttäter in NRW von 2006 bis 2016 von 3423 auf 1049. Die Jahresbilanz für 2017 liegt noch nicht vor.

Oft taucht nach Aufsehen erregenden Verbrechen diese Forderung in der Debatte auf: Schon jetzt griffen die Richter auch schon bei Heranwachsenden immer häufiger auf das strengere Erwachsenenstrafrecht zurück, berichtete der Minister. 2011 seien in NRW 29 Prozent der angeklagten Heranwachsenden nach Erwachsenenstrafrecht abgeurteilt worden – 2015 schon über 35 Prozent. In Bayern würden dagegen nur 25 Prozent nach dem Erwachsenenstrafrecht verurteilt.

2007 und 2008 waren in NRW noch jeweils acht jugendliche Gewalttäter wegen Tötungen verurteilt worden. Danach war die Zahl beständig gesunken bis auf Null 2016. Auch die Zahl der Verurteilungen wegen Körperverletzungen hatte 2007 einen Höhepunkt mit 2412 Fällen erreicht und sich bis 2016 mit 645 auf einen Bruchteil verringert.

«Die Zahlen gehen in die richtige Richtung, ein Grund zur Entspannung sind sie aber nicht», sagte Biesenbach. «Die Jugend wird immer weniger kriminell. Sorgen bereiten uns aber weiterhin die Intensivtäter.»

Dagegen werde «ein breiter Instrumentenkoffer» benötigt – angefangen bei der engeren Vernetzung von Polizei, Staatsanwaltschaften und Jugendämtern bis hin zu einer vernünftigen personellen Ausstattung von Gerichten und Staatsanwaltschaften. «Auch deswegen werden wir in diesem Jahr 1135 neue Stellen in der Justiz schaffen», betonte der Minister. (dpa)

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