Skandal! Unterrichtsausfall auf Rekordniveau – wegen Streichung von Lehrerstellen

7

Der höchste Unterrichtsausfall seit Jahren an Schulen in Baden-Württemberg  hat Opposition und GEW auf den Plan gerufen. Nach einer Umfrage des Kultusministeriums fiel vom 20. bis 24. November vergangenen Jahres 3,6 Prozent des Pflichtunterrichts aus – 0,4 Punkte mehr als im Vorjahr. Im Jahr 2010 waren es noch 2,7 Prozent. Zuvor hatte die «Südwest Presse» über die Ergebnisse der Erhebung an 610 Schulen berichtet.

Zu wenig Lehrer – zu viel Unterrichtsausfall. Foto: Martina Roell / flickr / CC BY-SA 2.0

Auf die schlechtesten Werte kamen Gymnasien und berufliche Schulen mit jeweils 5,4 Prozent, gefolgt von Realschulen (4,1 Prozent), Werkrealschulen (3,4) und Sonderpädagogischen Bildungs- und Beratungszentren, ehemals Sonderschulen (2,6 Prozent). Ressortchefin Susanne Eisenmann (CDU) findet die Momentaufnahme unbefriedigend und will künftig mehrfach im Jahr Daten sammeln lassen.

Der SPD-Bildungsexperte Stefan Fulst-Blei sprach von einem Skandal, der auf eine Streichung von über 1000 Lehrerstellen im vergangenen Jahr zurückzuführen sei. Grün-Schwarz habe die schlechtere Unterrichtsversorgung sehenden Auges in Kauf genommen. Die GEW forderte einen deutlichen Ausbau der Krankheitsreserve von derzeit 1666 Stellen. Denn diesen stünden 5000 bis 6000 Lehrer gegenüber, die wegen Mutterschutz, Elternzeit oder Krankheiten langfristig ausfallen.

Die Stichprobe bildete nur die Spitze des Eisbergs ab, sagte GEW-Sprecher Matthias Schneider. Denn sie zeige nicht, dass Stundenpläne zum Teil bereits schon am Anfang des Schuljahres abgespeckt worden seien und Klassen zusammengelegt würden.

Ausbildungsoffensive in Brandenburg

Auch in Brandenburg kämpft Bildungsministerin Britta Ernst (SPD) gegen den Lehrermangel und will mit einer Ausbildungsoffensive den Bedarf an Lehrkräften für die kommenden Jahre decken. Dafür solle die Zahl der Lehramtsstudenten an der Universität Potsdam erhöht werden, kündigte die Ministerin heute auf ihrer ersten Pressekonferenz nach gut 100 Tagen im Amt an. Außerdem soll Studenten mit Bachelor-Abschluss der Masterabschluss für das Lehramt ermöglicht werden. Derzeit machen jährlich rund 450 Lehramtsstudenten pro Jahr ihren Abschluss, dies deckt jedoch nur etwa die Hälfte des Bedarfs.

Denn nach Angaben von Ernst müssen bis 2019 noch etwa 2000 Lehrkräfte neu eingestellt werden. Auch danach würden noch für jedes neue Schuljahr rund tausend neue Lehrer gesucht. «Erst in sechs Jahren wird der Bedarf dann langsam abflachen», sagte die Ministerin. Der Bedarf könne ohne Seiteneinsteiger nicht gedeckt werden, meinte Ernst. Daher müssten voraussichtlich in den nächsten zwölf Jahren weiter Seiteneinsteiger eingestellt werden, die aber künftig intensiver weitergebildet werden sollen.

Mit mehr als 400 zusätzlichen Lehrkräften dehnt das Ministerium in diesem Schuljahr auch das gemeinsame Lernen von Schülern mit und ohne Handicap von Grundschulen auch auf weiterführende Schulen aus. Daran beteiligen sich inzwischen knapp 130 Einrichtungen im Land. dpa

Anzeige


Info bei neuen Kommentaren
Benachrichtige mich bei

7 Kommentare
Älteste
Neuste Oft bewertet
Inline Feedbacks
View all comments
Palim
6 Jahre zuvor

Es wurden „Lehrerstellen“ gestrichen, keine „Lehrstellen“, oder?

xxx
6 Jahre zuvor
Antwortet  Redaktion

Lehrstellen werden hier und da sicherlich auch gestrichen. Andererseits werden Wände _durch_ Inhaber von Lehrstellen gestrichen. Je nach Zustand der Schule aber möglicherweise auch durch Inhaber von Lehrerstellen. Sehr mysteriös das alles …

D.Orie
6 Jahre zuvor

Wie nett! Jetzt kommt man so allmählich darauf, dass mehr Studierende aufgenommen werden müssen. Vielleicht müssen sie aber nicht nur aufgenommen, sondern auch gut ausgebildet werden? Es reicht nicht, dass man einfach die Seminare voller macht oder noch eine Absolventin mit Master-Abschluss neun Seminare leiten lässt. Wo bleibt eine weiterführende Planung und Verantwortung? Prognose: Es wird noch schlimmer werden! Auch wenn ich mich hier wiederhole, wir müssen dringend etwas für Verbesserungen tun, quantitativ und qualitativ!!!!

xxx
6 Jahre zuvor

das problem ist, dass man erstmal berufene Professoren kaum noh loswerden kann. bei der angekündigten Umstellung auf G9 gibt es einen einmaligen Studentenschwund, der Geburtenrückgang sorgt mittelfristig für weniger Studenten. Derzeit gibt es nur so viele, weil die Babyboomer Großeltern werden – aber in geringerem Maße als als sie Eltern wurden. Der Abiwahn kommt erschwerend dazu.

Palim
6 Jahre zuvor

Wie viele Menschen wohl in der Schulverwaltung/ im Ministerium sitzen, die Lehrbefähigung haben und an den Schulen einige der dringend notwendigen Lehrerstunden übernehmen könnten?

xxx
6 Jahre zuvor
Antwortet  Palim

Sie können sich ja mal überlegen, _weshalb_ diese Menschen ins Ministerium gewechselt sind. Auch Schulleitung (an weiterführenden Schulen) ist eine Möglichkeit, weniger unterrichten zu müssen.