Die künftige Bildungsministerin war mal Elternsprecherin – sonst hatte sie mit dem Thema bislang (fast) nichts zu tun

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BERLIN. Nachdem Parteichefin Angela Merkel bereits angekündigt hat, dass Annegret Kramp-Karrenbauer CDU-Generalsekretärin werden soll, hoffen viele in der Partei auch im Kabinett auf Erneuerung. Einiges ist bereits durchgesickert. Die größte Überraschung: Eine 46-jährige Hotelmanagerin aus Nordrhein-Westfalen soll  Bundesbildungsministerin werden. Zunächst war für den Posten der bisherige Gesundheitsminister Hermann Gröhe gehandelt worden.

Wird offenbar neue Bundesbildungsministerin: Anja Karliczek. Foto: Foto-AG Gymnasium Melle / Wikimedia Commons d (CC BY 3.0)

Quasi aus dem Hut gezaubert hat Merkel die neue Bildungs- und Forschungsministerin Anja Karliczek. Die Hotelmanagerin aus dem nordrhein-westfälischen Ibbenbüren solle sich vor allem um berufliche Bildung kümmern, heißt es. Immerhin war sie im elterlichen Hotelbetrieb auch als Ausbildungsleiterin tätig. Ob dies dem Ministerium gerecht wird, das angesichts eine Digitalisierungsoffensive an Schulen und der geplanten Lockerung des Kooperationsverbotes von Bund und Ländern in der Bildung zusehends zu einem Schlüsselressort wird, bleibt abzuwarten. Den Hochschulbetrieb kennt Karliczek nur aus der Ferne: Sie absolvierte ein berufsbegleitendes Studium der Betriebswirtschaftslehre an der FernUniversität in Hagen.

Karliczek war bisher eine der fünf Parlamentarischen Geschäftsführer der Unionsfraktion. Die 46-Jährige sitzt seit 2013 als direkt gewählte Abgeordnete des münsterländischen Wahlkreises Steinfurt III im Parlament. Bisher hat sie sich eher mit Finanzthemen befasst: Reform der Lebensversicherungen, betriebliche Altersvorsorge, Bund-Länder-Finanzausgleich.

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Fachliche Kompetenz gilt bei der Besetzung von Ministerposten als nebensächlich. Sollte sich die Personalie Karliczek bestätigen, würde die Regel eindrucksvoll bestätigt: In Sachen Bildungsarbeit weist ihre berufliche Vita nur den Vorsitz des Volkshochschul-Zweckverbandes Lengerich aus. Privat war die Mutter von drei Kindern am Ibbenbürener Goethe-Gymnasium als Klassenpflegschaftsvorsitzende engagiert.

Immerhin mit Familienpolitik hat sich sie bereits politisch beschäftigt: Karliczek setzt sich für die Vereinbarkeit von Familie und Beruf und die Mütterrente ein. News4teachers / mit Material der dpa

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8 Kommentare
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xxx
6 Jahre zuvor

Berufliche Bildung könnte nach noch stärkerer Orientierung der Bildungspolitik hin zur Wirtschaft bedeuten, also noch weniger Stusiumsvorbereitung, Fachwissen usw. Ich lasse mich aber gerne etwas besserem belehren.

Ignaz Wrobel
6 Jahre zuvor
Antwortet  xxx

Hurra, das wird lustig werden, Sie war schließlich Schulpflegschaftsvorsitzende am Gymnasium .

Alexander
6 Jahre zuvor

Nun, wenn Frau Karliczek von Haus aus Hotelmanagerin ist, besteht die berechtigte Hoffnung, dass sich insbesondere der Zustand der Toiletten in den öffentlichen Schulen signifikant verbessern wird…

xxx
6 Jahre zuvor
Antwortet  Alexander

Wenn man sich die Arbeitsbedingungen der Hotelfachkräfte anschaut (5 min pro Zimmer oder so), kann man das aber auch bezweifeln …

realo
6 Jahre zuvor

Hauptsache, die Frau hat Herz und Verstand am richtigen Fleck. Es gab genug Knalltüten in diesem und anderen Ämtern, die rein äußerlich besser geeignet schienen.

xxx
6 Jahre zuvor
Antwortet  realo

Herz hoffentlich im Sinne von Leidenschaft und nicht im Sinne von Emotion, weil gerade das emotionale Gebrabbel aus der soziologischen Ecke die Bildungslandschaft zu dem umgebaut hat, was sie derzeit ist.

Vergessen sollte man auch nicht das Durchsetzungsvermögen, das man braucht, um gegen die auf Föderalismus pochenden Landesminister anzukommen.

realo
6 Jahre zuvor
Antwortet  xxx

Richtig, bloß keine Emotionen im Sinne von Gefühlsduselei! Mit Herz meinte ich „beherzt“ und mutig statt mitleidsrührig und moralisierend.

Ralf von Pradzynski
5 Jahre zuvor

Tun was notwendig ist und entgegen allem tagespolitischem Geplänkel um momentanen Zustimmungswerte und Befindlichkeiten pragmatisch handeln sollte eigentlich jeder können der in ein solches zukunftsweisendes Amt berufen wird.
Allein das was die zukünftige Bildungsministerin von sich gibt, raubt mir sämtliche Zuversicht das die grobe Inkompetenz an den Schulen und übergeordnten Ämtern ein Ende findet.
Nur eine Frau und unter 50 zu sein sowie zu den dauerberufstätigen Müttern zu gehören die sich nur kurze Zeit um Ihren Nachwuchs kümmern um schnellstmöglich wieder auf den Karrierezug zu springen, wird sie nicht dazu qualifizieren eine durchdachte und nachhaltige Bildungspolitik zu machen….und wenn sie noch so viel fragt: Sich lediglich auf ein gutes Gefühl zu verlassen zeigt grobe Inkompetenz und zeigt die dramatisch zunehmende Inkompetenz unserer Politikergeneration die zwar viel Reden, aber keine Vision haben, keine Vorstellung und Kompetenz um, wenn überhaupt ,etwas Anderes als bloßes Stückwerk zustande zu bringen.
Die heutige Schullandschaft spricht doch Bände.Hauptschule, Förderschule oder Realschule verkommen zur zweitklassigen Bildungschance ,während durch das vollkommen unausgereifte Inclusiongehabe ohne die nötigen Mittel und ausgebildeten Fachkräfte das totale Chaos angerichtet wurde und wird.
Förderschulen und anhängige Institutionen werden geschlossen und kaum ist die Schließung durchgeführt wird sie widerrufen, Förderlehrer werden hin und her geschickt um die Mangelsituation zu bewältigen: Am Anfang des Schuljahres notwendige Unterstützungslehrer müssen und werden so lange bei der Beantragung herausgezögert das selbst am Ende eines Schuljahres noch keiner da ist und das Kind u.U. schon gescheitert ist.
Die Leidtragenden sind die Kinder die Förderung brauchen um mal selbstständig vielleicht durchs Leben gehen könnten wenn man Ihnen nicht oft den Boden unter den Füssen wegzieht durch Inkompetenz und Unwissenheit der zuständigen Schulleiter(in) und beteiligten Stellen die schlichtweg über fordert sind mit den unausgegorenen Verordnungen und Vorschriften die scheinbar von genau so ahnungslosen Ministerien in die Landschaft geworfen wurden die sich nur „ein gutes Gefühl“ machen wollten und an der Sache eigentlich wenig Interesse und auch nicht die notwendige Sachkenntnis hatten und haben.
Diese Aufzählung der Mißstände liebe Ministerin sollten sie vielleicht besser mit den betroffenen Eltern besprechen und deren reale „schlechten Gefühle“ aufnehmen anstatt sich von guten Gefühlen leiten zu lassen die weiter alles zudecken.