Ein fataler Rückschritt in die 1930er Jahre? AfD gegen frühen Englischunterricht

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DÜSSELDORF. Werden Kinder schon in der Grundschule mit zu vielen Fächern überfrachtet und können am Ende nichts mehr richtig? Die AfD sieht keinen Nutzen im Englischunterricht in der Grundschule. Sollten die Kinder stattdessen nicht besser Deutsch und Mathe lernen?

Ist Englisch in der Grundschule vielleicht sogar schädlich? Illustration: Wikimedia Commons.
Sind Grundschüler mit Englischunterricht überfordert?                       Illustration: Wikimedia Commons

Die AfD-Landtagsfraktion fordert, den Englischunterricht in den nordrhein-westfälischen Grundschulen ab dem Schuljahr 2019/20 ersatzlos zu streichen. In einem Antrag an den Landtag begründet die AfD das mit Studien, wonach der frühe Englischunterricht keine nennenswerten Vorteile bringe. Stattdessen solle die Landesregierung lieber Deutsch und Mathe in den Grundschulen stärken. Der Schulausschuss des Parlaments wird dazu am 21. Februar Experten anhören. In bereits vorliegenden Stellungnahmen signalisieren Fachleute eine Ablehnung des AfD-Vorstoßes.

In Deutschland wird seit 2003 Englisch an Grundschulen unterrichtet. Seit dem Schuljahr 2008/09 wird in NRW schon im zweiten Halbjahr von Klasse 1 begonnen – zuvor erst im 3. Schuljahr. Die GEW-Landesvorsitzende Dorothea Schäfer und die Schulpädagogin Prof. Susanne Thurn sind sich einig: «Der Englischunterricht in der Grundschule hat sich bewährt.» Nie wieder könnten Kinder so unbefangen lernen, unterstreichen sie in ihren Stellungnahmen.

«Kleine Kinder verfügen über ein natürliches Potenzial für Sprachenlernen», argumentiert Thurn. Die Wissenschaftlerin hat seit 40 Jahren an Konzepten für frühen Englischunterricht gearbeitet und sie als langjährige Leiterin der Laborschule an der Universität Bielefeld erprobt. «Je jünger sie sind, umso sicherer tauschen sie sich aus, verstehen weitgehend sprachlos, imitieren mühelos Ton, Rhythmus und Melodie der Sprache, haben noch keine Angst, Fehler zu machen.»

In der Sprach- und Lernforschung sei unbestritten und neurolinguistisch erwiesen: «Im Alter von etwa sechs Jahren ist ein Entwicklungszeitpunkt erreicht, in dem die Anzahl der Nervenzellkontakte so hoch wie niemals wieder im späteren Leben ist.»

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Defizite bei den Lehrern

Wenn eine von der AfD ins Feld geführte Studie aus Bayern 2009 ermittelt habe, dass die meisten Real- und Gymnasiallehrer am Ende der 5. Klasse keinen Leistungsunterschied bei Kindern feststellen könnten, die schon früh Englisch hatten, müsse der Unterricht an den aufnehmenden Schulen hinterfragt werden, unterstrich Thurn. Die seien nicht gut genug darauf vorbereitet, Kinder da abzuholen, wo sie sind und passgenau weiter zu unterrichten. Dadurch verlören viele wieder die Freude an der neuen Sprache.

Defizite sieht die Wissenschaftlerin zudem bei Lehrern, die nicht «absolut aussprachesicher» authentisches Englisch sprechen. Denn: Der lernbegierige Nachwuchs imitiere auch schlechtes Englisch. Sprachsichere Englischlehrer könnten dagegen verhindern, «dass die Lachnummer „Säng ju vor dräweling Deutsche Bahn“ weiterhin Erfolg hat», meinte die Schulpädagogik-Professorin der Universität Halle-Wittenberg.

GEW-Chefin Schäfer argumentierte, mangelhafte Übergänge zwischen Grundschule und weiterführenden Schulen seien «ein Fehler im System der Lehrpläne, der auch in anderen Fächern beobachtet werden kann». Diese Erfahrung könne also kein Grund sein, Englisch in der Grundschule zu streichen.

Thurn warnte davor, mit einer solchen Maßnahme «einen fatalen Rückschritt in die 30er Jahre des letzten Jahrtausends» zu riskieren. Damals hätten die Nationalsozialisten «die frühen Fremdsprachenversuche in Regelschulen abgeschafft zugunsten der Pflege der deutschen Sprache und Kultur». dpa

 

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sofawolf
6 Jahre zuvor

ZITAT: „Ein fataler Rückschritt in die 1930er Jahre? AfD gegen frühen Englischunterricht.“

Nennt man sowas nicht tendenziös? Ich betrachte es schon als Verleumdung.

Es ist wohl aber nichts anderes, als wenn man in Griechenland oder in der Türkei oder auch in Polen missliebige heutige deutsche Politiker mit Nazi-Symbolen zeigt oder wenn Herr Erdogan auf Deutschland mit Nazi-Vergleichen schimpft.

Warum das so gemacht wird, ist klar. Seriöser Journalismus ist das für mich nicht. (Klar, das hat nicht n4t gesagt, aber n4t hat es zur Schlagzeile gemacht.)

sofawolf
6 Jahre zuvor

Ich finde es richtig, wenn in der Grundschule (bis Klasse 4 also) keine Fremdsprache gelehrt wird, weil die Defizite vieler Kinder in der Sprache dieses Landes einfach zu groß sind.

Man kann auch danach noch erfolgreich Englisch oder eine andere Sprache lernen. Das haben die meisten von uns doch auch.

xxx
6 Jahre zuvor

Wird dieser Vorschlag in der Sache abgelehnt oder weil er von der AfD kommt?

Diese Äußerung mit den 1930 Jahren finde ich an den Haaren herbei gezogen, weil die Nationalsozialisten sicherlich nicht den Fremdsprachenunterricht an _Grundschulen_ meinten. Daher lautet meine Antwort auf die obige Frag eher letzteres.

Meine persönliche Meinung: Angesichts dessen, dass die Deutsch- und Mathekenntnisse der Fünftklässler schulformübergreifend schlechter werden und der Englischunterricht zumindest am Gymnasium wieder bei Null anfängt, kann man die Frage nach dem Nutzen wirklich stellen. Abgesehen davon würde eine Untertitelung des Fernsehprogramms mehr bringen als der Schmalspur-Englischunterricht an der Grundschule.

sofawolf
6 Jahre zuvor
Antwortet  xxx

Auch in der DDR fing i.d.R. der Fremdsprachenunterricht nach der Unterstufe (Klasse 5) an.

Man könnte also genauso gut von einem Rückfall in den DDR-Sozialismus reden.

Und wie war es in Westdeutschland in den 1950-er/1960-er Jahren?

Solche Vergleiche sind einfach nur Ausdruck eines argumentationsschwachen und schlechten (tendenziösen) Journalismus. Es geht nur ums Schlechtreden !

Pälzer
6 Jahre zuvor

Wenn das die AfD gesagt hat, muss man dagegen sein. Ist doch klar.

sofawolf
6 Jahre zuvor
Antwortet  Pälzer

Es geht sogar noch weiter. DAMIT möglichst viele dagegen und möglichst wenige dafür sind, verweist man auf die AfD und die 1930-er Jahre.

Das ist Stimmungsmache übelster Sorte.

xxx
6 Jahre zuvor
Antwortet  sofawolf

Das kommt davon, wenn man mangels geeigneter Argumente so zeitlich absurd weit zurückgehen muss.

Markus
6 Jahre zuvor
Antwortet  xxx

@xxx
Meiner Meinung nach geht man so absurd weit zurück, um die AfD mal wieder mit der NS-Zeit in Verbndung zu bringen.
„Das ist Stimmungsmache übelster Sorte.“ Da hat sofawolf absolut Recht.

unverzagte
6 Jahre zuvor
Antwortet  Markus

diese in der tat leider mehr als denkbare verbindung verursacht allein die afd selbst – aber in diesem artikel geht es um den sinngehalt von englischunterricht in der primarstufe, der u.a. die frage aufwirft, wieso lernen sie kein spanisch?

ysnp
6 Jahre zuvor
Antwortet  Markus

Bei uns war es am Anfang tatsächlich so, dass die Sprache freigestellt war. Dann hat man auf Englisch umgestellt, weil dies zielführender für die weiterführenden Schulen war. Von den Grundschulen kam dieser Wunsch sicher nicht, der muss von anderer Stelle gekommen sein und durchgesetzt worden sein.
Wird nicht französisch statt englisch an der Rheinschiene in der Grundschule unterrichtet?

unverzagte
6 Jahre zuvor
Antwortet  Markus

@ysnp das ist ja interessant: welche sprachen standen bei euch zur auswahl? was an der rheinschiene angeboten wird, entzieht sich leider meiner kenntnis.

Ignaz Wrobel
6 Jahre zuvor
Antwortet  Markus

unverzagte
Seit wann fließt der Rhein durch Bayern ?
Tipp, der Fluss, der durch Bayern fließt fängt mit D an und er mündet im Schwarzen Meer.

Cavalieri
6 Jahre zuvor
Antwortet  sofawolf

Neckisch fände ich, wenn die Bundesregierung einen Brief an Mrs. May schrieben würde mit dem Inhalt, dass man nach dem Brexit sich gezwungen sähe, den Englischunterricht in D etwas einzuschränken und dafür mehr das Französische zu pflegen. Die Bundesregierung bitte um Verständnis, denn man müsse ja schließlich an den französischen Nachbarn denken. Und der Brief würde dann vom deutschen Botschafter in London überbracht mit einem sibyllinischen Lächeln.
Nebenbei: Auch in Nazi-Deutschland gab es selbstverständlich Englisch- und Französisch-Unterricht an Schulen, auch wenn Frankreich der Erbfeind war.

Cavalieri
6 Jahre zuvor

Der frühe Englischuntericht war schon in der Kritik, bevor die AfD gegründet wurde:
https://www.focus.de/familie/schule/paedagogik/nachplappern-reicht-nicht-grundschulenglisch_id_2529018.html
Es stellt sich schon die Frage, ob nicht anderes wichtiger wäre, besonders angesichts der Klagen, für Rechtschreibung hätte man ja leider keine Zeit mehr, und das kleine Einmaleins könne man auch nicht mehr auswendig lernen.

sofawolf
6 Jahre zuvor
Antwortet  Cavalieri

Genau !

Aber passen Sie bloß auf. Sie machen sich „afd-verdächtig“ (oder Schlimmeres).

xxx
6 Jahre zuvor
Antwortet  sofawolf

zum beispiel berndophob.

Bernd
6 Jahre zuvor

Geht es der AfD denn „nur“ um Englisch in der Grundschule?

Sie will einen anderen Geschichtsunterricht – Holocaust-Gedenken raus, Nationalismus rein.
Sie will Migrantenkinder von der Regelschule entfernen (Behinderte und Flüchtlingskinder sowieso) – eine nach „Rassen“ getrennte Schule gab’s auch zuletzt in Deutschland vor 1945.
Sie will Fremdsprachenuntererricht in der Grundschule streichen – und durch Deutsch ersetzen.
Sie will Sexualerziehung streichen.

Ein Bericht vom letzten AfD-Parteitag: Steffen Königer aus Brandenburg beklagte, dass bei der Bundestagswahl kaum junge Wähler für die AfD abgestimmt hätten. Grund dafür sei jedoch nicht die AfD oder ihre Politiker – sondern das deutsche Bildungssystem. “Vom Kindergarten bis zum Abitur werden unsere Kinder vollgepumpt mit Ideologien, mit Frühsexualisierung, Gender-Mainstream, mit Political Correctness. Die 68er haben im Bildungssektor eine Kraterlandschaft hinterlassen, verbrannte Erde, eine zerbombte Kulturnation. Liebe Freunde, das ist der totale Krieg gegen das Volk der Dichter und Denker.” Königer rief anschließend dazu auf, “unsere Kinder vor dem Zugriff der 68er” zu retten. Von den AfD-Mitgliedern erhielt er dafür Applaus. Er wurde anschließend zum Beisitzer gewählt.

Quelle: http://www.huffingtonpost.de/2017/12/04/afd-parteitag-totaler-krieg_n_18720544.html

Cavalieri
6 Jahre zuvor
Antwortet  Bernd

Richtig ist, dass die AfD eine etwas chaotische Diskussionskultur zu haben scheint, auch beim Führungspersonal. Ich bin auch keineswegs ein Anhänger, auch wenn mir das hier immer unterschoben wird. Ich sehe die AfD sehr kritisch. Aber wenn ich mir das Chaos an der SPD-Spitze ansehe, dann muss ich das ganze Gerangel wieder anders bewerten. Jede Partei verbreitet halt die Parolen, mit denen sie meint, Zustimmung von Wählern zu erheischen, selbst wenn das Unsinn ist. Die AfD stößt dabei in eine „Marktlücke“ und profiliert sich damit. Die 68er werden übrigens von vielen kritisch gesehen, ganz unabhängig von Parteien. Sie werden für alles und jedes verantwortlich gemacht, z.B. den Verfall der guten Sitten. Schon F.-J. Strauß hat dagegen gewettert. Vielleicht wäre Strauß heute ein Freund von Gauland, wer weiß? Zuzutrauen wäre es ihm. Letztlich entscheiden aber die Wähler.

Ich wundere mich, dass hier in diesem Forum nicht erfahrene Grundschullehrer sagen, was sie vom Frühenglisch halten oder welche Erfahrungen es damit gibt. Stattdessen wird mal wieder von der AfD geredet, so als gäbe es nichts Wichtigeres.

ysnp
6 Jahre zuvor
Antwortet  Cavalieri

Ich habe hier – als erfahrene Grundschullehrkraft auch in Englisch – so viel zum Englischunterricht in der Grundschule geschrieben, dass ich das nicht zum xten Mal wiederholen möchte.
Aussage einer Englischlehrkraft vom benachbarten Gymnasium mir gegenüber: Sie fände den Grundschulunterricht in Englisch gut, weil da vieles vorentlastet wird. So sehe ich das auch. Bei uns beginnt Englisch in der 3. Klasse.
Allerdings sehe ich das Problem der Englisch unterrichtenden Lehrkäfte auch. Da gibt es irgendwo Grenzen. Wichtig ist, dass man motiviert für die Sprache ist und diese gut (aus)sprechen und richtig formulieren kann. Das ist wichtiger noch als ein umfangreicher Wortschatz. Man sollte bereit sein für Fortbildungen mit native speakers und sich schon einmal oder auch öfter in englischsprachigen Ländern aufgehalten haben. Das Gefühl für Land und Leute zu haben finde ich für den Englischunterricht in der Grundschule sehr wichtig, weil man da die Sprache ganz anders rüberbringt. Bei uns werden wohl auch deswegen Fortbildungen in Großbritannien angeboten. Dieses Gefühl kann man sich nicht über Filme holen. Der Grundschulenglischunterricht vermittelt Englisch anders – nicht als Vokabel- und Grammatiklernfach, sondern die Freude an der Sprache, die Motivation dafür zu wecken, steht im Mittelpunkt. Deswegen ist Englisch in der GS nicht zu sehr überfrachtet mit Lernaktionen. Dazu haben die Grundschüler keine Zeit, sie sind mit den anderen Hauptfächern genug ausgelastet. Und so sollte es auch bleiben, ein Fach, wo man in die Grundlagen spielerisch und machbar eingeführt wird und den Zugang dazu – aber ein bestimmtes Niveau sollte schon sein – gewinnt. Noten wären hier völlig fehl am Platz.
Ich habe übrigens auch einmal eine Gymnasiallehrkraft erlebt, die wenig Gefühl für den englischen Sprachklang hatte.

Küstenfuchs
6 Jahre zuvor

Ich finde die qualitativ hocherwertige Diskussion hier um Englischenunterricht in der Grundschule – dieser Austausch an guten Argumenten zur Sache – großartig.

Mississippi
6 Jahre zuvor

@Cavalieri: Den Englischunterricht der Grundschule kann man nicht mit dem in den weiterführenden Schulen vergleichen. In meinem Bundesland wird die Sprache in der GS nur gesprochen und gehört. Man kann nicht davon ausgehen, dass die Kinder die englischen Wörter richtig schreiben können oder schon je Vokabelhefte geführt haben. Das ist vom Bildungsplan nicht vorgesehen. Es geht nur ums Sprechen und verstehen. Aktuell z.B. (Kl.1) haben wir das Thema toys. Wir hatten gerade left and right, body and feelings, schoolthings, numbers, colours, cltohes gelernt. Die Kinder können kleine englische Sätze bilden und Fragen auf englisch zu den Themen beantworten, Lieder und Reime. Sie gehen fröhlich und motiviert an die Sprache heran und haben keine Angst, Fehler zu machen. Da mir 7 Deutschstunden und 5 Mathestunden pro Woche zur Verfügung stehen, reicht mir das. Leider hat BaWü jetzt auch den Englischunterricht in Kl. 1 und 2 gestrichen. Das waren 2 Stunden pro Woche.
Eltern berichten, dass die Kinder freudig nach Hause kommen, die neuen englischen Wörter verwenden und ganz stolz sind, wenn den Eltern manche Wörter nicht mehr geläufig sind.

Cavalieri
6 Jahre zuvor
Antwortet  Mississippi

Wenn im Unterricht wirklich Englisch gesprochen wird, finde ich das ja gut. Die Kritiker (z.B. in dem von mir o. a. Link) bemängeln, es würden zu viele Kinderlieder gesungen und ähnliches, und es würde „nachgeplappert“, ohne den Inhalt zu verstehen.
Aber mit dem Fach in der Lehrerausbildung ist es wohl so ähnlich wie mit der Mathematik: das muss oder musste nicht belegt werden. Bei Deutsch kann man ja wenigstens davon ausgehen, dass jeder Deutsch kann, aber nicht jeder kann gut Englisch, siehe auch ysnp oben. Dann ist das am Ende sowas wie „fachfremd erteilter Unterricht“.
Was aber spricht eigentlich gegen Schriftliches? Wir haben so viele Anglizismen im öffentlichen Leben, überall gibt es ein „Center“, Kaufhäuser haben ein „Basement“, beim Schlussverkauf heißt es „Sale“, es gibt Hemden mit „regular fit“ und solche mit „slim fit“, beim „Car sharing“ kann man sich beteiligen, und beim Bäcker gibt’s „Coffee to go“. Das alles sehen die Kinder doch auch. Aber schreiben dürfen sie es nicht?

ysnp
6 Jahre zuvor
Antwortet  Cavalieri

Bei uns macht man einen Kompetenztest und eine anschließende zusätzliche, fachdidaktische längere Fortbildung. Da müssen eben die Hürden beim Kompetenztest entsprechend gelegt werden. Das Problem war am Anfang, als der Englischunterricht eingeführt wurde und man zu wenige Lehrkräfte hatte, dass viele diesen Test bestanden. Jetzt ist das Ganze schon wesentlich schwieriger, nicht jeder besteht ihn. Das ist auch okay, man sollte schon ein gewisses Niveau vorweisen können.

Palim
6 Jahre zuvor
Antwortet  Cavalieri

„Aber mit dem Fach in der Lehrerausbildung ist es wohl so ähnlich wie mit der Mathematik: das muss oder musste nicht belegt werden. … Dann ist das am Ende sowas wie “fachfremd erteilter Unterricht”.
Englisch ist ein Studienfach, auch in der Ausbildung von Grundschullehrkräften oder Lehrkräften für GHR.

Wie in jedem anderen Fach gibt es Menschen, die dafür brennen, und andere, die ihr Studium mit der Pflicht abreißen und nie wirkliche Leidenschaft entwickeln, sondern die Fächer aus anderen Motiven heraus belegen.
Auch umfangreiche Fortbildungen mit mehrwöchigen Modulen über 18 Monate wurden zur Nachqualifizierung für das Fach Englisch angeboten.

In der Grundschule wird Unterricht fachfremd erteilt, das stimmt, aber gerade für das Fach Englisch kann ich das bisher nicht belegen. Gerade für weiterführende Schulen werden Fachlehrer Englisch aber in meiner Region seit Jahren händeringend gesucht.
Angesichts des Lehrermangels wird es in Zukunft vermutlich vermehrt zu fachfremdem oder „lehrerfreien“ Unterricht kommen – auch in Englisch.

sofawolf
6 Jahre zuvor
Antwortet  Cavalieri

ZITAT: „Was aber spricht eigentlich gegen Schriftliches? Wir haben so viele Anglizismen im öffentlichen Leben, überall gibt es ein “Center”, Kaufhäuser haben ein “Basement”, beim Schlussverkauf heißt es “Sale”, es gibt Hemden mit “regular fit” und solche mit “slim fit”, beim “Car sharing” kann man sich beteiligen, und beim Bäcker gibt’s “Coffee to go”. Das alles sehen die Kinder doch auch. Aber schreiben dürfen sie es nicht?“

Genau. Das sehen sie alles und Deutsch sehen sie immer weniger, vor allem wenn die Muttersprache auch eine andere ist. Viele wissen gar nicht mehr, wie man das auf Deutsch sagen könnte und dann lernen sie in der Schule, dass man „ä“ oder „e“ schreibt, aber im Alltag schreibt nun auch immer mehr „a“ (Handy, Fan, happy …). Welches Kind soll da noch unsere Rechtschreibung begreifen? Welchen Sinn hat es noch, sie damit zu quälen, wenn sie doch oft genug nicht zutreffen?

sofawolf
6 Jahre zuvor
Antwortet  sofawolf

Kinder aus Migrantenfamilien und Kinder aus bildungsfernen Familien kommen mit „gutem und richtigem Deutsch“ ja oft kaum noch in Kontakt. Wo sollen sie es lernen? Überall alles und immer mehr auf Englisch. Sogar in der Grundschule singt man lieber englische Lieder als deutschsprachige.

Aber man kann sich natürlich auch hinter die FDP-Forderung stellen, Englisch als zweite Amtssprache in Deutschland zuzulassen.

Cavalieri
6 Jahre zuvor
Antwortet  sofawolf

„Kinder aus Migrantenfamilien und Kinder aus bildungsfernen Familien kommen mit “gutem und richtigem Deutsch” ja oft kaum noch in Kontakt. Wo sollen sie es lernen? Überall alles und immer mehr auf Englisch.“

Aber eben auch kein gutes und richtiges Englisch. Das Wort „Handy“ gibt’s so gar nicht im Englischen. Es wird z.B. mit „mobile phone“ übersetzt. Immerhin wird man über Lautsprecher in U-Bahnhöfen schon mal in richtigem Englisch darauf aufmerksam gemacht, dass das Rauchen verboten ist.
Es soll halt Kinder geben, die sprechen nur halb Türkisch und halb Deutsch (beides nur als Umgangssprache, weder gut noch richtig), und dann sollen sie auch noch Englisch dazu nehmen. In Berlin gibt’s Kiez-Deutsch noch dazu, also wieder was anderes. Ob das so gutgehen kann? Für diejenigen Kinder, die ein gutes und richtiges Deutsch mitbekommen haben und keine Lernschwierigkeiten haben, ist Englisch gewiss etwas zum „Stolzsein“, so wie mississippi das beschrieben hat. Das glaube ich gerne. Aber die türkischen Kinder, die immer Dolmetscher deutsch/türkisch spielen müssen? Was ist denn mit möglichen Misserfolgen beim Sprachengewirr inkl. lokalen Dialekten? Da bin ich ganz froh, dass mir das erspart blieb (Dialekte auch). Erste Fremdsprache in Klasse 5, das ging gut. Die zweite kommt oft schon in Klasse 6.

Axel von Lintig
6 Jahre zuvor
Antwortet  sofawolf

Sofawolf
Aber es entstehen in diesem Prozess überwiegend so beknackte Neuschöpfungen, wie Backshop, junited carglas ,Alleecenter, Citigutschein, Handy, welche in keiner Weise eine sprachliche Erweiterung darstellen, sondern mehr auf den Schöpfer dieser Neologismen reflektieren. Es lebe die allgemeine Sprachverunstaltung mit ihren ungeahnten Möglichkeiten der kreativen Sprachschöpfung.

xxx
6 Jahre zuvor
Antwortet  Mississippi

@ Mississippi, 9:44

„Es geht nur ums Sprechen und verstehen.“
Das Verstehen ließe sich durch Untertitelung des Kinderfernsehens viel besser erreichen als in 90 Minuten Englischunterricht pro Woche. Dafür würde sich z.B. die US-amerikanische Sesamstraße anbieten, sogar für Kinder, die noch nicht lesen können. Sprechen funktioniert auch, weil viele der Clips zum Mitmachen animieren. Gleichzeitig würden lesefähige Kinder auch das schnelle, sinnentnehmende Lesen der Untertitel lernen und üben.

„Eltern berichten, dass die Kinder freudig nach Hause kommen, die neuen englischen Wörter verwenden und ganz stolz sind, wenn den Eltern manche Wörter nicht mehr geläufig sind.“
Das ist ein Armutszeugnis für die Eltern, wenn sie einige der drei Englischvokabeln ihrer Grundschulkinder nicht (mehr) wissen.

„Sie gehen fröhlich und motiviert an die Sprache heran und haben keine Angst, Fehler zu machen.“
Liegt das am Fach Englisch oder in erster Linie an die spielerische Herangehensweise ohne das Büffeln wie in Deutsch oder Mathematik? Ich behaupte, dass letzteres eine gehörige Rolle spielt, weil der Englischunterricht laut Bildungsplan als Spaß angelegt ist.

Mississippi
6 Jahre zuvor
Antwortet  xxx

@ xxx: Haben Sie sich nicht auf Ihre 1. Fremdsprache gefreut? Die Kinder empfinden es als etwas Besonderes. Wir fühlten uns doch auch groß als nach der 1. Fremdsprache (bei mir Französisch) dann noch Latein dazu kam (und noch später Englisch). Jedenfalls sind sie hochmotiviert. Warum spart man nicht eine von drei Sportstunden ein oder Werken? Kunst würde doch auch reichen (nicht ernst gemeint, jedes Fach hat seine Berechtigung). Was am Musikunterricht der GS übrig bleibt, stellt ja auch keiner in Frage.
Ich habe oben von der 1. Klasse geredet. Die Themen werden im Laufe der Zeit schon intensiver. Es kommen auch mehr Grammatik und Landeskunde dazu.

xxx
6 Jahre zuvor
Antwortet  Mississippi

Ich bin zweisprachig erzogen, aber nicht mit Englisch. Das spielt aber in diesem Zusammenhang keine Rolle.

Ich protestiere nach wie vor gegen die immer weiter ausgedünnte Kernaufgabe der Grundschule, nämlich Lesen und Schreiben auf Deutsch sowie Rechnen, heutzutage wohl leider auch Sprechen, auch wenn ich das als Aufgabe des Elternhaus sehe. Englisch kann man gerne als AG anbieten oder _anstelle_ von Förderunterricht für Schüler, die keiner Förderung bedürfen, und dann gerne auch so spielerisch. Das Kosten-Nutzen-Verhältnis stimmt für mich einfach nicht.

Cavalieri
6 Jahre zuvor

Wenn ich lese, was es in Hamburg alles an Zielen für den Englischunterricht an Grundschulen gibt, dann kann ich mich nur wundern:
http://docplayer.org/16904963-Bildungsplan-grundschule-englisch-hamburg.html
Da ist auf Seite 13 von Leseverstehen und von Schreiben die Rede, nebenbei sollen auch diverse interkulturelle Kompetenzen erworben werden. Und es heißt:
„Der Englischunterricht nutzt die sprachliche Vielfalt der Lerngruppe, indem immer wieder mehrsprachige Begegnungserlebnisse geschaffen werden. Alle Sprachen werden als gleichwertig erfahren und die Schülerinnen und Schüler werden in ihrer positiven Haltung verstärkt, Sprachen verstehen und selbst sprechen zu wollen.“
Alles schon in der Grundschule. Klingt fast nach babylonischem Sprachengewirr. Soll das wörtlich genommen werden, oder sollen wir das als „die üblichen Phrasen“ abhaken?

xxx
6 Jahre zuvor
Antwortet  Cavalieri

Mit „alle Sprachen“ wird natürlich in erster Linie türkisch oder arabisch gemeint. Gibt es diese positive Haltung, die Sprachen verstehen und selbst sprechen zu wollen eigentlich? Ohne eine stichhaltige Untersuchung habe ich da erst einmal meine Zweifel. Insgesamt klingt dieses Zitat schwer nach linksgrünem Gutmenschensprech. Bei den diversen Ländervergleichen schneidet Hamburg traditionell schlecht ab, was allerdings auch an der Großstadtklientel bzw. der fehlenden ländlichen Klientel liegt.

Cavalieri
6 Jahre zuvor
Antwortet  xxx

In Englisch war Hamburg nach meiner Kenntnis bei den Vergleichstests immer gut, aber bei Mathe schlecht. Aber in Grundschultests wird Englisch gar nicht getestet, bei PISA auch nicht.

xxx
6 Jahre zuvor
Antwortet  Cavalieri

2011 war Hamburg nicht ganz so mies wie Berlin und Bremen, aber deutlich unter dem Bundesschnitt und unter dem Schnitt der Großstädte. Bis 2016 hat sich Hamburg auf niedrigem Niveau im Vergleich zum Bundesschnitt verbessert bzw. stabilisiert, das aber hauptsächlich, weil sich die anderen Bundesländer verschlechtert haben. Bei den Jubelarien der Hamburger Bildungspolitiker findet man keine Bezüge zu den absoluten Zahlen, immer nur Vergleiche zum Bundesschnitt und und zu 2011.

https://www.iqb.hu-berlin.de/fdz/bt/LV2011/LV_2011_Bericht.pdf
https://www.iqb.hu-berlin.de/bt/bt/BT2016/Bericht/BT2016_Bericht.pdf

xxx
6 Jahre zuvor
Antwortet  Cavalieri

Die IQB-Vergleichstests 2011 und 2016 zeigten für Hamburg eine Stabilisierung auf sehr niedrigem Niveau. 2011 war Hamburg zusammen mit Berlin und Bremen sehr weit hinten, 2016 geringfügig weiter vorne, aber nur, weil sich Hamburg nicht so stark verschlechterte wie die anderen Bundesländer. Die Jubelarien der Hamburger Bildungspolitiker beziehen sich durchweg auf die relativen Bezüge, in absoluten Zahlen bleibt es nach wie vor bitter. Die Berichte kann ich hier leider nicht verlinken, weil dann der Kommentar abgelehnt wird.

ysnp
6 Jahre zuvor
Antwortet  Cavalieri

Hier geht es um das Verständnis für eine andere Kultur und das vertiefte Eindringen durch das Erlernen der Sprache. Das ist eine Grundsatzeinstellung bzw. eine Grundhaltung. Im bayerischen Lehrplan steht dieser Aspekt neben anderen ebenso. Dieser Aspekt zieht sich durch die Lehrpäne durch – er wird in den weiterführenden Schulen erweitert.
Es ist einmal interessant zu lesen, wie das Fachprofil eines Faches in der Grundschule aussieht und es sich dann in den weiterführenden Schulen fortsetzt. Das geht alles Hand in Hand.
http://www.lehrplanplus.bayern.de/fachprofil/grundschule/englisch/3

ysnp
6 Jahre zuvor
Antwortet  ysnp

P.S.:
Man sollte das Fachprofil als Überbau und die Inhalte, die tatsächlich gemacht werden, nicht verwechseln. Interkulturelle Kompetenzen werden in der Grundschule schon allein durch das Erlernen der Sprache und dem Kennenlernen von Land und Leuten/Gewohnheiten angebahnt. Mehr will man hier auch nicht. Im Hamburger Bildungsplan – wie im bayerischen – muss man bei den Inhalten schauen, wie das dann umgesetzt wird.

geli
6 Jahre zuvor

Englischunterricht in der Grundschule ist schon lange umstritten. Es gibt Gegner und Befürworter.
Ich bin auch der Auffassung, dass heutzutage in der Grundschule alle Anstrengungen der deutschen Sprache gelten sollten. Immer mehr deutsche und in Deutschland aufgewachsene Kinder zeigen erhebliche Defizite in Kenntnis und Gebrauch der deutschen Sprache. Hinzu kommen die vielen Flüchtlingskinder, die nur ihre Muttersprache kennen. Sollen die neben allem anderen, was sie erst noch lernen müssen, gleich mit 2 neuen Sprachen konfrontiert werden?
Frau Thurn mag für einen frühen Englischunterricht und damit ihr bezahltes Aufgabengebiet plädieren, ich halte ihn angesichts der gegewärtigen Probleme dennoch für einen „Luxus“ auf Kosten wichtigerer Aufgaben.
Dass Frau Thurn sich nicht scheut, den Verzicht des Englischuntterricht als Rückkehr in die 1930er Jahre, also die Nazizeit, zu bezeichnen, signalisiert mir zudem Argumentationsschwäche, um die sie offenbar weiß, denn sie hätte sonst nicht nötig, auch noch die Nazikeule einzusetzen, um von einem möglichst frühen Englischunterricht zu „überzeugen“.

Ignaz Wrobel
6 Jahre zuvor

Susanne Thurn ,die ausgerechnet an der Laborschule Bielefeld , wo das Lernen in einem Großraum ohne eine akustische und visuelle Abschirmung gegenüber den anderen Schulklassen praktiziert wird, dort will sie dann valide Untersuchungen durchgeführt haben, die größeren, gegenteiligen Studien widersprechen. Abenteuerlich !
Und was bitte ist denn Neurolinguistik ? Eine ebenso euphemistische Neuschöpfung aus der schönen neuen Welt esoterischer „Wissenschaft“.
Und deshalb verwirrt man die 6 bis 7 jährigen Schüler mit einer zusätzlichen Schriftsprache, bevor diese eigentlich wichtigere deutsche Schriftsprache beherrschen.

xxx
6 Jahre zuvor
Antwortet  Ignaz Wrobel

Laut wikipedia war Dorothea Schäfer stellvertretende Vorsitzende des Ausschusses für Gleichstellung und Frauenförderung in Mainz.

Susanne Thurn ist eher Geschichtsdidaktikerin, jedoch steht sie dem traditionellen Geschichtsunterricht ablehnend gegenüber, weil weder die Inhalte noch die Methoden kindgemäß seien. Sie setzt sich besonders für die Alltagsgeschichte ein.

Bei der Laborschule muss man beachten, dass über 100 Mitarbeiter, davon 60 Lehrer, dafür verantwortlich sind, 660 Kinder innerhalb von 11 Schuljahren zu ähnlichen mittleren Schulabschlüssen zu bringen wie öffentliche Haupt- oder Realschulen.

Ignaz Wrobel
6 Jahre zuvor
Antwortet  xxx

Und dann erhalten diese weder Feedback in Form von Noten oder andere valide Rückmeldungen über ihr Können.
Ich kenne die Problematik für diese Schüler, wenn diese dann in andere Schulen wechseln, um Bildungsabschlüsse zu erhalten. Sie verfügen nicht über die Fähigkeit sich korrekt im Verhältnis zu anderen Schülern aus anderen Schulen sich korrekt einzuschätzen .Das ganze Gebilde hat eine geschlossene , sektenartige Struktur, aus der nichts Negatives nach außen dringt.
Die schöne heile Welt des Herr von Hentig wurde dort verwirklicht.

Ignaz Wrobel
6 Jahre zuvor
Antwortet  xxx

Dieses Gebilde wird noch dazu aus Steuergeldern des Landes NRW finanziert.
Ein Großteil der Schüler stammt aus finanziell besser gestellten Familien, die eigentlich selbst diese selbstgewählte Schulform finanzieren könnten und sollten.
Jedenfalls sind die Ergebnisse bezogen auf den personellen Aufwand sehr gering.

xxx
6 Jahre zuvor
Antwortet  Ignaz Wrobel

Genauer finanziell besser gestellte Familien, deren Kinder die Anforderungen des Gymnasiums nicht schaffen (weil sie andernfalls auf das Gymnasium gehen würden). Mit anderen Worten verwöhnte Blagen mit Helikoptereltern.

hennes
6 Jahre zuvor

Die „Laborschule Bielefeld“, die mit viel Geld vom Land NRW unterstützt wird, ist bekannt für ihre Abkoppelung von der Realität und Hinwendung zu einer von den Alltagsschwierigkeiten abgeschirmten Schule. In ihr kann jedes und alles „bewiesen“ werden, was den Protagonisten gefällt.
Dass diese Schule (gemessen an ihrer guten Ausstattung, auch mit Personal) ziemlich miserable, aber hochgeredete Lernergebnisse zeigt, ist ein Armutszeugnis für alle Beteiligten, auch für die Eltern der dortigen Schüler.

unverzagte
6 Jahre zuvor

@hennes …gibts eine seriöse quelle für die von ihnen sogenannten „miserablen lernergebnisse“?

Cavalieri
6 Jahre zuvor
Antwortet  unverzagte

Hier steht was, auch über Frau Thurn und die Inklusion. Miserable Ergebnisse werden allerdings so nicht genannt, nur in Mathematik. Nebenbei erfährt man aber, dass Mathematik zunächst gar nicht unterrichtet wurde, weil Herr von Hentig das nicht für notwendig hielt:
https://userpages.uni-koblenz.de/~luetjen/ws14/labobi.pdf

xxx
6 Jahre zuvor
Antwortet  Cavalieri

Wieso übernehmen die Kommentare eigentlich die wichtigste Aufgabe guter journalistischer Arbeit, nämlich die Beschaffung von Hintergrundinformationen, die für die Einordnung der Veröffentlichung zwingend notwendig ist?

Vielen Dank dafür.

unverzagte
6 Jahre zuvor
Antwortet  Cavalieri

dank für den link, demnach sind die ergebnisse keinesfalls schlechter – im gegenteil (abgesehen von mathe), wieso wird sowas hier behauptet und mit welcher motivation?

zitat von der uni:
„In „Charakterbildung“ schnitt die Laborschule herausragend ab; die Schüler sind bereit, Verantwortung zu übernehmen und sich zu engagieren.“

das möchte ich auch mal über allgemeinbildenden schulen lesen dürfen…

Ignaz wrobel
6 Jahre zuvor
Antwortet  unverzagte

Dann fragen sie einmal in bei den nachfolgenden Schulen nach, die diese Schüler betreuen.

xxx
6 Jahre zuvor
Antwortet  unverzagte

Achten Sie aber darauf, dass Sie keine Äpfel mit Birnen vergleichen. Die Laborschule wäre als konventionelle Schule zweizügig, aber mit Kindern aus finanziell tendenziell besser gestellten Familien. Sie müssen also aus einer herkömmlichen Gesamtschule die 60 Schüler mit ähnlichem Hintergrund auswählen und deren soziale Verantwortung untersuchen. Dann dürften sich die Ergebnisse wohl deutlich annähern. Alternativ oder vielleicht noch besser können Sie auch Montessori- oder Waldorf-Klientel befragen.

Ignaz Wrobel
6 Jahre zuvor
Antwortet  xxx

Stimmt,das kommt noch hinzu. So gesehen erscheinen die Ergebnisse dieser Schule noch schlechter. aber schließlich handelt es sich um eine Versuchsschule, in der neue Methoden ausprobiert werden sollen und wurden.

Cavalieri
6 Jahre zuvor
Antwortet  unverzagte

Bei der „Charakterbildung“ schneiden bestimmt auch die teuren Internate wie Salem gut ab. In einer verschworenen Gemeinschaft ist das nicht verwunderlich, denke ich. Man schaue mal auf die Reklameseite von Salem.

Weder die Laborschule (obiger Link) noch die Gesamtschulen bzw. Gemeinschaftsschulen (übliche Tests) noch die Ganztagsschulen
(StEG) zeigen einen Weg auf, wie man durch pädagogische Maßnahmen die angestrebte Entkoppelung des Bildungserfolgs von der sozialen Herkunft nun vorturnen könnte. Zum StEG-Bericht:
http://www.projekt-steg.de/sites/default/files/StEG_Brosch_FINAL.pdf
Bei der „psychosozialen“ Komponente, beim sozialen Verhalten, beim „Wohlfühlfaktor“ und bei der Charakterbildung mag es anders sein, aber primäres Ziel ist doch, dass die Kinder was lernen.

xxx
6 Jahre zuvor
Antwortet  Cavalieri

Auf Schulseiten wird gelogen, dass sich die Balken biegen. Bei teuren Internaten muss aus Werbezwecken noch mehr gelogen werden und je geringer der staatliche Zuschuss ist, desto mehr. Wenn (finanziell sehr lukrative) Jugendamtskinder aufgenommen werden, ist es mit dem elitären Internat nicht mehr weit her.

Cavalieri
6 Jahre zuvor
Antwortet  Cavalieri

Hier eine Reklameseite der Laborschule:
http://www.netschool.de/ens/labor_bi.htm

Ignaz Wrobel
6 Jahre zuvor
Antwortet  Cavalieri

Allein es ging Herrn von Hentig darum , die Heranwachsenden zu Demokraten zu erziehen, und deshalb zählte für diesen geistigen Übervater der Reformpädagogik der Nachkriegszeit allein die Vermittlung des sozialen Miteinander. Mathematik sollten diese Schüler alleine durch den täglichen Umgang im außerschulischen Bereich erlernen und nicht durch gezielte und strukturierte Lernmethoden mit Feedback.
Wie kann dieses Konstrukt Vorbildcharakter für andere Schulen haben und gar noch in die Umgebung hineinstrahlen.
Dieser Hort der Vernachlässigung der Vermittlung von Grundlagenwissen der Schüler scheint mir bei näherer Betrachtung der Ausgangspunkt für viele dieser missratenen Reformversuche der letzten Jahrzehnte zu sein.
Dafür wurde diese Ikone der Reformpädagogik, die schon allein wegen ihrer Kenntnisse um die Ereignisse in der Odenwaldschule wusste und in Frage steht, auch noch mit dem Bundesverdienstorden am Bande ausgezeichnet.

Ignaz Wrobel
6 Jahre zuvor
Antwortet  Cavalieri

Cavallieri
Danke für den Link über die Bielefelder Laborschule.
Diese Info-Seite erscheint im wahren Sinne ihrer Aufmachung, in der ortsansässigen Werbebranche entstanden zu sein.
Das gesundheitsmedizinische Gegenstück zu dieser Art Pädagogik ist die Bachblütentherapie in Verbindung von Hypnosependeln zur Diagnostik und Therapie von Frakturen.

Ignaz Wrobel
6 Jahre zuvor
Antwortet  Cavalieri

Danke für den Link. Der beschreibt ja alles und unterstreicht noch einmal die von mir getroffenen Aussagen über dieses Ding.
1. Diese Schule schafft es trotz einer sehr guten Schüler/Lehrer Konstellation von 660 Schülern zu 60 Lehrern + 40 weiterer Personen nicht, die Unterschiede in den Schulabschlüssen zwischen den verschiedenen gesellschaftlichen Schichten aufzuheben.
2.In Mathematik schneiden alle Schülergruppen sogar noch unterdurchschnittlich ab, da dieses Fach primär gar nicht zum Unterrichtsschwerpunkt zählt.
4 Staat dessen wird das soziale Miteinander eingeübt und das Selbstbewusstsein ohne Grundlagenwissen gefördert. Das durften die Mitschüler in den nachfolgenden Schulen dann auch erfahren. An Selbstbewusstsein mangelt es diesen Jugendlichen nicht; allerdings auch nicht an Selbstüberschätzung.Und so wird die Konfrontation mit der realität zum Desaster dieser schüler, Schöne neue Schulwelt. Und erzählen tun diese Kinder auch nicht viel. so gut wie nichts dringt nach außen. das gehört zumKodex der Verschwiegenheit.
Eben so wie in anderen sektiererischen Organisationen wird über den inneren Kreis geschwiegen.
4.Die frühere Leiterin der Schule, Frau Thurn, lässt sich nur von Grundüberzeugungen leiten. Ein wissenschaftliches Arbeiten findet nicht statt.

Anna
6 Jahre zuvor
Antwortet  Ignaz Wrobel

Ehrlich gesagt – wenn ich mir hier so durchlese, wie Sie mal eben aus dem Schutz der Anonymität heraus eine Wissenschaftlerin, Lehrerin und Schulleiterin verleumden und einer Schülerschaft pauschal das Können absprechen, dann hätte Ihnen eine Schule, die Ihnen Sozialkompetenzen vermittelt, auch gut getan. Widerlich. Dieses Gehetze hat mit einer sachlichen Auseinandersetzung mit dem Thema nichts mehr zu tun.

F. H.
6 Jahre zuvor
Antwortet  Anna

Ach Anna, „aus dem Schutz der Anonymität heraus“ tun Sie mit hochmoralischer Entrüstung und Selbstrechtfertigung immer wieder genau das, was Sie anderen vorwerfen: „Dieses Gehetze hat mit einer sachlichen Auseinandersetzung mit dem Thema nichts mehr zu tun.“

xxx
6 Jahre zuvor
Antwortet  Anna

Man kann den Begriff „Hetze“ auch missbrauchen, indem man ihn nicht nur zur Bekämpfung tatsächlicher Hetze anwendet, sondern auch, um Meinungsfreiheit zu unterdrücken, indem opponierende Äußerungen jedweder Art gegenüber der Politik kriminalisiert und mit schweren Strafen belegt werden. Vielleicht ist das ja Annas Ziel.

Im Übrigen sind die ganzen Hintergrundinformationen über die Schule und ihre Leitung objektiv belegt und / oder nachprüfbar.

bolle
6 Jahre zuvor
Antwortet  Anna

@xxx
Stimmt! Ich denke auch, dass mit künstlicher Empörung und Beschimpfung die Lust auf bestimmte Meinungsäußerungen ausgetrieben werden soll.
Welche Aussagen das sind und wer sich regelmäßig zu diffamierenden Reaktionen berufen fühlt, dürfte jedem Leser im Laufe der Zeit klar sein.

Ignaz Wrobel
6 Jahre zuvor
Antwortet  Anna

Anna
Hartmut von Hentig – Gerold Becker – Odenwaldschule – Missbrauch von schutzbefohlenen Jungen – gemeinsame Reisen mit diesen nach Griechenland in den Urlaub – Verjährung dieser Straftaten 10 Jahre nach dem 18. Lebensjahr der Opfer – lebenslange Traumatisierung der Betroffenen – Vorwurf der Betroffenen, Ihn, Gerold Becher, die Opfer, verführt zu haben- so H. von Hentig in der Zeit –
Versinken sie doch mit in diesem Sumpf- Anna

Ignaz Wrobel
6 Jahre zuvor
Antwortet  Anna

Anna
Die moralischen Abgründe des Menschen sind unermesslich- und sollte es Ihrer Vorstellungskraft widersprechen, so haben auch Sie, so wie jeder andere hier durch Recherchen im Internet , dies Abgründe für sich selbst aufzudecken. Oder wir spielen Albee- Wer hat Angst vor Virginia Wolf.

unverzagte
6 Jahre zuvor
Antwortet  Ignaz Wrobel

Warum wollen einige Kommentatoren dem wissenschaftlichen Leiter der Laborschule, Prof. Dr. Klaus-Jürgen Tillmann seine Wissenschaftlichkeit absprechen und ebenso die eindeutig nachgewiesenen Erfolge der Laborschule nicht anerkennen?

Die Art und Weise in der einige ihre demonstrierte Missgunst plakatieren, erinnert an den Stil der „Blöd“ Zeitung.

xxx
6 Jahre zuvor
Antwortet  unverzagte

Dann belegen Sie mal die Erfolge. Links genügen.

Anna
6 Jahre zuvor
Antwortet  unverzagte

Belegen Sie doch mal Ihre Erfolge, Sie Schlauberger.

xxx
6 Jahre zuvor
Antwortet  unverzagte

Anna, falls Sie mich meinen, dann müssen Sie nur nach oben scrollen. Da steht alles.

unverzagte
6 Jahre zuvor
Antwortet  unverzagte

beim nach oben scrollen (denglisch?) findet sich ebenfalls gewünschter link über sozial sehr erfolgreiches lernerfolge…im übrigen fehlt hier ein link, der behauptete misserfolge belegt.

xxx
6 Jahre zuvor
Antwortet  unverzagte

Misserfolg ist der oben ebenfalls verlinkte Hinweis, dass die Leistungen der Schüler trotz des Personaleinsatzes genauso gut oder schlecht sind wie an regulären staatlichen Schulen. Die Schule wäre erst dann ein Erfolg, wenn die Leistungen signifikant besser wären. Die sozialen Stärken müssten Sie, liebe unverzagte, mit sozial ähnlich zusammengesetzte Gruppen an staatlichen Gesamtschulen in Beziehung bringen.

Ignaz Wrobel
6 Jahre zuvor
Antwortet  unverzagte

unverzagte
Das ist lustig, denn Sie verweigern sich der Großschreibung und monieren Anglizismen bei anderen.

xxx
6 Jahre zuvor
Antwortet  unverzagte

Einen Link verlangte sie auch, wenn ein Verweis reichen würde …

xxx
6 Jahre zuvor

Heute im Tagesspiegel: Ergebnisse von VERA 3 in Berlin:
– Rechtschreibung: 50% nicht den Mindeststandard, 25% nur den Mindeststandard
– Lesen: 30% nicht den Mindeststandard, 18% nur den Mindeststandard
– Mathematik: Mehr als 1/3 nicht den Mindeststandard

Besonders brisant ist es, dass ein SPD-Politiker die eigentlich geheimen Daten anforderte und ein Urteil des Bundesverfassungsgerichtes das erst möglich machte. Man darf davon ausgehen, dass der Bildungsstand in allen anderen Fächern, also auch Englisch, ähnlich miserabel sein wird.

http://www.tagesspiegel.de/berlin/geheime-daten-des-senats-berlins-drittklaessler-koennen-nicht-schreiben/20950606.html

Cavalieri
6 Jahre zuvor
Antwortet  xxx

In Berlin gibt es die erste Fremdsprache Englisch oder Französisch ab Klasse 3. Allerdings will man jetzt auch verstärkt „Herkunftsprache Türkisch“ hinzunehmen, schon ab Klasse 1:
https://www.berliner-zeitung.de/berlin/grundschulen-in-berlin-wird-bald-tuerkisch-unterrichtet-29598496
„Sie [Senatorin Scheeres] hatte zu Beginn ihrer zweiten Amtszeit angekündigt, den Fremdsprachenunterricht auch für andere Migrantengruppen auszubauen. So sollen auch Arabisch, Kurdisch und bestimmte osteuropäische Sprachen angeboten werden.“
Als Datum wird der 1.2.2018 genannt, also weder Karneval noch Aprilscherz.
Die Ergebnisse bei VerA-3 werden dann ja fast nebensächlich. Hauptsache, „dass ihre Herkunftskultur und Sprache auch im aufnehmenden Land anerkannt und wertgeschätzt wird“.

Ignaz Wrobel
6 Jahre zuvor
Antwortet  Cavalieri

Cavallieri
Eigentlich ist es doch eine Sache, dass die Kinder ihre Muttersprache gut und effektiv lernen, denn schließlich leben wir in einem vereinigten Europa freier Bürger, das uns durch die sprachliche Entfaltung unserer Mitbürger eigentlich nur Vorteile bringen wird.
Was soll diese einseitige Dominanz von Englisch, dessen Mutterland uns auf diese diebische Art den Rücken kehrt. Wir Europäer profitieren von der Sprachvielfalt unserer Bürger. Und somit ist es der richtige Ansatz diese Vielfalt an Sprachen in unserem Land strukturiert zu verbessern und auszudehnen.

xxx
6 Jahre zuvor
Antwortet  Ignaz Wrobel

Andererseits ist es für mich wenig plausibel, dass Kinder, die nur ein sehr rudimentäres Deutsch sprechen ein astreines heimatländisch sprechen, wenn gleichzeitig das Deutsch der „biodeutschen“ Klassenkameraden ähnlicher sozialer Schicht mit korrekter Grammatik nur sehr wenig gemeinsam hat.

Wenn der herkunftsprachliche Unterricht noten- und damit versetzungsrelevant wird, möchte Berlin damit im Zweifel nur die Bildungsabschlüsse seiner Schüler zwar nicht verbessern, aber zumindest die Statistik aufhübschen.

Ach ja: Arabisch hat mit einem vereinigten Europa nichts, kurdisch und türkisch nur sehr wenig zu tun. Über osteuropäische EU-Staaten könnte man verhandeln, nur dürfte von denen mangels Masse außer polnisch nicht viel in Frage kommen.

Ignaz Wrobel
6 Jahre zuvor
Antwortet  xxx

XXX
Unsere Gesellschaft wird die se Sprachkenntnisse für vielerlei Interessen nutzen können, oder sehen Sie sich in der Lage Geschäftsbeziehungen nach Osteuropa oder den arabischen Ländern ohne Sprachkenntnisse knüpfen zu können.
Uns kommt diese Sprachvielfalt unserer Bürger nur entgegen.
Und natürlich muss sich die Methodik des Anfangsunterricht mehr zu einer strukturierten Vermittlung unserer Schriftsprache und anderer Inhalte entwickeln.

xxx
6 Jahre zuvor
Antwortet  xxx

Die Geschäftsbeziehungen zu China und Japan halte ich für wichtiger als zur Türkei und weiten Teilen des arabischen Raumes mit Ausnahme der Ölstaaten. Allerdings gibt es nicht viele Menschen aus den Ölstaaten in Deutschland, genauso wenig wie aus Japan und China im Sinne der Erteilung muttersprachlichen Unterrichts.

Als AG kann man den Muttersprachlichen Unterricht gerne anbieten, aber nicht als Ersatz für ein anderes Unterrichtsfach.

Cavalieri
6 Jahre zuvor
Antwortet  xxx

Ich verstehe den o.a. Link so, dass Türkisch tatsächlich als 2-stündige Arbeitsgemeinschaft angeboten wird, und auch nur für Kinder türkischer Herkunft. Aber dann haben die kleinen Türken in Klasse 3 drei Sprachen zu bewältigen, etwa Deutsch, Englisch, Türkisch. Ob das wohl gut ist?

xxx
6 Jahre zuvor
Antwortet  Cavalieri

À propos Herkunftskultur:

https://www.berliner-kurier.de/berlin/kiez—stadt/tuerkische-sportsbar-frauen-duerfen-hier-nicht-rein-29666604

Mir ist nicht bekannt, dass sich die Genderologen oder sonst wer darüber aufregen, obwohl es dort mal dringend geboten wäre.

Ignaz Wrobel
6 Jahre zuvor

gute Sache