Bildungssenatorin: Alle Schulen sollten Krisenteams zur Gewaltprävention einrichten

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BERLIN. Krisenteams an Schulen? Die fordert die Berliner Bildungssenatorin Sandra Scheeres (SPD) nicht erst seit den Schlagzeilen an einer Berliner Brennpunktschule. Sie will Ansprechpartner für Gewaltprävention und Notfälle zur Pflicht machen.

In der Kritik: Berlins Bildungssenatorin Sandra Scheeres (SPD). Foto: Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Wissenschaft
Sandra Scheeres möchte einige Dinge verändern.               Foto: Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Wissenschaft

Nach dem Willen der Bildungssenatorin sollen künftig alle Berliner Schulen Krisenteams benennen. Bisher hätten rund 620 Schulen solche Lehrer-Teams, die zum Beispiel Ansprechpartner für Notfälle sind oder Strategien gegen Gewalt mit umsetzen sollen. Das seien etwa 90 Prozent aller Schulen – einige fehlten noch, sagte Scheeres am Montag.

Sie will die Krisenteams im neuen Schulgesetz verankern, das im September ins Parlament kommen soll. Damit würden Verantwortliche in der Schule benannt. «Ich finde das sehr, sehr wichtig», betonte Scheeres. Sie werde auch schauen, ob die zuletzt in die Schlagzeilen geratene Spreewald-Grundschule ein solches Krisenteam hat.

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An der Brennpunktschule in Berlin-Schöneberg soll künftig ein privater Wachdienst dabei helfen, die Gewalt einzudämmen. Die Schule habe nach eigenen Angaben mehrmals eine Gegensprechanlage gefordert, sagte Scheeres. Darüber werde sie mit dem Bezirk sprechen. Auch die Schulaufsicht werde den Fall prüfen. Es müsse zudem geklärt werden, ob die Grundschule die genutzten Mittel für einen Wachdienst verwenden darf.

Scheeres plant weitere Änderungen am Schulgesetz. So gibt es zwar seit rund zehn Jahren Gemeinschaftsschulen, wo Kinder von der ersten bis zur zehnten Klasse gemeinsam lernen. Bisher läuft das allerdings nur als Pilotprojekt. Nun soll die Gemeinschaftsschule als eine mögliche Schulform in Berlin gesetzlich verankert werden. Derzeit gibt es 24 Gemeinschaftsschulen in der Hauptstadt.

Die Aufnahmebedingungen an Abendgymnasien und Kollegs werden künftig gesenkt: Wer sein Abitur auf diesem Weg nachholen will, soll nur noch zwei statt drei Jahre Berufstätigkeit nachweisen müssen und schon mit 18 Jahren anfangen können. Laut Senatsbildungsverwaltung wird das in der Praxis ohnehin bereits so gehandhabt, es muss aber noch gesetzlich angepasst werden. Außerdem soll im Schulgesetz geregelt werden, dass beispielsweise Flüchtlinge anfangs noch keine Deutsch-Noten bekommen müssen, dafür aber einen erklärenden Zeugnisvermerk erhalten. dpa

Sicherheitsleute an Berliner Grundschule sollen vor Gewalt schützen. GEW: Für Prävention haben Lehrer zu wenig Zeit

 

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9 Kommentare
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sofawolf
6 Jahre zuvor

@ missis., Palim, ysnp,

was meinen Sie, warum an (Grund-)Schulen in Berlin jetzt verpflichtend Krisenteams eingeführt werden müssen, die es an 90% schon geben soll?

Weil alles der Lügenpresse entstammt, was über die Zustände an (Grund-)Schulen geschrieben wird?

Und es ist alles nicht wahr, selbst wenn Pädagogen selber davon berichten (VBE-Umfrage in MeVo)?

Palim
6 Jahre zuvor
Antwortet  sofawolf

Die von Ihnen angeführten Beiträge aus der Presse bezogen sich auf Gewalt an Schulen.
SIE selbst haben davon abgeleitet, dass es sich um die Folgen der angeblich an Grundschulen vielfach verbreiteten Kuschelpädagogik handeln würde, bei der viel gespielt würde, Lärm und Chaos herrschen würden, Verstöße nicht geahndet und Leistungen nicht eingefordert würden.
DAS haben wir bestritten.

Sie fordern Kopfnoten, die es in etlichen Bundesländern längst gibt.
Sie meinen, eine halbjährliche Rückmeldung würde nicht ausreichen, nehmen aber Elterngespräche, Telefonate, Verstärkerpläne uvm. gar nicht zur Kenntnis, die wöchentlich oder sogar täglich erfolgen – über Monate wohlgemerkt.
Auf die Frage, welche Fördermaßnahmen SIE bei verhaltensauffälligen SuS einsetzen wollten, habe ich von Ihnen keine Antwort bekommen.
Auch Ihre Vorstellung, was Lehrkräfte denn bei Verstößen machen sollen, verdeutlichen Sie nicht.

Es bestreitet keine von uns, dass es zunehmende Gewalt an (Grund)schulen gibt,
die Reduzierung darauf, dass dies auf „Kuschelpädagogik“ an Grundschulen zurückzuführen sei, bestreite ich aber vehement. Weder, dass es so, wie von Ihnen beschrieben, überhaupt an meiner und umliegenden Grundschulen zugeht, noch dass es durch den Unterrichtsstil zu der Verrohung käme.

Auch an unserer Schule gibt/gab es extrem auffällige SuS und Eltern, denen das egal ist. Niedersachsen hat keine Förderschulen ESE, nicht flächendeckend, nicht VOR und schon gar nicht NACH der Inklusion.
Es gibt auch keine Förderstunden für diese SuS, keine Aufsichten, keine zusätzlichen Anträge, keine Hilfsmittel.
Man hat nicht viele Möglichkeiten, etwas dagegen zu setzen oder mit dem Kind am Verhalten zu arbeiten.
Selbst wenn man alle Ordnungsmaßnahmen ausschöpfen möchte, wird man durch die Rechtsabteilung der Landesregierung und die Widerspruchsmöglichkeiten der Eltern zum Teil eines Besseren belehrt und erfährt sehr schnell die Grenzen als Lehrkraft.

Was aber genau die Krisenteams an Berliner Schulen bewirken sollen, welche Aufgaben sie haben, was in den Konzepten stehen soll, wird hier gar nicht dargestellt. Wissen Sie das?

Es ist üblich in meinem Bundesland, dass Schulen Prävention betreiben, meist mit Programmen zum sozialen Lernen, die auf längere Zeit angelegt sind (es gibt diverse!), beginnnd im Kindergarten!
Es ist üblich in meinem Bundesland, dass es in den Schulen Präventionskonzepte gibt, ebenso Absprachen, welche Sanktionen Verstöße nach sich ziehen.

Es ist schön, wenn die Bildungssenatorin an jeder Schule Teams einsetzen will – natürlich ohne weitere Kosten.
Mit welchem Zweck?
Die genannten Schulen berichten von wirklich großen Problemen.
Statt Hilfe zu schicken wird gefragt, ob es ein Krisenteam gibt und wer an der Schule VERANTWORTLICH ist.
Das Ministerium weist also die Verantwortung von sich und gibt sie an die Lehrkräfte, die es schulintern richten sollen.
SIE verweisen auf die Lehrkräfte, die wegen der „Kuschelpädagogik“ Schuld sind, dass es zu Gewalt an der Schule kommt.

Verstehen Sie das als Unterstützung für Lehrkräfte?
Ist es das, was Ihnen vorschwebt, wenn Sie davon schreiben, dass Lehrkräften der Rücken gestärkt werden soll?

xxx
6 Jahre zuvor

Statt Krisenteams wären mehr Sozialarbeiter an Schulen und generell den Jugendämtern wohl viel sinnvoller. Die kosten aber wieder Geld, während Lehrer das so nebenbei machen müssen. An Gymnasien oder Gesamtschulen könnte für deren Koordination vielleicht noch eine A14-Stelle herausspringen, mehr aber nicht.

Palim
6 Jahre zuvor
Antwortet  xxx

An Grundschulen spart man sich die Stellen für Koordinatoren.

xxx
6 Jahre zuvor
Antwortet  Palim

Das ist – leider – zu erwarten. An Schulen der Sek I wahrscheinlich auch.

sofawolf
6 Jahre zuvor

Leider finde ich hier meine Kommentare (und somit auch die Reaktionen) durch die neue (Un-)Übersichtlichkeit nicht immer wieder. 🙁

sofawolf
6 Jahre zuvor
Antwortet  sofawolf

@ Palim, Sie schreiben auch manchmal leider so furchtbar lange Texte. Auf jedes Detail einzugehen, würde wohl Stunden dauern (und dann beschwert sich wieder die missis über uns Vielschreiben – über Sie ja interessanterweise nie -, die keine Lehrer sein können, weil sie so viel Zeit zum Diskutieren haben).

sofawolf
6 Jahre zuvor

ZITAT (Palim):

„SIE verweisen auf die Lehrkräfte, die wegen der “Kuschelpädagogik” Schuld sind, dass es zu Gewalt an der Schule kommt.
Verstehen Sie das als Unterstützung für Lehrkräfte?
Ist es das, was Ihnen vorschwebt, wenn Sie davon schreiben, dass Lehrkräften der Rücken gestärkt werden soll?“

Ich greife diese Sache heraus. Ja! Ich verstehe meine Kritik als Unterstützung für uns. Ich kritisiere, weil ich Veränderungen wünsche, erhoffe und fordere. Ich schrieb an anderen Stellen bereits, dass massive Unterrichtsstörungen ein großer Faktor dabei sind, dass an Schulen nicht mehr viel gelernt wird (ein gewichtigerer Faktor, meine ich, als die Berufstätigkeit der Mütter). Das Problem sei, schrieb ich, es mangle

a) an Möglichkeiten, dagegen vorzugehen (manches ist nicht erlaubt, vieles so erschwert, dass man sich scheut, es anzuwenden)

b) an der Bereitschaft (von Lehrern), dagegen vorzugehen (sogenannte Kuschelpädagogen)

c) an der Akzeptanz gegenüber Lehrern, die dagegen vorgehen (Hubschraubereltern, Beißmütter, die ganz Wucht an Prozessen und Androhungen damit …).

Ich schrieb, dass dafür auch Schulgesetze und Verordnungen verantwortlich sind, in denen die Kuschelpädagogik niedergeschrieben ist und ich schrieb, dass dafür die Politiker verantwortlich sind. Die sollten nicht nur die Lehrpläne entrümpeln, was teilweise ja bereits geschieht, die sollten auch mal die Schulgesetze und die Verordnungen durchforsten und uns Lehrkräfte dabei unterstützen, gegen Unterrichtsstörungen vorzugehen. Die sind verantwortlich für mangelndes Lernen (rund 1 Monat Unterrichtsausfall pro Schuljahr) und die sind verantwortlich für ausgebrannte Lehrer, die in Teilzeit gehen, sich frühpensionieren lassen oder gar ganz hinschmeißen. Da muss mal was getan werden für uns – und dann können wir auch unseren Job machen. Denn Gerichte urteilen auf Grundlage von Gesetzen und die machen die Politiker.

Mehr Gehalt übrigens hilft uns bei alledem gar nichts. Das ist ja das Einzige, was Politikern, Berufsverbänden und leider auch manchen Kollegen hier dazu einfällt.

Ja, insofern verstehe ich meine Kritik als Unterstützung und die Kuschelpädagogik ist ein großer negativer Faktor dabei.