Dortmunder Polizei mahnt Eltern: Erlauben Sie ihrem Kind auf keinen Fall, mit Messer zur Schule zu gehen!

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DORTMUND. Die Dortmunder Polizei wendet sich aktuell mit einem Brief an alle Eltern der Schulen in der Stadt und im benachbarten Lünen und warnt sie darin, ihren Kindern zu erlauben, bewaffnet in die Schule zu gehen. „Messer und andere Waffen sind kein adäquates Mittel zum Selbstschutz“, so heißt es in dem Schreiben. Hintergrund: Zu Beginn des Jahres verloren in Dortmund und Lünen zwei Jugendliche durch Messerangriffe ihr Leben. Erst heute Morgen kam ein Schüler in Bochum mit einer Stichverletzung zur Schule, nachdem es dort eine gewalttätige Auseinandersetzung zwischen 20 bis 25 Jugendlichen gegeben hatte. Die Atmosphäre in der Region ist offenbar überaus gereizt.

Möglicherweise sind immer mehr Jugendliche deshalb mit einem Messer unterwegs, weil sie glauben, immer mehr andere Jugendliche führten ein Messer mit sich. Foto: Shutterstock

In den Medien werde derzeit diskutiert, ob sich immer mehr Schüler mit Messern bewaffnen, so teilt die Polizei Dortmund in einer Pressemitteilung mit – sie befürchtet, dass schon die Debatte darüber eine Gewaltspirale in Gang setzt: „Wir möchten deutlich machen, dass die aktuelle Kriminalitätslage überhaupt keinen Anlass bietet, sich in der Schule, auf der Straße oder bei anderen Gelegenheiten zu bewaffnen. Sowohl im Bereich der Gewalt- und Straßenkriminalität als auch bei Raubdelikten haben wir den niedrigsten Kriminalitätsstand seit fünf Jahren. Des Weiteren liegen keine seriösen statistischen Werte darüber vor, dass sich vermehrt Schüler in Dortmunds Schulen bewaffnen. Eine statistische Auswertungsmöglichkeit besteht noch nicht“, so heißt es darin.

Der Einsatz von Waffen könne Situationen aber eskalieren lassen. „Die Polizei wird immer wieder mit den schrecklichen Folgen konfrontiert, die der Einsatz eines Messers nach sich zieht“, so heißt es in dem Elternbrief. „Deshalb rät die Polizei grundsätzlich davon ab, dass Kinder und Jugendliche Waffen mit sich führen. Es besteht die große Gefahr, dass sie sich stärker fühlen und risikobereiter sind, statt sich aus einer bedrohlichen Situation zurückzuziehen. Gerade in Stresssituationen kann es vom Mitführen eines Messers nur ein kleiner Schritt sein, es auch zu benutzen.“

„Trügerisches Gefühl von Schutz“

Weiter heißt es in dem Schreiben an die Väter und Mütter: „Bedenken Sie, dass bei dem Einsatz eines Messers gegen einen anderen Menschen immer die Gefahr besteht, das Gegenüber schwer zu verletzten oder gar zu töten! Ein Messer und jede andere Waffe vermittelt deshalb nur ein trügerisches Gefühl von Sicherheit und Schutz. Schon das Mitführen von bestimmten Messern kann eine Straftat nach dem Waffengesetz darstellen, wegen der auch gegen Kinder unter 14 Jahren eine Strafanzeige erstattet werden kann! In die Schule dürfen selbstverständlich keinerlei Waffen (Messer, Reizgas, Pfefferspray oder andere gefährliche Gegenstände) mitgebracht werden.“

Die Polizei appelliert an die Eltern, „gemeinsam mit ihren Kindern gewaltfreie Verhaltensregeln und Handlungsalternativen zu verabreden. Keinesfalls sollten Sie erlauben, dass Ihre Kinder irgendwelche Waffen in der Schule oder ihrer Freizeit mit sich führen!“

Nach der Auseinandersetzung in Bochum heute Morgen konnte die Polizei nach Medienberichten zehn Jugendliche in Gewahrsam nehmen. Der verletzte Schüler, dem mit einem Messer in die Schulter gestochen worden war, wurde in seiner Schule von einem Lehrer bemerkt, der umgehend einen Krankenwagen rief. Der 15-Jährige ist außer Lebensgefahr. bibo / Agentur für Bildungsjournalismus

Was muss Schule eigentlich noch alles leisten? Verurteilter Messerstecher darf im Unterricht sitzen – und Lehrer sollen sein Verhalten protokollieren. Stündlich!

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Invictus83
6 Jahre zuvor

Bei den Eltern, die ihrem Kind morgens Butterbrot, Milch und Springmesser mit zur Schule geben, sollte man die allgemeine Erziehungsfähigkeit grundsätzlich infrage stellen. Mal ehrlich, was ist denn das für eine Aufforderung?

Cavalieri
6 Jahre zuvor

Ich fürchte, die Eltern derjenigen Kinder, die regelmäßig Messer bei sich tragen, lesen das gar nicht, weil sie es vielleicht gar nicht lesen können oder nicht wollen. Die „Gefährdung“ würde ich auch nicht an der Statistik der (versuchten) Morde messen, sondern an der Zahl der Messer, die (vermutlich) so herumgetragen werden, z.B. in Schulen. Und dazu macht niemand eine fundierte Aussage. Neu ist das Problem nicht, man vergleiche das hier:
http://projektseminar-rassismus.uni-siegen.de/Messer_im_Klassenzimmer.pdf